Dienstag, 22. Juli 2025

Moneyboys


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: C.B. Yi

Verbotene Liebe...

Der Regisseur C.B. Yi des Films "Moneyboys" ist in China geboren und kam mit 13 Jahren nach Österreich, wo er an der Filmakademie Wien unter anderem bei Michael Haneke und Christian Berger studiert hat. Sein Debütfilm „Moneyboys“ weckte das Interesse zahlreicher Festivals: In Cannes lief er in der Reihe "Un Certain Regard“, die besondere Entdeckungen präsentiert. Beim Nachwuchs-Festival "Max Ophüls Preis“ in Saarbrücken wurde er als bester Film ausgezeichnet. Gedreht wurde der Film in Taiwan. In China selbst wäre der Stoff wegen seiner queeren Thematik nicht umsetzbar gewesen. Die Geschichte handelt von einem jungen Mann namens Fei, der in einer chinesischen Großstadt lebt und sein Geld als illegaler Sexarbeiter verdient, indem er anderen Männern seinen Körper anbietet. Mit dem Geld unterstützt er seine Familie auf dem Land. Diese nimmt das Geld zwar an, lehnt seine Homosexualität aber ab. Sexarbeit ist in China verboten – entsprechend rührt der junge Filmemacher mit seinem Debüt an ein Tabuthema. Menschen, die sich prostituieren, unterliegen einem erheblichen sozialen Druck, erzählt C.B. Yi. Sie würden von der Polizei gejagt und von Nachbarn denunziert. Oft leben sie nur kurz in einer Stadt, bevor sie weiterziehen müssen. So ist man ständig auf der Flucht. In langen Plansequenzen, von Bildgestalter Jean-Louis Vialard oft aus der Hand gedreht, folgt der chinesisch-österreichische Filmemacher seinen Protagonisten, beobachtet sie ausführlich beim Karaoke-Singen in Bars, beim ausgelassenen Tanzen in Discos, in großen Essen-Szenen und beim Sex. Dabei vermitteln die Cinemascope-Bilder immer auch eine Unbestimmtheit. Die Konflikte, die von den Figuren verbal und körperlich ausgetragen werden, verweisen auf eine unsichere Identität, auf eine Suche irgendwo zwischen dem Alten und dem Neuen. Fei (Kai Ko) und Xiaolai (Lin Zhengxi) arbeiten als Strichjungen beziehungsweise als Callboys in einer chinesischen Stadt. Die beiden jungen Männer mit den offenen, freundlichen Gesichtern, die Lust und Begehren ausdrücken, sind aber auch ein Paar. Sie haben leidenschaftlichen Sex, kaufen zusammen Kleider und besuchen Bars. Doch Fei, der schüchterner und unsicherer wirkt, ist nicht frei von Schuldgefühlen. Weil er seine Familie auf dem Land finanziell unterstützt, ist er gegen den Rat seines Freundes auch bereit, einen potentiell gefährlichen Kunden zu besuchen, was schlecht ausgeht. Fei kehrt verletzt zurück und Xiaolai, der ihn daraufhin rächt, wird selbst zum Opfer der Gewalt. Als die Polizei an der Haustür klingelt, flüchtet Fei ohne seinem Partner eine Nachricht zu hinterlassen. Nach einem Zeitsprung lebt Fei fünf Jahre später in einer anderen Stadt, in einer modernen Wohnung und in einer neuen Beziehung. Offensichtlich hat er es als "Moneyboy“ zu einigem Wohlstand gebracht. Doch dann holt ihn auf verschiedenen Ebenen die Vergangenheit ein.Erst entpuppt sich ein Freier als Polizist, sodass Fei verhaftet wird, weil sein Gewerbe in China illegal ist. Dann, als er seine Familie in einer ländlichen Region besucht, gerät er aufgrund seiner verheimlichten Homosexualität in einen heftigen Streit mit einem Onkel. Auch emotional wird Fei zerrieben zwischen traditionellen Anforderungen und einem modernen Lebensgefühl, zwischen familiären Pflichten und einem individuellen Freiheitsbedürfnis. Seine Unentschlossenheit und innere Zerrissenheit spitzen sich noch zu, als der junge Long (Bai Yufan), ein früherer Kumpel aus seinem Heimatdorf, plötzlich bei ihm in der Stadt auftaucht und nicht nur ebenfalls den Erfolg und die vermeintliche Unabhängigkeit als "Moneyboy“ sucht, sondern sich außerdem heftig in Fei verliebt. Als dann plötzlich auch noch Xiaolai wie ein Schatten aus Liebe und Schuld von der Vergangenheit in die Gegenwart tritt, wird Fei vollends in ein Gefühlschaos gestürzt....Wenn Fei an Opferzeremonien für die Verstorbenen seiner Familie teilnimmt, zeigt das eine Verbundenheit, die seine persönlichen Schuldgefühle zugleich vertieft und dem Zuschauer verdeutlicht. Freiheit ist mit Schuld und Verboten umlagert, ein Doppelleben wird sozusagen erzwungen und ist der Preis. Der Film hat auch die Botschaft "Wenn du die richtige Person findest, dann halte sie gut fest". Aber ob sich Fei dafür entscheiden kann ? 








Aus eben diesen Strukturen kann sich Fei nicht befreien. Er lebt, anders als Long, der bewusst mit seiner Herkunft bricht, in einem fortwährenden Dazwischen und findet weder in der Welt seiner Familie noch in der Gemeinschaft der »Moneyboys« dauerhaft ein Zuhause. Yis Inszenierung und ­Vialards brillante Kompositionen, die voller Nachdruck davon zeugen, wie Räume, reale ebenso wie metaphorische, Menschen formen, wie sie ihnen Chancen eröffnen oder nehmen können, wachsen so über die Geschichte hinaus. Ihr Porträt einer schwulen Liebe, die letzten Endes nur scheitern kann, gibt dem Film ein emotionales Zentrum, das berührt, aber sich dem Melodramatischen konsequent verweigert. Unter der Erzählung von Feis Zerrissenheit liegt der Abgrund einer Gesellschaft, die die Menschen in unlösbare Konflikte stürzt und nirgendwo einen Halt bietet.









Bewertung: 8 von 10 Punkten.  

 

Emilia Perez


 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Jacques Audiard

Völlig neue Identität...

Wahrscheinlich ist Jacques Audiards Musical-Thriller "Emilia Perez" der originellste Film des Jahres. Im Grunde ein Mafia-Drama, allerdings erweitert durch ein Transgenderthema, gespickt mit vielen Musiknummern, die von Zoe Saldana, Gascon, Selena Gomez, Mark Ivanir, Adriana Paz gesungen werden. Geschrieben wurde der soundtrack von der französischen Sängerin Camille und von Clement Ducol.  Bei den Filmfestspielen von Cannes 2024 gewannen die Stars Karla Sofía Gascón, Selena Gomez, Adriana Paz und Zoe Saldaña gemeinsam den Preis für die beste Schauspielerin, während Regisseur Jacques Audiard den Preis der Jury und Clément Ducol und Camille den Soundtrack Award erhielten. Der Film war außerdem für die Goldene Palme und die Queer Palm nominiert. Er wurde außerdem vom American Film Institute zu einem der zehn besten Filme des Jahres 2024 gekürt. Bei der 97. Oscarverleihung erhielt Emilia Pérez 13 Nominierungen, darunter Bester Film, Beste Regie für Audiard, Beste Hauptdarstellerin für transgeschlechtliche Hauptdarstellerin Karla Sofia Gascón und für die Beste Nebendarstellerin Zoe Saldaña, die die Trophäe gewann. Auch der Filmsong "El mal“ wurde prämiert.Weiterhin gab es auch Golden Globes und fünf Europäische Filmpreise (Bester Film, Hauptdarstellerin Karla Sofia Gascon, Beste Regie, Bestes Drehbuch, bester Schnitt).  Natürlich ist so ein Filmgemisch kein konventioneller Film, der sicherlich nicht wenige Zuschauer bereits am Anfang abschrecken könnte, da es völlig verwegen ist Thriller mit Musicalnummern zu kreuzen. Doch die Vorbehalte dürften sich legen, wenn man sich auf diesen hervorragenden Film einlassen kann, der sicherlich ganz großes Kino bietet. Etwas Almodovar ist mit dabei, auch wurden die Macher möglicherweise von der Oper "Carmen" inspiriert. Audiard hat aber etwas Neues geschaffen, die Handlung des Films ist so verwegen wie unwahrscheinlich.  Im Gegensatz zur positiven Branchenreaktion war die Rezeption im mexikanischen Kultursektor geteilt. Kritiker und Interessenvertretungen innerhalb und aus der LGBTQ-Community äußerten sich ebenfalls etwas kritischer.  Rita Mora Castro (Zoe Saldana), eine erfolglose Anwältin in Mexiko-Stadt, führt die Verteidigung in einem Mordfall, in den die Ehefrau eines prominenten Medienvertreters verwickelt ist. Gegen ihr Gewissen argumentiert Rita, die Frau habe Selbstmord begangen. Nach ihrem Sieg erhält Rita einen anonymen Anruf mit einem mysteriösen, aber lukrativen Angebot. Angesichts ihrer Unzufriedenheit stimmt sie einem Treffen zu. Ihr Mandant, der sich als Kartellboss Juan „Manitas“ Del Monte (Karla Sofia Gascon) entpuppt, äußert den Wunsch, sich heimlich einer geschlechtsangleichenden Operation zu unterziehen und ein neues und authentisches Leben als Frau zu beginnen. Nach Konsultationen mit Ärzten in Bangkok und Tel Aviv findet Rita einen Chirurgen (Mark Ivanir), der sich bereit erklärt, den Eingriff durchzuführen, nachdem sie Manitas' Erinnerungen an Geschlechtsidentitätsstörungen in ihrer Kindheit gehört hat. Nach dem Eingriff werden Manitas' Frau Jessi (Selena Gomez) und ihre Kinder in die Schweiz übersiedelt. Jessi bittet darum, stattdessen in die USA zu ihrer Schwester gehen zu dürfen, doch man erfährt ihr, dass die Schweiz zu ihrer Sicherheit gewählt wurde. Rita erhält eine exorbitante Summe für ihre Dienste. Manitas täuscht unterdessen den Tod vor und beginnt ein neues Leben als Emilia Pérez. Vier Jahre später begegnet Rita in London Emilia, die sich wünscht, wieder mit ihren Kindern zusammenzukommen. Rita arrangiert die Rückkehr Jessis und der Kinder nach Mexiko-Stadt, wo Emilia leben soll. Sie stellt sie als entfernte, wohlhabende Cousine von Manitas vor, die sich freiwillig bereit erklärt hat, die Kinder großzuziehen. Jessi erkennt Emilia nicht und widersetzt sich der Vereinbarung. Schließlich stimmt sie der Rückkehr nach Mexiko zu, trifft dort aber Gustavo Brun (Edgar Ramirez) wieder, einen ehemaligen Liebhaber, mit dem sie in den späteren Jahren ihrer Ehe eine Affäre hatte. Während sie sich an ihr neues Leben in Mexiko gewöhnen, treffen Rita und Emilia zufällig die Mutter eines vermissten Kindes. Emilia denkt über ihre kriminelle Vergangenheit nach. Später, als sie ihren Sohn ins Bett bringt, sagt der, sie würde wie sein verstorbener Papa riechen.  Reumütig nutzt Emilia ihre Kontakte zu inhaftierten Kartellmitgliedern, um eine gemeinnützige Organisation zu gründen, die die Leichen von Kartellopfern identifiziert, um sie ihren Familien zurückzugeben, damit diese endlich Trauerarbeit leisten können und abschließen können. Rita und Emilia arbeiten beim Aufbau der Organisation und der Gewinnung von Spendern zusammen, von denen einige, wie Rita bemerkt, gefährlich und korrupt sind.. Eeine Frau (Adriana Paz), deren gewalttätiger Ehemann von der Organisation identifiziert wurde, trifft sich mit Emilia, um dessen Tod zu bestätigen. Die beiden beginnen daraufhin eine Beziehung. Unterdessen knüpft Jessi neue Kontakte zu Gustavo - eine Affäre mit Tragweite...







Die Geschichte klingt nicht ganz realistisch, aber es ist Kino und Audiard erzählt eine transsexuelle Geschichte mit großer Faszination. Ein völlig verrücktes Musical, dass lange im Gedächtnis bleibt, weil es eben so einzigartig ist. Das Ensemble spielt grandios.







Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.  

Like a complete unknown

 



Regie: James Mangold

 Musikalische Weiterentwicklung...

Biopics von großen Pop- und Rockstars sind seit "Walk the line" von James Mangold im Kino sehr gefragt. So hatte "Bohemian Rhapsody" von Bryan Singer 910 Millionen Dollar Umsatz. Nicht nur Freddie Mercury kam auf großes Publikumsinteresse. Auch Elvis Presley im Film von Baz Luhrman hatte ein Einspielergebnis von 288 Millionen Dollar. "Rocket Man" zeigte das schillernde Leben, natürlich mit 195 Millionen Dollar ebenfalls sehr erfolgreich an der Kinokasse. James Mangolds zweites Biopic über einen Musiker heißt "A Complete Unknown" und beschäftigt sich mit den frühen Jahren von Bob Dylan und seinem Wandel vom Folksänger zum Rockstar, der sich so weiter entwickelte, dass er auch elektrische Instrumente einsetzte und so den Zorn vieler Fans zuzog, die seinen Wandel als Verrat am sehr amerikanischen Genre ansahen. Wie bereits in "Walk the Line"oder auch beim französischen Film "La vie en Rose" spielten die Darsteller die Songs neu ein. Sicherlich eine löbliche Idee, wobei die eingespielte Songs natürlich nie die Klassiker der Originale erreichen. Dylan wird von Timothée Chalamet gespielt, der den Film auch produzierte. Der Film basiert lose auf dem 2015 erschienenen Buch Dylan Goes Electric! von Elijah Wald und porträtiert Dylan von seinen ersten Erfolgen in der Folkmusik bis zur bereits beschriebenen folgenschweren Kontroverse.1961 trampt Bob Dylan nach New York City, um sein Musikidol Woody Guthrie (Scott McNairy) zu treffen, der langsam an der Huntington-Krankheit stirbt. Dylan trifft Guthrie im Krankenhaus zusammen mit Guthries engem Freund Pete Seeger (Edward Norton). Dylan spielt ein Lied, das er für Guthrie geschrieben hat, und beeindruckt die beiden Folkmusiker. Pete lädt Dylan ein, bei seiner Familie zu bleiben, und führt den Neuling langsam in die New Yorker Folkszene ein. Nach einem Auftritt von Joan Baez (Monica Barbaro) stellt Pete Dylan bei einem Open-Mic-Abend vor, an dem Branchenmanager und der Plattenmanager Albert Grossman (Dan Fogler) teilnehmen. Dylan flirtet mit Baez und beeindruckt das Publikum, woraufhin Grossman ihn sofort als Kunden annimmt. Dylan beginnt mit der Arbeit an einem Album, wird aber von seinem Label gezwungen, hauptsächlich Cover aufzunehmen. Die Plattenverkäufe sind schlecht, was Dylan frustriert. Dylan lernt Sylvie Russo (Elle Fanning) bei einem Konzert kennen und bezaubert sie mit seinen widersprüchlichen Ansichten und Geschichten aus seiner Zeit auf einem Jahrmarkt. Die beiden beginnen eine Beziehung, und er zieht in ihre Wohnung. Vor ihrer Abreise zu einer längeren Klassenfahrt nach Europa gerät Sylvie mit Dylan in Streit. Sie ist verärgert über seine distanzierte Art und seinen bewussten Versuch, seine Vergangenheit vor ihr zu verbergen. Trotzdem ermutigt sie ihn, die Aufnahme seiner eigenen Musik voranzutreiben. Während ihrer Abwesenheit produziert Dylan, beeinflusst von politischen und sozialen Unruhen, eine Reihe sozialkritischer Songs. Dies erregt Baez' Aufmerksamkeit, und die beiden beginnen eine Affäre und künstlerische Zusammenarbeit. Sylvie wird misstrauisch, als sie Dylans berufliche Nähe zu Baez sieht, und 1965 trennen sich Dylan und Sylvie. Dylan ist zwar berühmt, hat aber keine künstlerische Freiheit erlangt und beklagt, den Erwartungen der Branche und der Folkmusik-Community ausgeliefert zu sein. Eine lang erwartete Tournee mit Baez endet im Desaster; ein Streit über Dylans Ego und Baez' Forderung, seine populären Songs anstelle von neuem Material zu spielen, führen dazu, dass Dylan mitten im Auftritt die Bühne verlässt. Dylans Wunsch, sich von Erwartungen zu lösen, treibt ihn dazu, mit E-Gitarre und Rockinstrumenten zu experimentieren – eine kontroverse Richtung in der Folkszene, die überwiegend einfache akustische Arrangements bevorzugt. Dylan stellt seine Band zusammen und beginnt mit den Aufnahmen zu „Highway 61 Revisited“. Dylans neue Ausrichtung bereitet dem Planungskomitee des Newport Folk Festivals besonders Sorgen. Es hat Dylan als Headliner für die Veranstaltung 1965 engagiert, befürchtet aber, dass er seinen umstrittenen neuen Sound präsentieren könnte. Dylan lädt Sylvie zum Festival ein, in der Hoffnung, seine Beziehung zu ihr dadurch wiederzubeleben. Sie nimmt an, doch als sie ein Duett („It Ain't Me Babe“) zwischen Baez und ihm sieht, erkennt sie, dass sie sich in ihrer Beziehung nie wohlfühlen wird, ist verärgert und geht. Dylan folgt ihr mit seiner Triumph zum Dock, von dem aus sie die Insel verlässt, kann sie aber nicht zum Bleiben überreden. Sie verabschieden sich mit einer letzten Zigarette. Das Komitee versucht, Dylan davon abzuhalten, elektrisch zu spielen, und greift schließlich auf Petes leidenschaftliche Bitte zurück, Dylan daran zu erinnern, dass sein Lebenswerk auf dem Spiel steht. Ein betrunkener Johnny Cash (Boyd Holbrook) ermutigt Dylan, die elektrische Show zu spielen, und Dylan zieht seinen Plan durch. Die Menge reagiert gehässig und bewirft die Band mit Beschimpfungen und Gegenständen...







 Laut Produzent Fred Berger sang Chalamet im Film 40 Dylan-Songs und spielte gleichzeitig Gitarre und Mundharmonika. Alle Auftritte wurden live während der Dreharbeiten aufgezeichnet. Timothee Chalamet spielt einen der einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts und Literatur-Nobelpreisträger sehr gut, er bleibt durch diese Darstellung auch weiterhin eine rätselhafte Persönlichkeit, die bis heute nicht richtig greifbar ist. Die Inszenierung ist vielleicht etwas zu oberflächlich und vereinfacht um ein Meisterwerk des Genres zu sein. "A Complete Unknown" schaffte aber Nominierungen (Film, Regie, Hauptdarsteller, Nebendarsteller – Edward Norton, Nebendarstellerin Monica Barbara) adaptiertes Drehbuch, Kostümdesign und Ton), konnte allerdings in keiner Kategorie gewinnen.







Bewertung: 7 von 10 Punkten.  

Der Illusionist


 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Sylvain Chomet

Der Zauberer und seine Bewunderin...

Während der große Jacques Tati seine Klassiker "Mon Oncle" und "Tatis herrliche Zeiten" drehte, schrieb er auch ein Drehbuch, dass von der väterlichen Beziehung zwischen einem alten armen Zauberer und einer jungen Bewunderin handelt. Tati hat zwar vor das Skript selbst zu verfilmen, aber wurde doch nie realisiert. Erst Sylvain Chomet, der Macher des Animationsfilms "Das große Rennen von Belleville" bekam die Erlaubnis von Tatis Tochter zu verfilmen. Ausschlaggebend war es, dass Sylvain Chomet keinen Realfilm im Sinn hatte, denn es wäre nach Ansicht der Tochter lächerlich gewesen, dass ein Schauspieler die Rolle ihres Vaters übernommen hätte. Der Film heißt "Der Illusionist" und wurde 2010 realisiert. Im Paris des Jahres 1959 packt ein arbeitsloser Illusionist seine Sachen, darunter ein übellauniges Kaninchen, und zieht nach London. Da er mit moderner Unterhaltung wie Rock ’n’ Roll nicht mithalten kann, übt er sein Handwerk bei kleineren Veranstaltungen in Bars, Cafés und auf Partys aus. Er nimmt die Einladung eines betrunkenen Partygastes an, eine abgelegene schottische Insel zu besuchen, wo er die Einheimischen unterhält. In einem Zimmer über dem Pub lernt er Alice kennen, die von seinen Illusionen und seiner Freundlichkeit fasziniert ist und ihr rote Schuhe schenkt. Alice glaubt, der unterdrückte Künstler besitze echte magische Kräfte und folgt ihm nach Edinburgh, wo er in einem bescheidenen Theater auftritt. Sie teilen sich ein Zimmer in einem heruntergekommenen Gästehaus, das bei anderen verblassenden Künstlern beliebt ist. Der Illusionist schläft auf einer Couch, während das Mädchen sich mit Putzen und Kochen beschäftigt, das sie mit den Nachbarn teilt. Die Zuneigung des Mädchens zähmt sogar das Kaninchen, doch der immer kargere Lohn des Illusionisten, der für Geschenke für Alice ausgegeben wird, führt dazu, dass er seinen Zauberkasten verpfändet und heimlich erniedrigende Jobs annimmt. Alice erregt die Zuneigung eines attraktiven jungen Mannes. Als der Illusionist die beiden zusammen spazieren sieht, hinterlässt er ihr Geld und eine Notiz mit der Aufschrift "Zauberer gibt es nicht“. Er lässt das Kaninchen auf Arthur’s Seat frei, wo es bald auf andere Kaninchen trifft. Als Alice bei ihrem Freund einzieht, reist der Illusionist mit einem Zug ab, der von einer Lokomotive mit der Nummer 4472 gezogen wird. Im Zug führt er einem Kind einen letzten einfachen Zaubertrick vor... 









Eine schöne einfache Geschichte, die wunderbar bebildert wurde. Nostalgie wird großgeschrieben in dieser melancholischen Geschichte.  Jacques Tatis verlorener Film enthüllt eine Menge Schmerz des Verfassers. Durch seine ruhige und langsame Art ist "Der Illusionist" fast schon ein Gegenmittel zum grellen Mainstream. Eine zarte und nachdenkliche Geschichte eines Mannes, der keine Wurzeln kennt. Wenn man den überwältigenden Wow-Faktor der Filmgestaltung einmal beiseite lässt, sorgt das Fehlen einer starken Charakterisierung dafür, dass das Endergebnis düsterer und weniger ergreifend ist, als wahrscheinlich beabsichtigt. Dafür gab es einen Cesar und auch den Europäischen Filmpreis - ausserdem konnte man sich über die Golden Globe Nominierung freuen. 








Bewertung: 8 von 10 Punkten.