Montag, 24. Juni 2013

Flight



Regie: Robert Zemeckis

In ständiger Rückenfluglage...
Eine nicht ganz einfache Einschätzung, wie ich Robert Zemeckis neuen Film "Flight" bewerten soll. Denn ich habe doch eher erwartet, dass diese Flugzeugkatastrophe wesentlich dominierender im Film eingebaut ist. Diese Szenen sind zwar effektiv, aber nachdem der versierte Flugkapitän William Whitaker (Denzel Washington) durch ein waghalsiges Flugmanöver den Sturzflug seines South Jet Fluges 227 abwenden kann und 102 Menschen das Leben rettet, fängt das Filmdrama erst an. Denn leider sind 6 Menschen bei der Notlandung in einem Feld gestorben und was noch schlimmer wiegt: Der Mann, der jetzt als Held gefeiert wird, hatte ne ganze Menge Alkohol im Blut. Whitaker ist seit Jahren exzessiver Alkoholiker und hatte eine Affäre mit der ebenfalls alkoholabhängigen Stewardess Katerina Marquez (Nadine Velasquez), die den Horrorflug deshalb nicht überlebte, weil sie einem Kind das Leben retten wollte.
Wenn es rauskommt, droht im eine lebenslange Haft trotz Heldenstatus. Er erhält aber Rückendeckung von der Pilotengewerkschaft, die den toxikologischen Bericht durch den Anwalt Hugh Lang (Don Cheadle) erfolgreich anficht. Anstatt trocken zu bleiben gibt sich Whitaker aber weiterhin seiner Sucht hin. Das hat auch schon zum Ehe-Aus und zur Entfremdung seines Sohnes geführt, der bei der Mutter lebt und vom Vater nichts wissen will. Im Krankenhaus lernt er die drogensüchtige Nicole (Kelly Reilly) kennen...

Robert Zemeckis kann voll auf seinen großartig aufspielenden Hauptdarsteller Denzel Washington setzen, der seine Figur sehr authentisch spielt. Der Film wird zunehmend zum emotionalen Melodram über einen unverbesserlichen Alkoholiker. Gut gelungen ist die Fragestellung, ob der Mann nun Held oder Verbrecher ist oder beides. Diese Thematik ist das Herzstück des Films und das Ende vor dem Untersuchungsausschußgibt dann etwas mehr Klarheit in der Frage. Allerdings ist diese Auflösung - gemessen an der charakterlichen Einschätzung der Figur - eher etwas überraschend, aber vielleicht nicht unlogisch. Denn er will ja seinem eigenen Todesflug entkommen. Es wird aber m.E. dennoch zu dick aufgetragen in Sachen Political Correctness und möglichem HappyEnd. Die zwei Schlußszenen hätte man vielleicht etwas weniger heilsbringend darstellen können, es hat für mich etwas unrealistisch gewirkt. Aber machen sie sich selbst ein Bild. Wegen diesem Ende gibts einen satten Punkt Abzug.

Bewertung: 6 von 10 Punkten.

The Impossible



Regie: Juan Antonio Bayona

Für kurze Zeit Ende der Welt...

Der spanische Filmemacher Juan Antonio Bayona hat sich lange Zeit gelassen einen Nachfolger für den genialen Horrorfilm "Das Waisenhaus" zu finden.  Das Thema von "The Impossible" - einem der diesjährigen Oscar Nominierten ist die Tsunamikatastrophe 2004. Somit zählt auch sein Film zu den vielen Zeitgeschichte Movies, die um den Academy Award kämpften. Selten zuvor wurde soviel neuere Geschichte durch die Filmemacher aufgearbeitet: Da war "Argo" und damit auch die Geiselnahme von Teheran 1979 oder aber mit "Zero Dark Thirty" die Operation Neptunes Spear.
"The Impossible" erzählt die wahre Geschichte einer fünfköpfigen spanischen Familie, die am Heiligen Abend des Jahres 2004 in Khao Lak, Thailand ankommen und sich auf einen super Urlaub freuen. Henry (Ewan McGregor) und Frau Maria (Naomi Watts) ahnen noch nichts an diesem Morgen des 26. Dezember, dass sie und ihre kleinen Jungs Lucas (Tom Holland), Thomas (Samuel Joslin) und Simon (Oakley Pendergast) von einer Sekunde auf die andere durch einen kurzen Augenblick eines Weltuntergangs getrennt werden.
Aus den Augen des ältesten Lucas, der mit einem Ball am Pool steht, sieht auch der Zuschauer wie eine Riesenwelle das Hotel erfasst. Es gibt keine Zeit zum Nachdenken, das Meer reisst alles mit und die Familie kämpft getrennt ums Überleben....


Der Fillm zeigt in eindrücklichen Bildern die Katastrophe und die Zeit danach. Alle Menschen, die dies miterleben sind traumatisiert.Es herrscht Chaos und Überlebende suchen nach ihren Angehörigen inmitten von Leichen und Verwüstung. Dies hat Bayona sehr effektiv inszeniert, Oscar Fauras Kameraarbeit ist exzellent. Naomi Watts bekam für ihre Darstellung sogar eine Oscar-Nominierung. Star des Films ist allerdings der kleine Tom Holland als Lucas, der zur Hauptfigur der Geschichte wird. Denn er muss als kleiner Junge durch eine Hölle. Der Film bietet zwar der Familie ein HappyEnd, doch das Szenario lässt keinen Zweifel darüber, wieviel Schicksale sich dort negativ gestalteten.
"The Impossible" bietet also einen emotionalen Einblick in das Erlebte und auch das Innenleben einiger weniger Zeitzeugen. Tatsächlich gab es nur wenige Ereignisse in den letzten Jahrzehnten, die genauso schmerzhaft wahrgenommen wurde als dieser Tsunami, der von einer Sekunde auf die andere 230.000 Menschen das Leben durch den direkten Eingriff der Flutwellen nahm.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Dienstag, 18. Juni 2013

Knight Moves



Regie: Carl Schenkel

Das Schachbrett eines Irren...

Man fragt sich immer wieder, was diese Anfangssequenz aus dem Jahr 1972 zu bedeuten hatte: Dort treffen sich zwei Jungen zum Schachspiel. Der Ältere (Joshua Murray) triumphiert gegen den etwas Jüngeren Herausforderer (Codie Lucas Wilbee), der sich irgendwann zähneknirschend geschlagen geben muss.  Der Verlierer dreht aber durch und sticht mit seinem Füllfederhalter in die Handfläche des Siegers. Viele Jahre später.
Der Zuschauer lernt den Schachgroßmeister Peter Anderson (Christopher Lambert) kennen, der das Strategiespiel seit seiner Jugend begeistert verfeinert hat und nun zu den besten Schachspielern der Welt zählt. Er wird betreut von der alternden Schachgröße Jeremy Edmonds (Ferdy Mayne) als Coach betreut. Peter will das Turnier gewinnen, als Favorit gilt allerdings der amtierende Weltmeister Viktor Yurilivich (Arthur Brauss). Überschattet werden die Anstrengungen der Spieler durch den Mord an einer jungen Frau. Vor allem Peter, der die Nacht mit dieser Debbie (Kehli O´Byrne) verbrachte, bringt sich durch eine Lüge bei den ermittelnden Polizeibeamten Captain Frank Sedman (Tom Skerrit) und seinem etwas heißblütigen Partner Detective Andy Wagner (Daniel Baldwin) in Verdacht. Die Cops engagieren die Psychologim Kathy Sheppard (Diane Lane), die feststellen soll, ob Peter ein Psychopath sein könnte.
Die Leiche wurde akribisch in Szene gesetzt, auffällig geschminkt und die Pulsadern aufgeschnitten, ohne dass auch nur ein Tropfen Blut verschüttet worden wäre. Ein unbekannter Anrufer, der den Mord an Debbie zugibt,  meldet sich bei aber bei Sanderson, kündigt weitere Morde an, weil er mit Sanderson ein Spiel spielen möchte....

Der schweizer Carl Schenkel war der Regisseur von "Abwärts" - sein Schachspiel-Thriller "Knight Moves" war 1992 sein bekanntester amerikanischer Film und vor allem mit 2 Millionen Zuschauer ein großer Erfolg in Deutschland. In den USA selbst floppte der Serienkillerfilm über ein durchgeknalltes Schachgenie. Schenkels Film ist nicht durchgehend gut gelungen, gegen Ende wirkt der Film m.E. zu überfrachtet mit Handlungselementen. Hier wäre etwas mehr Subtilität ganz gut gewesen, dennoch ist der Film in weiten Teilen recht gelungen, er hat mir aber damals im Kino besser gefallen als jetzt mit der DVD Wiederholung. Empfehlenswert vor allem für Leute, die mal eine Christopher Lambert Double-Feature Filmnacht machen wollen und gleich nach "Knight Moves" den etwas besseren "Ressurection" in den Player schieben.

 
Bewertung: 6 von 10 Punkten.

Jennifer 8






















Regie: Bruce Robinson

Blinde Opfer...

John Berlin (Andy Garcia) ein Cop aus Los Angeles ist durch seine Ehe auch beruflich in der Metropole gescheitert. Deshalb nahm er auch gerne das Angebot seines alten Freundes und Berufskollegen Freddy Ross an, doch wieder in der Kleinstadtpolizei mitzuarbeiten. Doch in Eureka geht es auch nicht gerade ruhig zu, denn auf einer Müllhalde wird ein Landstreicher tot aufgefunden. Möglicherweise Selbstmord, aber warum liegt auch noch eine Hundeleiche daneben und da aller guten Dinge drei sind: Eine abgetrennte Hand wird noch gefunden. Die nachfolgenden Routineuntersuchung weiten sich allerdings sehr schnell zu einer groß angelegten Spurensuche aus, mit einigen Kollegen wie dem hitzigen, cholerischen John Taylor (Graham Beckel) versteht sich der neue Cop aus der Großstadt auch nicht besonders gut. Schnell vermutet John Berlin im Laufe der Ermittlungen einen Serientäter. Er geht von bisher sieben Opfern aus, die dem Täter zum Opfer fielen. Die Akte bekommt sehr schnell den Namen "Jennifer", benannt nach dem ersten Opfer. Vermutlich waren alle Frauen blind. Diese Spur führt Berlin ins nahe gelegene Blindenwohnheim. Möglicherweise lebt der Täter ganz in der Nähe. Dort lernt er einen unfreundlichen Anstaltsleiter kennen, aber auch die blinde Helena Robertson (Uma Thurman) , die eines der Opfer kannte und aus dieser Konstellation möglicherweise auch schon einmal dem Täter begegnet sein könnte. Berlin findet Gefallen an der schüchternen Frau. Immer öfters trifft er sich auch privat mit ihr, Freund Freddie und dessen Frau Margie (Kathy Baker) freuen sich zwar darüber, sind sich aber nicht sicher, ob diese Beziehung auf Dauer funktionieren könnte.  Als sich an Weihnachten ein Unbekannter nach Helena erkundigt wird die Sache für alle Beteiligten äusserst gefährlich...

"Jennifer 8" von Bruce Robinson ist 120 Minuten lang und braucht am Anfang etwas Zeit, um in Fahrt zu kommen. Nach einer gewissen Zeit stellt sich aber eine durchgängig gute Spannung auf, es gibt sogar einige Szenen, die starken Suspencegehalt bieten: Das Bad von Uma Thurman, bei dem sie nicht alleine ist oder auch das Eindringen von Andy Garcia in das Blindenheim, dort könnte hinter jeder Ecke der böse Mann lauern. Kann sein, dass die Lovestory zwischen Cop und der blinden Frau in der Mitte des Films ein bisschen zu Lasten der Dynamik geht, aber angesichts des Steigerungspotential bis fast zum Schluß, ist das lediglich ein kleiner Schönheitsfehler. Ansonsten bietet "Jennifer 8" gesamthaft doch eher  überdurchschnittliche Serienkillerkost. Auch das Setting und die Locations wirken atmosphärisch mit Dauerregen und Schnee.
.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Montag, 17. Juni 2013

Zero Dark Thirty



Regie: Kathryn Bigelow

Terror, Schmerz, Folter, Einsamkeit...

Am 2. Mai 2011 fand ein von der CIA geleiteter Militäreinsatz der USA in Abbottabad, Pakistan statt. Das Ziel dieser Operation Neptune`s Spear war der Staatsfeind Nr. 1 Osama Bin Laden, der Gründer und Anführer des Terrornetzwerks Al-Qaida. Die Spezialeinheit DEVGRU drang in das gesicherte Anwesen ein und tötete Bin Laden.  Hollywoods Action Power-Regisseurin Kathryn Bigelow hat über diesen Einsatz und die jahrelange Vorarbeit der CIA einen sehr spannenden Film gemacht, der sich "Zero Dark Thirty" nennt, abgeleitet vom Zeitpunkt der Operation, die um 0 Uhr 30 stattfand. Dabei wirkt der Film fast schon wie ein dokumentarisch anmutender Verwandter zu ihrem bisherigen größten Filmtriumph "The Hurt Locker" für den sie auch den Regie-Oscar erringen konnte. Beide Filme sind perfekte Vertreter der Kategorie "USA im Krieg gegen den Terror" - in "Hurt Locker wird das Explosive Ordnance Disposal Team der US-Armee bei ihrer harten Arbeit des Bombenentschärfens im Irak gezeigt. "Zero Dark Thirty" ist auch die Geschichte der CIA Agentin Maya, die sehr intensiv von Jessica Chastain gespielt wird. Diese junge Frau kommt 2003 frisch von der Highschool rekrutiert nach Pakistan, wo sie gemeinsam mit ihrem in Folter schon äusserst versierten Kollegen Dan (Jason Clark) bei den Gefangenen nach Hinweisen auf den Aufenthaltsort Bin Ladens sucht.  Das erste Drittel der 157 Minuten dauernden Films ist von CIA-Folterszenen durchsetzt. Hässliche, entwürdigende Bilder, das Opfer Ammar (Reta Kateb) soll mittels Waterboarding und weiteren Grausamkeiten gefügig gemacht werden. Anfangs leicht angewidert wird Maya ein Teil dieser Terrorbekämpfung durch Terror. Die Suche nach dem meistgesuchten Terroristen der Welt  ist eine Art Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Endlose Verhöre reihen sich aneinander, in der die Menschen in kleine Kisten gesperrt werden. Das Foltern begleitet sie künftig und sie gewöhnt sich immer mehr daran, es wird zur Routine und zum Alltag. Dan hat irgendwann, nachdem er 100 Menschen gebrochen hat, die Schnauze voll und verabschiedet sich von seiner Kollegin, denn er will man wieder was normales machen. Maya bleibt aber dabei.  Irgendwann im Jahr 2006 geben die Fahnder es auf, primär Spuren von Zeugenaussagen zu verfolgen, die angeblich Bin Ladens Versteck kennen, weil diese keinerlei Ergebnisse gebracht hatten. Maya konzentriert sich stattdessen auf eine Person, die als Kurier Bin Ladens gelten. Dieser persönliche Kurier hat den Decknamen Abu Ahmad al-Kuwaiti und er soll schliesslich eine gewichtige Rolle bei der Jagd auf Osama Bin Laden spielen...

Beängstigend gut ist wie bereits erwähnt die Darstellung von Jessica Castain als beinahe schon besessene Agentin, die immer gekonnt ihre Emotion verstecken kann. Es gibt viele Kritiker, die finden, dass Bigelow die Folter hier als legitimes Mittel zum Zweck darstellt. Das sehe ich überhaupt nicht so. Im Gegenteil: Durch diese realistischen Szenen mit Folterungen arbeitet die Filmemacherin auch ein dunkltes Kapitel jüngster US-Geschichte auf. Selbst die Operation wird alles andere als Heldentat dargestellt, es ist ein kaltes, präzise ablaufendes Todesunternehmen mit wenig Rücksicht auf Verlusten. Erst wird getötet, danach analysiert, ob es "Der Treffer" war. Meiner Meinung nach ist "Zero Dark Thirty" ein sehr selbstkritischer, extrem erschreckender Film, der nichts beschönigt. Gerade die Folter, die beinahe schon sehr normal wirkt mit dieser erschreckend professionellen Attitüde der Täter, ist eine der beängstigsten Filmszenen der letzten Zeit.

Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

In ihrem Haus



Regie: Francois Ozon

Fortsetzung folgt...

Francois Ozon bleibt auch nach "Das Schmuckstück" den leichten Stoffen treu, aber in Sachen Vielschichtigkeit und ist sein neuester Film "In ihrem Haus" sicherlich einer seiner bisher besten Filme. Mit einer großartigen Verspieltheit behandelt der Film Phantasie und Wirklichkeit und mischt diese ganz locker immer wieder zusammen. Vielleicht kann man den Französischlehrer Germain (Fabrice Luchini) als nicht besonders glücklich anzusehen, doch er hat eigentliich noch nicht mal einen Grund unzufrieden zu sein. Er ist ein angesehener Bürger seiner Stadt und mit Jeanne (Kristin Scott Thomas) verheiratet, die eine Kunstgalerie führt. Es ist eher der Alltag der das Leben der beiden mit Kleinigkeiten belastet. Jeanne hat Angst, dass die Besitzer, die Zwillinge (Yolande Moreau) ihre Galerie schliessen könnten. Und Germain ist eher mit seinen Schülern unzufrieden.  Der Oberstufenschüler Claude Garcia (Ernst Umhauer) verändert aber durch einen Schulaufsatz plötzlich und nachhaltig das Leben seines Lehrers. Claude berichtet dort in einer Art Tatsachenbericht seine Erlebnisse mit seinem Freund Rapha Artole jr (Bastien Ughetto) und vor allem mit dessen Eltern Rapha sen (Denis Menochet) und Esther (Emmanuelle Seigner). In dem Moment als der Schüler das Haus dieser Familie betritt wird seine Geschichte, die er schreibt, immer voyeuristischer. Und dies hat auch Auswirkungen auf den Leser Germain, der den Jungen immer mehr bei seinen schriftstellerischen Ambitionen unterstützt. Bald greift Germain nicht unbedeutend in die Geschichten von Claude mit ein, denn er nimmt Einfluss auf die Story durch seine Feedbacks an den Schüler...

Ein sehr spannender Film über Phantasie und Wirklichkeit, der Perspektivenwechsel gelingt Francois Ozon perfekt und stellt den immer etwas banalen Alltag sehr nah zur Fiktion oder Vorstellungskraft bzw. zeigt eindrücklich wie diese beiden Komponenten nah beisammen liegen und nur durch die Gedanken zur Aktivität und somit zur Veränderung führen. Es ist ja klar, dass der erlebte eher graue Alltag das Nachsehen haben muss gegen eine gewünschte Wahrheit, die aus der Erzählung resultiert.
Ein klasse Film...einer der besten dieses Jahres.

Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Samstag, 15. Juni 2013

Killing them Softly



Regie: Andrew Dominic

Killer und Kaptialismus...

So schlecht wie die Kritiken hier teilweise ausfallen ist Andrew Dominics "Killing them Softly" sicherlich nicht. Der Film ist zwar etwas spröde, bisweilen sogar geschwätzig - aber er hat ein gewisses Kultpotential und so schnell vergisst man diese Killerballade durch die besondere Machart auch nicht.
Irgendwie passt "Killing them softly" ins Kino von Tarantino, es ist aber vollgefüllt mit Gesellschaftskritik und im Grunde ein Abgesang auf den amerikanischen Traum.  Möglicherweise wird Brad Pitts Resümee als Killer Jacke Coogan "Amerika ist kein Land, es ist ein Geschäft" in die Liste des American Film Institute der 100 markantesten Filmzitate aufgenommen.
Aber zurück zum Anfang. Alles beginnt mit einem zwar durchdachten, aber inhaltlich reichlich dilettantischen Plan des Kleingangsters und Wäschereibesitzers Johnny Amato (Vincent Curatola), der mitbekommen hat, dass Pokerrunden Organisator Markie Trattmann (Ray Liotta) schon einmal den eigenen Laden überfallen hat. Folglich müsste ein neuer Überfall sofort sämtlichen Verdacht auf den lenken, der das Ding schon einmal durchgezogen hat. Klingt zwar gut, aber Amato heuert für die Durchführung des Überfalls zwei absolute Loser an, den naiven Kleinkriminellen Frankie (Scoot McNairy) und den drogensüchtigen Russell (Ben Mendelsohn). Die fallen bereits während des Überfalls den pokernden Gangstern durch ihren jämmerlichen Gestank auf, so ist gleich klar, dass da keine Profis am Wek waren. Der Fahrer (Richard Jenkins) ist der Mittler zwischen den Auftraggebern, die die Räuber tot sehen wollen und dem Killer Jackie Coogan, der angeheuert wurde die Sache kurz und schmerzlos zu tätigen. Zusätzlich wird auch noch ein weiterer New Yorker Killer angeheuert, dieser Mickey (James Gandolfini) hat jedoch seine besten Tage als Killer schon hinter sich, der Mann hat vor allem Alkohol und Sex im Kopf...

"Killing them Softly" ist ein zynischer und düsterer Film und spart nicht mit pessimistischen Kommentaren zum Kaptalismus, im Grunde ein Abgesang auf den amerikanischen Traum. Der Killer agiert wie ein Geschäftsmann, er wirkt auch empathisch und stellenweise politisch korrekt, denn er bringt seine Opfer möglichst schonend und sanft um die Ecke. Brad Pitt ist schon sehr perfekt besetzt. In den besten Szenen funktioniert die bitterböse Systemkritik sehr gut, stellenweise - und das ist vielleicht der Grund für die eher schwachen Kritiken - verliert sich der Film in seiner Dialoglastigkeit, was sicherlich nicht jedermanns Sache ist.

Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Traitor



Regie: Jeffrey Nachmanoff

Agenten und Terroristen...

Samir Horn (Don Cheadle) ist ein arabisch sprechender, sudanisch-amerikanischer Staatsbürger und gläubiger Muslim. Seine Kindheit im Sudan wurde durch den Tod des Vaters erschüttert, der durch eine Autobombe getötet wurde. Als Erwachsener sieht der Zuschauer Samir Horn als Waffenhändler, der im Jemen einen gewissen Omar (Said Taghmaoui) trifft, um mit ihm einen Deal auszuhandeln. Doch die FBI Agenten Roy Clayton (Guy Pearce) und Max Archer (Neil McDonough) schlagen während des Treffens zu und Horn - wenig kooperativ mit den Amis - wandert ins örtliche Zuchthaus.  Die FBI nimmt an, dass Horn ein fanatischer Waffenhändler ist, Omar und seine Leute halten ihn zuerst für den Verräter, doch Horn kann während des Aufenthalts im Gefängnis Omars Respekt gewinnen und beide werden Brüder im Glauben und vor allem Freunde.
Als Omar eine Flucht startet, nimmt er Samir mit. Dieser tritt in eine islamische Bruderschaft ein. Die Gruppe entwirft einen Plan das US-Konsulat in Nizza zu bomardieren. Omar ist die rechte Hand des Terrorchefs Nathir (Raad Rawi), der noch viel finstere Terrorziele verfolgt. Wie eisern der Zusammenhalt dieser Fanatiker sein muss, zeigt sich eindrücklich am Beispiel eines jungen potentiellen Selbstmordattentäter (Medhi Ortelsberg), der aus reiner Naivität zuviel ausplaudert. Dank Samir wird der Anschlag zum Erfolg, nun soll die Gruppe den perfiden Plan verwirklichen Selbstmordattentäter auf 50 Bussen in den USA zu platzieren. Der Plan soll an Thanksgiving stattfinden...

 
Jeffrey Nachmanoffs "Traitor" ist ein Thriller in der Machart von Stephen Gaghans "Syriana" aus dem Jahr 2005 und schöpft vor allem seine Kraft durch die durchweg gelungene Schauspielleistung von Don Cheadle, der die Widersprüchlichkeit und Ambivalenz seiner Figur bestens vermitteln kann. Man weiß sehr lange nicht, was in diesem Menschen Samir Horn vorgeht.
 Dem Macher gelingt es sehr gut eine durchweg spannende Unterhaltung zu liefern, und dennoch den Anspruch nicht außen vor zu lassen. Ein entscheidender Grund für das Gelingen dieses Spagats ist die Tatsache, dass zum Glück auf gängige Klischees verzichtet wird. So bietet der Film zwar Einblicke in fragwürdige politische Strukturen und zeigt die innnere Organisation des Terrornetzwerkes. In dieser Kategorie erreicht "Tratoir" eine nahezu beängstigende Nähe zur Realität. Die Idee zum Film stammt vom weltberühmten Comedian Steve Martin.


Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Lawless




Regie: John Hilcoat

Die Gangsterballade der Bondurant Brüder...

Der Australier John Hilcoat drehte zuerst einige Musikvideos u.a. mit Siouxie and the Banshees, Placebo, Depeche Mode, Nick Cave, Manic Street Preachers, Muse oder INXS. 2005 hatte er einen guten Achtungserfolg mit dem australischen Western "The Proposition", es folgte die Endzeit-Odyssee "The Road" und sein neuester Film "Lawless" konkurrierte in Cannes um die goldene Palme.
In Folge drei starke Filme, sein neuester ist vielleicht sogar der bislang Beste. Wie "Gangster Squad" handelt es sich bei "Lawless" um einen nostalgischen Gangsterfilm. Hilcoat legt aber die Prioritäten ganz anders. Hier herrscht nicht die Gewalt in der Großstadt, sondern im Prohibition Jahr 1931 erzählt er die Geschichte der drei ungleichen Gangsterbrüder Bondurant, die eine Schwarzbrennerrei in Franklyn County, Virginia betreiben. Der gehbehinderte Cricket Pate (Dane DeHaan) hilft dabei. Getarnt ist das Ganze als Tankstelle und wird von den älteren Bondurants Forrest (Tom Hardy) und Howad (Jason Clarke) geführt. Der jüngste Bondurant Jack (Shia LaBeouf) muss erst noch zum erwachsenen Mann reifen, wie die Brüder meinen. Inzwischen macht er Bertha Minnix (Mia Wasikowska) schöne Augen, doch die hat unter der Strenge ihres Vaters zu leiden, der noch dazu Prediger der örtlichen Mennoniten ist. Sein Idol ist der berüchtigte Gangsterboss Floyd Banner (Gary Oldman), der auf offener Straße einen Geschäftskonkurrenten erschießt. Jack wird Augenzeuge des Verbrechens. Eines Tages taucht ein parfümierter Special Deputy (Guy Pearce) auf, dieser gewisse Charley Rakes ist im Auftrag der Virginia Commonwealth Attorney unterwegs, die alle Schwarzbrenner in der Gegend zwingt einen beträchtlichen Anteil abzudrücken.  Rakes Methoden die Menschen einzuschüchtern sind seiner sadistischen Art geschuldet, er zieht sehr schnell den Haß der Brüder zu. Ein unerbittlicher Kampf beginnt...

und mit ihm 115 spannende Minuten, die "Lawless" zu einem meiner Filmfavs des Jahres werden lassen. Hier wurde großen Wert auf die differenzierten Charaktere gelegt, vor allem Shia LaBeouf überrascht in einer ungewöhnlichen Rolle, die er großartig gestaltet. Auch Guy Pearce als Bösewicht gelingt es trotz überzeichneter Figur eine hohe Glaubwürdigkeit für diesen miesen Charakter zu vermitteln. Ein wahrlich gut gestalteter Filmschurke, der bis zuletzt auf Augenhöhe mit den kampflustigen Brüdern bleibt.
Im Grunde ein klasse Ensemblefilm, alle Darsteller - Jessica Castain, Mia Wasikowska, Tom Hardy, Dane DeHaan - alle sind perfekt besetzt. "Lawless" ist auch eine Hommage an die alten Gangsterfilme und darüberhinaus bietet er ein authentisches Bild der 30er Jahre mit Wirtschaftskrise, Prohibition und dem Scheitern des amerikanischen Traums. Die Grundtendenz des Films bleibt durchweg pessimistisch geprägt. der Kameramann Benoit Delhomme mit Oscarverdächtiger Leistung lässt eine brutale Epoche auferstehen.

Bewertung. 9 von 10 Punkten.

Gangster Squad



Regie: Ruben Fleischer

Kampf gegen die Mickey Cohen Gang...

Ich liebe diese alten großen Gangsterfilme wie "Public Enemy", "Scarface" oder "Little Caesar", ganz begeistert bin ich vom Film Noir, diese schwarzen düsteren Großstadtkrimis aus den 40er Jahren. Immer wieder ließen Filmemacher der nachfolgenden Dekaden dieses Genre und die Stilrichtung aufleben. Ganz besonders grandios war Roman Polanskis "Chinatown", für mich immer noch einer der besten Filme aller Zeiten. Unvergesslich bleibt für mich auch Sergio Leones künstliche Kinomagie über den amerikanischen Traum einer Gangsterbande in "Es war einmal in Amerika". Brian de Palma sagte in "The Untouchables" dem bösen Gangsterboss Al Capone den Kampf an und brauchte dafür aufrichtige Helden. Völlig durchtränkt von diesem nostalgischen Overkill führte auch Curtis Hanson sein "LA Confidential" zu Oscar Ehren. Natürlich liebe ich auch diese Hommagen an diese beiden großen Filmgenres.
"Gangster Squad" von Ruben Fleischer lässt diese große Zeit ebenfalls wieder aufleben. Sorgfältig inszeniert fühlt man sich sofort ins Los Angeles der 40er Jahre transportiert. Und dort hat der Obergangster Mickey Cohen (Sean Penn darf mal hemmungslos overacten) das Sagen. Der Polizeichief Bill Parker (Nick Nolte) würde ihm ja gerne ganz unkonventionell den Garaus machen, doch gesetzlich sind ihm da die Hände gebunden. Was liegt also näher als im Geheimen eine Squad Einheit aufzustellen, die von dem unerschrockenen Kriegshelden Sergeant John O´Mara (Josh Brolin) geleitet wird. Der darf sich ein kleines elitäres Geheimteam von aufrechten Bullen zusammenstellen mit der Aufgabe das Gangsterimperium des Mickey Cohen gewaltsam zu zerschlagen. O`Maras Frau Connie (Mireille Enos) ist zwar schwanger, aber sie lässt ihren Gatten weiterhin Held sein. Als der smarte Sonnyboy Sergeant Jerry Woters (Ryan Gosling), ebenfalls beim Los Angeles Police Department tätig, der zunächst dem illegalen Unternehmen skeptisch gegenübersteht die Freundin von Mickey Cohen kennenlernt, beginnt er ein Verhältnis mit dieser geheimnisvollen Grace faraday (Emma Stone) von Beruf Femme Fatale.  Und dieses Spiel mit dem Feuer bedeutet schliesslich Gefahr und ein Einsteigen in John O`Maras Einheit...

"Gangster Squad" ist sehr knallig und bunt inszeniert, das unterscheidet ihn vielleicht am ehesten von seinen Vorbildern. Denen klaut er zwar die Figuren...z.B. der aufrichtige und heldenhafte Cop, der überfiese Gangstercop, der Dandytyp unter den Polizisten (hier gibts Ähnlicheiten zwischen der von Kevin Spaceys gespieltem Det. Sgt. Jack Vincennes und Ryan Goslings Rolle), die schöne Frau, die brave Ehegattin...kurzum er spielt herrlich gekonnt mit sämtlichen Klischees und schafft in der Überzeichunung fast schon so eine dominierende comichafte Note, die "Gangster Squad" fast schon ein bisschen in die Nähe von Quentin Tarantinos Kino rückt.
Ich halte den Film für sehr gelungen, er ist super fotografiert, glänzt mit erlesener Ausstattung und zeigt doch genau diese Figuren, die man sich in einem Gangsterfilm so sehr wünscht, auch wenn man sie sehr schnell wieder erkennt.

Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.