Samstag, 13. März 2021

Yankee


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Tinto Brass

Duell bis zum Schluß...

Mit dem Namen des Regisseurs Tinto Brass verbindet der Filmfan den Skandalfilm "Caligula" aus dem Jahr 1979. Tinto Brass hatte den Film jedoch eher als provokante und deftige Satire über Machtstrukturen geplant - gegen seinen Willen ließen die Produzenten den Film neu schneiden. Dabei wurden zahlreiche satirische Szenen entfernt bzw stark verändert und pornographische Szenen hinzugefügt, die ohne Wissen des Regisseurs zusätzlich gedreht wurden. Der Erfolg an der Kasse war zwar enorm, aber wurde sofort nach Erscheinen als pornographisches Drama eingeordnet. Der Regisseur versuchte vergebens vor Gericht das Erscheinen dieser Fassung zu verhindern, doch er verlor den Prozess. Vor "Caligula" drehte Brass auch einen Italo Western. "Yankee", der besonders in Italien ein echter Kinoerfolg wurde. Der Film ist jedenfalls recht einfallsreich inszeniert und gefällt durch interessante Kameraeinstellungen. Chefkameramann war Alfio Contini. Es ist auch nicht unbedingt die Story, die "Yankee" glänzen lsst, aber die filmische Umsetzung ist raffiniert gemacht, die Bildgestaltung hat einen starken pittoresken Einschlag.Es ist die Geschichte eines Duells zweier Männer. Auf der einen Seite steht der mächtige Bandit Concho, gespielt von Adolfo Celi (James Bond - Feuerball, Michelangelo, Bruder Sonne Schwester Mond, The Child). Er gilt als untastbar und die ganze Macht in seiner Stadt in New Mexiko. Dann kommt aber ein Fremder (Philippe Leroy) vorbei, der von allen nur "Yankee" genannt wird. Mit seinem  Auftauchen erschwert sich das Treiben von Concho und seiner Bande, die gerne Postkutschen und Goldtransporte überfallen. Concho selbst liebt den egozentrischen Stil und residiert in einer verlassenen Kirche. Zu seiner Bande gehört auch ein Maler, eine Wahrsagerin und ein Philosoph. Yankee hat es scheinbar auf einen Deal mit Concho abgesehen, doch der lehnt ab. Damit beginnt ein Schlagabtausch, bei dem der Yankee versucht die Gangmitglieder von Concho nacheinander ins Jenseits zu befördern... 



Im Film selbst regiert die Gewalt. Kopfgeldjäger überfallen eine Stadt, zünden Häuser an und erschießen die wehrlosen Bürger. Eine Szene hat sicherlich Sergio Leone für seine Schlüsselszene aus "Spiel mir das Lied vom Tod" inspiriert. Ein Mexikaner muss seine Frau, die eine Schlinge um den Hals trägt, auf seinen Schultern tragen. Brass spielt viel mit Licht und Schatten und vor allem mit Metaphern. 




Bewertung: 6,5 von 10 Punkten. 

 

Der englische Patient


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Anthony Minghella

Endlose Liebe...

Mit neun ausgezeichneten Oscars ist "Der englische Patient" von Anthony Minghella aus dem Jahr 1996 gleich nach "Herr der Ringe: Rückkehr des Königs", "Ben Hur", "Titanic" und "West Side Story" einer der meist dekoriertesten Filmen in der Academy Geschichte.
Er gewann in den Kategorien "Bester Film", "Bester Regisseur", Beste Nebendarstelerin Juliette Binoche", bester Ausstattung Stuart Craig, beste Kamera John Seale, beste Kostüme Ann Roth, bester Schnitt, bester Ton und beste Filmmusik. Deweiteren gabs noch drei weitere Nominierungen: Einmal für das Drehbuch und für die beiden Hauptdarsteller Ralph Fiennes und Kristin Scott Thomas, die allerdings gegen Geoffrey Rush (Shine) und Frances McDormand (Fargo) den Kürzeren zogen.
An der Kasse spielte der Film 232 Millionen Dollar, was den Produzenten Saul Zaentz sicherlich riesig gefreut haben dürfte. Zaentz war auch der Macher der beiden Oscarsieger "Einer flog übers Kuckucksnest" und "Amadeus".
Das British Film Institute wählte den Film auf Platz 55 der besten und wichtigsten Filme Großbritanniens. Dennoch hat der Film seither immer wieder polarisiert. Viele Kritiker sehen in "Der englische Patient" ein überlanges Rührstück. Man muss aber zugestehen, dass es in der Kinolandschaft kaum noch solche Filme gibt, die ganz stark an das Gefühl appellieren. Die Fans des Films stellen Minghellas Meisterwerk thematisch in die Nähe von "Casablanca" und optisch in die Nähe der David Lean Monumentalfilme.
"Der englische Patient" nach dem gleichnamigen Roman von Michael Ondaatje erzählt die Geschichte von vier Menschen, die sich in den letzten Kriegsmonaten des 2. Weltkriegs in einer verlassenen Villa in Norditalien aufhalten. Einer von ihnen ist ein sogenannter "englischer Patient" - ein Mann mit Verbrennungen, die sein Gesicht fast unkenntlich machen und nur noch sterben will. Dieser Mann wird von der jungen französisch-kanadischen Krankenschwester Hana (Juliette Binoche) des Royal Canadian Army Medical Corps gepflegt. Die junge Frau kümmert sich rührend um den schwerkranken Mann, der sein Gedächtnis verloren hat, was nur langsam zurückkehrt undder ihr irgendwann seine Geschichte erzählt. Die beiden anderen Personen in diesem verlassenen Kloster sind Lieutenant Kip Sigh (Naveen Andrews) und David Caravaggio (Willem Dafoe), ein Mitarbeiter des kanadischen Geheimdienstkorps, der aufgrund einer Folterung durch die Deutschen seine Daumen verloren hat. Der Patient erinnert sich, dass er Ende der 30er Jahre eine Region der Sahara, nahe der ägyptisch-libyschen Grenze erkundet hat. Irgendwann weiß er auch wieder, dass er der ungarische Kartograf Graf Laszlo de Almasy ist, der die Wüste kartographiert hat. Er lernt das britische Ehepaar Geoffrey (Colin Firth) und Katharine Cliton (Kristin Scott Thomas) kennen, die ein Flugzeug besitzen und daher sehr viel zu den Luftvermessungsbemühungen beitragen können. Während dieser Zeit verlieben sich Katherine und Almasy. Doch diese große Liebe endet tragisch...





Bei einer Laufzeit von 160 Minuten ist etwas Geduld erforderlich, aber der aufwühlende Liebesfilm ist großartig besetzt und besticht durch seine dichte Atmosphäre. Die Kameraarbeit des australischen Kameramanns John Seale trägt sehr viel zu diesem intensiven Filmerlebnis bei. Neben seinem Oscarsieg für diesen Film war er vier weitere Male (Mad Max Fury Road, Der einzige Zeuge, Cold Mountain, Rain Man) als bester Kameramann für einen Oscar nominiert.





Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Die Geisha


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Rob Marshall

Sayuri...

Rob Marshalls zweiter großer Filmerfolg nach dem oscarpreisgekrönten Musical "Chicago" ist die Verfilmung von "Memories of a Geisha" (Deutscher Verleihtitel: Geisha) nach dem gleichnamigen Roman von Arthur Golden. Der Film wurde von Steven Spielberg produziert und spielte weltweit 205 Millionen Dollar ein.
In Japan und in China wurde "Geisha" vor allem wegen der Besetzung kritisiert: Die Japaner konnten nicht verstehen, dass die Geishas vornehmlich von chinesischen Schauspielerinnen gespielt wurden. Auch der chinesische Filmemacher Chen Kaige meinte, dass eine so derart traditionelle Figur der japanischen Figur von keiner Chinesin glaubwürdig rübergebracht werden kann. Vor allem Zhang Ziyi wurde in ihrer Heimat sehr angefeindet, sie erhielt sogar Drohungen.
Der Film erzählt die Geschichte des kleinen japanischen Mädchens Chiyo Sakamoto (Suzuka Ohgo), die zusammen mit ihrer Schwester Satsu (Samantha Futerman) an ein Geisha Haus (Okiya) verkauft wird. Ein schwerer Entschluß für den Vater, doch seine Frau ist totkrank und die Familie verarmt. So ist nur die spätere Ausbildung zu einer Geisha ein Ausweg.
Daher werden die beiden Mädchen im Jahr 1929 ihrer gewohnten Heimat, dem kleinen Fischerdorf am Meer, entrissen und die Kinder werden bald getrennt, weil Satsu, Kayoko Nitta (Kaori Momoi) der Mutter des Geisha Hauses nicht attraktiv genug erscheint. Diese kommt in ein Bordell, nur Chiyo darf bleiben.
Im Geisha Haus arbeitet nur die grausame Hatsumomo (Gong Li) als Geisha. Sie ist von Anfang an feindselig gegen Chiyo eingestellt. Im Haus freundet sich Chiyo mit einem anderen jungen Mädchen an, die von allen Kürbisköpfchen (Zoe Weizenbaum, als Erwachsene wird sie von Youki Kudou gespielt) genannt wird. Bald trifft sie ihre Schwester und die beiden planen die Flucht, die leider misslingt.
Eines Tages trifft Chiyo den Vorsitzenden Ken Iwamura (Ken Watanabe), der mit zwei Geishas spazieren geht. Er sieht das traurige Mädchen und schenkt ihr ein Eis, ein Taschentuch für die Tränen und etwas Geld. Das junge Mädchen verliebt sich in den gütigen Mann und beschließt nun Geisha zu werden, damit sie später ein Teil seines Lebens werden kann. Im Winter, als Chiyo 15 wird, vereinbart die erfolgreiche Geisha Mameha (Michelle Yeoh) mit der Besitzerin der Okiya, dass sie die Ausbildung von Chiyo (als junge Frau wird sie von Zhang Ziyi gespielt) übernehmen wird. Fortan wird Chiyo nur noch Sayuri gennant. Von nun an lernt das Mädchen alle künstlerischen und sozialen Fähigkeiten, die eine Geisha benötigt. Sie steht auch damit in unmittelbarer Konkurrenz zu Hatsumomo und Kürbisköpfchen...




"Memories of a Geisha" ist optisch eine Wucht. Dies sahen auch die Mitglieder der Academy und vergaben dem Film drei Oscars. Der australische Kameramann Dion Bebee wurde preisgekrönt, ebenso wie Szenenbildner John Myhre und die Kostümbildnerin Colleen Atwood. Mit einer riesigen Portion an Prunk erlebt man als Zuschauer eine Welt, die im Begriff ist zu Ende zu gehen. Fernöstliche Gesellschaftsphänomene dieser Zeit werden vermittelt, sie werden aber nicht kritisch hinterfragt.
 




Bewertung: 8 von 10 Punkten.


Eine Frage der Ehre


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Rob Reiner

Code Red...

Einer der erfolgreichsten Filme von Rob Reiner (Stand by me, Harry and Sally, Die Braut des Prinzen, Misery) ist der 1992 entstandene Militärgerichtsfilm "Stand by me" aus dem Jahr 1992. Reiners Film entstand nach dem gleichnamigen Bühnestück von Aaron Sorkin und spielte in den Kinos 243 Millionen Dollar ein. Mit diesem Ergebnis katapultierte sich der spannende Film auf Rang 7 der Kino Jahrescharts und durfte sich auch über 4 Oscarnominierungen (darunter bester Film und Nebendarsteller Jack Nicholson) und 5 Golden Globe Nominierungen (Film, Drehbuch, Regie, Hauptdarsteller Tom Cruise und Nebendarsteller Jack Nicholson) freuen.
Er ging zwar leer aus, wurde jedoch sehr schnell zu einem Klassiker der Gerichtsdramen.
Im Film geht es um den s.g. "Code Red" - eine inoffizielle Bezeichnung bei der US-Aree für das Mobbing eines Soldaten durch seine eigenen Kameraden. Es war bis in die 90er Jahre hinein üblich, Soldaten durch ihre Kameraden bestrafen zu lassen, wenn sie ihre Forderungen nicht erfüllen konnten. Der normale Weg wäre ein Disziplinarverfahren gewesen, aber oft haben die Vorgesetzten diese illegale Bestrafung bevorzugt. Im Film von Stanley Kubrick "Full Metal Jacket" wird eine solche Bestrafung gezeigt, sie wird aber bei den Marines (um die geht es in "Eine Frage der Ehre" als "Blanket Party" und nicht als "Code Red" bezeichnet. Soldaten schlagen mit Handtüchern, in denen sich härtere Gegenstände befinden, auf das Opfer ein, zuvor wurde eine Decke über das Opfer gelegt, damit dieser sich nicht aus der Zwangslage befreien konnte.
Und solch einen "Code Red" haben die beiden Marinesoldaten Lance Corporal Harold Dawson (Wolfgang Bodison) und der Private First Class Louden Downey (James Marshall) bei ihrem Marinekollegen William Santiago auf der Guantanamo Bay Naval Base in Kuba angewandt. Einige Stunden nach dieser Folter ist der Marine verstorben. Die beiden Soldaten werden verhaftet, behaupten aber, dass sie aufgrund eines Befehls ihres Vorgesetzen Lieutenant Kendrick (Kiefer Sutherland) handelten. Der Zuschauer weiß auch schon mehr, denn Kendrick handelte nach den Anweisungen des obersten Vorgesetzten Colonel Nathan Jessup (Jack Nicholson), die in einem Dreiergespräch mit Jessup, Kendrick und LTC Markinson (J. T. Walsh) so bestimmt wurde. Natürlich hatten die Befehlshaber keine Ahnung, dass Santiago bestraft werden sollte - im Gegenteil: Sie behaupten, dass der Private bereits seine Papiere hatte um den Stützpunkt zu verlassen. Die Anklage führt Marine Captain Jack Ross (Kevin BaconI, die Verteidigung übernehmen Lieutenant Junior Daniel Kaffee (Tom Cruise) und Lieutentant Commander Joana Galloway (Demi Moore). Mit zu diesem Team gehört auch Lieutenant Sam Weinberg (Kevin Pollock). Die Ausgangslage ist äusserst schlecht, denn die Verteidigung müsste nachweisen können, dass dieser "Code Red" von Oben angeordnet wurde. Ein äusserst schwieriges Unterfangen...




Der Film stellt den etwas überheblichen Youngster Daniel Kaffee einem echten Fiesling gegenüber. Für Jack Nicholson ist Nathan R. Jessup eine echte Paraderolle, die verdient für den Oscar nominiert wurde. Er hätte wahrscheinlich auch in jedem anderen Jahr gewonnen, aber er hatte als Konkurrent Gene Hackman, der in Clint Eastwoods "Erbarmungslos" als Sheriff Little Bill brillierte. Aber auch Tom Cruises Leistung ist erwähenswert. Er passt sehr gut in diese Rolle, die so angelegt ist, dass er seine Arroganz irgendwann ablegt und sich als charismatischer Strafverteidiger beweisen kann.





Bewertung: 8 von 10 Punkten. 
 

Freitag, 12. März 2021

Im Staub der Sonne


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Bruno Corbucci

Der Jäger und sein Opfer...

"Im Staub der Sonne" ist ein Film von Bruno Corbucci, dem Bruder von Sergio Corbucci. Bruno schrieb auch die Drehbücher für die Klassiker seines Bruders "Django" oder "Leichen pflastern seinen Weg" mit. Seine eigenen Filmen waren billig heruntergedrehte B-Pictures. Dieser Italo Western ist aber immerhin einer seiner besten Werke, auch wenn "Spara, Gringo, Spara" alles andere als ein ultimativer Klassikers des Genres ist. Corbucci setzt auf die Beliebtheit der Buddy Movies und auf seine beiden gut aufgelegten Hauptdarsteller Brian Kelly und Fabrizio Moroni. In der Rolle des bösartigen Banditenchefs Quintaras ist Folco Lulli zu sehen, der mit seiner Rolle in "Lohn der Angst" von Henri Georges Clouzot international bekannt wurde. Immerhin ist der Film unter einem Aspekt sehr gewagt. Denn im Laufe des Films entwickelt sich eine sehr innige Beziehung des Revolverhelden und seinem jungen attraktiven Jagdopfer. Das Thema Homosexualität schwingt jedenfalls latent immer ein bisschen mit, auch am Ende als Chad Stark nach Kalifornien aufbricht und kurze Zeit später von Fidel eingeholt wird. Beide reiten möglicherweise in eine gemeinsame Zukunft. Wer kann es wissen ? Auf jeden Fall wird Stark (Brian Kelly) zunächst vom Banditenchef Quintaras (Folco Lulli) angeheuert, damit dieser seinen verschwundenen Spößling Fidel (Fabrizio Moroni) nach Hause zurückbringt. Der Youngster hat sich der Bande von Major Charlie Doneghan (Keenan Wynn) angeschlossen, der nach dem Bürgerkrieg die Waffen noch nicht gestreckt hat und raubend durch die Gegend zieht. Doneghans Liebling ist seine Ente, der kein Leid geschehen darf. Das Wissen auch seine Männer, obwohl dem einen oder anderen schon mal der Gedanke an einen saftigen Entenbraten kommt. Bald findet Stark den Ausreißer. Er kennt Doneghan von früher und kann diesen von einem großen Eisenbahnraub überzeugen. So findet er einen Weg einen gemeinsam Ritt mit Fidel machen zu müssen. Er nimmt ihm gefangen und ab diesem Zeitpunkt entwickelt sich zwischen den beiden Männern ein recht unterhaltsames Katz und Maus Spiel. Einmal hat der Revolverheld die Vorteile auf seiner Seite und dann gelingt dem Youngster immer mal wieder die Flucht. Auch werden die beiden zum Lebensretter des Anderes, was irgendwann sehr verbindet..



Der Titelsong "Rainbow...vorei..vorei" wird von Little Tony gesungen. Die Siedlerin Sally wird von Erica Blanc gespielt und Rik Battaglia ist als Captain Norton zu sehen. Die Stärke des Films ist ganz klar das gute Zusammenspiel der beiden Hauptakteure, die in einer Art Verwandtschaft zu Butch Cassidy und Sundance Kid zu sehen sind.


Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.