Donnerstag, 30. Juli 2015

My own private Idaho




Regie: Gus van Sant

In den Straßen von Portland....

River Phoenix starb am 21. Oktober 1993 in West Hollywood, Californien. Zum Zeitpunkt seines Todes war er erst 23 Jahre alt und steckte voll in den Dreharbeiten zu Georg Sluizers "Dark Blood". Der charismatische Jungschauspieler starb an einer Überdosis Heroin und Kokain (Speedball) in den Armen seines jüngeren Bruders Joaquin vor dem angesagten Nightclub Viper Room, der zu einem gewissen Anteil seinem Freund Johnny Depp gehörte. Im Krankenhaus, wo er schnell eingeliefert wurde, konnte leider nur noch der Tod festgestellt werden. Die Todesursache war ein Herzstillstand. Bei der Autopsie fand man auch noch andere Substanzen wie Valium oder Cannabis. Einstichstellen wurden keine gefunden. So muss er das Achtfache einer tödlichen Dosis wohl oral oder intranasal zu sich genommen haben.
River Phoenix stand damals auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Bei der Oscarverleihung 1989 war er aussichtsreicher Kandidat für den Preis als bester Nebendarsteller in Sidney Lumets "Die Reise ins Ungewisse" - er unterlag allerdings Kevin Kline, der mit "Ein Fisch namens Wanda" am Ende siegreich war. 1991 wurde der überzeugte Umwelt- und Tierschützer von Gus van Sant für den Coming of Age Film "My private Idaho" verpfliichtet.  Es wurde neben "Stand by me" mit Sicherheit sein bester Film. Intersanterweise kann man beide Filme in die Kategorie der "Road Movies" einordnen. Während Rob Reiners 1986 entstandener Film vier Jungen zeigt, die zu Fuß auf die Suche nach einem Vermissten gehen, ist River in "My own private Idaho" als Einzelgänger auf der Straße unterwegs. Sie wird dort in wahnsinnig schönen Aufnahmen als einsame Landstraße irgendwo in Idaho dargestellt, aber wechselt immer wieder auf die nächtlichen Straßen von Portland, Oregon, wo sich Mike (River Phoenix) als Stricher durchs Leben schlägt. Mike war schon immer ein Straßenkind, leidet unter Narkolepsie und kommt aus verheerenden Familienverhältnissen. Seine Mutter und seinen älteren Bruder (James Russo) hat er seit Jahren nicht mehr gesehen. In seinen Träumer sieht er immer wieder glückliche Momente aus seiner Kindheit. Als Vaterersatz fungiert der Landstreicher Bob Pigeon (William Richard), der der Figur des "Fagin" aus "Olvier Twist" ziemlich ähnlich ist, sich selbst als den König der Aussätzigen bezeichnet und den Jungs auf der Straße psychischen Halt gibt. Davon profitiert auch der smarte Scott (Keanu Reeeves), Sohn des Bürgermeisters und aus sehr vermögenden Verhälntissen kommend. Scott rebelliert mit seinem Lebenswandel als Strichjunge gegen den eigenen Vater und dessen bürgerlichen Werte. Er bezeichnet Mike als seinen besten Freund, doch diesem fehlt die Nähe. Im Grunde ist Mike in Scott verliebt, ein Gefühl was der Andere aber nicht erwidern kann, da er nicht schwul ist. Gemeinsam reisen sie mit Scotts Motorrads aber nach Idaho und versuchen Mikes Mutter zu finden. Diese Suche führt die beiden nach Italien und dort verliebt sich Scott in die hübsche Carmella (Chiara Caselli). Die Wege trennen sich, aber Mike bleibt der Straße treu...




 ständig auf der Suche nach Geborgenheit, die versucht er immer wieder kurzzeitig bei seinen vielen sonderbaren Freiern zu finden. Er ist für jede Spielart zu haben. Als Teil eines SexQuartetts für eine reiche Frau, als Nacktputzer bei einem gewissen Daddy Carrroll oder beim perversen Deutschen Hans, gespielt von Udo Kier. Dennoch ist in jeder Sekunde klar, selbst in den wenigen fast intimen Szenen mti Scott, dass Mike immer der Einzelgänger bleiben wird. Er bleibt alleine und dies sorgt für eine starke melancholische Note in Gus van Sants "My own private Idaho", der gleich nach "Elephant" immer noch für mich der beste Film von Gus van Sants ist. Auch wenn er seit dem Welterfolg mit "Good Will hunting" zu den großen US-Regisseuren unserer Zeit aufgestiegen ist und den früheren Independent Platz verlassen hat. Spätestens mit "Milk" war klar, dass Gus van Sant für den Oscar reif ist. Dennoch sind mir seine kleinen intimen Filme, zu denen auch noch "Mala Noche" oder "Paranoid Park" gehören, fast noch etwas lieber. "My private Idaho" ist da so ein Misch-Werk. Einerseits sehr stark in seiner Story, in der Aussage und in der Machart sehr stark dem alternativen Independent Kino der USA verpflichtet, andererseits aber durch angehende Stars wie Keanu Reeves oder River Phoenix doch auch schon auf den Kinoerfolg schielend.
Dennoch hat der Film eine fast magische Atmosphäre anzubieten, aber es ist auch eine Stimmung des Verfalls, des Niedergangs und des Todes. Eine Szene am Ende beweist dies auch. da auf den gleichen Friedhof zwei Beerdigungen stattfinden.
Der Film zeigt auch eindrücklich, dass alles im Fluß ist. Momente vergehen schnell und die Erlebnisse der Protagonisten entwickeln sich immer recht unvorhersehbar. Mike ist ein Verlorener auf der Suche nach einem bisschen Halt, den er leider nicht finden wird.
Tragisch ist auch die Tatsache, dass nicht nur River Phoenix aufgrund von einer Drogenüberdosis starb - auch sein Filmkollege Rodney Harvey, der im Film den Gary spielte, ereilte das gleiche schicksal. Er wurde im Alter von 31 Jahren am 11. April 1998 in einem Hotel in Los Angeles tot aufgefunden. Die Todesursache war schnell gefunden, eine Kokain- und Heroinüberdosis beendete sein noch junges Leben.




Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Dienstag, 28. Juli 2015

Y tu mama tambien


























Regie: Alfonso Cuaron

Der Ausflug zum Strand...

Bereits im letzten Filmjahrzehnt schufen mexikanische Regisseure herausragende Filme. So begeisterte Guillermo del Toro mit faszinierenden Geschichten in "Devils Backbone" und "Pans Labyrinth". Alejandro Gonzales Inarritus großartiger Episodenfilm "Amores Perros" blieb kein Einzelfall, er konnte mit "Babel" diesen großen künstlerischen Wurf wiederholen. Zu der Riege dieser Regiehoffnungen gehörte auch Alfonso Cuaron, der inzwischen - genauso wie Landsmann Inarritu - den Regie-oscar gewinnen konnte. "Gravity" machte es möglich - sein 2001 in Mexiko gedrehtes Roadmovie "Y tu mama tambien" wurde damals von Kritikerpapst Roger Ebert als die Geburtsstunde des neuen mexikanischen Films bezeichnet und gefeiert und ist für mich nach wie vor sein bester Film - trotz "Gravity" oder "Children of Men".
Der Film gehört für mich neben Monte Hellmanns "Two Lane Blacktop", Walter Salles "Die Reisen des jungen Che", Federico Fellinis "La Strada",  Kathryn Bigelows "Near Dark", Sean Penns "Into the Wild", Jonathan Glazers "Under the Skin" und Sam Peckinpahs "Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia" zu den besten Roadmovies überhaupt.
Einen riesigen Anteil an dem Erfolg ist die grandiose Kameraarbeit von Emmanuel Lubezki, der in diesem Jahr mit seiner Leistung in "Birdman" seinen zweiten Oscar als bester Kameramann erhielt. Ein Jahr vorher wurde ihm der Preis bereits für Cuarons "Gravity" zugesprochen. Auf das Konto des mexikanischen Ausnahmekünstlers gehen Filme wie "Tree of Life" (Terrence Malick), Sleepy Hollow (Tim Burton), "Bittersüße Schokolade" (Alfonso Arau) oder "Burn after Reading" (Coen Brothers). Seine Kamera steht in "Y tu Mama Tambien" eigentlich nicht still. Während der Autofahrt im Dodge Dart schaut die Kamera einfach aus dem Fenster und zeigt dem Zuschauer interessante Details. Szenen bitterer Armut in Mexiko, immer wieder Straßensperren durch die Polizei, Autounfälle oder Bauern, die verhaftet werden. Die drei Hauptfiguren sind so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie gar nicht alles mitbekommen, was da draussen während ihrer Fahrt so alles passiert.
So ist bei "Y tu mama tambien" nicht nur eine interessante Sicht nach aussen erkennbar,  die Protagonisten gewähren während der Reise an einen wunderbaren Strand auch eine Innenschau mit viel Melancholie. Road Movies funktionieren immer dann am besten, wenn die Reise auf der Straße zur Metapher für die Lebensreise wird. Und diese zeigt ein paar Sommertage voller Lust und Freiheit, am Ende steht aber wie in Dennis Hopper und Peter Fondas "Easy Rider" dem berühmtesten aller Roadmovies das Ende und der Tod.
Solche Gedanken sind aber den beiden lebenslustigen Freunden Tenoch Iturbide (Diego Luna) und Julio Zapata (Gael Garcia Bernal) sehr fern. Die beiden Jungs wollen einfach leben, Spass haben und die Sexualität hat im sehr jungen Leben natürlich einen hohen Stellenwert. Die Herkunft der beiden Freunde ist sehr unterschiedlich. Während Julio aus sehr einfachen Arbeiterverhältnissen stammt, ist Tenoch der Sohn eines hohen Regierungsbeamten. Die Freundinnen der beiden Jungs reisen gemeinsam für eine längere Zeit nach Italien. Es ist der Sommer 1999 und zwischen Schulabschluß und dem Beginn des Studiums liegt eine vielversprechende Ferienzeit. Auf der Hochzeit einer Verwandten lernen die beiden die 28jährige Luisa kennen, die mit Tenochs Cousin Jano (Juan Carlos Remoina) verheiratet ist.
Um die attraktive erfahrene Frau zu beeindrucken, phantasieren die beiden großmäuligen Jugendlichen von ihren Reiseplänen zu einem der traumhaftesten Strrände von Mexiko, dieser legendäre Fleck soll an der Pazifik Küste von Oaxaxa liegen. Also weit weg von Mexico City. Als Luisa nach einem Arztbesuch kurz später von der Untreue ihres Mannes erfährt, erinnert sie sich an die beiden Freunde, die mit ihr geflirtet haben. Sie ruft an und bittet darum mitfahren zu dürfen. Kurz entschlossen brechen die drei auf. Von der Hauptstadt geht es in den Süden Mexicos und sehr schnell kommt man sich näher...




 natürlich wird auch auf dieser lebensbejahenden Reise vor allem auch der Sex und die Erotik groß geschrieben. Als es nach einer gewissen Zeit tatsächlich zum Sex zwischen Julia und Tenoch kommt, entsteht in der Freundschaft eine gewisse Schieflage, die sich auch nicht bessert als Luisa den Versuch unternimmt die Balance wieder herzustellen, indem sie auch mit Julio intim wird. Die Eifersucht führt zu Geständnissen, die man hätte besser für sich behalten sollen. So hatte Julio auch etwas mit Tenochs Freundin. Dieser ließ aber auch nichts anbrennen und outet sich als Liebhaber von Julios Mädchen. Um Ende kommt es sogar zu einem Dreier, bei dem auch die beiden Jungs sich küssen. Am anderen Morgen hätte man dieses Erlebnis vielleicht gerne rückgängig gemacht. Julio und Tenoch fahren wieder zurück nach Mexico City, Julia hat sich entschlossen noch ein bisschen an der wunderschöenen Küste zu bleiben. Nach diesem Ausflug sehen sich die Freunde immer weniger oft. Nach einem Jahr treffen sie sich aber zufällig in einem Cafe wieder. Dort erzählt Tenoch vom Tod Julias, die wohl bereits zur Zeit des Ausflugs unheilbar an Krebs erkrankt war und dies auch wußte. Einen Monat später starb sie. Die beiden ehemaligen Freunde verabschieden sich voneinander und sagen ein baldiges Wiedersehen zu, doch sie werden sich nie mehr wieder treffen. Insofern ist dieses Erotik-Roadmovie zwar voll von praller Lebensenergie, aber immer wieder schimmert die Erkenntnis durch, dass alles vergänglich ist und jeder Moment in vollen Zügen genossen werden sollte. Dies tun die Protagonisten auch und es ist eine Freude ihnen dabei zuzusehen. Die noch etwas unreifen Jungs sind immer für ein bisschen unfreiwillige Komik gut, aber man schließt als Zuschauer auch sehr schnell eine gewisse Freundschaft mit den Beiden. Der Film funktioniert auch gut als Coming of Age Beitrag, denn die Reise in den Süden entpuppt sich auch als gewisser Reifeprozess. Für Julia ist es noch einmal ein letztes Mal das Leben zu genießen, für Tenoch und Julio hat die Reise auch einen schnellen Schub in Richtung Erwachsenwerden.
Der Film gewann ca. 30 internationale Filmpreise, darunter den Golden Globe als bester Auslandsfilm. Die beiden Hauptdarsteller Gael Garcia Bernal und Diego Luna bekamen bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig den Marcello Mastroianni Preis als beste Nachwuchsdarsteller verliehen.





Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Gefährliche Brandung



Regie: Kathryn Bigelow

Wahnsinniger Johnny Utah...

Kathryn Bigelow ist die erste Frau, die den Regieoscar gewinnen konnte. Dies gelang ihr mit dem Kriegsdrama "The Hurt Locker". Ihren ersten Riesenerfolg hatte sie mit dem Vampir-Roadmovie "Near Dark", der 1987 entstand und für mich immer noch einer ihrer besten Filme ist. Es folgten "Blue Steel", "Gefährliche Brandung", "Strange Days" oder "K 19". Mit "Zero Dark Thirty" schuf sie vielleicht ihren bislang ambitioniertesten und politischsten Film. Der 2012 entstandene Action Thriller zeigt die Suche der Vereinigten Staaten nach Osama Bin Laden, und schildert auch dessen anschließende Tötung in der Operation Neptunes Spear. 
Bigelow hat ein gutes Händchen für effektive Inszenierungen, so blieben die meisten ihrer Filme aufgrund von perfekt choreographierten Szenen in bester Erinnerung...und ja, die meisten ihrer Filme haben es geschafft sich einen Klassiker Status zu erwerben. So auch der etwas obskure Actionkrimi "Point Break" aus dem Jahr 1991, der mit einer reichlich absurden Handlung aufwartet und dennoch bestens funktioniert aufgrund der perfekten Besetzung beider Hauptrollen.
Der junge und damals ungeheuer attraktive Keanu Reeves spielt den engagierten FBI Agenten Johnny Utah. Der ist gemeinsam mit seinem etwas älteren Kollegen Angelo Pappas (Garey Busey) einem Bankräuber-Quartett auf der Spur, die bei ihren bisherigen Coups eigentlich noch nie Fehler gemacht haben. In den letzten 3 Jahren gingen rund 30 blitzschnell durchgeführte Überfälle auf ihr Konto, bei keinem dieser Überfälle wurde jemand verletzt. Das Quartett trägt bei den Überfällen die Masken der US-Präsidenten Ronald Reagon, Lyndon B.Johnson, Jimmy Carter und Richard Nixon. 
Angelo Pappas vermutet aufgrund einiger wichtiger Indizien, dass die Täter aus der Surferszene kommen. Hiier kommt nun seiner jünger Kollege ins Spiel. Dieser soll als verdeckter Ermittler unter die eingeschworene Gruppe der Surfer mischen und die Täter überführen. Es fällt ihm nicht schwer, sich an die hübsche Surferin Tyler (Lori Petty) heranzumachen. Die soll ihm das Surfen beibringen. Durch sie lernt er auch den charismatischen Bodhi (Patrick Swayze) kennen, der von seinen Freunden wie ein Guru verehrt wird. Diese Männer leben von der ständigen Sucht nach dem ultimativen Adrenalin Rausch und vergessen so die Zwänge des Alltags. So steht nicht nur das Surfen und die Suche nach besonders hohen und gefährlichen Wellen. Auch das Fallschirmspringen gibt den ultimativen Kick...



 und diesen sucht auch der junge FBI Agent, der dann auf dem Höhepunkt des Films sogar den Freien Fall aus einem Privatflugzeug riskiert. Alles nur für den Kick...was reichlich bescheuert ist und nur für echte Selbstmörder geeignet...aber interessanterweise nimmt man Keanu Reeves dieses wahnsinnige Szenario ab. So gesehen ist er die perfekte Besetzung für diese Rolle, die sich von allen anderen FBI Agenten aus so vielen Filmen extrem unterscheidet. Alles nur weil er der Faszination des Anführers der Surfer so erlegen ist. Bigelow hat dies so inszeniert, dass diese Faszination auf Gegenseitigkeit beruht. Denn selbst als Swayze, der sich mit seiner Ronald Reagan Maske auf der Flucht befindet, die Identität seines Freundes nun herausgefunden hat und weiß, dass dieser als FBI Agent sein Jäger ist, hält er an ihm fest. Diese Konstellation sorgt für eine besondere Atmosphäre bei den beiden Adrenalinjunkies. Darüberhinaus hatte Bigelow den Mut ihre Protagonisten sehr sexy zu inszenieren. 




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Easy Rider




















Regie: Dennis Hopper

Der Traum von Freiheit...

"Easy Rider" aus dem Jahr 1969 wurde von Dennis Hopper inszeniert. Dabei war der Film aber vor allem eine Gemeinschaftproduktion der beiden Freunde Peter Fonda und Dennis Hopper, die mit dem Film einen Beitrag zu den Strömungen ihrer Zeit machen. Diese extremen sozialen, politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen mit den vorangegangenen Rassenunruhen des Jahrzehnts, dem amerikanischen Engagement in Vietnam und der aufkommenden Flower-Power-Bewegung. Im April 1968 hatte das Musical "Hair" seine glanzvolle Premiere und die Geschichte über die Hippie-Szene wurde sehr schnell zum Meilenstein der Popkultur. Vom 15. bis 17. August 1968 fand das legendäre Woodstock Concert auf einer kleinen Farm in Bethel im US-Bundesstaat New York statt. "Easy Rider", dieser Film über zwei Hippies, die mit ihren umgebauten Harley Davidson Motorrädern ihre Freiheit ausleben, passte da genau zum Zeitgeist. Gedreht wurde im Frühjahr 1969...also im Grunde ein Produkt, dass schon nach der legendären 68er Phase entstand...aber so erfolgreich, dass dieser Film zum Prototypen des Roadmovies wurde. Wie kein anderer Film wurde die Reise dieser Hippies zur Metapher für die Suche nach freiheit und Identität der Protagonisten. Er gehört neben "Fluchtpunkt San Francisco" (1971, Richard C. Sarafian) und "Two Lane Blacktop" (1971, Monte Hellman) zu der Trias der großen Roadmovies dieser Zeit, ist aber in seiner Aussage der düsterste und pessimistischste Beitrag. Der Ausbruch der beiden Männer, die für eine Zeitlang die große Freiheit genießen und diese Illusion versuchen aufrechtzuerhalten, endet mit dem Tod. Keiner der Männer wird den Trip überleben. Genauso erfolgreich wie der Film selbst wurde auch der perfekt auf die Story abgestimmte Soundtrack, der Blues-Rock song "Born to be wild" von Steppenwolf wurde zum ultimativen Klassiker.
Dabei sind die beiden jungen Männer Wyatt (Peter Fonda) und Billy (Dennis Hopper) nicht mal die ultimativen Sympathieträger. Denn sie kaufen auf einer Müllhalde in Mexiko eine ganze Menge Drogen, die sie dann in die USA einschmuggeln. Der Deal gelingt und die beiden können eine ganze Menge Dollarnoten einstecken. Diese versteckt Wyatt zusammengerollt in einem Schlauch im Kraftstofftank seines neuen Choppers, der mit der Flagge der USA lackiert ist. Dann reisen die beiden nach Arizona. Doch in der Zeit dieser Umwälzungen sind Hippies auch für den ganz normalen Bürger zum Feindbild geworden. Die Männer mit ihren Maschine und den langen Haaren gelten als Abweichler, als Aufrührer und stehen für eine gewaltigen gesellschaftlichen Wandel...Make Love, not War...als Gäste werden sie von Motel Besitzern öfters abgewiesen und es bleibt nichts anderes übrig als unter dem freien Himmel zu übernachten.
Wyatt und Billy haben Pläne. Sie wollen weiter ostwärts, nach New Orleans zum Mardi Gras Karneval. Doch zuvor nehmen sie noch einen Hippie (Luke Aksew) mit, der sie mit einer ganzen Hippie Kommune bekannt macht. Als sie mit ihren Maschinen eine Parade stören, landen sie im Knast und lernen dort den alkoholsüchtigen jungen Anwalt George Hanson (Jack Nicholson) kennen. Sie freunden sich mit ihm an und reisen zu dritt weiter. In Louisiana werden sie von der Landbevölkerung sehr stark angefeindet, nur die Mädels des Ortes sind begeistert von den wilden Männern mit den Maschinen. Um Streit zu vermeiden, reisen sie weiter. Doch sie werden verfolgt und nachts mit Schlägen attackiert. George stirbt an den starken Kopfverletzungen. Da die beiden wissen, dass sie nun auch verdächtigt werden, fahren sie weiter. In New Orleans gehts gleich ins Bordell und mit den beiden Prostituierten (Toni Basil/ Karen Black) gibts nicht nur Sex, sondern auch einen psychedelischen LSD Rausch. Am nächsten Tag geht die Reise weiter. Sie werden von einem Pickup überholt, die beiden Rednecks haben die Knarre dabei und schießen auf ihr Feindbild, den langhaarigen Billy...


 So gesehen ist "Easy Rider" ein sehr kompromissloser Film. Er zeigt ein Amerika im Zwiespalt. Von der Toleranz gegenüber neuer Strömungen ist nichts zu spüren, sie macht Angst und zieht tödliche Aggressionen auf sich. So ist die Szene in dem Restaurant in Louisiana ziemich beängstigend und zeigt, dass sich das Feindbild erweitert hat. So sind die Rassisten von einst nun auch Feinde der neuen liberalen Strömung. Die beiden Männer suchen mit Unterstützung krimineller Mittel die Freiheit, sie finden sie vielleicht in einer kurzen Momentaufnahme, aber am Ende steht der gewaltsame Tod. Hopper und Fonda konnten ein ganz bestimmtes Feeling in ihrem Film erzeugen, es ist eine Art Seelenschau. Der Mensch auf der Suche anch etwas Schönerem, das nur durch eine Rebellion gewonnen werden kann. Aber diese schöne andere Welt ist immer brüchig - sie muss sogar durch den Einsatz von Drogen heraufbeschworen werden.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Sinola





















Regie: John Sturges

Joe Kidd...

Der Western "Sinola" heißt im Original "Joe Kidd" und gehört neben dem Charles Bronson Film "Wilde Pferde" zu John Sturges Spätestern. Mit diesen beiden Alterswerken konnte er nicht mehr an die riesigen Erfolge ab den 50er Jahren anknüpfen, wo er so großartige Genre-Klassiker wie "Der Schatz der Gehenkten", "Verrat im Fort Bravo", "Zwei rechnen ab", "Der Zug von Gun Hill" oder "Die glorreichen Sieben"  schuf.
Immerhin ist "Sinola" aber toll fotografiert und die Bildkompositionen von Bruce Surtees entschädigen das etwas unentschlossene Drehbuch, dass auch den Titelhelden "Joe Kidd" etwas schwankend darstellt. Dieser weiß nämlich in dier Geschichte nicht so ganz auf welche Seite er sich schlagen soll. Am Anfang des Films sehen wir den Titelheld, der von Clint Eastwood gespielt wird,  betrunken im Knast - wartend auf seine Verhandlung.  Er hat sich der Wilderei schuldig gemacht und hat in respektloser Manier vor das Gerichtsgebäude gepinkelt. Da haben die mexikanischen Kleinbauern, deren Fall vor Joe Kidd verhandelt wird, ganz andere Probleme. Deren Besitzurkunden ihres Landes sind wohl bei einem Brand vernichtet worden. Nun haben die Großgrundbesitzer endlich das Recht die Bauern von ihrem Land zu jagen. Sie haben ja keine Papiere über ihr rechtmässiges Eigentum mehr. Während Joe Kidd von Sheriff John Mitchell (Gregory Walcott) vor den Richter (John Carter) geführt wird, stürmt die Gruppe des politischen Aktivisten Luis Chama (John Saxon) das Gerichtsgebäude. Nur mit einer List gelingt es dem gewitzten Joe Kidd die geplante Geiselnahme des Richters zu vereiteln. Chama kann fliehen, Joe erschließt einen der Mexikaner. Doch nun ist die Jagd auf ihn freigegeben. Bereits am anderen Tag trifft der passionierte Jäger und Großgrundbesitzer Frank Harlan (Robert Duvall) in Sinola ein. Er hat eine fiese Gruppe von Kopfgeldjägern mitgebracht, will Chama erledigen und ist sehr interessiert an der Mitarbeit von Joe Kidd, der der beste Fährtenleser sein soll und auch ein Vorleben als gefährlicher Kopfgeldjäger hatte. 500 Dollar werden geboten, aber Joe Kidd lässt sich nicht kaufen. Er lehnt zuerst ab. Al Joe Kidd auf seine Ranch zurückkehrt, wurde diese schon von Chama überfallen. Nun ändert Joe Kidd seine Meinung und schließt sich der Menschenjagd an. Auf der Reise in die Berge merkt Joe aber dass er sich vielleicht doch der falschen Seite angeschlossen hat. .Während ihrer Suche treffen sie auf Helen Sanchez (Stella Garcia), der Frau von Chama. Sie nehmen sie mit und als sie ein mexikanische Bergdorf erreichen, in dem sie den Geflüchteten vermuten, werden sie von den umliegenden Bergen aus beschossen. Harlan nimmt die Dorfbewohner gefangen und treibt sie in die Kirche. Sollte Chama sich nicht stellen, dann werden im Morgengrauen die ersten fünf Menschen getötet. Nun muss Joe Kidd handeln....


und dies passiert natürlich sehr routiniert und spannend, wie man es sich bei einem Clint Eastwood Western auch wünscht. Allerdings kann sich "Joe Kidd" nicht mit dem großen Western-Meisterwerk-Quartett des Schauspielers, bestehend aus "Ein Fremder ohne Namen", "Der Texaner", "Pale Rider" und "Erbarmungslo", messen. Dies liegt auch daran, dass der Film über weite Teile recht unentschlossen vor sich hin plätschert und man dann nur die tollen Bilder hat. Obwohl es ja nicht mal ganz so reizlos ist einen Helden zu sehen, der erst mal ein paar Denkanstöße braucht, um zu wissen, wem er helfen soll. Mit Robert Duvall hat er auf alle Fälle einen guten Kontrahenten, auch ein weiterer Kopfgeldjäger (Don Stroud) wird zu Joe Kidds Feindbild. Sehr gut inszeniert ist die Szene, in der Joe im Bergdorf gegen die Killer vorgeht.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Freitag, 24. Juli 2015

Kingsman - The Secret Service


















Regie: Matthew Vaughn

Mein Teenagerleben als Geheimagent...

Der Brite Matthew Vaughn ist nicht nur ein gefragter und äuserst erfolgreicher Filmregisseur, er verfasst auch Drehbücher für seine Filme und für andere und produziert Filme. Mit seinem Freund Guy Ritchie fing alles an. 1997 gründeten die beiden gemeinsam die Filmproduktionsfilme "Ska Films" und so konnten Ritchies Kultfilme "Bube, Dame, König, Gras" und "Snatch" realisiert weden. 2003 gründete Vaughn dann die "Marv Films". Sein Regiedebüt "Layer Cake" orientierte sich zweifellos an den Filmes seines Freundes - cool, stylish, respektlos und mit viel britischem Flair. Es folgte der hoch gelobte Fantasyfilm "Der Sternwanderer", der nicht nur deshalb in Erinnerung bliebt, weil Robert de Niro als schwuler Piratenkapitän zu sehen war. Mit "Kick Ass" katapultierte sich der Brite dann 2010 in den Olymp der Comicverfilmungen. Der Zuschauer war begeistert von Aaron Johnson, der als einfacher, verletzlicher Teenager und Nerd trotz der fehlenden Stärke ein Superheld zu sein, sich aufmacht um gegen das Böse zu kämpfen. Chloe Moretz als Mindy, das Hitgirl steht ihm da mit viel Talent zur Seite. "Kick Ass" spielte weitweit beinahe 100 Millionen Dollar ein. Mit einer Stippvisite zu Marvels "X-Men" Reihe, machte er das Prequel "Erste Entscheidung" zu einem Riesenerfolg.Das  Kasseneinspielergebnis belief sich auf 351 Millionen Dollar. Dieses großartige Ergebnis hat er jetzt mit seinem neuesten Film "Kingsman" noch getoppt. Der furiose und schräge Agentenkömödien-Thriller glänzt mit einem Einspielergebnis von 403 Millionen Dollar. Sehr gut gelungen ist der britische Einschlag, der hier nicht nur durch den Gentleman Agenten Harry "Galahad" Hart, gespielt von Colin Firth" rüberkommt. Er hat auch die beste Szene des Films, als er in einem Pub mit dem jungen Gary "Eggsy" Unwin (Taron Egerton) sitzt und ihn für den Geheimdienst gewinnen will. Der junge Eggsy ist der Sohn von einem verstorbenen Agenten und er hat für den distinguierten Gentleman die besten Voraussetzungen die Lücke im Geheimbund der Kingsman wieder aufzufüllen, die ein ermordeter Kollege hinterlassen. Aber bevor Eggsy zu "Lancelot" wird, muss einigen üblen Proleten noch gezeigt werden, was gute Manieren sind. Der betont vornehme Gentleman, der von diesen Männern eben noch beleidigt und gekränkt wird, erteilt seinen Widersachern mit seinem Regenschirm eine echte Lektion. Diese klasse Szene wird dann im späteren Verlauf des Films noch einmal aufgenommen und führt zu ähnlicher Begeisterung. Um was geht es: Der lispelnde Internet Milliardär Richmond Valentine (Samuel L. Jackosn) hat vor die Menschheit merklich zu dezimieren. Denn nach seiner Ansicht ist der Mensch für die ganzen Katastrophen, die sich auf dem Planeten abspielen, größtenteils selbst schuld. Also muss ausgedünnt werden. Und dies versucht er mit Hilfe seiner getreuen Helferin Gazelle (Sofia Boutella) auch hinzubekommen. Seine reche Hand schaltete als perfekte Tötungswaffe den Agenten Lancelot aus und er verteilt an die gesamte Menschheit SIM-Karten, mit denen sie kostenlos telefonieren oder im Internet surfen können. Die Nachfrage nach den Karten ist riesig, doch was keiner weiß: Der sonderbare Milliardär kann an die Telefonen, die seine Gratis Karten enthalten, ein Signal senden, das alle Menschen in deren Umkreis zu mordenden Bestien verwandelt. So - sein perfider Plan - bringen sich die Menschen selbst um. Um dies zu vereiteln gibt es aber Geheimbünde wie die "Kingsman", die im Untergrund operieren und von Artus (Michael Caine) und seinen Rittern der Tafelrunde geleitet werden. Eggsy hat nun die Möglichkeit in den Agentenverein einzusteigen, doch die Aufnahmeprüfung unter der Leitung von Merlin (Mark Strong) ist hart. Schliesslich ist es nicht einfach, weil da noch ein Hund mit im Spiel ist. Aber egal, die Handlung bleibt bis zum Ende dynamisch...


und macht nicht nur den Akteuren sichtlichen Spass. Colin Firth darf man richtig loslegen, er hat dann auf dem Höhepunkt des Films noch einen denkwürdigen Auftritt in einer Kirche, eine ebenfalls perfekt choreographierte Gewaltszene mti sehr viel britischen, ja fast schon starkem Guy Ritchie Feeling. Mit dabei auch Prinzessin Tilde von Schweden, gespielt von Hanna Alström, die von ihrem Aussenminister hintergangen wird und ein Wiedersehen mit Mark "Luke Skywalker" Hamill gibt es auch. Obwohl sein Kopf durch einen implantiertten Chip bald in die Luft fliegt. "Kingman" hat eine Vielzahl von sehr schrägen Einfällen parat, was dem Film eine sehr originelle Note verpasst. Im Grunde sehr viel Bond Feeling, dazu ausgestattet mit cartoonhaften Gewalteinlagen - alles zugeschnitten auf ein ganz junges Publikum. Wie auch schon in "Kick Ass" ist alles bestens abgestimmt auf einen jugendlichen Helden, der eine gute Figur macht. Von Taron Egerton werden wir mit Sicherheit wieder hören.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.