Donnerstag, 9. Mai 2024

Willkommen Mr. Chance


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Hal Ashby

Chancy, Gärtner...

Im Dezember 1988 starb Hal Ashby im Alter von 59 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung. Er gilt als wichtiger Vertreter des US-New Hollywood Kinos der 70er Jahre, der mit "Der Hausbesitzer" im Jahr 1970 erstmalig auf sich Aufmerksam machte - in der Folgezeit drehte er Klassiker wie den Kultfilm "Harold und Maude", "Das letzte Kommando" oder "Shampoo". In der Zeit zwischen 1976 und 1979 realisierte er mit "Dieses Land ist mein Land", "Coming home" und "Willkommen Mr. Chance" drei Filme, die alle bei der alljährlichen Vergabe der Oscars eine Rolle spielten.
Der einfältige Chance (Peter Sellers), ein Mann mittleren Alters lebt im Stadthaus eines wohlhabenden alten Mannes in Washington, D.C., zusammen mit dessen afroamerikanischer Magd Louise (Ruth Attaway), die freundlich zu Chance ist und ihm auch das Essen macht. Er hat sein ganzes Leben damit verbracht, den Garten des alten Mannes zu pflegen und hat das Grundstück nie verlassen, dabei lebt er hier schon seit seiner Kindheit. Abgesehen von der Gartenarbeit stammt sein Wissen ausschließlich aus dem Fernsehen. Als der alte Mann stirbt, weisen seine Nachlassanwälte Chance aus - er muss innerhalb eines Tages das Haus verlassen. Er wandert ziellos umher und entdeckt zum ersten Mal die Außenwelt. Ein afroamerikanischer Jugendlicher richtet ein Messer auf ihn; Chance versucht vergeblich, ihn mit einer TV-Fernbedienung aus dem Leben zu reißen. Als Chance an einem Fernsehgeschäft vorbeikommt, sieht er sich im Schaufenster von einer Videokamera gefilmt. Begeistert tritt er rückwärts vom Bürgersteig zurück und wird von einer Limousine erfasst, die Eve Rand (Shirley McLaine), die glamouröse und viel jüngere Frau des älteren Geschäftsmoguls Ben Rand (Melvyn Douglas), chauffiert. Als sie ihn nach seinem Namen fragt, hört sie seine Antwort "Chance, der Gärtner“ fälschlicherweise als „"Chauncey Gardiner“. Eve bringt Chance zu ihrem palastartigen Anwesen, um von Dr. Allenby (Richard Dysart) untersucht zu werden, der dort wohnt und sich um Ben kümmert, der langsam an einer Blutkrankheit stirbt. Nachdem er Chauncey untersucht hat, lädt der Arzt ihn ein, zu bleiben, um ein Auge auf ihn zu haben. Chaunceys Manieren sind altmodisch und höflich, und er trägt teuer geschnittene, aber veraltete Kleidung aus den 1930er Jahren, die er vom Dachboden seines ehemaligen Arbeitgebers mitgenommen hat. Als Ben ihn trifft, hält er "Chauncey“ für einen hochgebildeten Geschäftsmann der Oberschicht, der in schwere Zeiten geraten ist. Ben bewundert ihn und findet ihn direkt, weise und aufschlussreich. Ben ist außerdem ein Vertrauter und Berater des Präsidenten der Vereinigten Staaten (Jack Warden), den er Chauncey vorstellt. In einer Diskussion über die Wirtschaft orientiert sich Chance an den Worten „"Wachstum stimulieren“ und spricht über den Wechsel der Jahreszeiten im Garten. Der Präsident interpretiert dies fälschlicherweise als optimistischen politischen Rat und zitiert diesen "Chauncey Gardiner“ in einer Rede. Chance gelangt nun zu nationaler Berühmtheit, nimmt an wichtigen Ereignissen teil, entwickelt eine enge Verbindung zum sowjetischen Botschafter und tritt in einer Talkshow auf, in der seine detaillierten Ratschläge, was ein ernsthafter Gärtner tun sollte, als seine Meinung zur Präsidentenpolitik missverstanden werden. Louise erzählt anderen Afroamerikanern, während sie Chance im Fernsehen schauen, dass er „"Milchreis zwischen den Ohren" hat, dumm wie ein Esel ist und dass "Weiß sein" alles ist, was man braucht, um in Amerika erfolgreich zu sein. Der Präsident beauftragt seinen ganzen Stab, das FBI und die CIA nach Informationen dieses Chauncey Gardiner herauszubekommen, doch es gibt einfach keine. Der Verdacht liegt natürlich nahe, dass er so gewichtig ist, dass sämtliche Unterlagen von ihm vernichtet worden sein könnten...






Am Ende läuft Chancy über die Oberflächte eines Sees, ohne dabei zu versinken. Er macht eine Pause, taucht seinen Regenschirm rechts von seinem Weg tief ins Wasser und gehet dann weiter.
Der Film erhielt zu Recht viele positive Kritiken und bescherte Sellers einen Hit nach vielen gescheiterten Filmen außerhalb der Pink-Panther-Reihe. Er liefert tatsächlich eine beeindruckende Vorstellung in dieser Rolle, die so gut war, dass er für einen Oscar nominiert wurde. Leider musste er sich von Dustin Hoffman in "Kramer vs. Kramer" geschlagen geben. Aber immerhin durfte sein Filmpartner Melvyn Douglas seinen zweiten Oscar nach "Hud" in der Kategorie "Bester Nebendarsteller" entgegen nehmen - damit setzte er sich sogar gegen den Favoriten Robert Duvall in "Apocalypse Now" durch. Diese Darsteller machen diese Satire natürlich zu etwas ganz Besonderem. "Being there" ist der Originaltitel, der weltweit 30 Millionen Dollar einspielte. Herausragend ist nicht nur die Darstellerriege, der Regisseur sondern auch Kameramann Caleb Deschanel, der sechsmal oscarnominiert wurde, aber noch nie den Sieg davontrug. Regiseur Hal Ashby war zum Zeitpunkt des Drehs bereits Oscarsieger - denn er siegte in den 60er Jahren bereits als Editor für den Norman Jewison Film "In der Hitze der Nacht" 
 









Bewertung: 9 von 10 Punkten.  

Almost Famous


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Cameron Crowe

Mit der Band auf Tour...

Kommerziell war Cameron Crowes Musikfilm "Almost Famous" mit einem Einspielergebnis von 47,4 Millionen Dollar kein Erfolg im Kino beschieden, denn die Herstellungskosten beliefen sich auf ca. 60 Millionen Dollar. Trotz dieses finanziellen Desasters erhielt der Film gr0ßen Beifall bei den Filmkritikern und er wurde sehr schnell zum Kultfilm. In der Umfrage der BBC über die besten Filme des neuen Jahrhunderts landete "Almost Famous" auf Platz 79. Kritikerpapst Roger Ebert bezeichnete ihn als besten Film des Filmjahres 2000. Der Film ist eine melancholisch-schöne Rückschau auf die gute alte Zeit, des RocknRoll oder besser auf die Zeit, in der die Künstler vor allem für ihre Musik lebten - das große Geld spielte eher noch eine untergeordnete Rolle, doch sie sollte früher oder später die kommerzielle Rock- und auch Popmusik prägen. Erzählt wird die Geschichte des 15jährigen jugendlichen Journalisten William Miller (Michael Angarano spielt den William als 11jährigen, Patrick Fugit ist der 15jährige William), der in den frühen 70er Jahren für das Rolling Stone Magazin einen Bericht über die angesagte Rockband Stillwater schreiben darf und mit ihnen auf Tournee geht. Der Film ist halbbiographisch, da Regisseur Crowe tatsächlih als Teenager für den Rolling Stone schreib. "Almost Famous" erhielt vier Oscar-Nominierungen (für das beste Originaldrehbuch von Cameron Crowe, das auch mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, ausserdem Frances McDormand und Kate Hudson in der Kategorie Nebendarstellerin sowie für den besten Schnitt). Es wurde außerdem 2001 mit dem Grammy Award für das beste Compilation-Soundtrack-Album ausgezeichnet. Er gewann außerdem zwei Golden Globe Awards, für den besten Film (Musical oder Komödie) und Kate Hudson als beste Nebendarstellerin.
Im Jahr 1969 in San Diego kämpft das Wunderkind William Miller darum, sich anzupassen. Sein Leben wird noch komplizierter, als er erfährt, dass seine Mutter, die verwitwete College-Professorin Elaine (Frances McDormand) ihn fälschlicherweise glauben gemacht hat, er sei bereits zwölf Jahre alt. William ist eigentlich elf, kam mit fünf Jahren in die erste Klasse und übersprang auf Wunsch der Mutter die fünfte Klasse. Das strikte Rockmusik-Verbot der willensstarken Elaine und ihre Angst vor der Popkultur wirken sich nachhaltig auf ihre Kinder aus und treiben schließlich Williams 18-jährige Schwester Anita (Zooey Deschanel) dazu, nach San Francisco zu ziehen und Flugbegleiterin zu werden. 1973 strebt der inzwischen fünfzehnjährige William, beeinflusst von Anitas geheimem Abschiedsgeschenk, einem Fundus an Rockalben, danach, Rockjournalist zu werden und schreibt freiberufliche Artikel für kleinere Zeitschriften in San Diego. Der Rockjournalist Lester Bangs (Philip Seymour Hoffman) ist von Williams Texten beeindruckt und gibt ihm einen 35-Dollar-Auftrag für die Rezension eines Black-Sabbath-Konzerts. William darf den Backstage-Bereich nicht betreten, bis die Eröffnungsband Stillwater eintrifft und William sich schmeichelnd Zugang verschafft. Leadgitarrist Russell Hammond (Billy Crudup) findet Gefallen an ihm und William lernt das erfahrene Groupiegirl Penny Lane (Kate Hudson) Kennen , die völlig auf Russell abfährt. Obwohl sie sich wie ein stereotypes Groupiesverhält, besteht Penny Lane darauf, dass sie mehr für die Musik empfindet als für die Jungs, die diese Musik machen. Als er Millers Artikel über Black Sabbath sieht, beauftragt der Rolling-Stone-Redakteur Ben Fong-Torres (Terry Chen) William, einen Artikel über Stillwater zu schreiben  und schickt ihn mit der Band an Bord von „Doris“ Stillwaters in die Jahre gekommenem, aber geliebtem Bus, auf Reisen. William interviewt die anderen Bandmitglieder, aber Russell geht ihm aus dem Weg. Die Spannungen zwischen Russell und Leadsänger Jeff Bebe (Jason Lee) werden deutlich, als das erste T-Shirt der Band produziert wird, auf dem Russell in voller Sichtweite zu sehen ist, während der Rest der Band im Schatten bleibt. William wird von der Band scherzhaft als "der Feind“ bezeichnet, da er Journalist ist, aber er beginnt allmählich seine Objektivität zu verlieren, als er in ihren inneren Kreis immer mehr integriert wird. Und William verliebt sich heimlich auch in Penny Lane, die allerdings nur Augen für den verheirateten Russell hat...







Crowes Erlebnisse wurden in diesem Film verarbeitet, denn er ging mit den Allman Brothers auf Tour. Die DVD Fassung beinhaltet den 162 Minuten langen Director Cut, die Kinofassung war mit 118 Minuten deutlich kürzer. Wie der junge William wird auch der Zuschauer Beobachter dieser Geschichte, die sehr viel Zeitgeist und auch eigene Erinnerungen an diese Zeit aufmachen kann. Die Geschichte gibt auch Einblick in das Leben der Rockstars, die zuerst voller Herzblut und Individualismus sind und doch irgendwann mit den Gesetzen der Industrie und der Vermarktung konfrontiert werden. Die Mitglieder der Band sind immer bereit mit den zahlreichen Groupies etwas anzufangen. William ist der Beobachter und erst ganz am Schluß der Geschichte wird er zum aktiven Part, denn er hat Gefühle entwickelt. Ein tolles Ensemble wurde ausgewählt und vor allem die Newcomer Kate Hudson und Patrick Fugit überzeugen auf ganzer Linie.







Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Sophies Entscheidung


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Alan J. Pakula

Grausamste Wahl...

Nach seinem erfolgreichen Paranoia Filmtrio "Klute", "Zeuge einer Verschörung" und "Die Unbestechlichen" landete Regisseur Alan J. Pakula mit seinem Holocaust Drama "Sophies Entscheidung" im Jahr 1982 einen weiteren Filmerfolg. Hauptdarstellerin war Meryl Streep, die mit der Rolle der ehemaligen KZ-Gefangenen Sophie nach "Kramer gegen Kramer" ihren zweiten Oscar erhielt. Pakulas Drama ist ein herzzereißender, wunderbar gespielter und fesselnder Film. Es geht um drei Menchen, die vor einer Reihe von Entscheidungen stehen, manche davon leichtsinnig, andere tragisch. Vor allem die Hauptfigur Sophie, sie hat eine Dekade des Wahnsinns miterlebt und kämpft nun damit, dass sie danach überhaupt noch existieren kann. Es ist eine kraftvolle und zauberhaft-magische Geschichte, die von einer großen Trauer durchzogen wird. Somit nicht nach jedermanns Geschmack, denn der Stoff ist alles andere als gemütlich.
1947 zieht Stingo (Peter MacNicol) nach Brooklyn, um einen Roman zu schreiben, und freundet sich mit der Nachbarin Sophie Zawistowska (Meryl Streep), einer polnischen Einwanderin, und ihrem emotional instabilen Liebhaber Nathan Landau (Kevin Kline) an. Nathan ist ständig eifersüchtig und wenn er einen seiner heftigen Stimmungsschwankungen hat, überzeugt er sich selbst, dass Sophie untreu ist, misshandelt und belästigt sie. Eine Rückblende zeigt, wie Nathan Sophie nach ihrer Einwanderung in die USA zum ersten Mal traf, als sie aufgrund einer schweren Anämie zusammenbrach. Sophie erzählt Stingo, bevor sie in die USA kam, dass ihr Mann und ihr Vater in einem deutschen Arbeitslager getötet wurden und sie in Auschwitz interniert wurde. Stingo erfährt später von einem College-Professor, dass Sophies Vater ein Nazi-Sympathisant war. Als Stingo Sophie damit konfrontiert, gibt sie die Wahrheit zu. Sophie erklärt, dass sie, nachdem ihr Vater (ein Universitätsprofessor) und ihr Mann (der Assistent ihres Vaters) von den Nazis verschleppt worden waren, einen Kriegsliebhaber hatte, Józef (Neddim Prohic). Er lebte mit seiner Halbschwester Wanda (Katharina Thalbach) zusammen und war ein Anführer der Résistance. Wanda versuchte, Sophie davon zu überzeugen, einige gestohlene Gestapo-Dokumente zu übersetzen, aber Sophie lehnte ab, weil sie befürchtete, sie könnte ihre beiden Kinder Jan (Adrian Kalitka) und Eva (Jennifer Lawn) gefährden. Zwei Wochen später wurde Józef von der Gestapo ermordet und Sophie verhaftet und mit den Kindern nach Auschwitz geschickt. Nach ihrer Ankunft wurde Sophie aufgrund ihrer Sprach- und Bürokenntnisse als Sekretärin von Rudolph Höss (Günther Maria Halmer) eingesetzt. Nathan erzählt Sophie und Stingo, dass er bei Pfizer bahnbrechende Forschung betreibt, aber Nathans Bruder (Stephen D. Newman), ein Arzt, erzählt Stingo, dass Nathan an paranoider Schizophrenie leide und alle Schulen, die Nathan angeblich besucht habe, in Wirklichkeit teure psychiatrische Einrichtungen waren. Nathan ist kein Biologe, wie er behauptet. Er hat zwar einen Job bei Pfizer, den ihm sein Bruder besorgt hat, aber er ist in der Bibliothek und er hilft nur gelegentlich bei der Recherche. Nachdem Nathan glaubt, dass Sophie ihn erneut betrogen hat, ruft er sie und Stingo an und feuert in heftiger Wut eine Waffe ab. Sophie und Stingo fliehen in ein Hotel und er plant eine Zukunft für die beiden. Sie willigt ein, mit ihm zusammen zu sein, aber nicht zu heiraten, weil sie sich für eine ungeeignete Mutter hält. Bei ihrer Ankunft in Auschwitz musste sie entscheiden, welches ihrer Kinder in die Gaskammer geschickt und getötet werden sollte. Wenn sie sich nicht entscheiden würde, würden beide getötet werden. In ihrer Verzweiflung entschloss sie sich, Eva, ihre Tochter, in die Gaskammer zu schicken, um ihren Sohn Jan zu retten....







Natürlich gibt es bei dieser Vergangenheitsbewältigung kein HappyEnd mehr und Sophie sucht erneut den Kontakt zu Nathan. Beide sterben gemeinsam durch die Einnahme von Zyanid. "Sophies Choice" spielte 30 Millionen Dollar an der Kinokasse ein und war für fünf Oscars nominiert (beste Schauspielerin, bestes Drehbuch Alan J. Pakula, Beste Kamera Nestor Almendros, Beste Kostüme Albert Wolsky und bester Score Marvin Hamlish). Neben dem Oscarsieg wurde Meryl Streep auch mit dem Golden Globe als beste Darstellerin auszgeichnet.
 







Bewertung: 9 von 10 Punkten.