Mittwoch, 6. November 2013

Die Nacht der Jäger

























Regie: Kjell Sundvall

Jäger...

"Die Nacht der Jäger" von Kjell Sundvall ist die 2011 entstandene Fortsetzung des schwedischen Thrillers "Die Spur der Jäger" aus dem Jahr 1996. Im typischen ruhigen Stil entfaltet sich auch hier die große Stärke nordischer Kriminalfilme vor erlesener, wunderschöner Naturlandschaft.
Ort der Handlung ist Norbotten, eine Provinz im Norden Schwedens - ganz in der Nähe zur finnischen Grenze. Dort geschieht während einer Jagd, bei dem die Männer des Ortes teilnehmen, ein Verbrechen. Man findet dort Blutspuren und die Schuhe einer Frau des Dorfes, die ab diesem Zeitpunkt auch verscchwunden ist. Es liegt nahe, dass die Frau ermordet wurde, aber ihre Leiche bleibt vorerst verschwunden.
Für den Dorfpolizisten Torsten (Peter Stormare) ist sehr schnell der Verdächtige gefunden: Es kann nur der gefährliche Jari Lipponen (Eero Millonoff) sein, ein Krimineller, dem man bisher nur noch nie was nachweisen konnte und mit dem Torsten noch eine persönliche Rechnung offen hat. Dennoch wird vom Staatsanwalt Hilfe aus Stockholm angefordert. Mit dem Fall betraut wird Erik Bäckström (Rolf Lassgard), der bestens betraut mit der Umgebung ist, da er aus Norbotten stammt. Er wurde dort geboren und sollte eigentlich schon längst einmal seinen Neffen Peter (Kim Tjernström) besuchen, der bei seiner Mutter (Annika Nordin) lebt und Torstens Stiefsohn wurde. Für Erik wird diese Aufgabe nicht nur eine Reise in seine Heimat, sondern auch eine Reise in seine Vergangenheit. Und wieder ist er mit einer Dorfgemeinschaft konfrontiert, die dunkle Geheimnisse trägt. 


Dies alles inszeniert Kjell Sundvall sehr spannend als Familiendrama. Was bestens funktioniert, denn die Hauptdarsteller Rolf Lassgard und Peter Stromae spielen vorzüglich als Konkurrenten. Besonders in Erinnerung bleibt der diabolische Familienmensch wie ihn Stromae verkörpert. Über allem schwebt etwas Vergängliches, eine traurige Vergangenheit - alles wie gesagt einbettet in die Einsamkeit nordischer Landschaften, wo Abgründe allgegenwärtig sind. 

Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Payback - Tag der Rache




















Regie: Ron Scalpello

British Bad Boys...

Der britische Knastthriller "Offender" hat in Deutschland den nichtssagenden Verleihtitel "Payback - Tag der Rache" bekommen. Ron Scalpellos Film erinnert sehr stark an "Bad Boys", diesen Kultfilm mit Sean Penn aus den frühen 80ern, der mit gleicher Thematik daherkam: Junger Rebell wandert in den Knast und dort vollzieht er seine Rache. Auch der erst kürzlich realisierte kanadische Film "Dog Pound" von Kim Chapirion ist ein naher Verwandter von "Offender".
Erzählt wird die Geschichte des jungen Tommy (Joe Cole), der bei Jugendkrawallen mit der Polizei, als begeisterter Schläger verhaftet wird und daraufhin in den Jugendknast wandert. Der junge Mann aus dem Arbeitermilieu war bislang ein unbeschriebenes Blatt, hatte mit Elise (Kimberley Nixon) eine Freundin und freute sich mit dieser auf das Kind, dass die junge Frau erwartet hat. Nach und nach sieht der Zuschauer in Rückblenden diese kurzen Momente des Glücks, das von einem Moment auf den anderen jäh zerstört wird.
Als Elise entdeckt, dass einige von ihr betreute junge Männer für einen Raubüberfall mit Todesfolge verantwortlich sind, kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall. Nach der Arbeit wird sie von einem Maskierten auf offener Straße angegriffen und so schwer verletzt, dass sie ihr Baby verliert. Diese Jungs werden gefasst und büßen im Knast ihre Strafe ab.  Auf diese vier Gangster hat es Tommy abgesehen, doch die Jungs des Obergangsters Jake (English Frank) sind gefährlich. Einer von Ihnen, der dunkehäutige Mson (Tyson Oba) ist inzwischen gläubiger Moslem geworden...


 Der Zuschauer darf sich zwar bei "Offender" nichts Neues erhoffen - diese Art von Rachestory ist sattsam bekannt und wird nur durch das Spiel der neuen, unverbrauchten Gesichtern zu einer noch nicht erzählten Geschichte. Joe Cole ist sehr gut in der Rolle des reizbaren Jungen aus der Arbeiterschicht. Auch Shaun Dooley als Gefängnisbeamter Nash darf sich sadistisch austoben. Der Film ist durchweg gut unterhaltsam und spannend.
Eine ganze Weile ist der Protagonist nicht mehr als ein fiebriger Beobachter der unmenschlichen Zustände, die ihn im Jugendknast umgeben. Er muss sich an diese von Abhängigkeiten, Unterdrückung und Gewalt geprägte Welt gewöhnen, in der selbst das Wachpersonal nur wenig Interesse an deeskalierendem Handeln zeigt

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Assault on Wall Street



Regie: Uwe Boll

Massaker im Bankenviertel...

Wie wäre es mit einer weiteren Empfehlung für die nächste Uwe Boll Retrospektive ? Immerhin kann der 1965 geborene deutsche Regisseur inzwischen auf zahlreiche Gurken in seiner Filmographie zurückgreifen und gilt itatsächlich als "Deutsche Antwort auf Ed Wood" oder "Son of Ed Wood". Diesen zweifelhaften Ruf dürfte er sich vor allem deshalb erspielt haben, weil er zwischen 2003 und 2008 hauptsächlich trashige Videogames verfilmte und dann noch 2009 als Höhepunkt für seinen unfreiwillig komischen Ritterfilm "Schwerter des Königs" die goldene Himbeere erhielt. Dabei gibts aber auch Lichtblicke...zumindest ist sein "Siegburg" sicherlich kein schlechter Film, aber allerdings enorm bedrückend und hoffnungslos geraten. "Dafour" hat ja auch nicht nur miese Kritiken erhalten und sein neuer "Assault on Wall Street" gilt sogar als sein Bester. Ok, das will jetzt nicht viel heißen...Im Original heißt der Streifen "Bailout: The Age of Greed" und erzählt die tragische Geschichte eines Opfers in Zeiten der weltweiten Finanzkrise, der amerikanischen Imobilienpleiten, in Zeiten von Gier. Boll nimmt uns mit auf eine Reise, die unaufhörlich nach unten geht. Erzählt wird die Story des Security Mitarbeiters Jim Baxford (Dominic Purcell), der einen guten Job hat, aber eine kranke Frau (Erin Karpluk), die derzeit mit ihrer Krebserkrankung zu kämpfen hat. Für die Gesundung braucht sie teure Hormonspritzen und Jim legt sein ganzes Geld an der Börse an, weil er seinem Broker vertraut.
Als eines Tages überraschend Rosies Krankenversicherung erklärt, dass die maximale Auszahlungssumme erreicht sei, beginnt der amerikansiche Traum zu zerbröckeln. Jim arbeitet hart, doch die hohen medizinischen Kosten seiner Frau kann er bald nicht mehr tragen. Dann verspekuliert sich der Bankberater, es kommt zur Katastrophe. Doch Jim wird sich am Ende an den gierigen Bankern rächen...

 Der Film zeigt sehr ausführlich den Ruin einer Familie und trägt dabei vielleicht zu dick auf und arbietet mit vielen Klischeevorstellungen. Das Szenario könnte nicht auswegsloser sein, alles scheint auf Untergang getrimmt. Vielleicht ist dieser Part des Films irgendwie ermüdend, aber immerhin schafft Boll die Kurve von familiären Katastrophenfilm zur fiesen und widerlichen Abrechnung mit den Machenschaften der Banken, die auf Teufel komm raus nur ein Stichwort kennen: Verkaufen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Die letzten 20 Minuten des Films sind gut und rücken den Film sogar ein bissel in die Nähe einer kleinen Genreperle...wenn nur nicht diese lange Einleitung gewesen wäre voller Unglück und Leid.
Daher: Zwar kein Weltklassefilm, aber eine akzeptable Genrearbeiit, die mit einem Amoklauf als Finish sämtliche Register ziehen kann und mit dieser Sequenz beweist Boll, dass er auch besser als Ed Wood kann. Die Konsequenz des Films ist durch das Ende bitter und gallig und lässt den Zuschauer etwas ratlos zurück.


Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.

96 Minuten





















Regie: Aimee Lagos

Fataler Autoklau...

Aimee Lagos orientiert sich in ihrem 2012 entstandenen Jugenddrama einerseits an diesen vor Jahren populören konstruierten Thrillern wie "11:14" oder "21 Gramm", wo sich die Schicksale der Protagonisten zu irgendeinem Zeitpunkt der Geschichte schicksalshaft kreuzen - andererseits aber ist ein Larry Clark Touch erkennbar und darüberhinaus zeigt der Film eindringlich das Leben im Ghetto und kann daher auch als Verwandter von "Boyz in the Hood" oder "Menace II Society" angesehen werden.
Der Film schildert eine schicksalhafte Nacht im Leben der beiden Freunde Dre (Evan Ross) und Kevin (J. Michael Trautman), die im Armenviertel von Atlanta leben. Dre hat es insofern geschafft aus dem Ghetto rauszukommen, weil er einen guten Abschluß in der Schule gemacht hat und die darauf aufbauen kann. Er hängt aber immer noch mit seinen Jungs vom Viertel rum, die alle kriminell geworden sind und sich durch Macht ihr Überleben im Elend sichern wollen. Kevin ist ein Aussenseiter, denn er ist weiß. Seine Mom hat einen brutalen Liebhaber, der sie schlägt und der Junge will unbedingt so cool sein wie die schwarzen Brüder aus der Nachbarschaft.
Eine ganz andere Welt leben die Freundinnen Carley (Brittany Snow) und Lena (Christian Serratos), die beide studieren. Lena wird von ihrem Freund permanent betrogen, so suchen die beiden Mädchen etwas Abwechslung vom Alltagsstreß und gehen aus. Nach eher missglücktem Feiern laufen die beiden jungen Frauen zu ihrem Auto, das in diesem Moment von Kevin als Diebesgut auserkoren wird. Mit der Knarre zwingt er die Mädchen einzusteigen, Dre schaut fassungslos zu, was da gerade passiert - kann aber die Situation nicht meistern. Ein Schuß fällt. Eines der Mädchen liegt nun blutend im Fluchtwagen. Dre fährt das gestohlene Auto, auf dem Beifahrersitz ein Kevin, der stolz auf seine Gangster-Action ist...

 Ok, man kennt natürlich die Charaktere und ein bisschen wirkt das Szenario auch mal klischeehaft, aber der Film hat dennoch genügend Szenen, die wirken. Beispielsweise wenn Dre am hellichten Tag durchs Viertel läuft und plötzlich ein Polizeiwagen hält und die beiden Bullen auf ihn losstürmen und ihn zu Boden werfen und kontrollieren. Er ist als Schwarzer schon von vornherein immer ein Verdächtiger Krimineller. Nicht viel anders ergeht es dem Retter von Charley, der im Krankenhaus von den Bullen ebenfalls wie ein Verbrecher ausgefragt wird. Gute Darstellerleistungen der Youngsters Evan Ross und J. Michael Trautmann, die sehr glaubwürdig und intensiv agieren. Der Film über ein Autoklau mit fatalen Folgen ist sehr dialoglastig und zeigt das Dilemma der Täter, sich für den guten oder für einen schlechten Weg entscheiden zu müssen. 

 Bewertung: 7 von 10 Punkten.