Montag, 27. Dezember 2021

Quo Vadis Aida


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Jasmila Zbanic

Kriegsverbrechen in Srebrencica....

Filme aus den Balkanländern wie Serbien, Montenegro, Mazedonien, Kroatien, Slowenien, dem Kosovo, Bosnien oder Albanien sind bei uns nicht besonders bekannt. In den letzten Jahren gab es aber eine Handvoll von sehr interessanten Filmen, die sich vor allem mit der jüngeren Vergangenheit, dem Balkankrieg beschäftigen. Der mazedonische Film "Vor dem Regen" von Milcho Manchevski aus dem Jahr 1994 wurde ein Jahr später sogar mit einer Oscarnominierung als bester Auslandsfilm belohnt. Der bosnischen Kriegssatire "No Mans Land" von Danis Tanovic gelang 2002 gar der Sieg in der gleichen Kategorie. Auch die in Deutschland lebende bosnische Filmemacherin Jasmila Zbanic gelangte durch ihren Film "Esmas Geheimnis" zu internationaler Bekanntheit. Der Film schilderte eindringlich die Greueltaten im Bosnienkrieg. Auch in ihrem 2020 realisierten Film "Quo Vadis, Aida" befasst sich die Regisseurin mit dem dunklen Kapitel jüngster Vergangenheit. Das Massaker von Srebrenica, auch bekannt als Genozid von Srebrenica, war ein schreckliches Kriegsverbrechen während der Zeit des Bosnienkriegs (1992 - 1995). Das Massaker zog sich über mehrere Tage hin und verteilte sich an vielen Tatorten in der Nähe der Stadt Srebrenica, die im Jul 1993 von der serbischen Armee unter Führung von General Ratko Mladic (Boris Isakovic) eingenommen wird. Tausende von Bürgern der Stadt flüchten in Angst und suchen Zuflucht im Lager der UNO Schutztruppen. Dort arbeitet auch Aida Selmanagic (Jasna Duricic) als Übersetzerin für die Vereinten Nationen. Nur eine begrenzte Anzahl von Flüchtenden kann dort aufgenommen werden, der größere Teil der Menschen wartet vor verschlossenen Toren draußen im Freien. Aida ist Augenzeugin der schrecklichen Ereignisse und sie ist machtlos, denn die Hilfe, die zugesichert wurde, lässt einfach auf sich warten. Kommt sie überhaupt ? Neben den vielen anderen Schicksalen, ist auch ihre eigene Familie von der Katastrophe betroffen. Sie sorgt sich um ihren Mann Nihad (Izudin Bajrovic) und um die beiden jungen erwachsenen Söhne Hamdja (Boris Ler) und Sead (Dino Bajrovic), die sie zuerst in der zahlreichen Menge der Menschen nicht finden kann. Der niederländische Offizier Thomas Karremans (Johan Heldenbergh) ist durch das Aufmarschierungen von Mladics Vojska Republike Srpske Truppen ziemlich überfordert. Obwohl der bosnisch-serbische Eroberer den Menschen Sicherheit zusichert, werden kurz danach mehr als 8.000 Bosniaken - fast ausschließlich Männer im Alter von 13 bis 78 Jahren - hingerichtet. Möglich war dies vor allem durch die strikte geschlechtliche Trennung der Flüchtlinge bei ihrer Fahrt an ihren neuen Bestimmungsort. Die Frauen fuhren mit den Bussen in Sicherheit, ihre Männer und Söhne wurden aber exekutiert, weil sie im Verdacht standen gegen die Armee von Mladen gekämpft zu haben. 





Jasmila Zbanics Film wurde mit einer Oscarnominierung belohnt, musste sich aber am Ende durch Thomas Vinterbergs "Der Rausch" geschlagen geben. Im darauffolgenden Jahr war der bedrückende und erschütternde Bericht von Europas jüngster dunkler Geschichte völlig zurecht der Überraschungssieger bei der Vergabe des Europäischen Filmpreises. Der Film gewann den Hauptpreis als bester Film des Jahres. Die Regisseurin und die Hauptdarstellerin wurden völlig zurecht ebenfalls mit einem Sieg belohnt. "Quo Vadis, Aida" ist von Anfang bis Ende ein beklemmendes Filmerlebnis, dass keinen kalt lassen kann. Man müsste meinen die Menschen hätten aus den Greueltaten des 2. Weltkriegs gelernt, doch leider ist dies nur eine Illusion. Doch Völkermord scheint nie auszusterben. Leider. Einer der besten Filme des Jahres.



Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

Sonntag, 26. Dezember 2021

James Bond - No Time to die


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Cary Funuka

Man lebt hoffentlich zweimal...

Mit "No Time to die" geht die 15 Jahre lange James Bond Ära von Daniel Craig zu Ende. 2006 wurde "Casino Royale" begeistert aufgenommen, denn Regisseur Martin Campbell lieferte einen der besten Bond Filme überhaupt ab. Dagegen kam der Nachfolger "Ein Quantum Trost" nicht ganz an, aber mit "Skyfall" erreichte die Serie einen kommerziellen Höhepunkt - insgesamt 1,223 Milliarden Dollar inflationsbereinigt. Damit toppte man die formidablen Einspielergebnisse der Sean Connery Filme "Feuerball" und "Goldfinger". Auch "Spectre" schaffte beinahe die Milliardengrenze. Craigs 5. Runde "No time to die" entstand bereits 2020, lag jedoch aufgrund der Pandemie einige Monate auf Eis. Die Produzenten spekutlierten ja bei diesem extrem hoch budgetierten Film (250 Mio. Dollar) auf ein Megaergebnis, mit ähnlich erfolgreichen Zahlen wie bei den beiden Vorgängern. Am Ende sprangen immerhin 771 Millionen Dollar heraus. Somit ein würdiger Abschluß für Daniel Craig, der sich mit einem denkwürdigen Ende vom Kinopublikum verabschiedet. Aber "man lebt nur zweimal", darauf einen Wodka Martini geschüttelt.
Die Kritiken, die darauf abzielen, dass Bond zu soft geworden ist, kann ich nun nicht nachvollziehen. Der größte Agent des britischen Empire ist auch in "No Time to die" ständig im Überlebenskampf mit den Bösen und ganz nebenbei muss er wieder die Welt retten. Natürlich hat auch Bond ein Privatleben und im 5. Abenteuer gewährt man dem Zuschauer Einblicke in seine Gefühlswelt. Er, der reihenweise Bond Girls um sich schart, hat sich in die attraktive Madeleine Swann (Lea Seydoux) verliebt. Also 007 auf der Suche nach einer festen Partnerin, zuletzt sah man ihn so in George Lazenbys einzigsten Bond Auftritt "Im Geheimdienst ihrer Majestät" - dort heiratete er sogar eine Comtessa, die im Film jedoch das Zeitliche segnet.
Bevor einer der besten Bond Songs "No Time to die" von Billie Eilish zu hören ist, präsentiert der Regisseur einen ausufernden Vorspann, der dem Geheimagent keine ruhige Sekunde gönnt. Auch ein Erlebnis seiner Herzdame Madeleine wird gezeigt. Als kleines Mädchen wird ihre Mutter von einem unbekannten Eindringling brutal erschossen, ihr Vater ist nicht Zuhause. Das Mädchen flieht auf den zugefrorenen See und das Eis bricht ein. Der maskierte Verfolger sieht wohl zu, wie das Mädchen unter der Eisdecke ertrinken wird. Dann endet diese Rückblende. Sie entkommt diesem Todeskampf aber wie ? Bond selbst hatte vor 5 Jahren mit der erwachsenen Madeleine eine Affäre, doch er verdächtigt sie des Verrats, setzt sie in den Zug und will die Frau nie wieder sehen. Erst jetzt kommt die Geschichte in der Gegenwart an und dort wird in London ein Labor überfallen, stehlen die Biowaffe "Heracles" und die Unbekannten kidnappen den Wisseschaftler Obruchev (David Dencik). Mlöglicherweise steckt der inhaftierte Blofeld (Christoph Waltz) dahinter. Bond soll aktiviert werden, lehnt aber ab und genießt sozusagen mehr oder weniger seinen Ruhestand. Sein Boss hat inzwischen der Agentin Nomi (Lashana Lynch) die legendäre Nummer "007" gegeben. Von seinem alten CIA Agenten Felix Leiter (Jeffrey Wright) lässt er sich überreden doch aktiv zu werden, zumal ein gewisser Lyutsiver Safin (Rami Maleck) als Drahtzieher des Raubes feststeht. Im Kuba schleust er sich mit der CIA Agentin Paloma (Ana de Armas) bei einem Treffen von Spectre ein und macht Bekanntschaft mit einem tödlichen Erreger...




Der Film endet mit einem drastischen Raketenbeschuß und der Zuschauer rätselt wie es nun wohl weitergeht mit der erfolgreichsten Agentenserie des Kinos. Regisseur Cary Fukunaga wurde bekannt durch seine Filme "Sin Nombre" und "Jane Eyre" mit Mia Wasikowska und Michael Fassbender.






Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Der Rausch


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Thomas Vinterberg

Ein rein wissenschaftliches Experiment...

 Der 1969 geborene dänische Regisseur Thomas Vinterberg wurde 1998 durch den eindringlichen Dogma Film "Das Fest" bekannt. Danach wurde es ruhiger um ihn, sein von Lars von Trier geschriebener Film "Dear Wendy" mit Jamie Bell in der Hauptrolle erwies sich als Megaflop, obwohl der Film inhaltlich sehr interessant gestaltet ist. Erst 2012 mit "Die Jagd" und einem hervorragenden Darsteller wie Mads Mikkelsen gelang Vinterberg ein weiterer Welterfolg, der in der Kategorie "Bester Auslandsfilm" um den begehrten Oscar kämpfte. Am Ende unterlag er dem Romfilm "The Great Beauty" von Paolo Sorrentino. Mit "Another Round" - so der internationale Titel des Films "Druk, was in dänsich soviel wie "Komasaufen" bedeutet - gelang ihm nun der Sprung an die Spitze. In Deutschland lief sein Film unter den Titel "Der Rausch" und der sahnte 2020 sehr viele Filmpreise ab. Unter anderem gabs endlich den Oscar als bester internationaler Film. Auch bei den Europäischen Filmpreisen wurde der ungewöhnliche Film über die Volksdroge "Alkohol" mehrfach ausgezeichnet: Vinterberg bekam gleich drei Auszeichnungen für den besten Film des Jahres, für sein Drehbuch und für seine Regieleistung. Auch Hauptdarsteller Mads Mikkelsen gelang im 4. Anlauf der Sieg in der Kategorie "Bester Darsteller". Insgesamt konnten sich die Macher über ein Einspielergebnis von ca. 22 Millionen Dollar freuen. Die Geschichte führt den Zuschauer an eine Schule. Dort bereiten sich die Schüler fürs Examen vor. Sie werden aber von eher lustlosen Lehrern unterrichtet. Einer davon ist der Geschichtslehrer Martin (Mads Mikkelsen), der für die Schüler einen gähnend langweiligen Unterricht macht. Die Eltern der Teenager sorgen sich, dass mit diesem Lehrer die Prüfungen nur sehr schwer zu bestehen sind. Mit seinen 40 Jahren wirkt der Pädagoge sehr ausgebrannt, auch die Ehe verläuft im Modus "Alltagstrott". Seine Frau Anika (Marie Bonnevie) ist ihm irgendwie fremd geworden, obwohl das Paar zwei heranwachsende Söhne hat. Anika ist eine Krankenschwester, die vornehmlich Nachtwache macht und so sieht sich das Paar sogar zuhause eher selten. Von seinen Kollegen, dem Philosophielehrer Nikolaj (Magnus Millang), dem Musiklehrer Peter (Lars Ranthe) und dem Sportlehrer Tommy (Thomas Bo Larsen) wird Martin an seinem 40sten zum Essen eingeladen. Dort wird sichtbar, dass Martin mit seinem Burn Out nicht alleine ist. Auch den anderen drei Lehrern geht es ähnlich, sie suchen eine neue Inspiration, die wieder mehr Freude in den Alltag und auch in den Beruf bringen soll. Nikolaj zitiert eine These des norwegischen Psychiaters Finn Skarderud, nach dem der Mensch mit einem um 0,5 Promille zu geringen Blutalkohlwert auf die Welt komme. Man müsse nur diese 0,5 Promille an Alkohol aufnehmen und diesen Level halten, dann wäre man zu besseren Leistungen fähig. Die vier Lehrer beschließen diese These in einem gewagten Selbstexperiment zu testen. Das soll ihen mehr Selbstbewusstsein und Freude am Job bringen und tatsächlich verheißen die ersten Tage eine echte Leistungssteigerung...





Natürlich ist das nur der erste gefühlsmäßige Eindruck, denn durch gewisse Steigerungen läuft dieses waghalsige Experiment völlig aus dem Ruder. Am Ende von "Der Rausch" tanzt Martin ausgelassen mit seinen Schülern, die alle das Abitur erfolgreich bestanden haben und sich nun im Feiermodus ebenso dem Alkohol hingeben. Ganz beiläufig zeigt Vinterberg unsere Gesellschaft, die das Trinken und den Rausch mehr oder weniger bedenkenlos akzeptiert und ständig zwischen Glück und Trauer hin- und her jonglieren. Somit ein Film übers Leben und ebenso ein etwas anderer Drogenfilm, der das alltägliche Suchtverhalten aufzeigt - jedoch nie mit dem erhobenen Zeigefinger und auch nie verherrlichend. Vinterberg zeigt, der Zuschauer kann sich selbst seine Schlüsse daraus ziehen.




Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

The Father


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Florian Zeller

Demenz...

Florian Zellers Filmdrama "The Father" ist sicherlich alles andere als ein Wohlfühlfilm. Einmal mehr beschäftigt sich die Filmwelt mit dem Thema "Demenz". In Deutschland zählte Till Schweigers Tragikomödie "Honig im Kopf" dank der hervorragenden Leistung von Hauptdarsteller Didi Hallervorden über 7 Millionen Kinozuschauer. Auch Hollywood nahm sich diesem Thema bereits mehrfach an. So gewann Julianne Moore für ihre Rolle in "Still Alice" einen Oscar. Auch der kanadische Film "An ihrer Seite" von Sarah Polley brachte Julie Christie ein Comeback ein und auch sie durfte sich - genau wie die Regisseurin - über eine Oscarnominierung freuen.
Anthony Hopkin spielt "The Father"  - einen 80jährigen egozentrischen Mann, der alleine in seiner Londoner Wohnung lebt und dort auch weiterhin bleiben will. Aber aufgrund seiner fortschreitenden Demenzerkrankung sucht seine Tochter Anne (Olivia Coleman) nach Alternativen. Was aber mehr oder weniger zu einem aufwühlenden Nervenkrieg ausartet. Denn sämtliche Pflegekräfte, die von der fürsorglichen Tochter engagiert wurden, warfen schließlich das Handtuch. Der alte Mann hat sie alle mehr oder weniger aus seinem Reich hinausgeekelt. Anne steht aber selbst vor einem großen Umbruch im Leben, denn sie erzählt dem Vater, dass sie nach Paris umziehen will. Sie habe dort einen Mann kennen und lieben gelernt. Der Vater sucht in der Wohnung ständig nach seiner Uhr und hört vom Schlafzimmer aus ein Geräusch. Er ruft nach seiner Tochter und muss zu seiner Überraschung feststellen, dass in der Küche ein Fremder gemütlich die Zeitung liest. Wer ist dieser Kerl ? Er kennt diesen Eindringling nicht, doch als Anne, die plötzlich total anders aussieht (diesen Part spielt Olivia Williams)  zurückkehrt, klärt sich alles auf. Es ist Annes Ehemann (Marc Gatiss), den der Vater nicht mehr erkannte. Bald stellt sich die neue Pflegerin (Imogen Potts) vor, die den alten Mann an seine andere Tochter erinnert. Er wundert sich nur, warum gerade diese, sein Liebling, ihn nicht mehr besuchen kommt. Bei der Vorstellung kommt die Krankheit des Vaters voll zum Vorschein. Auch in der Folgezeit wechselt das Aussehen von Annes Ehemanns (wird von Rufus Sewell gespielt), der behauptet, dass der Vater schon längst keine eigene wohnung mehr hat und nun seiner Tochter und ihm im eigenen Heim total auf die Nerven geht. Er will den alten Mann am liebsten in ein Heim bringen...



Der Macher dieses bedrückenden Films über die schwere Herausforderung des Alterns ist der französische Theatermann Florian Zeller, der "The Father" zuerst für die Theaterbühne schrieb. Man merkt dem Film diese Herkunft natürlich auch an, denn alles wirkt kammerspielartig. Der Film bietet seinem Hauptdarsteller Anthony Hopkins natürlich die Möglichkeit sämtliche Register seines schauspielerischen Könnens zu ziehen. Es darf nicht verwundern, dass der britische Charakterdarsteller - unsterblich geworden mit seiner Rolle als Hannibal Lector - sämtliche Filmpreise absahnen konnte. Er bekam den Oscar, den British Film Award und den Europäischen Filmpreis. Insgesamt kam Zellers Film auf 5 weitere Oscarnominierungen. Auch Nebendarstellerin Olivia Colman, die bereits für "The Favourite" einen Oscar gewann, wurde berücksichtigt. Desweiteren auch Nennungen in der Kategorie "Bester Film, Bester Schnitt, bester Produktionsdesign. In der Drehbuchkategorie konnte sich Florian Zeller gegen die Konkurrenz durchsetzen und durfte den begehrten Goldjungen mit nach Hause nehmen.




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

Matthias & Maxime


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Xavier Dolan

Tiefe versteckte Gefühle...

Neben Denis Arcand, Denis Villeneuve, James Cameron, Atom Egonyan, David Cronenberg und Sarah Polley dürfte Xavier Dolan derzeit der wichtigste Filmregisseur Kanadas sein. Das am 20. März 1989 geborene Allroundtalent führt nicht nur Regie, er produziert seine Filme und verfasst die Drehbücher dazu. 2009 entstand sein Debütfilm "I killed my mother" und es folgten "Herzensbrecher", "Tom et la Ferme", "Mommy" und "Das Ende der Welt". Sein 2019 entstandener Coming out Film "Matthias & Maxime" kam erst im März 2021 in die deutschen Kinos. Wie in den meisten seiner Filme spielt der Regisseur auch einer der Hauptrollen. Hier ist er als ruhiger und zurückhaltender Barkeeper Maxime zu sehen. Maxime hat vor für 2 Jahre nach Australien zu sehen, ganz einfach um die Welt kennenzulernen. Das stellt ihn vor einige wichtige Herausforderungen. Für seine alkohlsüchtige Mom (Anne Dorval) muss er während seiner Abwesenheit einen Ersatz finden, der sich um die haltlose Frau kümmert, für die er die Betreuung in Geldfragen übernommen hat. Auf Tante Ginette (Louise Bombardier) kann sich aber verlassen. Sie wird sich in seiner Abwesenheit um alles kümmern. Der Film zeigt die letzten 2 Wochen vor dem Abflug von Montreal ins ferne Melbourne. Maximes bester Freund ist der versierte Geschäftsmann Matthias (Gabriel D´Almeida Freitas), die beiden Jungs kennen sich schon seit Kindertagen. Beide treffen sich auf einer Party im Haus von Kumpel Rivette (Pier Luc Funk), das total idyllisch in der Nähe eines Sees liegt. Rivettes jüngere Schwester Erika (Camille Felton) ist Filmstudentin und nervt die Anwesenden, weil sie zwei Protagonisten für einen Kurzfilm sucht, den sie spontan auf der Party drehen will. Während einige der Kumpels (Samuel Gauthier, Antoine Pilon, Adib Alkhalidey) das Angebot dankend ablehnen, sind plötzlich die beiden besten Freunde Matthias und Maxime für einige Minuten Schauspieler. Was sie vorher nicht wussten: Die Szene sieht vor, dass sich die beiden Männer küssen. Nach einigen Bedenken wird gefilmt, der Kuss realisiert. Doch es wird ein Kuss mit Folgen werden....





"Matthias und Maxime" ist für mich einer der bisher besten Filme des Regisseurs. Er inszenierte dieses irritierende Coming Out zweier junger Männer sehr glaubhaft und behutsam. Die Kamera von Andre Turpin ist ganz nah an den Filmfiguren, was der Geschichte eine sehr gute Dynamik verleiht. Die Geschehnisse laufen dabei fast wie beiläufig ab, haben aber eine sehr intensive Kraft und wirken sehr intim und berührend. Die ungewollte Anziehung wirkt sehr fragil und die Darsteller agieren klasse, die Gesichter sind jung und unverbraucht.





Bewertung: 8 von 10 Punkten.