Mittwoch, 25. Dezember 2013

Zimmer mit Aussicht

























Regie: James Ivory

Inspirierendes Florenz...

Nach den Achtungserfolgen mit den Henry James Romanverfilmungen "Die Europäer" oder "Die Damen von Boston" schaffte das Trio James Ivory (Regie), Ismail Merchant (Produktion) und Ruht Prawer Jhabvala (Drehbuch) 1985 den großen Durchbruch mit der Adaption des im Jahr 1908 erschienenen E.M. Forster Romans "A Room with a view". Eine Geschichtnze, die die Reise- und vor allem Italiensehnsuch im postviktorianischen Zeitalter beschreibt. Der Gegensatz zu dem sanft-warmen Licht der Toskana,  der prallen und sinnlichen Atmosphäre der Stadt Florenz steht der englische Reisende, bestückt mit dem Baedecker und einem extrem muffigen Moralkodex, gepaart mit den immer noch aufrechtgehaltenen rigiden Klassenschranken. Auch das gewünschte Zimmer mit Aussicht in der empfohlenen Pension, in der vornehmlich englische Reisende absteigen, wurde nicht eingehalten. Lucy Honeychurch (Helena Bonham Carter) und ihre Anstandsdame Charlotte Bartlett (Maggie Smith) sind zuerst mal sehr enttäuscht. Der Gipfel der Frechheit wird dann noch damit errreicht, dass ein Mr. Emerson (Denholm Elliot) und dessen Sohn George (Julian Sands) den Damen ihr Zimmer mit Aussicht anbietet. Zuerst lehnt Miss Bartlett das unmoralische Angebot ab, doch durch die Vermittlung von Reverend Mr. Beeb (Simon Callow) willigt die Anstandsdame - auch auf Drängen der jungen Lucy - doch ein. Auf einer nachfolgenden Landpartie entdeckt Lucy die Schönheit der Landschaft und den ersten Kuß des bis dahin schwermütigen George. Dieser Affront zieht die sofortige Abreise der Damen nach sich. Doch die Lebensläufe der Reisenden kreuzen sich schicksalhaft wieder, Eleanor Lavish (Judi Dench), die sich in der Pension mit Miss Bartlett anfreudete, schreibt gar später einen Roman über die Zeit in Florenz, wo auch der verbotene Kuß wieder auftaucht, der eigentlich als Geheimnis streng gehütet werden sollte. Lucy hat sich inzwischen ganz offiziell mit dem weltfremden Spießer Cecil (Daniel Day Lewis) verlobt. Das Schicksal meint es aber gut mit der Liebe, denn bald wohnen die Emersons ganz in der Nähe...



 In "Zimmer mit Aussicht" erlebt der Zuschauer ein großartiges Ensemble, jede Rolle ist perfekt besetzt. Denholm Elliot und Maggie Smith erhielten sogar eine der zahlreichen Oscarnominierungen. Insgesamt gewann der virtuos inzenierte Kostümfilm drei Trophäen: Bestes Szenenbild, Bestes Kostümdesign und bestes Drehbuch. Die Bilder sind wunderschön und werden von Ivory hervorragend mit Sozialkritik und Melancholie verbunden und natürlich schuf er mit diesem Klassiker einer der magischsten Liebesgeschichten des 80er Jahre Kinos. Es ist ein großes Vergnügen zu sehen, wie sich die stürmische, rebellische Jugend gegen die Verklemmtheit der damaligen Gesellschaft durchsetzen kann. Ein klasse Film für die Festtage, den man immer wieder mit viel Vergnügen ansehen kann und immer wieder über die Ironie schmunzeln kann



Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Dienstag, 24. Dezember 2013

Cloud Atlas
















Regie: Tom Tykwer/Wachowskis

Wolkenatlas-Sextett...

"Cloud Atlas" ist der bis dato teuerste deutsche Film aller Zeiten, die amerikanischen Filmemacher Lana und Andy Wachowski (Bound, Matrix, V wie Vendetta) und der deutsche Tom Tykwer schrieben gemeinsam das Drehbuch und führten auch zu Dritt Regie. Herausgekommen ist einer der aussergewöhnlichsten Filme der letzten Jahre, er erinnert mit seinen irren Schauwerten und seiner phantasievollen Handlung mitunter an Filme wie "Avatar" oder "Mr. Nobody".
Dabei behandelt der Film - einem Mosaik gleich - sechs Zeitabschnitte aus 500 Jahren Menschheitsgeschichte, beginnend mit den ersten Jahren der Industrialisierung und dem amerikanischen Anwalt Adam Ewing (Jim Surtees), einem Mann der Südstaaten, der auf einem Schiff krank wird und von einem Arzt (Tom Hanks) gegen den polynesischen Wurm behandelt wird, der ihn anscheinend befallen hat. Er setzt sich während der Reise für einen blinden Passagier ein, der ein entflohener Sklave ist. Von 1849 ins Jahr 1936, dort lebt der unerfahrene und talentierte Musiker Robert Froshbisher (Ben Whishaw), der seinem Geliebten Rufus Sixsmith (James D´Arcy) schreibt, dass er eine Anstellung bei dem berühmten Musiker Vyvyan Ayres (Jim Broadbent) bekam. Gemeinsam inspriert komponiert er das "Wolkenatlas-Sextett".
1973 recherciert dann die Journalistin Luisa Rey (Halle Berry) an einer Topstory über einen fehlerhaften Atommeiler. 2012 gelingt dem alternden Schriftsteller Timothy Cavendish (Jim Broadbent) ein Bestseller, doch er wird aus Rache von seinem Bruder ins Altersheim verfrachtet, von wo er dann die Flucht im Quartett plant. Weiter in die Zukunft ins Jahr 2144 wo im koreanischen Neo-Seoul die KlonTechnologie ihren Höhepunkt erlebt. Doch Sonmi 451 (Doona Bae) hat den Wunsch Mensch zu sein. Mit Hilfe eines Rebellen (Jim Surtees) kann sie fliehen und verliebt sich sogar in ihn. Die Rebellion gegen die herrschende Konzerokratie misslingt aber und Sonmi wird hingerichtet. Trotzdem existiert sie in der Erinnerung im Jahr 106 nach der Apocalypse weiter. Dort lebt der Ziegenhirte Zachary (Tom Hanks) , es ist eine Welt von Kannibalen und auch eines anderen Volkes, den Precients, deren Botschafterin (Halle Berry) hat den Wunsch den heiligen Berg zu besteigen..


 Das klingt alles reichlich abgefahren, das Werk stellt aber immer wieder - sowohl kleinere als auch größere Zusammenhänge - der Geschichten her, die getrennt von Ort und Zeit sind, aber dennoch miteinander verbunden sind. Immer wieder leuchtet die Botschaft auf, dass alles zusammengehört und die Menschen untrennbar miteinander verbunden sind, sowie im Roman "Wolkenatlas" von David Mitchell. Gute wie auch schlechte Taten setzen Dynamiken und Energien frei. Die großartige Optik - vor allem in den Szenen aus der Metropole Neo-Seoul - erschlägt den Zuschauer auf dem Fernsehsessel. Somit ein Werk, das für die Kinoleinwand geschaffen wurde. Tolle Bilder und es sind immense Reize da, die Geschichten auf Gemeinsamkeiten hin zu kombinieren. Zusätzlichen Reiz gewinnt der Film durch desan mehrfachen Einsatz seiner Darsteller, so sieht man Tom Hanks, Halle Berry, Hugh Weaving, Hugh Grant, Susan Sarrandon, Jim Surtees, Ben Whishaw, Jim Broadbent, Doona Bae, Zhou Xun oder James D´Arcy in vielen verschiedenen Rollen und dabei so gut maskiert, dass man sie nur ganz selten erkennt. Aber kein Problem, im Abspann gibt es eine bebilderte Auflösung der verschiedenen Rollen.
Mir hat der Film in seiner Vielschichtigkeit sehr gut gefallen, die Kritiker urteilten aber dennoch sehr unterschiedlich und die Qualität des Films wird durchaus umstritten angesehen. Man muss also selbst urteilen. Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass da ein echter Klassiker im Studio Babelsberg entstanden ist. 



Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Das Böse unter der Sonne

























Regie: Guy Hamilton

Allüren und Tod der Arlene Marshall...

"Das Böse unter der Sonne" wurde 1982 von James Bond Regisseur Guy Hamilton gedreht und gehört zu den drei ganz großen Filmen um den belgischen Meisterdetektiv Hercule Poirot. Im Jahr 1974 schlüpfte der große Albert Finney in diese Rolle, er klärte mit viel Gespür für detektivische Kleinarbeit den "Mord im Orient Express" auf, drei Jahre später stand Peter Ustinov vor der Kamera und ermittelte in Sachen "Tod auf dem Nil". Dieser Film war ein großer Kinoerfolg und so war es nicht verwunderlich, dass es drei Jahre später einen Nachschlag gab. Das Erfolgsrezept war edel, erlesen und auch einfach: Wie in den beiden vorangegangenen Mordfällen, die von Agatha Christie ausgedacht und konstruiert wurden, findet alles in prächtiger Kulisse statt und man konnte jedesmal namhafte Darsteller gewinnen, die bei dieser Detektivgeschichte als Verdächtige mitmischen. Diesmal führen die Ermittlungen in einem möglichen Versicherungsbetrug unseren belgischen Helden auf eine idyllische Insel inmitten des Mittelmeeres. Dort führt Anfang der 30er Jahre die ehemalige Mätresse des Königs von Tyrrhenien ein Luxushotel für schwerreiche Snobs. Daphne Castle (Maggie Smith - wie immer großartig) bekamm von ihrem König das Anwesen auf der Anhöhe geschenkt, das eben jetzt als Hotel "Chez Daphne" fungiert. Hercule Poirot kommt dort mit einigen anderen illustren Gästen an, er muss den Verbleib eines kostbaren Diamanten klären, der dem Millionär Sir Horace Blatt (Colin Blakely) abhanden kam. Die Spur führt zu dem Star Arlena Stuart Marshall (Diana Rigg), der Geliebten Blatts und frischgebackener Gemahlin von Captain Marshall (Dennis Quiley). Ebenfalls anwesend als Sommergäste die Ehepaare Gardener (James Mason/Silvia Miles), die Redferns (Jane Birkin, Nicholas Clay), der schwule Rex Brewster (Roddy McDowall)  sowie Linda (Emily Horne), die unter ihrer neuen Stief- und Rabenmama Arlene extrem zu leiden hat. Natürlich gibt es unter sengender Sonne bald ein Mord...


 Optisch ist der Film hervorragend gemacht, die herrliche Kulisse verstärkt den Titel "Das Böse unter der Sonne" und wie immer ist es ein Vergnügen Poirot bei der detektivischen Arbeit zuzuschauen. Diesmal darf auch Ustinov noch mehr Nervtröte spielen, was zusätzlich großen Reiz macht. Denn so borniert der Meisterdetektiv auftritt - seine Schlußfolgerung bei der Auflösung sind wie immer genial und lösen regelrechte Aha Effekte aus. Der Streifen hat filmhistorisch nicht ganz den Stellenwert seiner beiden Vorgänger erreicht, was aber nichts über seine Qualität aussagt. Wer solche Krimis im Art Deco Style liebt, der wird auch hier begeistert werden können und das Vergnügen und der Charme ist genauso gegeben. 


Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Maurice

























Regie: James Ivory

Die Sehnsucht des Maurice Hall...

Vorhang auf in die Zeit um 1900: Während einer Reise an einem windigen Strand werden dem 11jährigen, vaterlosen Schüler Maurice Hall von seinem Lehrer (Simon Callow) Aufklärungshinweise gegeben, es geht um die nahende Pubertät und um die Geheimnisse beider Geschlechter. Jahre später, im Jahr 1909, besucht Maurice (James Wilby) die Universität in Cambridge, wo er mit zwei Kommilitonen Freundschaft schließt, mit dem adligen Risley (Mark Tandy) und dem reichen und attraktiven Clive Durham (Hugh Grant). Dieser verliebt sich in Maurice, doch dessen Geständnis empfindet Maurice zuerst nur absurd und irritierend. Doch er bemerkt bald, dass er ähnliche Gefühle hegt. Sie beginnen eine heimliche Affäre, die allerdings auf Clives Beharren - abgesehen von körperlicher Nähe und harmlosen Küssen - rein platonisch bleiben wird. Immer ist die Angst vor Aufdeckung und die damit verbundene Kriminalisierung und gesellschaftliche Ächtung allgegenwärtig. Als Risley wegen versuchtem Sex mit einem Soldaten verurteilt wird, bricht Clive langsam aber sicher die verhängnisvolle Affäre mit Maurice. Dieser beginnt eine neue Karriere als Börsenmakler und muss zusehen, wie sein Freund unter dem Druck der verwitweten Mutter die reiche Anne (Phoebe Nicholls) heiratet. In der Folgezeit sucht Maurice Wege der Heilung vom sündhafen und frevelhaften Begehren und konsultiert den Hausarzt Dr. Barry (Denholm Elliot) und den Hypnotiseur Lakser Jones (Ben Kingsley). Ein Leben in Unterdrückung der eigenen Sehnsüchte steht ihm bevor, auch wenn er immer wieder in Clives Anwesen Pendersleigh gern gesehener Gast wird. Dadurch lernt er auch den Wildhüter Alec Scudder (Rupert Graves) kennen, den er zunächst nicht beachtet. Doch durch den Mut Scudders kommt es zu einer heimlichen Liebesnacht...


 Anfang des 20. Jahrhunderts war es keine gute Zeit um homosexuell zu sein. Der gleichnamige Roman von E.M. Foster enstand zwar 1913/1914, wurde allerdings erst im Jahr 1971 posthum veröffentlicht und wurde wie bereits vorher "A Room with a view" und "Wiedersehen in Howards End" von James Ivory gedreht und von Ismael Merchant produziert. Und alle drei Arbeiten sind perfekt in ihrer Machart, sie sind sowohl inhaltlich als auch optisch sehr stark in Szene gesetzt. Wie immer herrscht eine große Liebe zum Detail vor. Vielleicht ist sogar "Maurice" aufgrund seines Themas der beste der drei Filme, da sein Thema auch heute noch gesellschaftlich diskutiert wird und auch heute noch ein Coming out als schwierige Hürde betrachtet werden kann. Die feindliche Sexualmoral hat sich imemrhin weitestgehend gelöst, aber ein "Maurice" ist heute noch gut denkbar, ebenso ein "Clive" - dagegen ist aber  eine Lucy Honeychurch "Zimmer mit Aussicht" oder ein Henry Wilcox "Howards End" Vergangenheit, die man aus heutiger Sicht ungläubig betrachten kann.  James Ivory erweist sich aber stets als "europäischer Regisseur", auch wenn er aus Oregon stammt.  Trotz allem ist "Maurice" eine Geschichte seiner Zeit, vor allem wenn man über die Klassenunterschiede im viktorianischen England bzw. in nachfolgenden Zeitalter Edwards nachdenkt. Daher ist die erste Nacht mit dem ungehobelten Wildhüter sowohl ein Befreiungsschlag in Richtung eigener sexuellen Identität als auch ein Aufllösen der Klassengrenzen, da der als sozial minderwertig erachtete Liebhaber sich auf Augenhöhe erhebt. Man mag das Ende rein oberflächlich als HappyEnd für eine verbotene Liebe ansehen, aber "Maurice" wäre ja auch kein Meisterwerk, wenn es nicht einen Widerhaken setzen würde. Denn er entlässt die beiden Männer, die sich lieben, in eine ungewisse Zukunft. Sie haben sich zwar für die Freundschaft entschieden, aber es dürfte kein Zweifel geben, dass auch diese Liason in einer Zeit des ersten Weltkrieges arge Probleme bekommen wird. Wird sie an der Heimlichkeit scheitern oder nicht ? Aber immerhin gönnt der Autor Forster seinem Paar das Glück eines Augenblicks.
Die Besetzung ist hervorragend und bis in die kleinsten Nebenrollen (Denholm Elliot, Simon Callow) perfekt besetzt. 


Bewertung: 10 von 10 Punkte. 

Sonntag, 22. Dezember 2013

Trance


















Regie: Danny Boyle

Hexentanz...

Danny Boyle hat zwar mit "Trance" eine extrem konstruierten Thriller gedreht, er ist aber in seiner Quintessenz sowohl ein perfekter Neo-Noir als auch ein Nachkomme von Hitchcocks besten Thrillern. ausserdem ist die Besetzung mit Vincent Cassel, James McAvory und vor allem Rosario Dawson einfach hervorragend. Es geht darin um den Diebstahl des wertvollen Gemäldes "Hexentanz" von Goya, ein ca. 40 Milionen Dollar wertvolles Bild, das versteigert werden soll. Simon Newton (James McAvoy) ist einer der Angestellten des Auktionshauses. Plötzlich werden bei laufendem Betrieb von den vier Gangstern Franck (Vincent Cassel), Nate (Danny Sapani), Riz (Wahab Sheik) und Dominic (Matt Cross) überfallen. Simon versucht das Gemälde in Sicherheit vor den Gangstern zu bringen, doch er wird von Franck bei seiner Flucht mit dem wertvollen Stück zusammengeschlagen. Durch den Sturz erleidet Simon einen Gedächtnisverlust. In der Tasche, die Franck Simon entwendet hat, ist jedoch nur der Rahmen des Gemäldes. Das Gemälde selbst ist verschwunden. Die Bande kidnappt daraufhin Simon und langsam stellt sich heraus, dass dieser der fünfte Mann der Gangster war und beim Überfall das Gemälde hätte Simon überlassen müssen. Doch wo ist der wertvolle Schatz ? Durch die Amnesie ist es Simon unmöglich, sich an diesen Tag und an diesen Überfall zu erinnern. Franck engagiert daraufhin die Psychiaterin Elisabeth Lamb (Rosario Dawson), eine Expertin auf dem Gebiet der Hypnose. Kann sich durch die Behandlung Simon wieder erinnern ? Und...wie gefährlich wird für ihn diese Erinnerung...

Danny Boyles Film ist perfekt durchkomponiert und spielt genüsslich mit einem doppelten Boden. So wie die Protagonisten einer Manipulation oder Suggestion unterworfen werden, ergeht es auch dem Zuschauer, der sich nie darauf verlassen kann, ob er gerade mit Lüge oder Wahrheit konfrontiert wird. Dabei gelingt ihm eine klassisch inspirierte, aber sehr innovative Rollengestaltung von Femme Fatale und Antiheld, der in eine auswegslose Situation gerät. "Trance" ist auf alle Fälle stilsicher inszeniert und gefällt vor allem durch seinen mitreissenden Sog und Rhythmus. Bald pendelt die Geschichte zwischen Traum und Wirkllichkeit, die Akteure gefangen in einem Vexierspiel. Durch die Energie und visuelle Wucht funktioniert auch der Plot bestens. Und inmitten des Geschehens eine heisskalte Frau, die vielleicht ein Geheimnis hat.


Bewertung: 8,5 von 10 Punkten. 

Zorn der Titanen
















Regie: Louis Letterier

Von Göttern, Halbgöttern und Menschen...

Die amerikanisch-britische Coproduktion "Kampf der Titanen" aus dem Jahr 1981 war zu seiner Zeit mit einem Einspielergebnis von 41 Millionen Dollar ein großer Erfolg und war vor allem auch noch einmal ein Film des Trickmeisters Ray Harryhausen, der gemeinsam mit Charles H. Schneer den Film auch produzierte und noch mehr Geld zur Verfügung seiner StopMotion Tricks hatte als in "Jason und die Argonauten". Der Film von Desmond Davies strahlt auch heute noch einen sehr schönen naiven Charme aus und die stygischen Schwestern, der hinterlistige und gefährliche Calibos oder die schreckliche Medusa wurden so zu Helden meiner Kinojugend. 2010 kam dann das unvermeidliche Remake. diesmal von Louis Letterier gedreht - mit einem noch gewaltigeren Erfolg an der Kasse. Insgesamt 500 Dollar Einspiel...diesmal natürlich kamen die Effekte und Tricks aus der CGI-Werkstatt. Kein Wunder, dass man bei soviel Gewinn einen zweiten Teil nachfolgen liess. Leider ist "Zorn der Titanen" mit viel weniger Begeisterung gedreht, der Film dümpelt sehr unmotiviert vor sich her. Dazwischen gibts dann immer wieder einige mehr oder weniger sehenswerte Effekte von Monsters. Gut gelungen sind jedenfalls der Angriff der Chimären, der Kampf mit dem Minotaurus im Labyrinth des Hades oder die drei aggressiven Zyklopen. Wenn nur die Geschichte etwas besser wäre. Es wird erzählt von Perseus (Sam Wortington) ganz normalen Leben als Fischer mit seinem Sohn Helius (John Bell). Er wird von seinem Vater Zeus (Liam Neeson) aufgesucht und um Hilfe gebeten, doch der Halbgott will lieber als Fischer leben und hat keine Lust am Heldentum. Die Zeit der Götter naht sich dem Ende, so will Zeus gemeinsam mit Bruder Poseidon (Danny Huston) ein Bündnis mit Hades (Ralph Fiennes) eingehen, dem dritten Bruder und ebenso Sohn von Kronos, dem verbannten bösen Vatergott, der die Welt zerstören will. Leider werden Zeus und Poseidon dank der Hilfe von Perseus Halbbruder Ares (Edgar Ramirez) in einen Hinterhalt gelockt und nun kann nur noch Perseus die Welt retten...

 Als günstig erweist sich die relativ kurze Laufzeit von 99 Minuten, denn so bleibt das mittelmässige Spektakel durch einige guten Szenen auch unterhaltsam, wenn auch ohne großen Anspruch und man darf auch in Sachen Fantasyspektakel nicht allzu viel erwarten, dann wird man weniger enttäuscht. Fakt ist, dass "Zorn der Titanen" weder dem charmanten Original von 1981 noch seinem Vorgänger von 2010 das Wasser reichen kann. Einmal mehr wird man daran erinnert, dass mit Sam Wortington leider zum wiederholten Mal eine krasse Fehlbesetzung nicht korrigiert wurde. Der Schauspieler, der in "Avatar" so gut funktionierte, ist als Held der Antike völlig unglaubwürdig. 


Bewertung: 4 von 10 Punkten. 

Oliver Twist

























Regie: Roman Polanski

Der Weg eines Fürsorgezöglings...

Die Geschichte um den Waisenjungen "Oliver Twist" wurde bereits mehrfach verfilmt. Unvergessen bleibt vor allem David Leans Version sowie die farbenfrohe Musicalverfilmung des britischen Regie-Atmeisters Carol Reed, der mit "Oliver" einige Oscars erringen konnte. Allerdings finde ich keine so gut wie die neue Verfilmung von Roman Polanski aus dem Jahr 2005. Sein "Oliver Twist" wurde aber nicht einhellig begeisternd aufgenommen. Dem jungen Kinopublikum war der Stoff vielleicht zu klassisch und trotz seiner opulenten Bilder hat Polanski auch keinerlei Zugeständnisse an das heutige Publikum gemacht, sondern inszenierte seinen Film als großartiges klassisches Erzählkino. Darüberhinaus gelang es dem Filmemacher den Stoff sozialkritisch, grimmig und überaus düster zu inzenieren.
Die Geschichte ist bekannt und erzählt vom Schicksal des Waisenkindes Oliver Twist, dessen Mutter bei der Geburt starb und ihm nicht mal einen Namen hinterließ. Diesen bekommt der Kleine vom Kirchenspieldiener Mr. Bumble (Jeremy Swift), der jedem Findelkind chronologisch nach dem Alphabet einen Namen gibt. Nach "S" war ein "T" wie Twist dran. Der Junge verbringt einen Teil seiner Kindheit im örtlichen Waisenhaus, wo er zu Kinderarbeit angehalten wird. Die Kinder haben Hunger, dass sie nachts fast nicht einschlafen können. Oliver bittet nach dem Essen, um einen Nachschlag, was die Heimleitung so empört, dass man entscheidet den Jungen einem Lehrherrn zu unterstellen. So kommt Oliver in die Dienste des Leichenbestatters Mr Sowerberry (Michael Heath), der den Jungen eigentlich gut behandelt, was man aber von seiner hysterischen Gattin (Gillian Hannah) nicht behaupten kann. Als sein direkter Vorgesetzter, der etwas ältere Junge Noah (Chris Overton) Olivers Mutter beleidigt, endet das Ganze im Kampf, bei dem Oliver anschliessend schwer bestraft wird. Der Junge flüchtet und macht sich auf einen 70 km langen Marsch ins entfernte London, wo er genauso hungrig ankommt, wie er aus seiner Stadt gekommen ist. Er macht aber Bekanntschaft mit anderen Straßenkindern. Der gewiefte kleine Gauner Artful Dodger (Harry Eden) macht ihn schließlich mit dem jüdischen Bandenführer Fagin (Sir Ben Kingsley) bekannt, unter dessen Obhut sehr viele Kinder als Räuber und Taschendiebe ausgebildet werden. Auch Oliver wird in die Kunst des Diebstahls eingewiesen und macht Bekanntschaft mit dem Gangster Bill Sykes (Jamie Forman) und dessen Freundin Nancy (Leanne Rowe). Der üble Bursche hat in dem Hund Bulleye einen ständigen Begleiter. Als bei einer Diebestour von Artful Dodger Oliver von der Polizei gefasst wird, will es das Schicksal, dass der Junge vorübergehend in die Obhut des vermögenden Mr. Brwonlow (Edward Hardwicke) gelangt. Dort könnte es endlich aufwärts gehen, doch die Vergangenheit holt den Jungen wieder ein...



 Polanski legt viel Wert auf tolle Bilder, sein London des Jahres 1830 ist betörend schön aufgenommen worden. Man kann in eine längst vergessene Zeit eintauchen, doch Vorsicht: Diese Zeit der Frühindustrialisierung hat sehr unmenschliche Züge. Große Armut, Verbrechen und Kinderarbeit prägen diese dunkle Zeit, die Polanski perfekt mit seinen Bildern einfangen kann. Hinter der Kamera Pawel Edelmann, der polnische Kameramann ist bekannt durch "Der Pianist" oder "Die Mühle und das Kreuz" - ein ebenfalls sehr empfehlenswerter Film mit exzellenter Kameraführung. Sehr hervorragend sind auch die Schauspielerleistungen, allen voran Ben Kingsley, der eine grandiose Vorstellung seines großen Könnens gibt. Seine ambivalente Darstellung des Hehlers, Kingsley gelingt es diese Figur authentisch und sehr glaubwürdig mit all seinen vielschichtigen Facetten darzustellen. Darüberhinaus zähle ich Polanskis "Oliver Twist" vor allem durch seine optische Stärke zu den ganz großen Kinofilmen der vergangenen Kinodekade und natürlich ist die Geschichte wie geschaffen für das ganz große Festtagsprogramm. 



Bewertung: 10 von 10 Punkten.