Dienstag, 17. November 2015

Die Angst des Tormanns beim Elfmeter

























Regie: Wim Wenders

Ganz nah dran am Mörder...

Noch bevor Wim Wenders 1973 mit seinem atmosphärischen Road-Movie "Alice in den Städten" der Druchbruch gelang, inszenierte er ein Jahr vorher mit "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" einen - wie er selbst sagt - Thriller ohne Spannung. Wenders selbst bezeichnet den Film als sein eigentliches Erstlingswerk, er basiert auf der gleichnamigen Erzählung von Peter Handke, der auch das Drehbuch schrieb.
Dabei spielt Arthur Brauss diesen seltsamen Josef Bloch, der als Torwart nach einem Foulspiel vom Platz gestellt wird. Dabei hat er während des Spiels nur ein paar Augenblicke nur auf seine Hände gestarrt, da ist dann auch schon zu spät. Der Ball kam auf ihn zu und ohne ihn noch abzuwehren, konnte er nur noch zuschauen, wie er über die Torlinie rollte. Daraufhin rastet der Goalkeeper noch auf dem Platz richtig aus, er beleidigt den Schiedsrichter und wird dabei handgreiflich.
Der Mann schlendert dann im Anschluß ohne großes Ziel durch Wien. Er geht in ein Kino, wo Howard Hawks "Rote Linie 7000" läuft und versucht mit der hübschen Kassiererin Gloria (Erika Pluhar) ins Gespräch zu kommen. Doch sie scheint nicht viel Interesse zu haben. Er quartiert sich in einem eher schäbigen Hotel in einer Nebenstraße ein und schläft sofort ein. Als er aufwacht setzt er seine Tour in der Stadt fort und betrinkt sich in einer Gaststätte. Er wirkt ziellos. Im Prater wird er von zwei Kriminellen zusammengeschlagen. Er wäscht sich in einer Toilette das Gesicht und säubert seinen Anzug. Am nächsten Tag hat er beim Anbaggern der Kassierin mehr Glück. Die Frau nimmt ihn mit in ihre Wohnung. Sie haben Sex zusammen und frühstücken am anderen Morgen zusammen. Alles wirkt recht harmonisch. Doch der Schein trügt. Er erwürgt die Frau ohne sichtlichen Grund auf ihrem Bett und verlässt dann den Tatort. Bloch geht zum Busbahnhof, sein Ziel ist der Süden des Landes, er steigt an einem Grenzort aus. Der rastlose Torwart hat sich entschieden seine ehemalige Freundin Hertha (Kai Fischer) dort zu besuchen, von der er weiß, dass sie dort eine Gaststätte etwas ausserhalb des Ortes gepachtet haben muss.
Dort angekommen sucht er Kontakte mit den unterschiedlichsten Menschen und es scheint so zu sein, als würde er dort auf seine baldige Verhaftung warten. Aus der Zeitung erfährt er, dass man ihm dicht auf der Spur ist. Die Leute im Ort interessieren sich zwar für den Mord in der Hauptstadt, aber noch viel spannender finden sie das Verschwinden eines stummen Schuljungen, der seit Tagen vermisst wird...


 Wim Wenders inszenierte die Story konsequent und sehr ruhig. Immer wieder werden beiläufige Szenen eingefügt, die Blochs unvermittelte Aggressionen zeigen. Also nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch an der Rezeption seines Hotels und einige Zeit später in der Kneipe seiner Freundin. Man wird nie schlau aus der Hauptfigur. In Handkes Erzählung wird der Verdacht mehr auf die mögliche Psychose von Bloch gelegt. Wenders agiert da viel verhaltener und lässt den Zuschauer lieber gerne im Unklaren. Auch wenn die Polizei durchaus bald zuschnappen könnte, es ist auch nicht ausgeschlossen, dass Bloch noch einige Zeit in Freiheit sein könnte. Sein Phantombild ist zwar in der Zeitung sehr gut geworden, aber die Leute vom Ort scheinen keine große Verbindung zwischen dem sonderbaren Bloch und dem Foto zu erkennen. Oder doch ? So läuft er noch unbehelligt durch die Provinz und sieht wie zwei Polizisten einen Zigeuner verhaften, der im Verdacht steht, dem verschwundenen Jungen etwas angetan zu haben.
Interessanterweise hatte Wenders Film 1972 noch vor seinem Kinostart Premiere im deutschen Fernsehen.
Mit seinem Kameramann Robby Müller und seinem Cutter Peter Przygodda konnte Wenders seinen eigenen Stil schaffen - die typische, sehr individuelle Machart, die seine gesamte Filmgraphie wie ein roter Faden durchzieht, sieht man auch schon bei "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter". Wenders schafft das Kunststück die Handlung fast ausschließlich über die Bilder aufrecht zu erhalten. Auch sein späterer Thriller "Der amerikanische Freund" - eines seiner größten Meisterwerke - weißt eine ähnliche Stimmung auf.


Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Zeit der Kannibalen

























Regie: Johannes Naber

Mitarbeiter der Company...

"Zeit der Kannibalen" von Johannes Naber wurde 2014 inszeniert. Das Kammerspiel mit tollen, geschliffenen Dialogen versteht sich als gallige Kapitalismus-Satire.  Der Film ist als Kammerspiel angelegt und hat nur drei Hauptdarsteller, die den gesamten Film tragen. Alle drei haben dabei die gleiche Rolle zu spielen. Den global agierenden Wirtschaftsberater. In ihrem Business bereisen die beiden erfolgreichen Unternehmensberater Öllers (Devid Striesow) und Niederländer (Sebastian Blomberg) viele Länder und unterschiedliche Kontinente. Weitere gelegentlich auftauchende Personen sind die Hotelangestellten. Die Hotels, in denen sie unterkommen, sehen immer gleich aus. Sie sind sogar sehr ähnlich gestaltet. Manchmal kritisiert Neurotiker Niederländer aber, dass die Lichtschalter dieser Hotels nicht immer an der gleichen Stelle platziert sind. Die Männer sind immer im Hotel, nie draußen. Das Land, dass sie gerade bereisen, interessiert sie nicht. Ein Blick aus dem Fenster: Dort sieht man Hochhäuser, wie aus Pappe gemacht, die von künstlich gestaltetem Smog Nebel umweht werden.
Der Erfolg steht ihnen gut: Kai Niederländer und Frank Öllers bereisen diese Entwicklungs- und Schwellenländer und vermehren mit ihrem kaufmännischen Geschick rücksichtslos die Profitgier ihres Auftraggebers.
Im Austausch für ihren bisherigen Teamkollegen Hellinger, der von "Oben" zum Partner gemacht wurde, wird ihnen überraschend die ehrgeizige Einsteigerin Bianca März (Katharina Schüttler) zugeteilt. Was mal für einige Sekunden für etwas Irrigation sorgt, aber auch zu dritt sind diese globalen Missionäre für den ulitmativen Kapitalismus bald wieder in ihrem Element. Öllers zankt sich zwischendurch immer mal wieder mit seiner Frau, die ihn verlassen will und ist genauso gerne jähzornig wie sein Kollege Niederländer seine sadistische Seite - gerne auch mal beim Hotelpersonal - auslebt. Aber auch die Neue hat so einiges drauf. Bald lässt Bianca die Katze aus dem Sack. Sie soll für ihren Boss die beiden Kollegen "bewerten". Dann überschlagen sich die Ereignisse. Vor dem Hotel gibts Unruhen, die sich immer mehr wie Bürgerkrieg anhören und per Videobotschaft haben die drei plötzlich einen neuen Boss, der den dreien ein Angebot macht, dass sie gar nicht ablehnen können...


 Dieser Film über die Machenschaften einer namenlosen Company und deren ominöse Mitarbeiter ist trotz seiner begrenzten Mittel im Budget gut geworden. Besonders gefallen die geschliffenen Dialoge, angesiedelt zwischen bitterbösem Statement und schwarzem Humor. Im Grunde ein Zustandsbericht vom Hotelzimmer aus üer die Ausbeutung der dritten Welt. Die drei Hauptdarsteller sind als Ensemble eine Wucht und blieben die ganzen 93 Minuten glänzend aufgelegt.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Samstag, 14. November 2015

A most violent year

























Regie: J. C. Chandor

Heizöl-Krieg...

Mit dem Thriller "A most violent Year" hat Regisseur J. C. Chandor (Der große Crash, All is lost) seine bisher beste Arbeit vorgelegt. Tatsächlich beschreibt der Filmemacher, wie der Titel bereits besagt, eine extrem gewalttätige Phase - die findet im New York des Jahres 1981 statt und bringt den ehrgeizigen und aufstrebenden Unternehmen Abel Morales (Oscar Isaac) in eine immer auswegslosere Situation. Der Einwanderer hat es mit seinem Heizölhandel weit gebracht und er will unbedingt expandieren. Mit seiner Frau Anna (Jessica Chastain) und den beiden Kindern hat er erst vor kurzem ein luxuriöses neues Haus bezogen. Mit den Mendelssohns (Jerry Adler/Quinn Meyers) hat er gerade einen folgenschweren und risikoreichen Vertrag geschlossen. Er hat den orthodoxen jüdischen Geschäftsmännern eine Anzahlung für deren Ölterminal am Fluß in bar erbracht, nun bleiben ihm 30 Tage um die restliche Summe von 1,5 Millionen Dollar an die Verkäufer zu zahlen. Die Bank hat den Deal zwar schon zugesichert, doch es tauchen unerwartet Probleme auf. Seit einiger Zeit überfallen Unbekannte seine Tankwagen und kapern sie. Die leeren Tanks werden alle später wieder aufgefunden, doch die Fahrer fürchten sich langsam. Auch Julian (Elyes Gabel) ist einer dieser Fahrer, die sich gerne zukünftig mit einer Knarre verteidigen würde. Doch Boss Abel lehnt ab. Er lehnt strikt alles ab, was ihm Ärger mit dem Gesetz einbringen könnte. Doch der steht auch noch bevor, als Staatsanwalt Lawrence (David Oyelowo) ihm mitteilt, dass in 16 Punkten gegen die Firma ermittelt werden soll. Abels Anwalt Andrew Walsh (Albert Brooks) ist genauso ratlos. Anna, zuständig für die Buchhaltung, macht sich daran die Akten der letzten Jahre auf Ungereimtheiten zu prüfen. Doch es kommt noch dicker: Ein Aussendienstmitarbeiter wird brutal zusammengeschlagen, ein Einbrecher versucht ins Haus zu steigen. Als Fahrer Julian wieder überfallen wird, hat der tatsächlich zur Verteidigung eine Waffe dabei. Es folgt eine üble Schießerei auf den Straßen. Die Bank sieht sich nun durch das miese Image von Abels Firma den Kredit zurückzuziehen. Abel versucht das Geld anderweitig zu beschaffen. Beim jüngeren Bruder (Pico Alexander) oder bei seinem Geschäftsfreund Peter (Alessandro Nivola). Allerdings drängt die Zeit, die Mendelssohns geben ihm einen letzten Aufschub von 3 Tagen das Geld zu besorgen....


Die Metropole New York 1981 als Handlungsschauplatz ist sehr gut getroffen. Tolle Bilder, an manchen dieser gewalttätigen Tage schneit es auch noch und die Stadt sieht matschig und atmosphärisch super aus. Der Held ist eine Art Michael Corleone - aber mit umgekehrten Vorzeichen. Ganz und gar Machtmensch und aufstrebender Wirtschafts-Tycoon ist es Abel Morales aber sehr wichtig der Kriminalität völlig zu entsagen und alles auf legalem Weg zu erreichen. Er agiert konsequent, knallhart und ist audh äusserlich der vollendete Geschätsmann. Er wird bald in der Zwickmühle sitzen und der Film zeigt die Ambitionen dieses Machtmenschen und Kapitalisten, wie er im Höchtmaß um seinen weiteren Aufstieg kämpft. Er will mehr Geld und mehr Einfluß. Regisseur Chandor hat sowohl dass Szenario als auch die Figuren äusserst spannend gestaltet. Dabei macht Oscar Isaac, der mir schon in "Ex_Machina" extrem imponierte, wieder eine äusserst gute Figur.
Als Zuschauer fühlt man sich gelegentlich an Brian de Palmas "Scarface" erinnert. Bemerkenswert auch die finale Szene. Ein Schuß fällt, sie schlägt auch ein Leck in ein Heizöl-Silo. Das Bild bleibt haften, ebenso das Schicksal des Menschen, der da auf dem Boden liegt. Wieder ist ein Mensch in New York gestorben, eines von ganz vielen Einzelschicksalen und eines der täglichen Opfer dieser Stadt, die Metropole pulsiert aber weiter.


Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.

The Gunman

























Regie: Pierre Morel

Von der Vergangenheit eingeholt...

Pierre Morels bekanntester Film ist sicherlich "Taken" (96 Hours) aus dem Jahr 2008. Darin sucht ein zu allem entschlossener Vater seine in Paris entführte Tochter und übt grässliche Vergeltung. Der Film wurde ein Riesenerfolg - was sicherlich auch in hohem Maße an Hauptdarsteller Liam Neeson lag, der sich mit seiner Hauptrolle auf einen Schlag in die Riege der neuen großen Actionhelden katapultierte.
In seinem neuen Film "Gunman" setzt Morel wieder auf einen guten Schauspieler. Er konnte Oscargewinner Sean Penn für die Hauptrolle gewinnen. Das besondere dabei ist, dass er fürs Publikum nicht unbedingt als Sympathieträger daherkommt.
 Alles beginnt im Kongo des Jahres 2006. Dort ist Jim Terrier (Sean Penn), der ehemaliger Soldat der Special Forces, als Mitglied des Sicherheitsdienstes tätig. Er soll in dem vom Bürgerkrieg gezeichneten Land für Ordnung sorgen. Er führt allerdings ein Doppelleben, von dem auch seine Freundin Annie (Jasmine Trincia) nichts ahnt. Terrier ist Mitglied einer geheimen Söldnergruppe und schreckt auch nicht vor Auftragsmorden zurück. Als er den Auftrag erhält einen wohl korrupten Bergbauminister zu elimineren, weiß er, dass er das Land verlassen muß - ohne seiner Geliebten Lebewohl zu sagen. Dies tut für ihn sein Bekannter Felix (Javier Bardem), der ebenfalls in der Gruppe ist und auf Annie ein Auge geworfen hat. 8 Jahre vergehen, bis er wieder ins Land kommt. Der Killer von einst hat sein blutiges Geschäft aufgegeben und engagiert mit humanitärer Hilfe. Doch eines Tages holt ihn seine mörderische Vergangenheit ein. Bewaffnete Männer wollen einen Anschlag auf ihn verüben, in letzter Sekunde kann er die Killer bezwingen. Wer trachtet nach seinem Leben ? Terrier glaubt an einen Zusammenhang mit den Ereignissen vor 8 Jahren. Er erfährt, dass zwei seiner damals ebenfalls am Anschlag beteiligten Kollegen bereits liquidiert wurden. In London trifft er Cox (Mark Rylance), einen weiteren Söldnerkollegen, den er warnt. Auf der Suche nach den Hintermännern gibts auch ein Wiedersehen mit dem undurchsichtigen Felix, der mittlerweile mit Annie verheiratet ist...


"The Gunman" basiert lose auf Jean-Patrick Manchettes Thrillerroman "The Prone Gunman" und erzählt eine reichlich bekannte Geschichte von einem alternden Killer, der für einen letzten Auftrag aus dem Ruhestand zurückkehrt. Gezwungenermaßen natürlich. An politischen Hintergründen ist de Film nicht interessiert, es dominiert der Action-Anteil. Dabei gibts einige Schauplatzwechsel, was zusätzlich an Bond oder Bourne erinnert. Die Verschwörung reicht bis ganz nach oben. Zusätzlich muss sich Sean Penn noch mit einem weiteren Problem rumschlagen. Er ist gesundheitlich lädiert und das Drehbuch will es so, dass der Exsöldner bei Stress- und Belastungssituationen zusammenbricht. Die Riege der Co-Stars präsentiert Hochkaräter wie Jarvier Bardem, Idris Elba und Ray Winstone. Doch keiner dieser Namen setzt große Akzente. So bleibt ein unterhaltsamer, aber auch klischeebeladener Thriller. Die Action hätte ruhig auch etwas kreativer gestaltet werden können. Der Höhepunkt der Jagd findet dann in einer spanischen Stierkampfarena statt. Der Bösewicht - Auge um Auge - mit einem wütenden Stier. Sean Penn selbst darf mehr als einmal als "Gunman" seinen trainierten Mittfünziger Body präsentieren. Wir sehen ihn surfen mit gestähltem Oberkörper, auch die Liebe bekommt noch einmal eine zweite Chance. Was will man mehr...ganz der Old school Style. Das Mädel wartet natürlich bis der Macker die milde Haftstrafe abgesessen hat.


Bewertung: 6 von 10 Punkten.

Dienstag, 3. November 2015

Blackhat

























Regie: Michael Mann

Cyber-Jagd...

Die Filme von Michael Mann sind immer interessant. Er gilt als einer der weniger Autorenfilmer Hollywoods. Die meisten Seiner Filme zeichnen sich durch einen charakterlichen visuellen Stil aus. Seine Bilder wirken oftmals gewollt kühl. Michael Mann legt sehr viel Wert auf eine besonders gute Kameraarbeit und nimmt sogar oft selbst die Kamera in die Hand. Bei seinem 2004 entstandenen Thriller "Collateral" verwendete er digitale Kinokameras im hochauflösenden Videoformat HD.
Neben "Collateral" dürfte vor allem "Heat" aus seiner Filmographie als Meisterwerk herausstechen. Der Film führte nicht nur die Schauspiel-Titanen Al Pacino und Robert de Niro zusammen, er erinnert auch phasenweise mit beiden Gangster-Filmen an die Arbeiten des großen französischen Filmemachers Jean Pierre Melville. Auch für die Neuverfilmung von "Miami Vice" gilt dies - der Stil kühl und edel, extrem distanziert, fast ein bisschen unnahbar. Den gleichen Eindruck macht sein neuer Film "Blackhat", den er mit interessanten Locations angereichert hat. Es geht in diesem Thriller um Computersicherheit, um Hacker und um die Sicherheitsmechanismus und deren Schwachstellen in diesem brisanten Bereich. Hacker sind unbekannte Personen, die sich unerlaubt in diese Systeme begeben und Lücken ausnutzen. Besonders die "Black Hats" (Schwarz Hüte) handeln dabei mit krimineller Energie und beabsichtigen ihr Zielsystem zu beschädigen oder aber geheime Daten zu stehlen.
In einem Reaktor eines Atomkraftwerkes in Hongkong ereignet sich eine Explosion. Es sterben dabei 8 Menschen, zwanzig weitere werden schwer verletzt und kamen dabei mit den gefährlichen Strahlen in Berührung. Warum hatte das Kühlsystem versagt ? Die Ermittler finden heraus, dass Malware, die von einem Blackhat eingeschleust worden sein muss, Ursache für das Unglück waren. Somit gezielte Sabotage. Es bleibt aber nicht die einzige Aktion des Unbekanntes. Am folgenden Tag steigen die Kurs für Soja an der Börse von Chicago schlagartig an. Niemand kann sich einen Reim darauf machen. Bald stellt sich heraus, dass auch die Kursexplosion durch einen Cyberangriff verursacht wurde. Sehr wahrscheinlich ist ein Zusammenhang beider Ereignisse. In China wird der Offizier Chen Dawai (Wang Leehom) mit dem Fall betraut. Er bekommt Hilfe von seiner Schwester Chen Lien (Tang Wei) und besteht auch darauf, dass man ihm den inhaftierten amerikanischen Hacker Nick Hathaway (Chris Hemsworth) zur Seite stellt. Beiden haben vor Jahren MIT gemeinsam studiert und dabei eine bestimmte Fernwartungssoftware programmiert. Mit Hafterleichterung ist der Mann aber nicht zu locken, er will - wenn es gelingt den unbekannten und gefährlichen Hacker zu finden und zu verhaften - die komplette Straffreiheit. Da sowohl die Chinesen als auch die Amerikaner unter Zugzwang sind, geht man auf seine Forderung ein. Er verlässt den Knast in Pennsylvania mit einer Fußfessel und unter Aufsicht der FBI Agentin Carol Barrett (Viola Davis) kann das Ermittlerteam loslegen...


Der Film bietet attraktive Hauptschauplätze, es gibt Gefahren in Hongkong, aber auch in Jakarta. Dabei geht es um den Kampf zwischen skrupelloser Gier und dem moralischen Widerstand als Gegenpart für den Bösen, der mit dem holländischen Schauspieler Yorick van Wageningen (bekannt aus "Winter in Wartime") am Ende auch ein Gesicht bekommt.
Mit einem Budget von 70 Millionen Dollar konnten weltweit nur schlappe 17 Millionen Dollar bisher eingespielt werden. Man kann daher aus kommerzieller Sicht von einem Megaflop sprechen.
Das Tempo ist durchgehend hoch und erzeugt eine enorme Spannung. Da fällt es nicht weiter ins Gewicht, dass die Story einige Kapriolen schlägt und die ein oder andere Logiklücke aufweist, denn bei der atemlosen Hatz bleibt kaum Zeit, darüber nachzudenken. Trotz der unterkühlten Optik meint man an manchen Stellen die Michael Mann Variante eines Bond Films zu sehen. Dies alles ein bisschen mit seinen typischen, beinahe dokumentarisch wirkenden Stilmitteln angereichert - Michael Mann versteht es immer wieder die Kamera mitten rein ins Geschehen zu werfen. Der Effekt gelingt - vieles wirkt wieder hypnotisch und kann an einigen Stellen wieder richtig mitreissen. Leider ist die Story etwas schwammig, was die Künstlichkeit und Unnahbarkeit des Films noch zusätzlich verstärkt. Dies wirkt sich sicherlich auf die Nachhaltigkeit dieses Thrillers aus. Ich befürchte man vergisst den Film sehr schnell und Michael Mann wird wie beim ähnlich inszenierten "Miami Vice" schwer haben, dass der Film zum Klassiker aufsteigt. In der Filmographie des beliebten Regisseurs aber sicherlich ein weiterer Beweis für seinen eigenständigen Stil.


Bewertung: 6 von 10 Punkten.