Freitag, 24. April 2020

Cyclo

























Regie: Tran Anh Hung

Aus dem Leben eines Rikschafahrers...

"Cyclo" heißt der zweite Film des in Frankreich lebenden Exil-Vietnamesen Tran Anh Hung. Sein Filmdebüt "Der Duft der grünen Papaya" war ein großer internationaler Erfolg für den Regisseur, er wurde dafür bei den Filmfestspielen in Cannes mit einem Preis bedacht, erhielt den Cesar für den besten ausländischen Film und bekam auch eine Oscarnominierung in der Auslandsfilm-Kategorie.
"Der Duft der grünen Papaya" war ein idyllischen Saigon Portrait, obwohl der Film kunstvoll in einem französischen Studio gedreht wurde. Der Nachfolgefilm "Cyclo" allerdings wurde ausschließlich an Originalschauplätzen in Saigon (heute. Ho-Chi-Minh Stadt) gedreht.
Mit diesem sehr eigenwilligen Großstadtportrait ist ihm nach meiner Einschätzung einer der besten Filme der 90er Jahre gelungen. Wobei "Cyclo" in seiner Heimat wegen seiner schonungslosen Darstellung verboten wurde. Es gibt in der Geschichte zwei äusserst brutale und blutige Sequenzen. Aber genauso aggressiv sieht das Verkehrsgewühl dieser chaotischen Metropole aus, die die Kameracrew unter der Leitung von Benoit Delhomme, teilweise hinter Kartons oder Zeltplanen versteckt, eingefangen haben.
Mehr als 8 Millionen Menschen leben in dieser Stadt und als Rikschafahrer lebt man auf diesen übervollen und hektischen Straßen besonders gefährlich.
Einer davon ist die Hauptfigur der Geschichte - der 18jährige Junge (Le Van Loc) ist auf sein Fahrrad angewiesen, denn mit dem Job finanziert er das Überleben seiner armen Familie. Der Junge denkt sehr oft an seinen vor einem Jahr verstorbenen Vater, der die gleiche Arbeit ausführte und bei einem schweren Verkehrsunfall starb.
Zur Familie gehört der alte Großvater (Ke Kinh Huy), der trotz körperlicher Einschränkung noch Fahrräder repariert und seine beiden Schwestern (Tran Nu Yen Khe spielt die ältere Schwester,  die kleine Schwester wird von Pham Ngoc Lieu verkörpert) - das kleine Mädchen stellt Schuhe her und die größere Schwester trägt auf einem der vielen Märkte der Stadt Wasser.
Eines Tages wird dem Jungen das Fahrrad gestohlen, das er von seiner Arbeitgeberin (Nguyen Nhu Quynh) geliehen und noch nicht mal ganz bei ihr abgezahlt hat. Die Chefin verfügt, dass er Dienste für ihre kriminelle Vereinigung ableisten muss, das Sagen in dieser Gang hat der melancholische "Poet" (Tony Leung). Es bleibt dem Jungen verborgen, dass auch seine größere Schwester nun in der Schuld steht und für den Poeten anschaffen soll. Doch der Poet verliebt sich in seine Prostituierte, auch das Mädchen hat Gefühle für ihren jungen Zuhälter. Währenddessen soll der Junge als Killer arbeiten und die Gangmitglieder zeigen ihm ihre brutalen Praktiken. Ein bisschen freundet sich der Junge mit dem schwachsinnigen Sohn (Bjuhoang Huy) seiner Chefin an, der in etwas gleichaltrig ist und ein Faible für Farben hat. Als ein Freier das Mädchen entjungfert, ist er Poet rasend vor Wut, denn diese Spielart war nicht vereinbart und er entscheidet sich den Mann zu töten...




Die Handlung ist nicht ganz leicht zu entschlüsseln, denn einige Szenen des Films wirken irgendwie kryptisch. Erst nach und nach wird das Bild klarer von der Geschichte des jungen Rikschafahrer, die ein bisschen an Vittorio de Sicas Klassiker "Fahrraddiebe" angelehnt ist und der Liebesgeschichte zwischen einem jungen Gangster und einem armen Mädchen, die kein gutes Ende nimmt - in einer Stadt, die wirkt als würde sie ihre Menschen auffressen wollen. Tran Anh Hung zeigt dem Zuschauer eine turbulente und total hektische Stadt, was auch an der ganzen Atmosphäre zu spüren ist. Aber er schafft es gekonnt auch leise Zwischentöne zu setzen, um den Charakter der Hauptpersonen besser begreifbar zu machen. So ist der Poet kompliziert, traumatisiert und depressiv. Der Cyclo eher einfach und unschuldig und die Schwester etwas traurig und melancholisch. Die naturalistische Beschreibung vom Leben des Alltags in einem fremden land wird zunehmend ein komplexes, surreales Gemälde, in dem die Außenwelt mit dem Innern der Protagonisten eine gewisse Verschmelzung eingeht. So schwebt über allem eine gewisse Balance zwischen Wirklichkeit und Traum, zwischen Vorstellung und Beobachtung. "Cyclo" hat mir auf eine ruhige, magische Weise einen fremden Ort auf dieser Erde und seine Menschen, die dort leben, nahe gebracht.




Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Donnerstag, 23. April 2020

Loveless

























Regie:  Andrej Swjaginzew

Ein Junge verschwindet...

Der russische Filmregisseur Andrey Petrovich Swjaginzew in Nowosibirsk wurde am 6. Februar 1964 geboren und seine Kinofilme entfalten immer eine elementare Wucht. Sein Film "Die Rückkehr" brachte ihm 2004 bei den Filmfestspielen in Venedig einen Goldenen Löwen ein, ausserdem gab es eine Auszeichnung bei dem Europäischen Filmpreis. "Leviathan" aus dem Jahr 2014 wurde für den Oscar als bester ausländischer Film nominiert, unterlag jedoch dem polnischen Film "Ida" von Pawel Pawlikowski, erhielt aber den Golden Globe in der gleichen Kategorie. Bei den europäischen Filmpreisen bekam "Leviathan" vier Nominierungen. Auch "Loveless" - sein Film aus dem Jahr 2017 - setzte diese Erfolgsserie fort und erhielt erneut eine Oscarnominierung als bester ausländischer Film und wurde in drei Kategorien für den europäischen Filmpreis vorgeschlagen. Bei den internationalen Filmfestspielen in Cannes erhielt "Loveless" den Preis der Jury.
In "Loveless" geht es wie der Name des Films schon verrät um die Lieblosigkeit in unserer Zeit. Kritiker sehen bei den Filmen von Swjaginzev zwar immer einen sehr kritischen Bezug zur russischen Gesellschaft, dennoch kann man seine Werke als allgemeine Bestandsaufnahme unserer Zeit deuten.
Wie immer braucht es nicht sehr viele Figuren, dass sein Film voll zur Wirkung kommt und wie so oft spielt die Geschichte in einer Umgebung, die von Tristesse geprägt ist. Irgendwo in den Vorstädten von Leningrad spielt sich das menschliche Drama ab.
Die erste Szene zeigt einen Jungen (Matvei Novikov), der die Schule verlässt, um nach Hause zu kommen. Seine Eltern Zhenya (Maryana Spivak) und Boris (Alexej Rozin) lassen sich scheiden. Die beiden haben sich auseinandergelebt und begegnen sich sogar in Anwesenheit ihres Jungen Alyosha mit Hass und Feindseligkeit. Der Junge hört mit, wenn die beiden am Abend streiten und wenn so böse Sätze fallen "ich hätte damals das Kind abtreiben sollen" oder "nimm du ihn doch mit Dir". Der Junge ist traurig, aber seine Gefühlsregungen werden von beiden als Schwäche abgetan "ein Junge weint doch nicht" und die Mutter behandelt ihren Jungen als neue Mieter das Haus besichtigen wollen fast wie Luft. Zhenya hat längst eine neue Beziehung zu ihrem neuen Freund Anton (Andriss Keiss) und fühlt sich endlich glücklich, was sie in ihrer Ehe nie war. Auch Boris ist liiert und seine Freundin Masha (Marina Vasilyeva) ist schon schwanger. Die junge Frau hat aber auch heimliche Ängste, dass sie von Boris irgendwann mal verlassen werden könnte - trotz Kind. Schließlich bekommt sie ja das ganze Hickhack des Rosenkriegs auch mit. Eines Tages verschwindet der Junge, was aber erst am anderen Tag bemerkt wird. Die Polizei schaltet sich ein, doch der Beamte (Sergej Borsiow) behandelt den Fall eher halbherzig. Immerhin gibts eine Einheit, die bei Vermisstenfällen hilft und der dortige Koordinator Ivan (Alexej Fateev) legt sich engagiert ins Zeug. Doch die Suche bleibt erfolglos...




Am Ende zeigt uns Swjaginzev die Straße mit dem Baum, an dem immer noch das Vermisstenbild von Alyosha hängt. Sozusagen der letzte überlebende Überrest seiner Existenz. Spurlos verschwunden - die Eltern müssen mit der Schuld leben, dass ihr eigenes Kind immer nur unerwünscht war und sie ihn stets vernachlässigt haben. Die eigenen Bedürfnisse haben sich letztendlich durchgesetzt und keiner der beiden Elternteile wollte für das Kind irgendeine Verantwortung übernehmen...geschweige denn so etwas wie Liebe. Ein sehr trauriger Film, der erneut das große Können dieses russischen Ausnahmeregisseurs beweist. Der Film hält jedem Zuschauer einen Spiegel vor und zeigt eindrücklich eine tief verwurzelte Pathologie unserer Gesellschaft und unserer Zeit. Nicht nur die Familie ist zerfallen, auch der Einzelne lebt das Prinzip vom großen Egoismus.




 

Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

Convoy

























Regie: Sam Peckinpah

Highway Outlaw...

1978 verlagerte Sam Peckinpah den Wilden Westen in unsere heutige Zeit. Statt den Cowboys werden die Truckdrivers zu den Helden der Geschichte und das Law and Order Prinzip wird auf den Kopf gestellt, denn die Gesetzeshüter sind sture Paragraphenreiter oder noch schlimmer fiese Rassisten oder gewaltbereite Machtmenschen. "Convoy" wurde ein riesiger Kinoerfolg, der in den USA fast 50 Millionen Dollar einspielte und auch in Deutschland war der Film ein Publikumsliebling und erhielt aufgrund der Zuschauerzahlen über 3 Millionen die Goldene Leinwand. So gesehen ist "Convoy" Peckinpahs kommerziellster Erfolg. Er wurde zu einer Zeit realisiert als das Publikum eine Schwäche für solche Roadmovies hatte. Burt Reynolds feierte seinen größten Kassenerfolg mit Hal Neehams "Smokey and the Bandit" und auch andere sprangen auf diesen Zug auf. Dennoch nimmt "Convoy" eine Art Sonderstellung unter diesen Filmen ein, denn er zeichnet ein sehr pessimistisches Zeitbild. Seine Helden - der Trucker Rubber Duck - gelingt zwar am Ende der anarchistische Befreiungsversuch, doch der individuelle Sieg des Helden darf nicht darüber hinweg täuschen, dass die Zeiten sich geändert haben und Rebellen wie er in unserer Zeit im besten Fall Gefahr laufen kommerziell ausgenutzt zu werden. Die Gewinner sind dann populistische Politiker.
Kris Kristofferson spielt den Fernfahrer Martin Penwald, von seinem Truckerkumpels nur "Rubber Duck" genannt, denn dieses Tier verziert die Motorhaube des Trucks. Ort der Handlung sind die Highways von Arizona, umgeben vom Wüstengebiet. Dort ist die Heimat dieser Trucker und zu Martins besten Kumpels gehören Pig Pen (Burt Young), Spider Mike (Franklyn Ayaye) oder die Schwarze Witwe (Madge Sinclair). Per CB Funk wird die Einsamkeit auf diesen endlos langen Highways durchbrochen, man quatscht miteinander über Gott und die Welt. Die Trucker sind nicht politisch engagiert, sie lieben aber ihren Job und sehr oft stören sie sich an den rigiden Geschwindigkeitsbegrenzungen auf den Straßen. Immer mal wieder sind diese Helden der Landstraße übermütig und liefern sich heiße Wettrennen. Doch dieser "Spaß" wird immer wieder durch die Ordnungshüter unterbrochen, die saftige Geldstrafen bei Übertretungen verordnen. Der unangenehmste seiner Art ist Sheriff Lyle Wallace (Ernest Borgnine), den alle nur "Dirty Lyle" nennen. Eines Tages werden Pig Pen, Rubber Duck und Spider Mike von Dirty Lyle in eine Falle gelockt. Er hat selbst per CB Funk zum Wettrennen aufgerufen und kann nun die Trucker auf frischer Tat mit einem saftigen Bußgeld verwarnen. Doch Dirty Lyle ist dies noch nicht genug - auf einer Raststätte will er Spider wegen Landstreicherei verhaften. Nun schaltet sich Rubber Duck ein und schlägt zu. Eine Schlägerei mit Folgen, denn auf dieses Vergehen könnte eine Haftstrafe von 10 Jahren auf ihn zukommen. So bleibt nur die Flucht...




Und natürlich flüchtet Ali McGraw als Melissa mit ihm. Er hat die junge Frau kurz vorher kennengelernt - natürlich auf der Straße. Er saß im Truck und sie in ihrem flotten Jaguar E-Type. Aus dieser Grundkonstellation entwickelt sich dann eine Solidargemeinschaft unter den Truckern und bald macht dieser riesige "Convoy" von sich reden. Dies versucht auch ein windiger Politiker, gespielt von Seymour Cassel, für seine Zwecke auszunutzen. Das Ende des Films ist zuerst dramatisch und traurig, birgt dann aber doch noch eine erlösende Überraschung. Für die total atmosphärischen Bilder von den einsamen Straßen war Kameramann Harry Stradling jr. verantwortlich. Der Film über korrupte Autoritäten und über die letzten Cowboys mutiert ein bisschen zu einer Revolte der kleinen Leute, die sich gegen ein seltsames System auflehnen wollen. Und sei es nur für einen einzigen Augenblick. Unterlegt wurde der Film mit einem sehr guten Country Soundtrack - der gleichnamige Filmsong von C.W. McCall wurde ebenfalls ein Erfolg und landete auf Platz 1 der US-Charts. Auch in Deutschland wurde er zum Chartserfolg.





Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Heat

























Regie: Michael Mann

Cop und Gangster...

Der Thriller "Heat" aus dem Jahr 1995 gilt als Michael Manns bester Film. Diese hohe Einschätzung teile ich auch, obwohl ich "Thief" und "Collateral" als gleichwertig ansehe. Gerade diese Gangsterfilme erinnern mich immer wieder an die Thriller von Jean Pierre Melville, ohne dass Mann sein französisches Vorbild kopieren würde, aber er transportiert für mich ähnliche Emotionen - mit dem Unterschied, dass seine Geschichten in den USA spielen.
Es sind Geschichten von Männern, die auf Ihre Art Getriebene sind und sich nur schwer an die Norm anpassen können. Diese Eigenschaften gelten aber nicht nur für Gangster wie Neil McCauly, der von Robert de Niro verkörpert wird - auch die Gesetzeshüter brauchen einen ähnlichen Adrenalinstoß. In "Heat" ist es der abgebrühte LAPD Lieutenant Vincent Hanna - Al Pacino wurde für diese Rolle gewonnen und obwohl die beiden Superschauspieler bereits in "Der Pate2" mitspielten, ist "Heat" ihr erster Film in dem beiden Stars gemeinsam zu sehen sind. "Der Pate 2" spielte ja auf verschiedenen Zeitebenen und de Niro spielte in einer Rückblende den jungen Vito Corleone in den 20er Jahren, der Jahre zuvor als kleiner Junge nach Amerika auswandern musste und später zum Patriarch aufstieg. Al Pacino war als erwachsener Sohn von Vito - Michael Corleone - zu sehen, der später die Imperium seines Vaters übernahm.
"Heat" wurde mit 187 Millionen Dollar Einspielergebnis ein riesiger Kinoerfolg und sowohl die Kritiker als auch die Zuschauer waren voll des Lobes - sehr schnell avancierte das opulente Gangsterepos zum Kultfilm. Allerdings wurde "Heat" in der Oscarauswahl und auch beim Golden Globe völlig ignoriert, obwohl Pacino und de Niro ganz große Darstellerleistungen abliefern.
Die Handlung bietet ein hartes Katz- und Mausspiel zwischen Berufsverbrecherprofis und der Polizei, die angeführt wird von einem echten Workaholic, dessen einziger Lebensinhalt die Jagd auf die bösen Männer zu sein scheint. Vielleicht sogar deshalb, weil er damit seinen eigenen bösen Anteil jedesmal zur Strecke bringen kann.
Der professionelle Gangster Neil McCauley (Robert deNiro) sieht aus wie ein Geschäftsmann und hat einen persönlichen Leitspruch "Wenn man nichts im Leben hat, dass man zurücklassen muss, dann kann man auch sehr schnell und erfolgreich der Polizei entkommen". So leistet sich McCauley auch keine festeren Beziehungen zu Frauen. Er und seine Crew - Chris Shiherlis (Val Kilmer), Michael Cheritto (Tom Sizemore) und Trejo (Danny Trejo) - gehen bei ihren Überfällen äusserst professionell vor. Doch für den Überall auf einen Geldtransporter brauchen sie einen fünften Mann. Dieser Waingro (Kevin Gage) entpuppt sich aber als Sicherheitsrisiko und Psychopath. Er ist es auch, der einen der Wachleute erschießt, so müssen die beiden anderen Beamten ebenfalls erschossen werden. McCauley ist ausser sich vor Wut und hat vor Waingro zu beseitigen, doch der kann in einem unbeachteten Moment entfliehen. Aus dem Geldtransporter haben die Gangster zielgerichtet die Inhaberschuldverschreibungen der Malibu Invest gestohlen. Roger von Zent (William Fichtner), der Chef der Investmentfirma, soll das Diebesgut zurückkaufen. Doch der geht nur zum Schein auf die Forderungen ein, denn er will den Dieben eine tödliche Lektion erteilen. Inzwischen hat Lieutenant Vincent Hanna (Al Pacino) vom Morddezernat des Los Angeles Police Department die Ermittlungen aufgenommen und der arbeitet auf Hochtouren. Sehr zum Leidwesen seiner Ehefrau Justine (Diane Venora), die sich durch die Arbeit ihres Mannes sehr vernachlässigt fühlt und ausserdem mit der Tochter aus erster Ehe (Natalie Portman) derzeit einige Probleme hat. Auch die Gangster sind nach der bleihaltigen Konfrontation mit von Zents Handlangern nicht untätig gewesen und planen bereits einen neuen Coup. Ausserdem hat McCauley noch offene Rechnungen mit dem entkommenen Waingro und mit von Zent. In einer Bar lernt er die junge Eady (Amy Brenneman) kennen und verbringt mit ihr eine Nacht. Trotz seiner Prinzipien trifft er die Frau wieder, immer mit dem Gedanken, dass jedes Treffen auch das letzte sein könnte. Auch sein Kumpan Chris hat Ärger mit seiner Frau (Ashley Judd), die an Scheidung denkt. Auf dem Höhepunkt der Geschichte wird eine Bank in einem belebten Viertel der Stadt überfallen...




Die Actionszenen sind Michael Mann und seiner Crew, der auch das Drehbuch schrieb und mit produzierte, jedenfalls grandios gelungen. Die Machart und die Choreographie dieser Sequenzen lassen beim Zuschauer keine Wünsche offen. Dennoch hat sich die lange Laufzeit von 171 Minuten bestens gelohnt, denn die Charakterzeichnung - nicht nur der beiden Kontrahenten Pacino und de Niro - sind äusserst präzise und glaubwürdig. Eine hervorragende Kamerarabeit von Dante Spinotti (zweifach oscarnomiert für "Insider" und "LA Confidential") erhöhen den starken visuellen Stil des Films noch zusätzlich. Und den Stars de Niro und Pacino machte es sichtlich Spass die Eigenschaften des anderen zu erkennen, auch an sich selbst zu kennen und in der gemeinsamen Szene in der Bar, wo sie sich gegenüber sitzen,  beinahe als eine Person zu verschmelzen.





Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

Der Grenzwolf

























Regie: Jerrold Freedman

Polizisten, Schleuser und Flüchtlinge...

Noch ist die Grenze zwischen den USA und Mexiko nicht gebaut, aber wer weiß schon was der Wahnsinn der Zukunft noch alles mit sich bringt. Seit einer Gesetzesänderung aus dem Jahr 1965 wurde den Mexikanern eine legale Einreise in die USA beinahe verwehrt, dies führte natürlich zu einer riesigen Welle von illegalen Grenzübertretungen.
Der schnelle Ausbau der United States Border Patrol führte nach Medienberichten dazu, dass weder Mannschaften noch leitende Beamte sorgfältig ausgewählt und ausgebildet worden seien. In den Jahren 2007 bis 2012 hätten trotz anderslautender Einsatzrichtlinien Beamte in mindestens zehn Fällen über die Grenze nach Mexiko geschossen und dabei in sechs Fällen unbeteiligte mexikanische Bürger tödlich getroffen.
Das Problem ist keineswegs neu - auch Anfang der 80er Jahre war eine riesige Welle von Flüchtlingen aus Mexiko zu verzeichnen. Auch Hollywood nahm sich diesem Thema an. Der bekannteste Film dazu ist sicherlich Tony Richardsons sehr gelobter "Grenzpatrouille" mit Jack Nicholson aus dem Jahr 1982. Zwei Jahre zuvor war aber auch schon der Super-Actionstar Charles Bronson als Grenzschützer im Einsatz. "Der Grenzwolf" wurde inszeniert von Jerrold Freedman und spielte in den US-Kinos etwas mehr als 3 Millionen Dollar ein.
Für einen Charles Bronson Film ist "Grenzpatrouille" nicht ganz so actionlastig. Der Schwerpunkt liegt aber ganz auf den Hauptdarsteller, der den Chef einer Einheit von US-Grenzschutzbeamten spielt. Dieser Jeb Maynard hat mit seinen Männern allle Hände voll zu tun, denn im Grenzgebiet, das in den Hügeln östlich von San Diego, Californien liegt, herrscht totales Chaos. Jede Nacht sind Schleuser unterwegs, die eine Vielzahl von Mexikanern in die USA bringen. Diese armen Tagelöhner sind Wirtschaftsflüchtlinge, werden aber von vielen US-Unternehmen illegal beschäftigt. Der Grund ist einfach: Diese Arbeiter schuften für Billiglöhne und Nutznießer sind solche reichen Obstbauern wie Carl Richards (Bert Remsen), der natürlich seine Ware zu viel günstigeren Preisen auf dem Markt anbieten kann und seine Konkurrenz aus dem Rennen wirft.
Im Grunde also nicht nur ein Film über drohende Flüchtlingsinvasionen, sondern auch über die Ausnutzung von Arbeitskräften, die mit Hungerlöhnen abgespeist werden.
Jeb Maynard ist ein besonnerer Mann, der von seiner Mannschaft geschätzt und geachtet wird. Bei einer Fahrzeugkontrolle entdeckt sein Kollege Patrol Agent Scooter jackson (Wilford Brimley) ein verdächtiges Auto und in dem Moment als er dem Fahrer befiehlt die Hintertür seines LKW zu öffnen, wird er auch schon von einer tödlichen Kugel des gewissenlosen Schleusers Hotchiss (Ed Harris) erschossen. Die Kugel trifft auch den hinter dem Polizisten stehenden jungen Mexikaner Benito (Panchito Gomez), der verletzt liegen bleibt. Um die Spuren zu verwischen, wird auch der Junge von Hotchiss erschossen. Da man glaubt, dass die beiden Toten aufgrund von Drogenschmuggel ermordet wurden, übernimmt das FBI den Fall. Doch Jeb ist sich sicher, dass hier Schleuser am Werk waren und er mobilisiert seine Mannschaft weiterzumachen. Unterstützt wird er vom jungen Grenzpolizisten Jimmy Fantes (Bruno Kirby), der extra aus New York geschickt wurde, um die Grenzpatrouille zu unterstützen. Und Jeb lässt nicht locker, er kann sogar die Mutter (Karmin Murcello) des getöteten mexikanischen Jungen mobilisieren, ihm zu helfen..



Natürlich ist der Film kein Meisterwerk. Aber ich bin dennoch ein Fan von Charles Bronsons Filmen. Auch "Der Grenzwolf" ist einfach konzipiert. Der Stoff war zuerst auch für Producer Michael Douglas interessant und er wollte für die Rolle des Jeb Gene Hackman verpflichten. Doch dann entschieden sich die Macher daraus einen Charles Bronson Film zu machen. Dies war dann auch der Grund, warum Michael Douglas aus dem Projekt ausstieg. So bleibt natürlich "Der Grenzwolf" öfters unter seinen Möglichkeiten - so bleibt die Rolle des New Yorkes Jimmy Fante eher farblos. Hier hätte man mehr daraus machen können. Aber immerhin zeigt der junge Ed Harris, dass er sehr gut einen Schurken mimen kann. Und Charles Bronson ist natürlich immer Herr der Lage. Mehr muss man auch bei einem Bronson Movie nicht erwarten.




Bewertung: 7 von 10 Punkten.