Samstag, 25. April 2015

White Squall


























Regie: Ridley Scott

Die weiße Bö...

Eine weiße Bö (englisch: White Squall) ist eine extrem starke, plötzlich ohne Vorwarnung aufkommende Fallbö, die teilweise von Nebel oder Sturzregen begleitet wird. In der Seefahrt ist dies ein sehr gefürchtetes Wetterphänomen, denn ohne die sonst üblichen Vorzeichen bestimmter Sturmwolken wird die See infolge der plötzlichen Windböen weiß. Ursache dieser Erscheinung sind wahrscheinlich starke Veränderung wie Luftdruckeinbrüche, die eine stoßartige Luftlawine von Orkanstärke auslösen können. Das Geschehen ist zwar nur kurz, aber äusserst heftig. Besonders gefährdet sind vor allem Segelschiffe, die wenig Möglichkeiten haben Gegenmaßnahmen gegen die drohende Katastrophe zu treffen. Lange wurde das Phänomen als Seemannsgarn abgetan. Doch die Schiffsunglücke häuften sich...1932 sank die Niobe in der Ostsee. Am 2. Mai 1961 sank das Segelschulschiff Albatross auf der Fahrt von Mexico nach Nassau auf den Bahamas. 1996 verfilmte Ridley Scott dieses Ereignis in seinem Film "White Squall". Es ist somit der Nachfolgefilm von "1492" und der Vorgänger von "Die Akte Jane". In dieser Schaffensphase nach "Thelma und Louise" waren die Filme von Ridley Scott weniger erfolgreich. Erst im Jahr 2000 gelang ihm ein Riesencomeback mit dem oscarprämierten "Gladiator". Wenn man "White Squall" kritisieren will, dann könnte man vor allem seine "Captain mein Captain" Attitüde und der damit verbundenen Nachahmung von Peter Weirs "Der Club der toten Dichter", die dann gegen Ende des ansonsten guten Abenteuerfilms voll zum Tragen kommt und ein bissel zu aufgesetzt wirkt.
Erzählt wird die Geschichte von dem jungen Charles "Chuck" Gieg (Scott Wolf), der wie alle anderen zwölf jugendlichen Kadetten der Ocean Academy auf dem rennomierten Schulschiff unter der Anleitung des Kapitäns Christopher Sheldon (Jeff Bridges) zu Matrosen ausgebildet werden soll. Mit an Bord ist auch Sheldons Frau Alice (Caroline Goddall), die Ärztin ist. Ausserdem der Englischlehrer McCrae (John Savage), First Mate Shay (Jason Marsden) und der Schiffskoch (Julio Oscar Mechoso). Alle Jungs (u.a. Ryan Phililppe, Jeremy Sisto, Eric Michael Cole, David Lascher) kommen aus gutem Hause. Auf der Fahrt sollen die jungen Männer zu einer funktonierenden Gemeinschaft zusammengefügt werden. Doch dies ist nicht so einfach. Untereinander gibts immer wieder mal Trouble und als Frank Beaumont (Jeremy Sisto) auch noch einen Delphin mit einer Harpune tötet, entscheidet sich Sheldon für dessen Rauswurf aus dem Unternehmen...


 Das Hauptmerk des Films liegt vor allem in dem Einblick über das Zusammenleben zwischen Crew und Kadetten. Immer wieder steht auch Sheldon in der Kritik, der aber alle Mühe hat seine Jungs zu erziehen. Hugh Johnson und Stephen Smith machen einen guten Job hinter der Kamera und schufen sehr schöne Bilder vom Abenteuer auf der hohen See.
Die Katastrophen-Sequenz kommt erst recht spät, es folgt die Gerichtsverhandlung. 

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Montag, 20. April 2015

Alaska.de

























Regie: Esther Gronenborn

Frostige Gegend...

Im Jahr 2001 konnte Esther Gronenborn für ihren Debütfilm "alaska.de" den deutschen Filmpreis für die beste Regie gewinnen. Auch die Schnittarbeit von Christian Lork konnte das begehrte Filmband in Gold erringen.  Die Filmemacherin bezog dabei ihren gewählten Filmtitel auf die emotionale Kälte dieser deutschen Stadtrandsiedlungen - in einer davon spielt sich die Geschichte dieser Kids ja auch ab. Andererseits gibts eine Szene in dem Film, in dem der junge Eddie dem Neuankömmling Sabine erklrät, man könne sich im Viertel an diesen oberirdischen Wasserleitungen orientieren, wie in Alaska an den Pipelines. Frost im Sinne dieser gefühlskalten Umgebung irgendwo in einer Plattenbausiedling im Osten von Berlin.  Nach der Scheidung ihrer Eltern lebt die 16jährige Sabine (Jana Pallaske) zunächst bei ihrer Mutter (Susanne Sachse). Doch sie versteht sich nicht gut mit dem neuen Freund ihrer Mutter und daher ist ständiger Streit angesagt. Sie entscheidet sich zum  Vater (Andi Hoppe) zu ziehen, der in diesen tristen Plattenbauviertel der Stadt wohnt. Gleich am Tag ihrer Ankunft lernt sie den ein Jahr älteren Eddi (Frank Droesel) kennen. Der Junge ist hier aufgewachsen und macht ein Praktikum als Fensterputzer. Aber große Lust dazu hat er nicht - zumal ja auch seine Freunde, die ihren Lebenssinn im Abhängen und Chillen gefunden haben, nicht gerade erfreut über seine bürgerlichen Ambitionen sind.  Zu seiner Clique gehören Stefan (Wilhelm Brenner), Micha (Toni Blume) und dessen Freundin Coco (Nele Steffen). Micha ist erst vor kurzem aus dem Jugendknast entlassen worden und natürlich mehrfach vorbestraft. Er hat Bewährung ist nun aber auch volljährig, was für seine weitere kriminelle Karriere folgenreich werden dürfte. Denn er wird ab sofort nicht mehr nach dem Jugendstrafrecht bewertet. Leider hat Micha keine andere Möglichkeit als delquent zu bleiben. Er macht weiter im Drogengeschäft und die nächste Aggressionstat steht auch schon vor der Tür. Es kommt zum Streit der drei Freunde Eddi, Micha und Stefan mit einem weiteren Jugendlichen aus der Siedlung. Dieser Aldo Bihac (Aurel Wunderer) kommt im Verlauf der Schlägerei ums Leben. Er zog zwar als erster das Messer, doch die Reaktion darauf ist noch heftiger: So sticht Eddi das Messer in Aldos Rücken und in der Panik fliehen die Kids. Auch Sabine ist kurze Zeit später am Tatort, sie sieht aber nur noch Micha, wie er fortrennt. Schockiert bleibt sie vor der blutenden Leiche stehen und lässt vor lauter Schock ihr Biologiebuch in die Blutlache fallen. Die Polizei nimmt die Ermittlungen auf. Micha will die Sache vertuschen, hat aber Angst, dass Sabine ihn belasten könnte. Er denkt sogar nach sie zum Schweigen zum Bringen...


die Gewaltszenen sind von Esther Gronenborn inszenatorisch etwas abstrakt entstellt worden...das ist vielleicht auf den ersten Blick irritierend, wenn zwischen dem in Breitwand gedrehten Film plötzlich verzerrte Standbilder auftauchen, aber angesichts einer Szene, die einen Hundekampf zeigen soll, kanm man die Filmemacherin für diese Entscheidung die Bilder abzuschwächen nur loben. Hundekämpfe sind widerlich und man muss sie für Filme nicht auch noch inszenieren. So freut man sich, dass Hund Ringo auch nach den Dreharbeiten bei bester Gesundheit war. Darüberhinaus erzählt die Regisseurin ihre Geschichte weitestgehend nüchtern - auch wenn durch die zaghafte Romanze zwischen Sabine und Eddi so ein bisschen Romeo und Julia Feeling entsteht. Aber ein Happy End gibt es nicht. Am Ende steht eine Verhaftung, der weitere Tod eines Jugendlichen und mit dem kleinen Florian, gespielt von Daniel Fripan,  leider schon ein weiterer Täter. Die Spirale der Hoffnungslosigkeit dreht sich weiter. Esther Groneborn drehte den Film mit talentierten Laiendarstellern. Die Hauptdarstellerin Jana Pallaske konnte sich inzwischen im Filmgeschäft ganz gut etablieren.

Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Donnerstag, 16. April 2015

Was nützt die Liebe in Gedanken

























Regie: Achim von Borries

Die Steglitzer Schülertragödie....

Berlin im Sommer 1927, ein heißes Wochenende wird erwartet. Paul Krantz (Daniel Brühl), ein junger Schüler mit einer außgewöhnlichen poetischen Begabung, stammt aus einer Arbeiterfamilie und ist befreundet mit Günther Scheller (August Diehl), dessen Familie zum gehobenen Bürgertum gehört. Beide besuchen das gleiche Gymnasium. Und beide sind verliebt. Paul hat ein Auge auf Günthers jüngere Schwester Hilde (Anna Maria Mühe) geworfen, der wilde und sehnsuchsvolle Günther begehrt den flatterhaften Koch Hans Stephan (Thure Lindhardt). Die beiden Freunde verbinden insbesondere die Gedanken um Sterben und Liebe und um jenen höchsten Punkt im Leben, wie sie ihn nennen. Liebe ist für sie der einzige Grund, für den man zu sterben bereit sein müsste. So inspiriert durch diese gewisse Todessehnsucht gründen sie ein Art Selbstmörderclub. Die Regeln sind einfach, es wird als gemeinsame Willenserklärung festgehalten, das Leben in dem Augenblick zu beenden, in dem keine Liebe mehr empfunden werden kann. Ausserdem sollen all diejenigen mit in diesen Tod gerissen werden, die diese Liebe zerstört haben. Eine fatale Idee, die an diesem Sommertag dann in ein rauschendes Fest im Sommerhaus der Schellers einmündet. Dort treffen sich die Freunde der beiden Studenten, die Jugendlichen trinken zu Tanz und Poesie viel Absinth und je später der Abend desto mehr Gefühle und Begehren. Paul ist aber irritiert von Hildes sexueller Freizügigkeit und im Laufe des Abends wird ihm klar, dass Hilde ebenfalls - genauso wie ihr Bruder - ein Verhältnis mit Hans hat. Der weiß zwar von dem doppelten Spiel seines Lovers, aber im Luafe des Abends wird die Eifersucht zunehmend größer. Hildes beste Freundin Elli (Jana Pallaske) ist ebenfalls Gast dieser Sommerparty - auch sie liebt unglücklich, denn Paul hat ja nur Augen für Hilde. Am Tag danach...am 28. Juni 1927 kommt es zu einem Vorfall, der als Steglitzer Schülertragödie in die Kriminalgeschichte der Weimarer Republik eingeht...


 Der Film zeigt die sich zur Katastrophe entwickelnden Dynamiken der Jugendlichen in einer Rückblende als der Oberschüler Krantz in Untersuchungshaft sitzt. In sehr schön fotografierten, beinahe schon fragilen Bildern zeigt Regisseur Achim von Borries seine Geschichte. Auslöser waren einerseits die intimen Beziehungen Hildes zu Paul und Hans und andererseits vor allem die unglückliche Liebe des introvertierten Günther zu Hans. In der Berliner Albrechtsstraße 72 C vollzieht sich das Schicksal, dass mit zwei Toten endet. Paul Krantz wurde gegen die Waffenordnung und gemeinschaftlichen Totschlags angeklagt - das Schwurgericht des Landgerichts Berlin-Moabit verurteilte den Angeklagten aber nur wegen unerlaubten Waffenbesitz zu drei Wochen Haft, die natürlich mit der monatelangen Untersuchungshaft verbüßt waren. Der Fall erregte damals nicht nur in der Weimarer Republik für großes öffentliches Interesse. Auch im Ausland wurde die Tragödie um Liebe und Tod bekannt. Die Presse lamentierte über den angeblichen sittlichen Verfall der Jugend. Krantz schrieb unter seinem Pseudonym Ernst Erich Noth Teile des Vorfalls in seinem Roman "Die Mietskaserne" nieder. Natürlich wurden diese autobiografischen Aufzeichnungen kurz vor der Machtergreifung der Nazis als "undeutsch" verboten. Dem Regisseur gelang ein sehr stimmungsvolles und atmosphärisch dichtes Sittenbild dieser Zeit. Daniel Brühl ist als Paul Krantz zuerst der Komplize, dann der Beobachter, der nicht so weit gehen wird wie sein bester Freund Günther, gespielt von August Diehl, der sowohl Verletzlichkeit als auch Arroganz seiner Figur perfekt darstellt. Beide Schauspieler agieren hervorragend als diese entwurzelten Jugendlichen, die nach dem Sinn des Lebens fragen. Nicht nur die leichte Sommerbrise ist zu spüren, wenn die beiden Freunde in ihren weißen luftigen Hemden durchs Feld laufen...ein starker Hauch von Tristesse liegt ebenso in der Luft. Die Darsteller zeigen überzeugend die ganze Unschuld, den großen Wagemut und auch die indivuellen Besessenheiten dieser Jugendlichen des Jahres 1927. Man erkennt, dass die Grundfragen und elementare Dinge immer die gleichen blieben. Dazu gibt es die Lieder der Zwanziger Jahre. Das Leben der beiden Freunde scheint nur zwei Dimensionen zu kennen: Entweder die bedingungslose Liebe oder der Tod.



Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Donnerstag, 9. April 2015

Am Sonntag bist du tot

























Regie: John Michael McDonagh

In den Schuhen des Fischers...

Der Ire John Michael McDonagh ist der ältere Bruder von Filmregisseur Martin McDonagh (7 Psychos, Brügge sehen...und sterben) und dreht seit 2000 selbst Filme. Sein erster Kinofilm war "Gesetzlos - Die Geschichte des Ned Kelly" im Jahr 2003. Er ließ allerdings 8 Jahre verstreichen um seinen zweiten Film zu realisieren. 2011 entstand das Buddy-Movie "The Guard - Ein Ire sieht schwarz" - eine schwarze Komödie mit Brendan Gleeson und Don Cheadle,  einer Vielzahl von wunderbar verschrobenen und ambivalenten Charakteren, sowie einer gefährlichen Drogenschmugglerbande,  die alle inmitten dieses grünen Landes agieren und irische Tugenden wie Renitenz, schlechte Laune und Dickköpfigkeit vermitteln. In seinem neuen Film "Am Sonntag bist du tot" (Original: Calvary) sieht das nicht viel anders aus, aber es dominiert nicht mehr die Komöide, die einen schweren Stoff umgibt. Der Film ist eher ein Drama über die Verfehlung der Kirche, aber er behandelt auch die Chance. Und vor allem plädiert McDonagh für die Vergebung.  Darüberhinaus ist ihm auch im kleinen Subgenre des Priesterfilms ein echtes Highlight gelungen. Das kleine klassische Genre ist zwar in den letzten Jahren etwas in Vergessenheit geraten - aber es gibt durchaus eine Tradition von Don Camillo bis Pater Brown, von Hitchcocks "I confess" bis hin zu Otto Premingers großem Epos "Der Kardinal". Ja sogar Päpste kamen zu Filmehren, auch wenn sie so aussahen wie Anthony Quinn in "In den Schuhen des Fischers".  Ich hatte zwar etwas Mühe mit "The Guard", aber McDonaghs neuer Film hat mich doch restlos überzeugt. Dem Filmemacher ist ein sehr ungewöhnlicher, extrem gut fotografierter (Larry Smith) gelungen, der jenseits von allgegenwärtiger medialer Häme ein differenziertes Bild auf die Figur eines katholischen Pfarrers zulässt. In der Rolle dieses irischen Dorfpriesters James Lavelle glänzt ein hervorragender Brendan Gleeson. Er ist kein perfekter Mensch, hatte eine Vergangenheit vor seinem Priesteramt und bemüht sich gut zu sein. Er kennt das Leben und die dunklen Seiten der Menschen. Am Ende soll dieses rotbärtige Raubein die Sünden der Dorfbewohner und die der Kirche selbst alleine auf sich nehmen und diese tragen. Er wird dadurch zu Gottes einsamem Kämpfer. Der Originaltitel "Cavalry" bedeutet Golgatha, der deutsche Verleih hat dem Film einen reisserischerischen Titel gegeben, der mir weniger gefällt - aber passen tut "Am Sonntag bist du tot" auch. Denn genau eine Woche Zeit hat der Priester Lavelle (Brendan Gleeson) nach der schrecklichen Beichte eines seiner Schäfchen im Beichtstuhl mit sich selbst und mit der Gemeinde ins Reine zu kommen. Der Mann im Beichtstuhl hat ihm gestanden, dass er mit 7 Jahren zum ersten Mal von einem Priester missbraucht wurde und in der Folgezeit jeden zweiten Tag. Längst ist der Täter, dieser Kirchenmann, tot - aber der Mann hat ein schockierendes Statement vor. Er will sich rächen, aber es soll einen unschuldigen Priester treffen. Und damit kündigt er an, dass er Lavelle am nächsten Sonntag am Strand erwartet. Dort will er die symbolhafte Greueltat auch umsetzen.  Der Mord an einem guten Priester werde für viel Aufheben sorgen. Obwohl James die Stimme seines künftigen Mörders erkennt, bricht er das Beichtgeheimnis nicht. Er geht in den nächsten Tagen wie gewohnt seinen pastoralen Pflichten nach und begegnet so den unterschiedlichsten Menschen in seinem irischen Küstendorf unweit von Sligo und der Zuschauer merkt bald, dass jeder der Einwohner fähig sein könnte so eine Tat zu begehen...


Im Gespräch mit diesen Menschen und indem deren Lebensschicksale beleuchet werden, ist auch das Thema Schuld, Sühne und Vergebung sichtbar. So könnte es der harmlos wirkende altersschwache Schriftsteller (M. Emmet Walsh) genauso gut auf den Priester abgesehen haben wie der zynische Doktor (Aiden Gillen), dem nichts heilig ist. Auch der snobbistische und enorm depressive Millionär (Dylan Moran) oder der homosexuelle Callboy des ebenso verdächtig wirkenden Expolizisten . Auch der Metzger Jack Brennan (Chris O´Dowd), der vermutlich seine Frau (Orla O´Rourke) schlägt könnte ein Motiv haben. Ebenso der dunkelhäutige Liebhaber (Issach de Bankole) dieser Frau. Lavelle nimmt sich allen an, wenn auch auf seine ganz eigene Art.  Dem junge Milo (Kilian Scott), der noch nie Sex hatte, schlägt er "Pornographie" vor statt in die Armee zu gehen, wo man diese inzwischen aufgestauten Aggressionen über die Enthaltsamkeit loswerden kann,  In dieser Schicksalswoche hat sich auch noch seine Tochter Fiona (Kelly Reilly) angekündigt, ausserdem kümmert er sich rührend um seinen kranken Hund und ein Besuch im Knast bei einem jungen Serienkiller (Domnhall Gleeson, Brendans ältester Sohn). Alles an "Am Sonntag bist du tot" ist eher ungewöhnlich: Die Machart und das Thema. Der Zuschauer stellt sich beim Vorstellen der Dorfgemeinde die Frage, ob es tatsächlich in diesem Kaff einen halbwegs normalen Menschen gibt. Alle haben einen an der Waffel. Der Priester ist der Beobachter - er führt mit den Menschen Gespräche. Daher ist der Film auch extrem dialoglastig. Aber keine Sorge: Das Drehbuch ist so gut - McDonagh hat es selbst geschrieben - das die Geschichte rund um die vielen Sünder in diesem kleinen Kosmos Dorf bis zum Schluß interessant bleibt. Es geht hier um einen Konfikt, der so alt ist wie die christenheit. Soll man das Kreuz auf sich nehmen und für einen anderen sterben ? Bezüge zum neuen Testament und der Passionsgeschichte gibt es reichlich. Es ist aber sehr lebendig umgesetzt worden. Natürlich muss man die starke Leistung von Brendan Gleeson erwähnen. Man schaut ihm gerne zu in dieser Schicksalswoche. Versucht er diesen Konflikt zu umgehen oder stellt er sich dieser Bürde ? Gleich mit seiner erschreckenden Eröffnungssequenz im Beichtstuhl weißt der Film auf sein starkes Thema hin und er wird dieser Aufgabe mehr als gerecht. Auch seine symbole Kraft ist enorm. Nicht umsonst ist als Platz für den Showdown das Meer gewählt. Eine Art Unendlichkeit liegt dann in der Luft und die Frage, ob wir doch von etwas viel Größerem umgeben sind. Angesichts des durch die Dorfgemeinschaft gezeigten Werteverfall beschäftigt sich der irische Film mit der Frage welche Werte lohnend sind sie wieder den rast- und ziellosen Menschen nahe zu bringen. Im Tarnanzug einer Tragikomödie hat der Film eine hohe Spiritualität zu bieten. Pefekt auch viel messerscharfe Dialoge mit lakonischen und trockenem Witz, der aber niemals die Ernsthaftigkeit seines Anliegens in Frage stellt. Der Priester agiert in einer kaputten Welt mit einer genauso kaputten Kirche. Als Lohn für Gleesons fulminante Darstellung gabs eine Felix Nominierung 2014 als bester Hauptdarsteller.



Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Mittwoch, 8. April 2015

Nightcrawler- Jede Nacht hat ihren Preis















Regie: Dan Gilroy

Das Auge der Nacht...

Dan Gilroy trat bislang als Drehbuchautor in Erscheinung. Auf sein Konto gehen die Skrips der Filme "The Fall" (Tarsem Singh), "Real Steel" (Shawn Levy) und "Bourne Vermächtnis" (Tony Gilroy, Dans Bruder). Für seine neue Arbeit nahm er auch gleich Platz auf dem Regiestuhl. Gut so, denn mit "Nightcrawler - Jede Nacht hat ihren Preis" lieferte er eines der überzeugenden Regiedebuts des vergangenen Kinojahres ab. Dan Gilory konnte sogar eine der begehrten Oscar-Nominierungen für sein Drehbuch erlangen. Hauptdarsteller Jake Gyllenhal wurde immerhin bei den Golden Globe mit einer Nominierung berücksichtigt. Bei der ehrwürdigen Academy ging er aber leer aus. Das mag vielleicht damit zusammenhängen, dass er seine Filmfigur Louis Bloom vielleicht in manchen Szenen zu künstlich, zu überzeichnet oder gar grotesk angelegt hat. Bei näherer Betrachtung ist diese Eigenheit aber auch eine der großen Stärken des Films. In diesem Momenten erkennt man den Soziopathen, der sich bislang als erfolgreicher neuer Geschäftsmann getarnt hat. Natürlich ist der Film in seinen besten Momenten ganz Thriller, aber er übt auch Kritik am Sensationsjournalismus. Filmisch steht er dabei als Nachfolger der Klassiker "Reporter des Satans" (Billy Wilder, 1951) oder "Network" (Sidney Lumet, 1976 in bester Verwandtschaft und Gesellschaft.
Die wohl bislang heftigste Kritik über den Sensationsjournalismus kam mit der verhängnisvollen Fahrt durch Paris in der Nacht des 31. August 1997.  Um 0 Uhr 25 verunglückte der Wagen von Lady Di und Dodi Al-Fayed in der Alma Unterführung. Der Mercedes Benz prallte mit hoher Geschwindigkeit gegen einen Tunnenpfeiler. Der angetrunkene Fahrer und Dodi starben noch am Unfallort, Lady Di Stunden später im Krankenhaus. Immer wieder wurde im Zusammenhang mit dem Unfall auch die rasende Meute der dem Mercedes folgenden Paparazzi erwähnt.
Auch beim immer noch sehr aktuellen Flugzeugabsturz des Germanwings Flug 9525 am 24. März 2015 hörte man immer wieder auch in den Nachrichten von diesen Sensationsreportern, die aufgrund ihrer Suche oder besser sogar  Sucht nach dem spektakulärsten Foto auch die Bergungsarbeiten der Einsatzkräfte behindert haben sollen.
Gilroys Film ist ein Beitrag zu dieser immer fataleren Entwicklung in unseren Medien, die Geld und Quote machen müssen.
Und Jake Gyllenhals Louis Bloom ist deren Handlanger. Er ist vor seinem Leben als "Nightcrawler" ein Typ, der sich mit kleinen Gaunerein über Wasser hält und mit seinem rostigen Wagen durch Los Angeles fährt um irgendwas zu klauen. Bei einem seiner Fahrten kommt er zufällig zu einem Autounfall und bemerkt dort einen Kameramann (Bill Paxton), der keinerlei Skrupel hat seine Kamera auf die Verletzten und Sterbenden auf der Straße zu halten. Fortan ist eine Geschäftsidee geboren. Er tauscht sein gestohlenes Rennrad ein, um eine Kamera und ein Funkgerät zu bekommen. Mit Letzerem kann er den Polizeifunk abhören, was ungemein erleichtert, wenn man sehr schnell an eimem Ort sein muss, wo man gute Fotos machen kann. Und was eignet sich dafür am besten: Brände, Unfälle, Katastrophen, Schießereien...die Exklusiv-Fotos und Filme lassen sich jedenfalls immer gut verkaufen. Langsam etabliert der harmlos wirkende Louis sich als besonders rücksichtsloser und findiger Kameramann, beliefert mit seinem exklusiven Bildmaterial von Unfällen und Gewalttaten den Nachrichtensender KWLA in Los Angeles, bei dem die unter Erfolgsdruck stehende Journalistin Nina Romina (Rene Russo, Ehefrau von Dan Gilroy)  das Sagen hat. Die Frau agiert auch häufig skrupellos und erkennt, dass Louis sie die Erfolgsleiter weiter aufsteigen lassen könnte -  daher fördert sie sein Kaltblütiges Talent.  Immer mehr wird aber hinger der höflichen Fassade der Psychopath sichtbar. Louis ist aber auch ein Kind seiner Zeit, er will Erfolg und Geld um jeden Preis - als Geschätsmann weiß er, dass er rücksichtslos am stöärsten mitmischen kann.  Im Internet hat er sich Wissen über Management und Betriebswirtschaft angelegt, das er in Verhandlungen anzuwenden weiß. Und ja...er expandiert und stellt sogar einen Praktikanten an.  Der leichtgläubige Rick (Riz Ahmed) braucht dringend einen Job und so wird er zu Louis Navigator, der ihn durch die Straßen von Los Angeles am schnellsten zu den täglichen Katastrophen führen soll...



und der Zuschauer wird von Dan Gilory auf eine höchst interessante Fahrt mitgenommen, die sich auf dem Höhepunkt in einer Szene gipfelt, die zu den spannendsten Film-Sequenzen der letzten Jahre gezählt werden darf. Louis und sein Assistent sind in dieser Szene sogar vor der Polizei an einem Tatort. Die Gangster sind sogar noch in dem Haus, in dem sie gerade mehrere Menschen kaltblütig erschossen haben. Louis wittert trotz des lebensgefährlichen Risikos die Chance mit diesem Film ganz nach oben zu kommen. Grandios auch die Kamerafahren von Robert Elswitt (Kameraoscar für "There will be blood") durch das nächtliche Los Angeles, die Straßen wirken immer seltsam bedrohlich. Somit weißt "Nightcrawler" eine visuelle Stärke auf, was die düstere Aussage noch bedrückender werden lässt.


Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Dienstag, 7. April 2015

Borat





















Regie: Larry Charles

Ein Kasache in Land der unbegrenzten Möglichkeiten...

Kulturelle Lernung von Amerika, um Benefiz für glorreiche Nation von Kasachstan zu  machen - so der bedeutungsvolle Untertiel von "Borat", dem äusserst erfolgreichen Skandalfilm und Mockumentary aus dem Jahr 2006. Nach "Ali G in the House" war dies die zweite Hauptrolle von Multitalent Sacha Baron Cohen. Unter der Regie von Larry Charles landete der Film mit einem US-Einspielergebnis von 128 Millionen Dollar auf Platz 16 im Ranking des Kinojahres 2006. Weltweit wurde sogar ein Umsatz von 261 Millionen Dollar gemacht. Um dies zu erreichen, mussten die Macher ganz tief in die Provokationskiste greifen. Mit übersteigertem Brachialhumor und einem reichhaltigen Angebot an antisemitischer und frauenfeindlicher Botschaft gelang dies. "Borat" ist ein extrem umstrittener Film - die Bandbreite der Einschätzungen liegen zwischen "hervorragendem Meisterwerk" bis hin zu "dem nervigsten Schwachsinn aller Zeiten".  Sacha Baron Cohen spielt diesen Borat, ein Reporter aus Kasachstan – einem realen Land, das aber in der Filmversion wie ein Klischee oder gar eine Schreckensvision aussieht.  Genau wie sich ein dummer US-Bürger das Land auch vorstellt: Verfallene Häuschen, Ostblockklamotten aus den 70er Jahren, dicke Frauen, hässliche Männer – und gar nicht so lustige Bräuche wie das traditionelle "Running of the Jew" - vom Aussehen her ein Volksfest ala Pamplona, nur sind es keine Stiere, die die Volksmenge jagt, sondern Pappmache Juden, die auch noch Eier legen können.  X. Und vor AIDS schützt man sich mit Zigeunertränen, die man in einer kleinen Glasschale um den Hals trägt. Man kann es kaum glauben, aber dies hier ist nur der Anfang der Story und schon hier muss es klar sein:  Dieser "Borat" und die Handlung, die wir nun sehen, sind so dermaßen überzogen, dass man sich selbst lächerlich machen würde, wenn man ihn auch nur eine Sekunde lang ernstnehmen würde. Trotzdem gabs sogar zum deutschen Start eine Anzeige wegen Volksverhetzung. Auch von der bekannten Roma Sängerin Esma Redzepova gabs eine Anzeige, da einer ihrer Songs ohne ihr Wissen in einem Film vorkommt, der Roma, Juden und Amis gleichermaßen verhöhnt. Diese negativen Schlagzeilen wirken sich bei einer solchen brachialen Komödie natürlich noch einmal mehr gewinnbringend aus und so feierte der unmögliche Reporter aus Kasachstan eines Siegeszug in den Kinos der Welt. Wir sehen wie Borat mit seinem Produzenten (Ken Davitian) ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten reist. Dort ist man schnell irritiert von den Gepflogenheiten der Kasachen. Im Hotel sieht er beim Zappen eine Folge von "Baywatch" und natürlich Pamela Anderson, in die er sich unsterblich verliebt. Statt in New York zu bleiben und ahnungslose Passanten distanzlos zu begrüßen oder sich sehr freundlichen jungen Männern anzuschließen, die ihn mit ins Hotelzimmer einladen, ändert Borat die Reiseroute und so beginnt das Roadmovie in Richtung Kalifornien. Dort will er Pam einen Antrag machen und sie heiraten. Kommt auch gut gelegen, weil seine Frau zwischenzeitlich in Kasachstan das Zeitliche gesegnet hat. Er trifft auf seiner Reise auf Waffenhändler, auf Rodeofans und muss sich in der High Society bewähren, von denen er zu einem Abendessen eingeladen wird. Es versteht sich von selbst, dass Borat eine Toilette, wie wir sie kennen, noch nie gesehen hat und auch mit der Papierrolle daneben kann er nichts anfangen...


klar, auch mit den ganz unmöglichen Schenkelklopfern durch derbe, deftige Szenen wird nicht gegeizt. So gibts auch noch einen Ringkampf mit seinem Reisebegleiter. Auch eine Übernachtung bei Juden kommt überraschend hinzu, was ihn dazu verleitet sich zum Schutz einen Bären zuzulegen, der fortan der dritte im Reisebus nach Kalifornien ist.  Der Film suhlt sich in seinem antisemitischen, fremdenfeindlichen, sexistischen Gehabe und die Macher haben sich sicherlich diebisch gefreut, was für einen Tumult sie damit auslösen konnten. Klar, man muss jezt selbst entscheiden, ob man es lustig findet, wenn Borat sich beispielsweise mit drei Feministinnnen (wie aus einem Bilderbuch Klischee entsprungen) unterhält und ihnen erzählt, dass ein Frauenhirn nicht größer ist als das eines Eichhörnchens. Die Amis selbst bekommen auch viel Breitseiten ab und in den galligsten Szenen outet er drei Collegestudenten, die ihn im Wohnwagen mitnehmen als ewig gestrige Minderheitenhasser, die wehmütig die Zeit vermissen als es noch Sklaven gab.  Am 15. Januar 2007 wurde Sacha Baron Cohen für seine Rolle in Borat in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller − Komödie oder Musical“sogar  mit dem Golden Globe Award ausgezeichnet. Bei der Oscarverleihung 2007 gabs immerhin eine Nominierung für das beste adaptierte Drehbuch. Eine weitere Wertschätzung für diese  groteske, vulgäre, unberechenbare und politisch unkorrekte Satire. Und wie äusserte sich schon Kurt Tucholsky auf die Frage was eine Satire darf ? Alles !

Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.

Ruhet in Frieden

























Regie: Scott Frank

Unter dem Grabstein...

Spätestens seit der Luc Besson Produktion "96 Hours" (Originaltitel: Taken) sind die Qualitäten von Liam Neeson als Actionstar unbestritten. Als Bryan Mills, der in Paris Jagd auf Albaner und Araber macht, die seine Tochter entführt haben und sie als Jungfrau in einer Auktion versteigern, war er enorm glaubhaft und darüberhinaus gefiel der temporreiche Rachethriller durch den grimmigen Unterton. Es folgten weitere überzeugende Vorstellungen in "The Grey" (Joe Carnahan) und "Non Stop" (Jaume Collet-Sera). Auch sein neuer Thriller "Ruhet in Frieden" mit dem viel besseren Originaltitel "A Walk among the Tombstone" kann sich mehr als sehen lassen. Trotz der ruhigen Machart sind Parallelen zu "96 Hours" erkennbar. Auch hier macht er Jagd auf ziemlich böse Jungs. Die Geschichte beginnt im Jahr 1991. Damals war Matt Scudder (Liam Neeson), der heute - acht Jahre später - als Privatdetektiv arbeitet, noch ein Cop bei der Polizei. Sein Leben verändert sich aber völlig durch eine Schießerei in einer Bar. Dort wird der Besitzer vor seinen Augen von drei Gangstern erschossen. Es gelingt Scudder zwei der Männer bei der Flucht zu erschießen, den dritten schießt er ins Bein. Leider stirbt im Kugelhagel, den der Cop entfacht, auch ein kleines Mädchen in den Armen ihrer weinenden Mutter. Für Scudder ein Grund mit dem Alkohol aufzuhören und auch den Job an den Nagel zu hängen. Acht Jahre später ist er clean, aber nicht glücklich. Er arbeitet als Privatdetektiv. Peter (Boyd Holbrook), ein Junkie, den er bei den anomymen Alkoholikern kennengelernt hat, bittet ihn darum, dass er seinem Bruder, dem Drogendealer Kenny Kristo (Dan Stevens) behilflich sein soll. Er soll die Entführer und Mörder seiner Frau finden. Bei seinen Recherchen wird der Detektiv von dem obdachlosen Jungen TJ (Astro) unterstützt. Sehr schnell findet er Parallelen zu einem weiteren grausamen Mord. Wie Kenny war auch der Mann des anderen Opfers ein Drogendealer.. Als er den Friedhofswärter Loogan (Olafur Darri Olfafsson) befragt, bemerkt er, dass dieser scheinbar etwas zu verbergen hat.
Inzwischen sind die beiden Entführer Ray und Albert (David Harbour und Adam David Thompson auf der Suche nach weiteren Opfern. Sie beobachten in ihrem Wagen das Haus des  Drogenhändlers Yuri Landau (Sebastian Roche). Da dessen Frau bettlägerig ist, kommt sie nicht als Objekt ihrer perversen Tötungsfantasien in Betracht. Aber Yuris hübsche 14-jährige Tochter Ludmilla (Danielle Rose Russell) passt perfekt ins Beuteschema. Sie wird entführt. Für Scudder läuft die Zeit davon...


 Liam Neeson in der Paradereolle des Ermittlers mit einer düsteren Vergangenheit. Regisseur Scott Frank hat aber auch ein Auge dafür die verstörenden Abgründe erkennbar zu machen. Für sein Drehbuch zu Soderberghs "Out fo Sight" wurde er für den oscar nominiert. Auch das Drehbuch zu "Minority Report" stammt von ihm. Mit dem sehr gelungenen Thriller "Die Regeln der Gewalt" gab Scott Frank sein vielversprechendes Filmdebüt, mit seinem neuen Film "Ruhet in Frieden" ist ihm ein gleichwertiger sehr guter Genrefilm geglückt. Basierend auf dem Roman von Lawrence Block ist ihm ein perfekter Noir-Thriller gelungen, der in allen Nebenrollen bestens besetzt ist. Natürlich bietet die Geschichte nicht viel Neues, aber sie präsentiert klassisches Thrillerkino auf hohem Niveau und begeistert durch den gebrochenen Helden, der immer tiefer in die perverse Welt seiner Gegner eintauchen muss und am Ende zum grimmigen Racheengel wird. Tolles Genrekino.


 Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Pride

























Regie: Matthew Warchus

Solidarität und Stolz...

"Pride" ist eine britische Komödie von Matthew Warchus aus dem Jahr 2014 und steht für alles was das britische Kino an Größe ausmacht. Es sind immer wieder diese sozialkritischen Filme des New British Cinema gewesen, die die Engländer so perfekt in eine tragische Komödie verpacken können. "Pride" setzt die Tradition von Meisterwerken wie "Sammy and Rosie get laid", "Mein wunderbarer Waschsalon", "Ganz oder gar nicht", "Billy Elliot", "Wish you were here" oder "Brassed of" fort.
Dieses New British Cinema ist natürlich keine in sich geschlossene Filmbewegung. Die zu ihm gezählten Filme haben nicht zwingend erzählerische oder stilistische Gemeinsamkeiten, sie  speisen ihre Zugehörigkeit aber aus einem gewissen Rebellentum und vielfach aus einer gewissen Ablehnung der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen des neoliberalen Thatcherismus. Einerseits wurden Erzähltraditionen des klassischen britischen Kinos fortgeführt und erneuert durch eine Hinwendung zum Sozialdrama. Die Helden der Geschichte sind eher Aussenseiter oder gehören einer Minderheitengruppe an. Oder aber sie sind indivuelle starke Persönlichkeiten, die sich im Verlauf der Geschichte erfolgreich gegen die feindlich gesinnte Umgebung behaupten müssen.  "Pride"erzählt, basierend auf einer wahren Geschichte, von einer Gruppe homosexueller Aktivisten, die sich 1984 spontan für die ebenfalls von der Thatcher Regierung benachtteiligten streikenden Bergleute in Wales einsetzten, indem sie Geld sammelten.
Der Film zeigt das Zusammentreffen dieser beider sehr unterschiedlicher Gruppierungen. Der schöne Mark Asthon (Ben Schnetzer) ist der Wortführer der Schwulen und Lesben Gruppe aus London, zu denen auch der junge Bromley (George MacKay) gehört, der sein Schwulsein seinen Eltern verheimlicht, aber spontan bei einer Demo durch die Londoner Inennstadt mitmacht. Fortan ist er Mitglied der Gruppe. Als sie für die notleidenden Bergarbeiter eine ganze Menge Spenden sammeln können, steht auch eine Einladung in das kleine Waliser Bergarbeiterdorf Onllwyn an. Eine sehr ungewöhliche Konstellation, die zuerst von der Dorfgemeinschaft misstrauisch begutachtet wird. Doch Dank aufgeschlossener Menschen wie Cliff (Bill Nighy), Dai (Paddy Considinie) oder der resoluten Hefina (Imelda Stauton) ist das Eis bald gebrochen. Die einfachen Menschen sind sogar bald recht fasziniert von der schillernden Gruppe von Paradiesvögeln und der exzentrische Jonathan (Dominic West), der mit dem ruhigeren Gethin (Andrew Scott) befreundet ist, zeigt den hüftsteifen Walisern wie gut sich Männer auf der Tanzfläche bewegen können. Es kommt aber immer wieder zu Rückschlägen auf dem Weg der Solidarität...


 Am Ende steht aber der positive Erfolg, denn nur zusammen kann man etwas erreichen. Dies ist auch die Botschaft des Films. Eine weitere hält er durch den jungen, wenig selbstbewussten und schüchternen "Bromley" bereit, der im wahren Leben Joe Cooper heißt und Mühe hat zu sich selbst zu stehen. Sein Coming out ist auch ein Befreiungsschlag in Richtung Selbstvertrauen und Selbstverwirklichung. Zwei großen Themen, zu denen sich noch Freundschaft und Toleranz dazu gesellt. Die Kohlenpott-Komödie strahlt viel Sympathie und Warmherzigkeit aus. Spart aber auch nicht mit traurigen Momenten. 1984 - eine Zeit als die Angst vor Aids die Vorurteile gegenüber Schwulen noch weiter verstärkte. Das Ganze wird von einem großartigen Ensemble zusammengehalten, die wunderbar zusammen spielen.



Bewertung: 8 von 10 Punkten