Freitag, 18. November 2022

Point Blank


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: John Boorman

Walker...

Neben dem Survival Thriller "Beim Sterben ist jeder der Erste" und dem besonderen Kriegsfilm "Hope and Glory" ist der Kriminalfilm "Point Blank" aus dem Jahr 1967 John Boormans beste Arbeit überhaupt. Der 1933 geborene Brite erhielt insgesamt 5 Oscarnominierungen, gewann die Trophäe jedoch nie.
"Point Blank" ist ein Neo Noir mit einem Lee Marvin in Hochform. Obwohl er als Revolverheld und Trunkenbold in der Westernparodie "Cat Ballou" den Oscar bekam, zeigte der Schauspieler mit der abweisenden und mürrischen Miene seine besten Leistungen in den beiden Krimis "Tod eines Killers" von Don Siegel und in Boormans Film, der nur kurze Zeit später entstand. In beiden Filmen spielt Angie Dickinson die weibliche Hauptrolle - eine Entscheidung, die perfekt passt.
"Walker" - so nennt sich Lee Marvin im Film und so wird er auch von seinen Bekannten genannt. Sein Vorname bleibt ein Geheimnis. "Walker" ist ein Mann, der schnellen Schritte. Er kommt aus Rachegründen und schreitet schnell heran wie das nahende apokalyptische Unglück. Dieser Racheengel hat noch eine Rechnung mit seinem besten Freund Mal Reese (John Vernon) offen. Mal ist ein Gangster und er hat enorme Geldschulden bei einer Mafia-Organisation, die nun die Summe zurückfordert. Mal fleht Walker an ihm zu helfen und mit ihm die Summe zu beschaffen. Ein Überfall auf kriminelle Geldtransporteure, die sich im verlassenen Alcatraz Gefängnis treffen, soll die Lösung bringen. Walkers Frau Lynne (Sharon Acker) ist die Dritte im Bunde, die den beiden Männern bei dem Überfall hilft. Der Coup gelingt, doch Mal erschießt die Gefolgsleute und jagt auch Walker eine Kugel in den Körper. Der bleibt leblos liegen - Mal verschwindet mit Walkers Frau, mit der er nachfolgend eine gewisse Zeit zusammenlebt. Mal kann das Geld zurückzahlen - doch er hat einen entscheidenden Fehler gemacht. er hat seinen Freund nicht tödlich getroffen. Und der will nun seine Rache und auch seine 93.000 Dollar...





Als mysteriöser Yost ist Keenan Wyn zu sehen, Frederic Carter wird von Lloyd Bochner gespielt. Natürlich hat Boormans Film große Ähnlichkeit mit Siegels "Tod eines Killers". Beide Filme gehören ihrem Hauptdarsteller Lee Marvin. Boorman inszenierte mit eisiger Kälte und großem Pessimismus. Ein Mann alleine gegen eine übermächtige Organisation. Der Film spielte gut 9 Millionen Dollar ein. Man hat sich natürlich oft die Frage gestellt, ob der Film eher ein Traum ist, den Walker hat, nachdem er erschossen wurde und nun sterbend auf dem Boden liegt. Jedenfalls wirkt die Hauptfigur tatsächlich wie ein Geist oder ein Schatten auf seine Verfolger oder Jäger. Zu dem Noir Touch ist auch ein gewisser Einfluss durch die Nouvelle Vague zu sehen.





Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 
 

As Tears goes by


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Wong Kar Wai

Hongkong Ballade...

Aufgrund der großen Ähnlichkeit mit dem Martin Scorsese Klassiker "Mean Street" wird Wong Kar-Wais Kinodebüt "As Tears goes by" von vielen als Remake angesehen.
Während des Kinostarts im Jahr 1988 spielte das Gangstermovie in Hongkong über 11 Millionen Dollar ein. Diesen kommerziellen Erfolg konnte der Filmemacher erst im Jahr 2013 mit dem oscarnominierten Filmhit "The Grandmaster" toppen. 
"As Tears goes by" zeigt den jungen Andy Lau in einer strarken Rolle als Handlanger für die Mafia. Die Geschichte spielt in den nächtlichen Straßen von Kowloon, Hongkong. Ah Wah (Andy Lau) ist ein Gangster, der für eine mafiaähnliche Organisation arbeitet. Die oberen Bosse sind meistens angesehene und harmlos wirkende Bürger, die ihre Organisation in viele kleinere Banditengruppen eingeteilt hat. Der stärkste junge Gangster wird von seinen Männer als "großer Bruder" bezeichnet und dieser gibt seinen kleinen Brüdern Aufträge. Sehr oft muss von diesen jungen Kriminellen neben der Hauptbeschäftigung des Geldeintreibens auch ein Auftragsmord getätigt werden. Ah Wah ist der große Bruder des sehr unbesonnenen Hitzkopfs Fly (Jacky Cheung), der immer wieder mit seinen Alleingängen und seinem großen Mundwerk sowohl bei den Bossen als auch bei den anderen Gruppen aneckt. Eines Tages steht Ah Wahs lungenkranke Cousine Ag Ngor (Maggie Cheung) vor der Tür. Die Tante hat ihn gebeten das Mädchen für einige Tage zu beherbergen, da sie sich im Krankenhaus behandeln lassen muss. Während dieser Zeit spitzt sich auch der Konflikt zwischen Fly und Tony (Alex Man), dem Chef der konkurrierenden Gruppe, extrem zu. Noch steht Fly unter dem Schutz des großen Bruders, doch die Oberbosse sind inzwischen auch der Meinung, dass Fly für die ganze Organisation zur Belastung wird. Nachdem Ah Wah auch noch von seiner Freundin Mabel (Ang Wong) verlassen wird, beginnt er seine Cousine etwas mehr wahrzunehmen. Die Beziehung zwischen Wah und Ngor wird intensiver...






Der Film hat begeisternde Momente und obwohl es sich um das Debüt von Wong kar Wai handelt, kann man schon seine unnachahmliche Handschrift erkennen. Dies obwohl der Film rein oberflächlich wie ein krachender John Woo Actioner rüberkommt. Aber er bietet viel mehr. Vor allem liegt eine gewisse Poesie, ja auch Melancholie in der Geschichte um Verlierer. Der stärkste Moment ist Wahs Trip auf die Insel Lantau, dort wo er am Hafen auf Ag Ngor trifft und sich eine heftige Romanze entwickelt. In diesem Augenblick - so scheint es - könnte sich das Schicksal pltözlich in eine positive Richtung für den Verlierer wenden. Doch es bleibt bei einer Momentaufnahme. "As Tears goes by" ist auch ein Film über eine tiefe Männerfreundschaft. Durch die Unterstützung für den labilen Fly übernimmt Ah Wah eine sehr wichtige Verantwortung für einen anderen Menschen - er beschützt diesen und geht mit ihm durch Dick und Dünn. Es scheint das einzig Wertvolle im Gangsterleben von Ah Wah zu sein, der seinem kleinen Bruder einmal voller Bitterkeit besteht, dass er bereits im Alter von 14 Jahren seinen ersten Auftragsmord getätigt hat. Mit "As Tears goes by" ist Wong Kar wai ein Gangsterepos gelungen, dass die Figuren in den Mittelpunkt stellt.





Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Diebe wie wir


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Robert Altman

Bankräuber ohne Zukunft...

Obwohl Robert Altman mit Filmen wie "The Player" oder "Short Cuts" in den 90ern große Erfolge hatte, waren es vor allem die 70er Jahre in denen seine besten Filme entstanden. Die 1970 entstandene Kriegssatire "Mash" wurde mehrfauch oscarprämiert. Mit "McCabe & Mrs. Miller" drehte er einen der wichtigsten Spätwestern überhaupt. Es folgten Klassiker wie "Der Tod kennt keine Wiederkehr", "California Split", "Nashville" oder "Eine Hochzeit".
Auch sein düsterer Neo Noir "Diebe wie wir" (Originaltitel: Thieves like us) entstand in diesem Jahrzehnt. Es handelt sich dabei um ein Remake des Noirs "They live by night" aus dem Jahr 1948. Dieses Regiedebüt von Nicholas Ray basiert auf dem 1937 erschienenen Roman von Edward Anderson und spielt während der Wirtschaftskrise. In dieser Zeit der großen Depression herrschte große Armut und es war nicht verwunderlich, dass dadurch die Kriminalitätsrate massiv anstieg und viele Outlaws sich auf Überfälle auf Banken spezialisierten. Wer kennt nicht das Gaunerpaar Bonnie Parker und Clyde Barrow oder den charismatischen John Dillinger.
Die Geschichte einer tragischen Liebe spielt im Süden der USA im Depressionsjahr 1937. In Mississippi haben drei Gangster erfolgreich einen Ausbruch aus dem Staatsgefängnis unternommen. T. W. Masefield alias T-Dub (Bert Remsen); Elmo Mobley alias "Chicamaw" (John Schuck) und der junge Bowie Bowers (Keith Carradine), der wegen Mordes verurteilt wurde. Die drei Männer können eine Zeitlang bei einem Verwandten von Chicamaw untertauchen, der eine kleine Autowerkstatt mit einer Tankstelle hat. Dort lernt Bowie die schüchterne Keechie (Shelley Duvall) kennen. Die drei Gangster rauben in der Folgezeit immer wieder erfolgreich Banken aus. Dann kommen die drei bei T-Dubs Schwägerin Mattie (Louise Fletcher) und ihren Kindern unter, darunter ist auch die ältere Tochter Lula (Ann Latham), die bald von T-Dub begehrt wird.
Als Bowie bei einem Autounfall verletzt wird und die Polizei die Papiere von Bowie und Chicamaw überprüfen will, schießt Letzterer auf die beiden Gesetzeshüter, die sterbend auf der Straße liegen bleiben. Nun sind sie zu Staatsfeinden geworden. Chicamaw bringt den verletzten Kumpel zur Tankstelle und taucht dann unter. Bowie wird von Keechie gesund gepflegt und damit beginnt auch eine Romanze. Doch die Liebe zwischen Bowie und Keechie hat nur wenig Chancen auf Morgen. Bowie hat auch nicht die Absicht dem Verbrechen tatsächlich den Rücken zu kehren, wie er seinem Mädchen versprochen hat....






Unter der Regie von Altman entstand ein fesselnder, scharf beobachteter Bericht über eine längst vergangene Zeit und über einige Menschen, die in dieser harten Zeit lebten. Durch sehr viele kleine Szenen erreicht der Film eine gewisse poetische Schönheit. So beispielsweise als Bowie bei seiner ersten Flucht auf einen herrenlosen Hund trifft, mit dem er sofort Freundschaft schließt. Auch die Szenen der Annäherung zwischen Bowie und Keechie sind sehr intensiv gestaltet und zeigen ein kurzes Glück kleiner Leute und deren Träume, die nie in Erfüllung gehen und schon im Vorab zum Scheitern verurteilt sind. Am Ende wird Bowie vor dem Augen seiner jungen Frau erschossen und sein Körper wird von den Rangern achtlos im Schlamm liegen gelassen. Sehr lobenswert die darstellerischen Leistungen von Keith Carradine und der jungen Shelley Duvall.







Bewertung: 9 von 10 Punkten. 
 

Kiss Kiss Bang Bang


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Shane Black

Albtraum in Hollywood...

Shane Blacks slapstickhafte Neo-Noir Variante "Kiss Kiss Bang Bang" aus dem Jahr 2005 war kein kommerzieller Erfolg für die Macher. Er spielte zwar 16 Millionen Dollar ein, doch der Umsatz lag nicht viel höher als das Budget des Films. Aber immerhin waren die Kritiken ausgezeichnet und auch das Publikum schätzte den Film - die Figuren des Films sind verwandt mit Tarantinos Filmfiguren, also teilweise sogar etwas oberflächlich gezeichnete konstruierte Comichelden. Und der Humor des Films kann man sicherlich eher grobschlächtig empfinden.
Der Noir Filmheld in "Kiss Kiss Bang Bang" ist ein Harry Lockhart, gespielt von Robert Downey jr,. Downey versteht es seine Rollen stets sehr cool zu spielen und dies gelingt ihm auch in Blacks Film.
Am Anfang des Films steht eine Rückblende, die Harry in seiner Kindheit zeigt. Der kleine Knirps (er wird als Junge von Indio Falconer Downey gespielt, den Teenager Harry spielt Richard Allen Brown) hat ein Faible für Zaubereien und so unterhält er eine ganze Gesellschaft mit der seiner Präsentation. Die kleine Harmony Faith Lane (als Kind: Ariel Winter, als Teen: Stephanie Pearson; als Erwachsene Michelle Monaghan) soll von ihm zersägt werden. Der kleine Junge nimmt die Säge und plötzlich fängt die Kleine fürchterlich an zu schreien...läuft da was gewaltig schief ? Das Publikum ist schockiert und alle rennen zur Kiste, weil sie glauben, dass Harmony sich verletzt hat. Als sie die Kiste öffnet, fängt das Mädchen an zu lachen und meint "Ich will Schauspielerin werden".
Und Schauspielerin wird man in den USA am ehesten in Hollywood....dort ist der inzwischen erwachsene Harry als Gauner unterwegs. Doch die letzte Diebestour geht schief. Sein Freund Ritchie (Josh Richman) wird auf der Flucht von einer Frau erschossen und Harry kann der Polizei gerade noch entkommen, weil er in ein Haus flieht, wo ein Vorsprechen für einen neuen Film stattfindet. Und Harry absolviert in seiner Not dieses Casting und soll dann tatsächlich für den Film gecastet werden. Er besucht eine dieser angesagten Partys in Los Angeles und lernt dort neben dem Gastgeber Harlan Dexter (Corbin Bernsen) auch den schwulen Privatdetektiv Perry van Shrike (Val Kilmer) kennen. Letzterer soll ihm bei seiner Filmrolle wertvolle Tipps geben. Unter den Partygästen ist auch eine unheimlich gut aussehende Frau - erst spät bemerkt Harry, dass er seine Jugendliebe Harmony versucht anzubaggern.
Am nächsten Morgen ist Harry mit Perry unterwegs und schon überrascht der Tag mit einer toten Frau im See. Das ist erst der Anfang von turbulenten Ereignissen...




Der Film hat sicherlich gute Momente, aber der derbe Witz zieht leider auch nicht immer. Etwas seltsam mutet dann auch der gezeigte Kindesmissbrauch an, der ebenfalls thematisch eingebettet in die brachiale Komik ist. Das Mädchen mit den rosa Haaren wird von Shannyn Sossamon gespielt - die Tote entpuppt sich im Film als Schwester von Harmony. Die Handlung ist in fünf kapitel unterteilt, die jeweils den Namen von Büchern des Autors Raymond Chandler tragen. Es war die erste Regiearbeit von Shane Black, der zuvor für Filme wie "Lethal Weapon" oder "Last Boy Scout" das Drehbuch verfasste.
 




 
Bewertung: 6 von 10 Punkten.