Samstag, 27. September 2014

Junebug




Regie: Philipp Morrisson

Der Familienbesuch...

Madeleine (Embeth Davidtz) ist Kunsthändlerin und übt ihren Beruf mit großer Begeisterung aus. Auf einer extravaganten Benefizveranstaltung lernt sie den jüngeren Geschäftsmann George (Allesandro Nivola) kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick und innert einer Woche ist man schon ein frisch vermähltes Ehepaar.
Da Madeleine sich auf die sogenannte "Outsider" Kunst spezialisiert hat, kommt es dazu, dass sie eine Reise ins ländliche North Caroline unternehmen muss. Dort lebt der exzentrische, reichlich durchgeknallte Maler David Wark (Frank Hoyt Taylor), dessen Gemälde pornographische wie gewalttätige Szenen aus dem Sezessionskrieg enthalten. Madelaine will den Künstler unbedingt als Kunden gewinnen, bevor die Konkurrenz den talentierten Künstler für sich abwirbt.
Mit der Geschäftsreise verfolgt Madeleine auch den Zweck, die Familie ihres Ehemannes kennenzulernen, der aus der Kleinstadt Pfafftown stammt, die er zuletzt vor drei Jahren besucht hat.
Gleich beim ersten Kennenlernen bemerkt Madeleine das sie da in eine völlig andere Welt eintauchen muss. Georges Mutter Peg (Celia Weston) ist ihr von Anfang an misstrauisch bis feindselig gesinnt und lässt sich auch nicht umstimmen. Sie ist eine sehr starke Persönlichkeit - anders der Vater Eugene (Scott Wilson), der reichlich wortkarg ist und dauernd seinen Schraubenzieher sucht. Georges kleinerer Bruder Johnny (Benjamin McKenzie) wohnt noch zuhause - gemeinsam mit seiner jungen Ehefrau Ashley (Amy Adams), die ein Kind erwartet. Die beiden Brüder scheinen irgendwie verfeindet zu sein, doch es ist nicht ganz klar warum. Möglicherweise spielt Eifersucht da eine gewisse Rolle, zumal es George beruflich schon weiter gebracht hat als Johnny, der sich selbst als Versager wahrnimmt. Unerwarteten Rückhalt bekommt Madeleine aber von Johnnys junger und einfältiger Ehefrau Ashley, die Madeleine sehr schnell wie eine Art Schwester behandelt. Ashley ist es auch, die Madeleine erzählt, dass das Baby - sollte es ein Mädchen werden - den Namen "Junebug" (Junikäfer) erhalten soll und mit der Geburt dann auch die derzeitige Spannung mit ihrem Mann Johnny spontan auflösen wird, sobald dieser sein Kind in den Armen hält. Doch es kommt anders...


 "Junebug" ist ein amerikanischer Independent-Film des Regisseurs Phil Morrisson, der mit diesem 2005 entstanden Familienmovie sehr großes Kritikerlob erhielt. Es ist ihm auch tatsächlich ein sehr stimmiger Film gelungen, der ehrlich mit seiner Familie umgeht - die einzelnen Mitglieder mit allen Schwächen und Stärken beschreibt, aber nie groß Position bezieht. Natürlich gelingt dies nur wenn das Ensemble glaubwüridg rüberkommt und dies ist in "Junebug" unbedingt gegeben. Vor allem Amy Adams Darstellung wurde hochgelobt und brachte es sogar zu einer Oscarnominierung für die besten weibliche Nebenrolle, musste sich aber gegen Rachel Weisz für "Der ewige Gärtner" geschlagen geben. Die Figuren werden warmherzig inszeniert, die Geschichte selbst vermeidet jeglichen sonstigen Kitsch aus diesem Genre. Dabei gelingt auch der Spagat zwischen Komödie und Drama - die Geschichte über Gegensätze und Enfernung der Menschen zueinander ist bittersüß und endet wie im richtigen Leben offen.


Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Donnerstag, 25. September 2014

Grifters

























Regie: Stephen Frears

Trickbetrüger...

Roy Dillon (John Cusack) ist 25 Jahre alt und lebt in einem etwas heruntergekommenen Hotel in Los Angeles. Seinen Lebensunterhalt verdient er durch kleinere Betrügereien. Die Nummer mit dem 20 Dollar Schein auf die der Barkeeper reinfallen soll, ist zwar schon 1000fach erprobt, doch diesmal kommt er an den Falschen, der den Trick schon kennt. Von diesem wird er dann noch mit einem Baseballschläger in den Magen geschlagen. Innere Blutungen sind die Folge und dass er sein Leben nur seiner 14 Jahre älteren Mom Lilly (Anjelica Houston) zu verdanken hat, die zufällig auf der Durchreise zu den Pferderennen in La Jolla war und die Gefahr erkannte. Im Krankenhaus bekommt er auch Besuch von seiner derzeitigen Freundin Myra Langtry (Anette Benning), die das Trickbetrüger-Trio komplettiert. Da alle drei ihre Betrügereien alleine tätigen, weiß keiner so recht vom anderen, dass man im gleichen Gewerbe arbeitet. Aber man vermutet es. Lilly steht auf der Lohnliste des Mafia-Buchmachers Bobo Justus (Pat Hingle). Sie besucht für ihren Auftragsgeber die großen Pferderennen des Landes, um durch geschickt platzierte Einsätze dei Wettquoten zugunsten ihres Chefs zu manipulieren. Roy arbeitet sehr erfolgreich mit gezinkten Karten und prägnierten Würfeln. Er hat sich durch die kleinen Betrügereien bereits ein ordentliches Vermögen angspart. Lilly setzt bei ihren Coups ihren Körper ein und hat in der Vergangenheit - gemeinsam mit ihrem Partner Cole (C.T. Walsh) texanische Ölmilliardäre um den Verstand und vor allem ums Geld gebracht. An Roys Krankenbett lernen sich die Frauen erstmalig kennen und es stellt sich spontan eine große gegenseitige Abneigung ein. Möglicherweise liegt es daran, dass sich die beiden Frauen sehr ähnlich sind. Sehr schnell entbrennt zwischen den Frauen ein Kleinkrieg um den zunehmend überforderten Roy, der zudem noch erotische Gefühle für seine Mom hegt...



Davon abgesehen, dass die Schlußszene zwischen Mutter und Sohn vielleicht etwas zu dramatisch geraten ist, hat Stephen Frears mit diesem 1990 erschienenen Neo-Noir einen perfekten Film abgeliefert, der neben "Mein wunderbarer Waschsalon" und "Gefährliche Liebschaften" zu seinen besten Werken gehört. "Grifters" ist sicherlich ein Highlight der 90er Jahre Kino-Dekade und dies hat er vor allem seinen Darstellern zu verdanken. Anjelica Huston spielt die Rolle ihres Lebens und leider musste sie sich bei der Oscar-Wahl von der übermächtigen Kathy Bates in "Misery" geschlagen geben. Sie hätte meines Erachtens die Ehrung nach "Ehre der Prizzis" noch einmal voll verdient. Mit ihr wurde auch Anette Benning nominiert, auch Regisseur Stephen Frears und Donald E. Westlake für sein sehr gutes Drehbuch.



Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Mittwoch, 17. September 2014

Grand Budapest Hotel


























Regie: Wes Anderson

Weltklasse aus Görliwood...

Das vielleicht einzig irritierende an Wes Andersons neuem Meisterwerk "Grand Budapest Hotel, sind die verschiedenen Bildformate, die der Regisseur für die verschiedenen Zeitebenen wählte. Er entschied sich, den deutsch-britischen Film in drei verschiedenen Seitenverhältnissen zu produzieren. Die Verhältnisse 1,33:1, 1,85:1 und 2,35:1 wechseln in Abhängigkeit von den Zeitebenen der Handlung. Passend zur jeweiligen Zeitebene weisen die verwendeten Objektive eine unterschiedlich starke tonnenförmige Verzeichnung auf. Viele derKameraeinstellungen sind frontal angelegt, dh. im rechten Winkel zur dahinterliegenden Wand, selten leicht schräg nach oben oder unten geschwenkt. In vielen Fällen hat die Kamera in der Mitte des Raums ihre Positiion und zeigt somit ein symmetrisches Bild. Kameraschwenks sind fast ausnahmslos im 90°-Winkel ausgeführt.
Es ist daher vielleicht Andersons Sinn für Verspieltheit geschuldet, dass gerade die Hauptsequenzen, die in den 30er Jahren spielen,  in einem quadratischen Format präsentiert wird, die späteren Ereignisse in den 60er Jahren sind in opulenter Breitleinwand zu bestaunen - ein Format, dass ich mir für den ganzen Film vielleicht gewünscht hätte. Aber gut, das ist jetzt Kritik auf hohem Niveau, denn am Film selbst gibt es gar nichts auszusetzen und spontan ist "Grand Budapest Hotel" für mich der Film des Jahres.
Wes Anderson schöpft dabei aus dem Werk von Stefan Zweig und erzählt eine kuriose Kriminalgeschichte rund um das traditionsreiche Grand Budapest Hotel, dass an das reale Budapester Hotel Gellert, erinnert.
Optisch versetzt uns Anderson in eine märchenhafte osteuropäische Berglandschaft, bunt und schön wie alte Postkarten aus den 30er Jahren. Dort schaltet und waltet der kultivierte und stets mit L´Air de Panache parfümierte Monsieur Gustave (Ralph Fiennes) als Chef-Concierge. Er ist stets dem Wohl seiner Gäste verpflichtet, vor allem auch den älteren, weiblichen und blonden Hotelgästen, die er manchmal auch diskret verwöhnt.
Den neuen hoffnungsvollen Lobby Boy Zero Moustafa (Tony Revolori) nimmt er dann auch unter seine strengen, aber gerechten Fittiche. In dem südosteuropäischen Karpatenstaat Zubrowka zeigen sich aber auch schon Anzeichen für einen neuen zweiten Weltkrieg. Eine von Monsieur Gustaves Liebhaberinnen ist die 84 jährige Witwe Celine Villeneuve Desgoffe und Taxis, genannt Madame D (Tilda Swinton), die einige Tage nach ihrem Hotelaufenthalt unter mysteriösen Umständen verstirbt. Gustave und Zero reisen mit dem Zug zum Schloß Lutz, dem Anwesen der Verstorbenen. Bei der Testamentseröffnung durch Anwalt Vilmos Kovacs (Jeff Goldblum) stellt sich heraus, dass Madame ihrem Gustave das wertvolle Gemälde "Jüngling mit Apfel" des Renaissancemalers Johannes van Hoytl d. J. vererbt hat. Doch die fiese Familie der Verstorbenen, allen voran Sohn Dimitri Desgoffe und Taxis (Adrien Brody) und sein grober Handlanger J.G. Joplin (Willem Dafoe) haben was dagegen. Es wird ein Komplott geschmiedet, dass Gustave (der das Bild verschwinden lässt) ins Gefängnis bringt. Die Anklage lautet Madame D ermordet zu haben. Nun ist Zero gefragt, gemeinsam mit seiner Liebe Agatha (Saoirse Ronan) entsteht ein Plan zur Flucht von Gustave...


Diese mehr als kuriose Geschichte wird vom gealterten Zero (F. Murray Abrahams) in den 60er Jahren einem seiner Hotelgäste, einem Schriftsteller (Jude Law) erzählt, der ins Bergdorf Nebelbad reiste und dort im Grand Budapest Hotel wegen einer Schreibblockade verweilt. Das Hotel hat in dieser neuen Zeit viel von seinem alten Glanz verloren, es wirkt heruntergekommen, aber man kann die Größe noch erahnen, die es einstmals hatte. Anderson durchzieht seinen Film mit viel schöner Melancholie und es sind vor allem die sympathischen wie skurrilen Figuren, die den Zuschauer zum Begeistern bringen. Im Grunde besinnt sich Anderson an die große alte Zeit des Erzählkinos und man erinnert sich mehr als einmal an die großen Werke eines Billy Wilder, aber auch "Tanz der Vampire" von Roman Polanski kommt in der Verfolgungsjagd in einer Winterlandschaft in den Sinn. Wer mal wieder einen Spitzenfilm sehen will, der sollte sich "Grand Budapest Hotel" ansehen. Gedreht wurde in Görlitz. 



Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Sonntag, 14. September 2014

Das Bourne Ultimatum

























Regie: Paul Greengrass

Totale Kontrolle....

Paul Greengrass hat ein großes Faible für die Themen "Politik" und "Spionage". Der Brite studierte in Cambridge und begann 1978 seine Karriere als Journalist und Regisseur des BBC Programms "World in Action". Zu seinen damaligen Arbeiten gehört auch eine Doku über die IRA-Gefangene, die er während eines Hungerstreiks interviewte. Er schrieb 1987 gemeinsam mit Peter Wright das Sachbuch "Spycatcher" über eine Aufdeckung einer Spionageaffäre beim Geheimdienst. Er folgte der Spionage-Roman "The Interprise".
Bekannt als Filmemacher wurde er im Jahr 2000 mit dem vielfach ausgezeichneten Film "Bloody Sunday", der sich mit den Ereignissen um den "Blutsonntag" am 30. Januar 1972 in Nordirland befasst. Ein Welterfolg wurde dann der nachfolgende Fortsetzungsfilm "Bourne Verschwörung". Sein "Flug 93" aus dem Jahr 2005 war ein Oscarkandidat in der Regiesparte. Ein Film, der sich mit einem Teil der Ereignisse um den 11. September beschäftigt.
Im Jahr 2007 folgt dann der dritte Teil der Bourne Reihe "Das Bourne Ultimatum", nach meiner Meinung der beste Film der gesamten Reihe. Dies macht sich auch an seinen 3 gewonnenen Oscars bemerkbar und an einem weltweiten Einspielergebnis von 442 Millionen Dollar. Dabei unterstreicht die subjekt wirkende Kameraarbeit, die 111 Minuten lang immer ganz nah dabei ist die Brisanz des Films, dessen Szenario über die Gefahren einer allmächtigen Überwachung nicht nur warnt, sondern ein ganz mulmiges Gefühl hinterlässt. So ist hier nicht nur rasantes Actionkino gegeben, sondern es wird auch ein Zukunftsmodell aufgezeigt, dass keiner wirklich jemals haben will. Nur...es ist leider schon da und ist Wirklichkeit. In diesem kalten Überwachungsthriller sucht ein kalter Killer ohne Erinnerungen nach seiner Seele.
Teil 3 schließt unmittelbar an die Ereignisse von "Bourne Verschwörung" an. Jason Bourne will seine Vergangenheit als Geheimagent endgültig klären. Langsam kann er das persönliche Puzzle immer mehr selbst zusammensetzen. Sein früherer Arbeitgeber, die CIA, will ihn aber immer noch ausschalten, da er der Behörde mit seinem Insiderwissen schaden könnte. An seine Amnesie glauben nur wenige. Er kontaktiert den Londoner Journalisten Simon Ross (Paddy Considine), der zru Zeit für den Guardian Artikel über den Agenten Bourne schreibt. Bourne macht ein Treffen mit Ross aus, dass aber überwacht wird und auf dem belebten Bahnhof der Londoner Waterloo Bridge durch angeheuerte Killer in eine Katastrophe mündet. Auf den Weg sein eigenes Geheimnis zu entschlüsseln, braucht Jason Bourne aber Verbündete wie Nicky Parsons (Julia Stiles) oder Pamela Landy (Joan Allen)....



 Der Film begeistert auch durch sein markantes Schreibtisch-Täter Bösewichts-Trio David Strathairn, Scott Glenn und Albert Finney, die ganz oben die Strippen ziehen und die Killer zur Ermordung des Exikillers Bounre in Bewegung setzen. Paul Greengrass setzt mit seiner Machart auf einen geschlossenen Thriller, der mit einem rasanten Tempo voranschreitet, die Spannungskurve gekonnt steigern kann und den Zuschauer mit seiner hintergründigen Paranoia auch beeindrucken kann. Hier gelang der seltene Kunstgriff einen optisch total modernen Thriller mit  rasanten Schnitten mit der gleich guten Qualität der legendären 70er Jahre Spionage-Thriller kombinieren. Gut gemacht, Mr. Greengrass.



Bewertung: 9 von 10 Punkten.

A History of Violence

























Regie: David Cronenberg

Der Mann, der Joey Cusack war...

Seit seinem Megaerfolg mit dem Schocker "Die Fliege" war David Cronenberg nie mehr so kommerziell wie hier in seinem 2005 entstandenen "A History of Violence", der von der Grundidee her sehr stark an den großen Noir Klassiker "Out of the Past" erinnert. Denn in beiden Fällen geht es um einen Mann, der beschlosssen hat,  in einer fremden Stadt ganz neu anzufangen und alles Vergangene hinter sich zu lassen.
Tom Stall (Viggo Mortensen) führt in dem Städtchen Millbrook, Indiana ein zufriedenes Leben mit seiner Frau Edie (Maria Belo), einer Rechtsanwältin. Sie haben mit Jack (Asthon Holmes) und der kleinen Sarah (Heidi Hayes) zwei Kinder. Tom führt ein Imbiss in der Kleinstadt und ist überall beliebt. Lediglich Sohn Jack hat in der Highschool einige Probleme, da er von seinem Mitschüler Bobby (Kyle Schmid) gemobbt und gedisst wird. Es ist ein Tag wie jeder andere, aber in der Nähe treiben sich zwei Killer (Stephen McHattie und Greg Bryk) herum, die in einem Motel eine blutige Spur des Todes hinterlassen haben und mal kurz Rast machen im Imbiss des 3246 Seelen-Ortes. Als Tom sie darauf hinweist, dass der Imbiss bereits geschlossen hat und ihre Bestellung erst nicht entgegennimmt, bestehen die zwei Männer auf Kaffee und Kuchen. Tom versucht die Situation zu entschärfen und rät seiner Kellnerin, vorzeitig nach Hause zu gehen. Daraufhin bedrohen die Verbrecher die Kellnerin und ziehen eine Pistole. Tom handelt. In Notwehr schlägt er einem der Männer die gefüllten Kaffeekanne ins Gesicht, kommt so an dessen Pistole und erschießt beide, wird aber im Kampf noch am Fuß verletzt. Nun hat die Stadt einen Helden, er wird zur lokalen Berühmtheit und man berichtet über ihn in den Medien. Aber das Hoch dauert nicht lange an, denn bald taucht ein gewisser Tom Fogarty (Ed Harris) mit seinen Gefolgsleuten auf. Fogarty ist felsenfest davon überzeugt, dass Tom Stall in einem früheren Leben "Joey Cusack" war und den sucht er schon seit langem. Nur mit Nachdruck verlassen die Gangster die Stadt, doch sie kommen wieder. Eine Spirale der Gewalt öffnet sich...


 Das Filmdrama mit Thrillerelementen basiert auf der gleichnamigen Graphic Novel von John Wagner und Vince Locke. Der Film hat einen starken Tarantino Touch und die amerikansiche Provinz ist hier ein Ort mit zwei Seiten. Neben der Idylle gibt es immer auch einen Abgrund der bestialischen Gewalt, die unter der Oberfläche brodelt. Der Beginn läuft auch in furiosen Bildern ab, wenn die beiden übermüdeten Killer ihr Zimmer in einem Motel verlassen. Sie wollen weiterfahren, aber sie brauchen noch Wasser. Also schickt der Ältere den Jüngeren noch einmal hinein, vorbei an der Rezeption, wo der Zuschauer das Blutbad erblickt, dass die beiden angerichtet haben. Ein klienes Mädchen, dass sich versteckt hat, macht die Tür auf. Erst da bekommt die Szenere mit den beiden Toten auf dem Boden die Aufmerksamkeit des Killers geschenkt, der dann sofort - ohne zu zögern - auf die letzte Augenzeugin den Revolver richtet und abdrückt. In diesem Moment gibts den Filmschnitt, der ein schreies Mädchen im Bett zeigt, dass von einem Alptraum wach wurde. Es ist die kleine Sarah Stall, die davon wach wird und wenig später durch ihren Papa in einen echten Alptraum hineingezogen wird. Der Einbruch der Gewalt wirkt drastisch. Ein Mann, der seine unentdeckte Vergangenheit jahrelang mit sich herumschleppt und sich ein letztes Mal den Dämonen seiner Geschichte stellen mss. Fast schon ein klassisches Westernthema. Sehr gut ist die Dynamik innerhalb der Famlie dargestellt. Die Famile muss sich ihren Abgründen stellen. Und Tom macht sich auf seine letzte Reise in die Vergangenheit auf, dort wartet sein Bruder, von William Hurt gespielt, der seinen jüngeren Bruder abgrundtief hasst.
Der Film erhielt jeweils 2 Oscarnominierungen (Bestes Drehbuch, bester Nebendarsteller William Hurt) und 2 Golden Globe Nominierungen (Maria Bello, Bester Film).



Bewertung: 8 von 10 Punkten.

In the Line of Fire


Regie: Wolfgang Petersen

Der Präsident in Gefahr...

Regisseur Wolfgang Petersen, der 1977 mit der Tatort Folge "Reifeprüfung" und dem damaligen Skandalfilm "Die Konsequenz" bekannt wurde, konnte nach seinem großen Welterfolg "Das Boot" ab 1985 auch in Hollywood drehen. Dabei entstanden sehr unterschiedliche Filme. Das US-Debüt absolvierte er mit "Enemy Mine" im Science Fiction Fach. Er errang aber lediglich einen Achtungserfolg, so dass er seine Regie-Aktivitäten ins Thriller Genre verlegte: "Tod im Spiegel", "In the Line of Fire", "Outbreak" und "Air Force One" liefen erfolgreich in den Kinos. Vielleicht ist sogar der 1993 realisierte "In the Line of Fire" sogar sein bester US-Film, denn immerhin veredeln Clint Eastwood und John Malkovich als interessante Gegenspieler diesen "Präsident soll ermordet werden" Thriller.  Im Oscar Jahr 1994 erhielt er immerhin 3 Nominierungen für die beste Nebenrolle (Malkovich), für den besten Schnitt (Anne V. Coates) und fürs beste Drehbuch (Jeff Maguire).
Letzteres war wohl eher eine Überraschung - angesichts der etwas kruden Vergangenheitsbewältigung, die der Held des Films in diesem eher leisen Thriller mit seiner Beziehung zu JFK zu bewaltigen hat. Aber wie bereits erwähnt: Mit Darstellern wie Eastwood und Malkovich lässt es sich gut verkaufen, da beide ihre Figuren mit viel Glaubwürdigkeit darstellen.
Erzählt wird die Story des alternden Secret Service Agent Frank Horrigan (Clint Eastwood), der am  22. November 1963 als Personenschützer des Präsidenten John F. Kennedy seinen schwärzesten Tag erlebt. Dass er das Leben des Präsidenten damals nicht retten konnte, empfindet er auch heute noch als persönliches Versagen. Nach einigen Jahren Bekämpfung der Finanzkriminalität meldet er sich aber wieder zum Dienst beim Secret Service und hat mit dem jungen Al D´Andrea (Dylan McDermott) einen adäquaten Partner. Brenzlige, ja sogar lebensgefährliche Situationen wie etwa die Festnahme des Mafiosi Mendoza (Tobin Bell) lassen den jungen Familienvater aber an seinem Job zweifeln. So hat auch er wie sein älterer Partner Frank Horrigan seine Problematik mit dem Job. Bei Frank kommt noch erschwerend hinzu, dass er in seinem Alter für die Anforderungen des Secret Service nicht mehr mithalten kann. Besonders das anstrengende Laufen neben der Präsidenten-Limousine ist schwierig und überfordert ihn körperlich. Er wird vom Team belächelt, anfänglich gehört auch seine Kollegin Lilly Raines (Rene Russo) zu den Spöttern, doch sie werden sich im Laufe des Films näher kommen.
Sehr nahe kommt Frank auch dem Psychopathen Mitch Leary (John Malkovich), der sich bei Frank telefonisch meldet und sein geplantes Attentat an den Präsidenten mitteilt. Für viele im Team ist der Anrufer eher ein Spinner. Frank jedoch stuft Leary gleich als sehr gefährlich ein und will am Ball bleiben. Gut so, denn Leary mordet auch schon fleißig auf dem Weg in die unmittelbare Nähe des Präsidenten...


 "In the Line of Fire" entpuppt sich als angenehmer Old School Thriller mit einem stark aufspielenden psychologischen Zweikampf zwischen dem "guten" Secret Service Agenten, den die Geister der Vergangenheit plagen und dem "bösen" Rachepsychopathen, der keinerlei Skrupel kennt. Für beide Darsteller bietet sich eine perfekte Besetzung der Rolle. Eastwood hat seine Freude daran als "Alter" den Jungen noch ein bisschen "Panache" zu zeigen. Malkovich mimt begeistert den Psycho und hat sogar die besten Szenen des Films. Insgesamt spannend und sehr solide. Ein bisschen stört vielleicht die konstruierte Vergangenheitsbewältigung, die der Film noch thematisiert, das hätte man vielleicht weglassen können.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Donnerstag, 11. September 2014

München

























Regie: Steven Spielberg

Das Killerkommando übt Rache...

Am 5. September 1972 nahmen 8 bewaffnete Mitglieder der palästinensischen Terrororganisation Schwarzer September 11 Mitgliederr der israelischen Olympia-Mannschaft in deren Wohnquartier in München als Geiseln. Bei der gewaltsamen Aktion kamen bereits während des Angriffs zwei der Geiseln zu Tode. Diese Geiselnahme von München sorgte für weltweites Entsetzen und für eine Unterbrechung der friedlichen Sommerspiele. Die Geiselnehmer forderten zuerst die Freilassung von 232 Palästinänsern aus israelischen Gefängnissen sowie die Freilassung der deutschen RAF Terroristen Baader und Meinhof. Die israelischee Reglerungspräsidentin Golda Meir lehnte jegliche Zugeständnisse ab. Bei dem darauf folgenden schlecht geplanten und katastrophal gescheiterten Befreiungsversuch durch die deutschen Behörden auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck starben alle neun Geiseln, ausserdem ein deutscher Polizist und fünf der Terroristen. Dieses grauenhafte Ereignis ging als "Massaker von München" in die Geschichtsbücher ein und zählt auch heute noch zu einem dieser schwarzen Tage, die der Terrorismus verursachte.
Steven Spielbergs 2005 entstandener Film basiert auf dieser Geschichte, zeigt aber nur sehr wenig von der Geiselnahme selbst (am Anfang in einer kurzer Sequenz, danach immer wieder als kurz eingeflochtene Rückblenden, die beispielsweise auch die Hauptfigur im Traum heimsucht). Der Film "Munich" beginnt nach diesen Ereignissen, wo der Mossad seine Tätigkeit beginnt. Israel will Vergeltung und Rache für die brutal getöteten Landsleute und bildet eine Einheit, die im Auftrag der Regierung elf direkt und indirekt an den Anschlägen beteiligte "Feinde" in einer lang angelegten Undercover-Mission liquidieren soll.
Sein Film, der bei der Oscarverleihung 2006 fünf Nominierungen erhielt,  vermischt sehr gelungen Fakten mit Erfundenem, lässt historische Personen mit fiktiven Charakteren interagieren. Spielberg selbst bezeichnet den Film auch richtigerweise als "fiktiv",  aber beruft sich auf seine Freiheit als Künstler Geschichten zu erzählen.
Die Sondereinheit, die Spielberg im Film zeigt, entspricht daher zwar nicht genau der tatsächlichen, 1972 gebildeten  und in dieser Mission tätigen Mossad Einheit "Caesarea", sondern weicht in einigen wichtigen Teilen sehr stark davon ab. Die Darstellung der Anschläge in Paris, Nikosia oder Beirut entsprechen aber dem tatsächlichen Ablauf. Spielberg präsentiert aber seinem Publikum, historisch belegt, eine Sondereinheit des Mossad, die mit der Liquidierung der Geiselnehmer und Hintermänner des Münchner Massaker beauftragt war.
Bei den Aktionen kamen auch viele Unschuldige ums Leben. Trotz der Fiktionalität für die Steven Spielberg sehr stark kritisiert wurde, basiert die Geschichte auf diesen Fakten.
Hauptfigur des packenden Politthrillers ist der junge Mossad-Agent Avner Kaufman (Eric Bana), der schon Leibwächter der israelischen Ministerpräsidentin Golda Meir (Lynn Cohen) war und die Last zu tragen hat, der Sohn eines israelischen Helden zu sein. Seine Frau Daphna (Ayelet Zurer) ist hochschwanger. Da macht ihm sein Vorgesetzter Ephraim (Geoffrey Rush) ein einmaliges Angebot. Er soll Chef eines von der israelischen Regierung unterstützten Undercover-Teams werden, dass gemäss der "Auge um Auge" Devise Vergeltung für München an den Verantwortlichen üben will. Mit dieser Todesliste im Gepäck muss Avner seine Frau verlassen und möglicherweise viele Monate im Undergrund verschwinden. Um politische Komplkationen zu vermeiden, darf die 11 Personen umfassende Todesliste nur in der westlichen Welt abgearbeitet werden. Zielpersonen, die sich jenseits des eisernen Vorhangs oder in den arabischen Staaten befinden, sind Tabu.
Allein auf sich und auf sein Team gestellt, ohne direkte Verbindung nach Israel und lediglich durch Schweizer Bankkonten finanziell abgesichert, soll er die Tötungen durchführen. Dazu stehen ihm vier Teammitglieder zur Verfügung, die genauso wenig Erfahrung mit dieser Tätigkeit haben wie er. Zum einen Steve (Daniel Craig), der Fahrer und ein ebenso entschlossener jüdischer Patriot, dann der Spielzeug- und Bombenbauer Robert (Matthieu Kassowitz) aus Belgien, und der eher stille und introvertierte Carl (Ciaran Hinds), der seinen Sohn im Kampf für Israel verloren hat.  Hans (Hanns Zischler), ein Antiquitätenhändler und Dokumentenfälscher komplettiert die Gruppe. Über Avners Jugendfreunde kommen sie an den Informanten Louis (Mathieu Amalric) heran, der die entscheidenden Hinweise auf die Aufenthaltsorte der Gesuchten liefert.



Der Zuschauer folgt den Aktivitäten der 5köpfigen Gruppe, die von Spielberg als recht sympathische Menschen gezeigt werden. Andererseits sieht man sie auch als brutal agierendes Killerkommando.
Die erste Zielperson Abdel Wael Zwaiter wird in Rom erschossen. Es folgt das Bombenattentat auf den PLO Repräsentanten Hamshari. In dieser Sequenz zeigt Spielberg auch eindringlich wie leicht Unschuldige bei diesen Aktionen ums Leben kommen könnten.  Möglicherweise dürften einige Kritiker den Film als tendenziös antisraelisch empfunden haben, denn das Killerkommando geht mit aller Härte vor und die Mission steht immer vor den Skrupeln. Nominiert wurde der Film fünfmal: Als Bester Film, als Beste Regie für Spielberg, das beste adaptierte Drehbuch von Tony Kusher und Eric Roth. Ausserdem wurde die Filmmusik von John Williams vorgeschlagen sowie Michael Kahn für den Besten Schnitt. Leider ging der Film völlig leer aus, was eigentlich sehr schade ist.
Denn Spielbergs auf Tatsachen basierende Fiktion, nahe an der Wahrheit angelegt, ist bestes Politthriller Kino und erinnert daher auch an die großen Genrewerke, die fast alle in den 70ern oder frühen 80ern entstanden sind. Eric Bana spielt seine Rolle sehr glaubwürdig und er kann auch in den leisen Momenten den Zwiespalt der Figur sehr gut rüberbringen.
Die eindringlichste Szene ist neben der Bomben-Sequenz, bei dem Hamshari sein Leben lässt,  die Racheszene, die die holländische Auftragsmörderin Jeanette (Marie Jose Crozee) durch das israelische Killerkommando erfährt. Es ist eine erschütterndsten und grausamsten Szene der gesamten Dekade. Möglich dadurch, weil im Laufe der Rachemission die Jäger auch zu Gejagten werden. Eine Variante, die Spielberg sehr gut herausgearbeitet hat und den Politthriller mit guter Suspence füttert.
Auch die Schlußszene hat Spielberg sehr bemerkenswert und erinerungswürdig gestaltet. Avner, der inzwischen in Brooklyn ein neues Leben versucht, bekommt Besuch von seinem Chef Ephraim (großartig gespielt von Geoffrey Rush), der immer noch bedingungslosen Gehorsam fordert.




Bewertung: 9 von 10 Punkten.