Samstag, 30. März 2013

Für eine Handvoll Dollar




Regie: Sergio Leone

Joe, der einsame Fremde...

Die ersten Filmwerke von Sergio Leone waren in der Antike angesiedelt. Doch den "Koloß von Rhodos" hat er nach eigenen Angaben nur deshalb realsiert, weil er Geld für die Hochzeitsreise brauchte. Da der Sandalenfilm in den frühen 60er Jahren langsam an Publikumszuspruch verlor, wollte Leone ein anderes Genre aufgreifen. Er war  - unter anderem auch durch den Riesenerfolg der deutschen Karl May Western wie "Schatz im Silbersee" oder "Winnetou" - davon überzeugt, dass europäische Westernfilme eine erfolgreiche Zukunft haben könnten. Mit dem 1964 entstandenen "Für eine Handvoll Dollar" begründete der Regisseur die lange Zeit der erfolgreichen Kinoreihe der Italo- oder Spaghettiwestern. Die Story orientierte sich an den großen Samuraiepos "Yojimbo" von Akira Kurosawa. In diesen 1961 entstandenen Klassiker verschlägt es einen Samurai in eine Stadt, die von zwei rivalisierenden Banden terrorisiert wird, Toshiro Mifune spielte diesen unheimlichen Fremden. Leone verlegte die Handlung vom historischen Japan in den Wilden Westen oder noch genauer in ein abgelegenes Dorf namens San Miguel in New Mexico. In diesem Kaff werden die Einwohner von zwei rivalisierenden Gangsterfamilien terrorisiert. Auf der einen Seite sind es die amerikanischen Baxters (Wolfgang Luschky, Margarita Lozano) und auf der anderen Seite stehen die mexanischen Rojos Brüder Don Migue Rojo (Antonio Brieto), Ramon (Gian Maria Volonte) und Esteban (Sieghard Rupp). Die Brüder haben darüberhinaus die schöne Marisol (Marianne Koch) in ihrer Gewalt. Eines Tages reitet ein cooler und mysteriöser Fremder (Clint Eastwood), der sich Joe nennt und sich sehr schnell einen Namen durch seine vortrefflichen Fähigkeiten als Revolverheld macht. Ausserdem ist er intelligent und verfolgt den gefährlichen Plan, die beiden verfeindeten Familien gegeneinander auszuspielen. Eine gute Hilfe ist ihm der Kneipenwirt Silvanito (Jose Calvo). Bald muss der alte Sargtischler Pripero (Josef Egger) Überstunden machen, damit er die vielen Leichen bestatten kann...
 

 
 
Clint Eastwood, für 15.000 Dollar verpflichtet, begründete mit diesen ersten Teil der Dollar-Trilogie seinen Weltruhm
Leones Werk spielt perfekt mit dem Westernmythos und kombiniert die zum Klischee gewordenen Bestandteile des Genres mit einem sehr zynischen Blick auf die Figuren, auf ihre Taten und Motive. Dieser neue Typus von Westernheld ist weder der Moral verpflichtet,  er ist nicht der klassische "Gute" und besitzt keine persönliche oder historische Identität mehr. Der Zuschauer nimmt ihn als anonymen einsamen Mann wahr, dessen Vergangenheit und Zukunft ubekannt sind, der sein Profil  erst in der Gegenwart gewinnt. Einmal sagt er "ich kann Ungerechtigkeit nicht ausstehen" - ansonsten zieht er sein Ding durch und dies tut er schweigsam, ohne viel Worte zu machen.
Zur damaligen Zeit wurde der Film nicht besonders gut von der Kritik aufgeommen, inzwischen ist er natürlich ein unvergesslicher Klassiker des Italo Western bzw. des Westerngenres überhaupt.

 
 
 Bewertung: 8,5 von 10 Punkten

Freitag, 29. März 2013

Skyfall





















Regie: Sam Mendes

Bond in gesundheitlicher Krise...

Ein Sturz...beinahe vom Himmel: Den erlebt 007 James Bond (Daniel Craig) während einer Mission in der Türkei. Gemeinsam mit seiner Kollegin Eve Moneypenny (Naomie Harris), sonst eher in der Verwaltung und am Schreibtisch tätig, jagt er dort auf Geheiß von M (Judi Dench) den Schurken Patrice (Ola Rapace) in der furiosen 12minütigen Eröffnungssequenz, gleichzeitig auch der beste Teil des Films "Skyfall". Dieses Intro endet damit, dass M der guten Moneypenny den Befehl gibt, auf den Schurken zu schießen, obwohl dieser sich gerade im Nahkampf mit Bond befindet...auf einem fahrenden Zug versteht sich. Dann folgt der Nr. 1 Smash Hit von Adele in gut gemachter Optik, somit beginnt die eigentliche Story erst nach einer guten Viertelstunde Laufzeit und die ist natürlich geprägt von der Spannung zwischen Bond und M, weil die ja Bond für das Vaterland geopfert hätte. Wie schon im neuen Batman ist es inzwischen wohl üblich, dass der Held müde wirken muss, seiner einstmalige Stärke beraubt , Sam Mendes zeigt den Superagenten in gar nicht besonderes guten Verfassung. Er soll einen neuen Auftrag übernehmen, aber da seine gesundheitliche, psychische und mentale Verfassung besorgniserregend aussieht, ist Geheimdienstkoordinator Gareth Mallory (Ralph Finnes) gar nicht erfreut, dass M den neuen Fall Bond überträgt. Muss sie auch, denn schliesslich wird in London ein fieser Anschlag aufs Hautqartiier des MI6 verübt. Wie üblich wird Bond von Q (Ben Whishaw) instruiert, nur hat sich dieser optisch von einem betagten Tüftler zu einem jungen Computer-Nerd entwickelt. Insgesamt aber eine der positiven Aspekte in "Skyfall".
Bond muss jedenfalls nach Shanghai und dort trifft er auf Severine (Berenice Marlohe), die zwar geheimnisvoll und zwiespältig wirkt, aber durchaus Bond Girl werden könnte. Aber dieses Ziel unterbindet der durchgeknallte Cyberterrorist Raul Silva (Javier Bardem). Dafür will dieser selbst mal seinem Gefangenen Bond an die Wäsche, aber für mehr ist kaum Zeit, denn der Psychopath will nach England und sich an M rächen...


"Skyfall" heisst auch der Landsitz in Schottland, der Bonds Eltern gehörte und wo der spätere Superagent als Kind aufwuchs. Nach deren Tod zog der Wildhüter Kincade (Albert Finney) den Jungen auf. Dort findet auch der Showdown des 23. Films der Bond Reihe statt.
"Skyfall" hat eine üppige Laufzeit von 143 Minuten und verzichtet eine weiteres Mal auf Ironie und Überzeichnung und ist im Gegensatz zu vielen Vorgängern knochentrocken und sehr ernst gehalten. Die übertriebene Supermann-Mentalität bleibt da auf der strecke, der Held ist angreifbar und das macht sich auch im erotischen Bereich sichtbar: Bond hat soviel mit dem Feind zu tun, dass gar keine Zeit bleibt für das Girl. dass ihm in den Abenteuer beisteht.
Von der Presse wurde der Film als bester Bond aller Zeiten gefeiert, Auch das Milliarden-Einspielergebnis passt da zur allgemeinen Begeisterung - er liegt dort in der liste der erfolgreichsten Filme aller Zeiten auf Platz 7. Ich fand den Film zwar gut, aber er kommt in meiner Gunst nicht an die besten Bond Streifen heran, für mich sind "Im Geheimdienst ihrer Majestät", "Casino Royale", "Liebesgrüße aus Moskau" und "Goldfinger" ganz weit oben in der Best Of Liste. "Skyfall" ist spannend, aber völlig trash- und humorfrei - kein Augenzwinkern für die Aktionen des Superhelden kann aufkommen. Das macht den Film auch etwas schwerer, vielleicht auch etwas schwerfälliger.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Die keine Gnade kennen....



Regie: Irvin Kershner

Operation Entebbe...

Der 4. Juli 1976 ist ein historisches Datum. Am frühen Morgen dieses Tages gelang es den israelischen Sicherheitskräften die auf dem Flughafen von Entebbe in Uganda gefangen gehaltenen Geiseln zu befreien. Vorausgegangen war die dramatische Entführung einer Air France Maschine am 27. Juni 1976 durch das Kommando "Che Guevera". Diese Entführer kamen aus der Volksfront zur Befreiung Palästinas, aber auch die zwei deutschen Terroristen der revolutionären Zellen, Wilfried Böse (gespielt von Horst Buchholz) und Brigitte Kuhlmann. Der Flug sollte ursprünglich von Tel Aviv über Athen nach Paris führen, wurde aber bereits kurz nach dem Start in die Gewalt der Terroristen gebracht. Diese leiteten den Flug nach Uganda um, dort wurden die Passagiere von Staatschef Idi Amin (Yaphet Kotto) begrüßt, der höchstwahrscheinlich dieses Terrorkommando unterstütze, jedoch sich gleich als Vermittler zur Verfügung stellt, um - wie er sagt - alle Geiseln zu retten. Mit der Flugzeugentführung soll die Freilassung von insgesamt 53 Inhaftierten aus Gefängnissen erpresst werden. Außerdem fordern die Entführer fünf Millionen US-Dollar von der französischen Regierung für die Rückgabe des Flugzeuges. Die Passagiere werden in der Transithalle des Terminals von Entebbe als Geiseln gehalten und getrennt in Juden und Nichtjuden. Die israelischen Staatsbürger bleiben Gefangene, alle anderen Geiseln kommen frei. In Israel selbst ist der Krisenstab mit dieser schwierigen Aufgabe betraut, Nach langem Hin und Her entscheidet sich Yizahr Rabin (Peter Finch) für die Durchführung der Operation Entebbe.  Bei der Befreiungsaktion unter der Leitung von Brigadegeneral Dan Shomron (Charles Bronson) und  dem jungen Kommander Yonathan Netanyahu (Stephen Macht)  werden in einer Blitzaktion alle Geiselnehmer getötet. Drei Geiseln und etwa 25 ugandische Soldaten kamen bei Feuergefechten ums Leben. Eine weitere Geisel wurde später in einem ugandischen Krankenhaus von ugandischen Offiziellen ermordet. Da kenianische Stellen die Israelis unterstützt hatten, wurden in der Folge auf Veranlassung Amins mehrere hundert Kenianer in Uganda ermordet.

Irvin Kershners Film "Die keine Gnade kennen" entstand 1976, im Original heißt der Film "Raid on Entebbe" und kommt gar nicht überraschend wie ein TV-Film rüber, denn ursprünglich wurde der Film für das Fernsehen konzipiert. Der Film hält sich weitestgehend an Tatsachen und arbeitet die wahre Begebenheit sehr seriös auf - dabei standen eine Vielzahl von kompetenten Darstellern auch in Nebenrollen zur Verfügung: Robert Loggia, Jack Warden, Martin Balsam, James Woods, John Saxon, Sylvia Sidney oder Eddie Constantine.  Leider blieb die Spanung sehr oft auf der Strecke, dramaturgisch hat der Film einige Schwächen und man sollte die Erwartungen nicht allzu hoch ansiedeln. Ich hab den Film vor allem deshalb gekauft, weil ich Charles Bronson sehr mag. Der spielt sich zwar wieder selbst, ist aber lediglich in einer tragenden Nebenrolle zu sehen. Der Film plätschert mit seinen ca. 140 Minuten Laufzeit so dahin und hat kaum fesselnde Akzente. Unterm Strich bleibt eine Mischung aus Politthriller, Doku und Katastrophenfilm, jedoch insgesamt zu keiner Zeit über dem Durchschnitt herausragend.
Bewertung: 5,5 von 10 Punkten.

Napola




Regie: Dennis Gansel

Das Nazi-Internat...

Im dritten Reich wurden die Nationalpolitische Erziehungsanstalten auch "Napola" genannt. Es waren Internatsoberschulen, die vor allem aus Gemeinschaftserziehungsstätten fungierten. Der Besuch der Schule führte zur Hochschulreife. Die Schulen waren Eliteeinrichtungen zur Heranbidlung des nationalsozialistischen Nachwuchses. "Tüchtig an Leib und Seele für den Dienst an Volk und Staat" - so war der Leitgedanke. Die Lehrer hatten die Aufgabe ihre Schüle zur kommenden Führungsschicht Deutschland auszubilden. Es bliebt aufgrund des Krieges nicht aus, dass sich diese Schulen immer mehr zu Nachwuchsschulen für Wehrmacht und SS entwickelten. Dennis Gansels Film "Napola" aus dem Jahr 2004 erzählt seine Geschichte über eine Freundschaft von zwei sehr unterschiedlichen, gleichaltrigen Napola-Schülern. Der 17jährige Friedrich (Max Riemelt) ist ein begeisterter Sportler, vor allem das Boxen hat es ihm angetan. 1942 wird er von einem Sportlehrer der Napola (Devid Striesow) bei einem Boxkampf im Berliner Wedding gesehen und erhält von diesem den Rat sich dringend um einen Platz in die Napola Allenstein (fiktiv) zu bemühen. Tatsächlich schafft Friedrich ohne Wissen seines regimekritischen Vaters die Aufnahmeprüfung an der Eliteschule. Doch der Vater verbietet ihm die Schule zu besuchen. Heimlich fälscht Friedrich die Unterschrift des Erziehungsberechtigten und ist somit neuer Schüler des Nazi-Internats. Dort freundet er sich sehr schnell mit dem sensiblen Schöngeist Albrecht Stein (Tom Schilling), dessen Vater (Justus von Dohnany) ein angsehener Gauleiter ist und sich eher für seinen sanften Sohn zu schämen scheint. Die Methoden in der Schule sind mitunter nicht nur hart, sondern sehr unmenschlich. So muss der Bettnässer Siegfried Gladen (Martin Goeren) drakonische Strafen über sich ergehen lassen. Nur schwer kann Friedrich von der Faszination des Nazi-Menschenbildes abrücken....

Dennis Gansels "Napola" ist erst in zweiter Linie Geschichtsaufarbeitung, dominierend funktioniert das Jugenddrama als Genrefilm mit viel Ähnlichkeit zu Filmen wie "Evil" oder "King of Devils Island", also so eine Art "Club der toten Dichter" in historischem Gewand. Dabei kann Gansel auf zwei hervorragende Jungdarsteller zurückgreifen, die den Film mühelos tragen können. "Napola" ist für mich eine viel bessere Arbeit als Gansels "Die Welle", dem populären Jürgen Vogel Film über ein Sozialexperiment und offensichtliche Parabel über das dritte Reich.  "Napola" setzt auf eine effektive Kameraarbeit: Thorsten Breuers Bilder zeigt perfekt ausgeleuchtete blonde Jünglinge mit nacktem Oberkörper - die Riefenstahl Optik sorgt bein Zuschauer für das zwiespätige Gefühl, dass der Film lange Zeit vermitteln will. Erst durch die Erschießung der polnischen Jugendlichen wird der Zuschauer wachgerüttelt. Dies hat Gansel dramaturgisch sehr gut gemacht, denn spätestens hier erfolgt dann auch  Demaskierung der Ideologie.

Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Die weiße Rose



Regie: Michael Verhoeven

Widerstand im Jahr 1942....

Lange vor Marc Rothemunds 2005 entstandenen Film  "Sophie Scholl - die letzten Tage" hat sich auch Michael Verhoeven im Jahr 1982 der Widerstandsgruppe "Die weiße Rose" angenommen. Sein gleichnamiger Film konnte genauso wie Rothemunds Arbeit den deutschen Filmpreis in Silber erringen und ebenso wie Julia Jentsch wurde auch Lena Stolze für ihre Darstellung der Sophie Scholl mit dem Filmpreis in Silber ausgezeichnet.
Die Weiße Rose war der Name einer christlich motivierten Widerstandsgruppe in München während der Zeit des Nationalsozialismus. Im Juni 1942 wurde die Gruppe von jungen Studente gegründet und während dieser Zeit bis zu ihrer Aufdeckung im Februar 1943 verfassten, druckten und verteilten die jungen Leute unter Lebensgefahr insgesamt sechs Flugblätter, mit denen sie zum Widerstand gegen die Nazis aufriefen.
Mitglieder der Weißen Rose waren die beiden Geschwister Hans (Wulf Kessler) und Sophie Scholl (Lena Stolze) sowie deren Kommilitonen Christoph Probst (Werner Stocker), Alexander Schmorell ( (Oliver Siebert) und Willi Graf (Ulrich Tukur).  In dieser Zeit können sie auch ihren Universitätsprofessor Kurt Huber (Martin Benrath) von ihrem Widerstand überzeugen und eine Menge Sympathisanten für ihre Sache gewinnen.
Während Rothemunds Film vor allem ein Kammerspiel zwischen der jungen Sophie Scholl und dem Gestapo Ermittler Robert Mohr und die anschliessende Inhaftierung und Gerichtsverhandlung durch den Nazirichter Dr. Roland Freisler zeigt, legt Verhoeven seine Geschichte viel früher an und gibt Einblick in die Widerstandsarbeit der Gruppe. Er zeigt die Aktivitäten der Weißen Rose, gibt auch Einblick in das private Leben der Mitglieder. Während sich die Schlinge der Gestapo dann aber immer enger um die Gruppe zieht, knüpfen diese Kontakte zu anderen Widerstandsgruppen im Reich oder auch zu hohen Militärs. Dieses immer steigende Risiko muss natürlich in der Aufdeckung enden.

Der Film ist gut, jedoch im Vegleich zu Sophie Scholl eher konventionell gemacht und erzählt. Geprägt von einer guten authentischen Stimmung ist auch die Dramaturgie gut gelungen und spannend. Trotzdem finde ich persönlich "Sophie Scholl" insgesamt fesselnder. Es mag vielleicht daran liegen, dass die Aufarbeitung deutscher Geschichte durch die Machart des Kammerspiels noch viel beklemmender wirkt. Verhoeven beschäftigte sich auch noch mit weiteren Filmen  mit der Geschichte des deutschen Reichs, empfehlenswert sind auch "Das schreckliche Mädchen" und "Mutters Courage".
 
Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Vor Einbruch der Nacht



Regie: Claude Chabrol

Von Gewissensbissen zerfressen...

"Vor Einbruch der Nacht" entstand 1971 und fält somit in die kreativste Schaffensphase von Meisterregisseur Claude Chabrol. In dieser Zeit zwischen 1968 und 1971 entstanden mit "Die untreue Frau", "Der Riß", "Das Biest muß sterben", "Der Schlachter" oder "Zwei Freundinnen" einige seiner besten Filme. Das Drehbuch basiert auf den Roman "The Thin Line" von Edeard Ativahs aus dem Jahr 1951. Thema ist dabei die Schuld und die Sühne des Protagonisten Charles Masson (Michel Bouquet), der als erfolgreicher Pariser Werbefachmann, glücklicher Ehemann und Vater seine heimliche Geliebte Laura Telier (Anne Doulking) während des sadistisch-masochistischen Liebesspiels ermordet.
Die Tote war zudem noch die Frau von Charles bestem Freund Francois Tellier (Francois Perrier). Der Mörder verlässt beinahe emotionslos den Tatort - ein von Laura gemietetes Appartment in der Innenstadt. Er ist aber trotzdem durch seine eigene Tat sehr traumatisiert und versucht sich in einem Lokal in der Nähe des Tatorts ein bisschen abzulenken. Dort trifft er rein zufällig auf Francois, der sich wundert, Charles in dieser Gegend von Paris anzutreffen.
Dann kehrt Charles zu seiner Frau Helene (Stephane Audran) zurück und versucht weiterhin die bürgerliche Fassade aufrechtzuerhalten. Er ist damit völlig damit beschäftigt, weiterhin den Mustergatten, den perfekten Vater, aber auch für den Witwer und besten Freund da zu sein in der Not.  Die Polizei jagt einen unbekannten Mörder, kein bisschen Verdacht fällt auf Charles.
Doch Charles wird zunehmend von Gewissensnöten geplagt. Er kommt zu dem Schluss, dass er Laura und die sexuelle Macht, die sie über ihn hatte, gehasst hat und dass er für das Verbrechen bezahlen muss. So ist er beinahe erleichtert, dass eine Freundin von Laura, die das Appartment bereit stellte,  in ihm einen der Besucher erkennt....

"Vor Einbruch der Nacht" lebt von der sehr guten Darstellung des Michel Bouquet, der seit den 60er Jahren aktiv ist, aber erst 2002 und 2006 den Cesar als bester Hauptdarsteller gewinnen konnte.
Die Rolle des Charles Masson ist aber sicherlich eine seiner stärksten Leistungen. Der Film ist psychologisch raffiniert gestaltet - der Täter, der eigentlich darauf sinnt, dass seine Schuld aufgedeckt wird, muss erkennen, dass dieser Wunsch gar nicht so leicht realsierbar ist. Erschwerend kommt dann noch hinzu, dass sowohl die Ehefrau als auch der Freund, dem schliesslich die Frau genommen wurde, auf sein Geständnis völlig verständnisvoll reagieren. So muss Charles seine Bestrafung am Ende alleine bewerkstelligen.
Wie so oft ist "Vor Einbruch der Nacht" wieder einmal einer von Chabrols so gekonnt inszenierten Bourgeousie-Thrillern, wo dunkles Verlangen herrscht, aber diese Geheimnisse und Obsessionen an der Oberfläche kaum zu sehen sind.

Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Samstag, 16. März 2013

Das Rätsel des silbernen Halbmondes



Regie: Umberto Lenzi

Uschi in Gefahr...

Mit dem 38sten und letzten Edgar Wallace Film "Das Rätsel des silberen Halbmondes" kommt ein echter Giallo zum Zug. Regie führte Umberto Lenzi (Labyrinth des Schreckens, Großangriff der Zombies) ,der hauptsächlich mit Exploitationfilmen bekannt wurde. Besondere Verdienste erwarb er sich zudem durch seine harten italienischen Polizeifilme der 70er.
Die Handlung spielt nicht im nebligen London, sondern im sonnigen Rom und dort geht ein fieser Mörder um. Das erste Opfer ist die Prostituierte, die sich "Toscanerin" nennt. Der Mörder hinterlässt am Tatort einen sonderbaren silbernen Halbmond an einer Kette. Wenig später wird die Amerikanerin Kathy (Marina Malfatti) ermordet, und auch bei ihr findet die Polizei diesen silbernen Halbmond.
Spätestens jetzt ist die Polizei mit einem Serienmörder konfrontiert, was sich auch beim Opfer Nr. 3 bestätigt: Die junge hübsche Uschi Glas als Giulia, die mit dem attraktiven Mario (Antonio Sabato) verheiratet ist. Während einer Zugfahrt schlägt der Killer erneut zu, nur mit knapper Not kann er in die Flucht gejagt werden. Er glaubt Giulia getötet zu haben, weil auch die Polizei die Nachricht vom dritten Todesopfer verbreitet und sogar die Beerdigung inszeniert wird.
Giulia kann sich im Anschluß plötzlich daran erinnern, diesen Halbmond schon einmal gesehen zu haben. Zwei Jahre vorher hielt sie sich in einem Hotel auf, in dem ein Amerikaner war, der dieses Markenzeichen am Schlüsselbund hängen hatte. Das junge Paar recherchiert auf eigene Faust im Hotel und Giulia stellt fest, dass die beiden Mordopfer auch Gäste des Hotels waren. Aber auch noch weitere 4 Frauen...darunter hübsches Kanonenfutter wie Marisa Mell oder Petra Schürmann. Besonders fies und gruslig schön ist dabei die Sequenz in der Psychiatrie...


Ein netter trashiger 70er Jahre Genrefilm, der für mich zu den besten Edgar wallace Filmen gehört, obwohl gar nicht mehr soviel vom Flair der typischen 60er Jahre Beiträgen dabei ist. Was sehr schön sichtbar wird, ist die Verwandtschaft und auch der Einfluß der deutschen Wallace Reihe zum und für den italienischen Giallo.
Uschi Glas, die 1965 in "Der unheimliche Mönch" ihre erste Filmrolle hatte, machte zum fünften Mal in einem Edgar-Wallace-Film mit. Dabei erwies sie sich als typische, glaubwürdige Giallo Heldin, auch wenn sie nie eine begnadete Schauspielerin war. 



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Freitag, 15. März 2013

Auf Liebe und Tod



Regie: Francois Truffaut

Vertraulich...

Schon der geniale Filmvorspann von "Auf Liebe und Tod" zeigt die Leichtigkeit und die Eleganz des Regisseurs Francois Truffaut und auch die Meisterschaft des Kameramanns Nestor Almendros:
Eine gut gekleidete Frau mit schöner Figur läuft die Straße entlang, ihr zur Seite ein kleiner Hund.
Es ist die Heldin des Films: Barbara Becker (Fanny Ardant), die Sekretärin des örtlichen Immobilienmaklers Julien Vercel (Jean Luis Trintignant), der unter der Untreue seiner blonden, sehr attrraktiven und jüngeren Frau Marie Christine (Caroline Sihol) leidet, die zur Zeit in Nizza ihrem Vergnügen nachgeht.
Nebenbei ist der gebeutelte Ehemann auch noch passionierter Jäger, der am See auch mal zur Entenjagd geht.
So wie an diesem schicksalshaften Tag, als dort am Ufer ein Mord geschieht. Das Opfer wird schnell identifiziert, es ist der Geschäftsmann Jacques Massoulier, der auch mal ein Verhältnis mit Vercels Frau hatte. Als weiteres belastendes Indiz kommt hinzu, dass das Kaliber der Mordwaffe identisch mit Vercels Gewehr ist.
So gerät der Mann sehr schnell zum Hauptverdächtigen der Polizei. Der Tag geht dramatisch weiter: Er kündigt im Streit seiner Sekretärin zum Monatsende und in der Nacht, kurz nachdem ihn sein Anwalt Maitre Clement (Philippe Laudenbach) vom Polizeirevier abholen konnte, entdeckt der Makler in seinem Haus eine weitere Leiche...


"Auf Liebe und Tod" entstand 1983 und war leider auch der letzte Film von Francois Truffaut, der viele Filme drehte, die eine ähnliche Leichtigkeit als dieser heitere Kriminalfilm aufweisen.
Dabei ist es vor allem diese Lockerheit, die den Film so hervorragend macht - für mich ist es einer der besten Filme des Regisseurs.
Die 111 Minuten Laufzeit bereiten großes Vergnügen und selbst die Liebesgeschichte zwischen dem Verdächtigen und seiner Helferin gestaltet sich als richtig amüsant - hier hatte Truffaut vielleicht auch die Pärchenkombinationen vom Frühwerk Hitchcocks im Sinn, wie beispielsweise i "Die 39 Stufen" oder "JUng und unschuldig".


Bewertung: 10 von 10 Punkten.