Sonntag, 23. April 2017

Ich, Tom Horn




















Regie: William Wiard

Der Held, der vergangenen Tage....

Der Schauspieler Steve McQueen wurde 1960 schlagartig durch den Western "Die glorreichen Sieben" bekannt. Kinohits wie "Gesprengte Ketten", "Kanonenboot am Yangtse-Kiang", "Cincinati Kid", "Nevada Smith", "Papillon", "Thomas Crown ist nicht zu fassen", "Bullit" oder "Getaway" machten ihn zu einem der erfolgreichsten Hollywood-Stars der 60er und 70er Jahre.
Leider verstarb McQueen am 7. November 1980 im Alter von 50 Jahren an den Folgen seiner Krebserkrankung. Dennoch spielte er in diesem Jahr - bereits von der Krankheit gezeichnet - noch in zwei Filmen die Hauptrolle. Sein letzter Film wurde der Thriller "Jeder Kopf hat seinen Preis" - vorher widmete er sich engagiert seinem Herzensprojekt "Tom Horn".
Dieser Spätwestern über die bekannte Legende des Wilden Westens sollte eigentlich von Don Siegel inszeniert werden, doch Steve McQueen mischte sich zu sehr ein, so dass dieser sein Handtuch warf. Mit dem Fernsehregisseur William Wiard wurde dann ein Mann gefunden, dem es nichts ausmachte, dass McQueen, der auch Mitproduzent war, eigentlich der Macher dieses Films wurde.
Am Ende des Films wird dieser Tom Horn (Steve McQueen) als erster von ingesamt 9 Menschen im Wilden Westen mittels des sogenannten "automatischen Ablaufs" gehängt. Diese von James P. Julian aus Cheynne, Wyoming entworfene Todesmaschien wurde im Volksmudn "Julian Galgen" genannt. Am Morgen des 20. November 1903 vollzog sich das Urteil für einen Mann, der zu den Pionieren des Wilden Westens gehörte. Die Schlinge um den Hals musste der gefesselte Horn die Falltür betreten. Durch diesen Schritt startete er selbst den Vorgang seines Todes. Durch sein Gewicht wurde ein dreiteiliger Stützbalken auf eine Druckfeder niedergedrückt. Mittels Hebel wurde ein Ventil geöffnet, das durch einen Schlauch Wasser aus einem Vorratsbehälter (ein Bleicheimer, der an einem Kipphebel befestigt war) ausströmen ließ. Ein Gegengewicht war auf der gegenüberliegenden Seite des Kipphebels aufgelegt. Durch das ausfließende Wasser und das damit abnehmende Gewicht, kam das Gegengewicht ins Gleiten. Nach Abrutschen vom Kipphebel fiel es nach unten und zog über eine Umlenkrolle und angeknotetes Seil am Stützbalken, der zum Kippen gebracht wurde. Dadurch öffente sich die Falltüre und am Ende war der Genickbruch vollzogen. Es dauerte aber ein bis zwei Minuten bis es zum Final Countdown kam, so hatte der wenig aufgeregte Tom Horn noch Zeit der Menge mitzuteilen "ich hab noch nie so viele leichenblasse Zuschauer gesehen".
Diese Rolle ist eine der stärksten in Steve McQueens Karriere und auch sonst ist den Machern ein spröder, aber sehr intensiver Spätwestern gelandet, der ganz in der Tradition der ersten Klassiker dieser Sparte wie "Sacramento" oder "Liberty Valance" steht. Denn Wiards Film zeigt dem Zuschauer auch einen Helden, der erkannt hat, dass die zeiten sich ändern und seine große Zeit längst vorüber ist. So zahlt er gleich am Anfang des Films lehrgeld, als er die Bekanntschaft des späteren Boxweltmeisters Corbett (Steve Oliver) macht, der die Beleidigung seiner Mutter von Horn nicht hinnimmt und ihm eine Lektion erteilt. Der Held der in jungen Jahren Mitglied der Pinkerton Detektive war und als Kundschafter der United States Armee den Apachen-Rebellen Geronimo suchte, weiß noch nicht so recht, was er in Hagerville, Wyoming arbeiten soll. Doch sein Ruf ist noch legendär und es ist auch bekannt, dass Horn als Kopfgeldjäger gute Kasse machte. So wird er von Rancher John C. Coble (Richard Farnsworth) im Namen vieler anderer Viehzüchter engagiert dem Viehdiebstahl den Kampf anzusagen. Und tasächlich ist Horm sehr erolgreich, weil er ohne Skrupel gegen die Viehdiebe zur Jagd bläst. Daher steigen seine Beliebtheitswerte, auch die Lehrerin Gwendoline Kimmel (Linda Evans) wird auf ihn aufmerksam und beide verlieben sich. Er wird auch von den Ranchern zum fröhlichen Hummer-Essen eingeladen. Seinen Job erledigt er mit Brutalität und Härte. Als sein Pferd erschossen wird, jagt er dem sterbenden Täter die ganze Ladung Munition vor Wut und Aggression ins Gesicht. Dann wendet sich das Blatt. Die Zeitung ist auf dem Vormarsch und die Rancher sind zunehemend um ihr Image besorgt. Man beschließt Horn zu beseitigen. Als ein 14jähriger Hirtenjunge erschossen wird, wird der Verdacht durch den durchtriebenen US-Marshall Joe Belle (Billy Green Bush) geschickt auf Horn gelenkt....





Der große Verdienst des Film ist es, dass Tom Horn nicht beschönigt als Legende dargestellt wird, sondern auch mit all seinen negativen Charakterzügen, also auch als Killer, der seine Aufträge präzise und ohne jede emotionale Regung verrichtet. Genauso werden aber auch seine Sehnsüchte spürbar. Einen großen Anteil am Gelingen dieses sehr guten Spätwestern hat sicherlich Kameraman John A. Alonzo, der sich mit seiner Weltklasseleistung für Polanskis "Chinatown" nicht nur eine Oscar-Nominierung erhielt, sondern auch zu einem der bedeutendsten Kameramänner des Kinos aufstieg. "Ich, Tom Horn" ist so fotografiert wie es sich ein Westernfan wünscht. Tolle Bilder des weiten Landes, dass sich im Jahr 1901 im Wandel befindet.





Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Long Riders

























Regie: Walter Hill

Banditenleben nach dem Bürgerkrieg....

 Walter Hill hat sich in seinen Western öfters auch an dem Stil von Sam Peckinpah orientiert. Dies sieht man sehr gut an seinem Neo-Western "Ausgelöscht" von 1987 und seinem ersten Western-Versuch "Long Riders" aus dem Jahr 1980. Dabei nimmt er sich dem Mythos "Jesse James" an - seine beiden späteren Western "Geronimo" und "Will Bill" handeln ebenso von amerikanischen Helden dieser Zeit des Wilden Westens. Hill setzte dabei jedes Mal auf einen sehr realistischen Stil, diese Ikonen werden von ihm nie verklärt und so wird die James-Younger-Bande auch nie zu Robin Hoods stilisiert.
Dabei war die Besetzung der Darsteller ein besonderer Coup: Die Younger Brüder werden von den Carradine Brüder dargestellt. Stacy Keach und sein Bruder James spielen das Brüderpaar Frank und Jesse James. Dennis Quaid und Randy Quaid spielen die Bandenmitglieder Clell und Ed Miller. Ergibt 3 Brüderpaare - doch damit nicht genug: Auch die Killer von Jesse James, die Brüder Charlie und Bob Ford (der den Todesschuß auf den gesuchten Jesse abgibt) werden von einem Brüderpaar verkörpert. Für dieses Brüderpaar wurden Nicholas und Christopher Guest gecastet.
Zumindest sorgte diese interessante Besetzungsliste damals beim Kinostart für Publicity. Doch 1980 war nicht die große Zeit für das Genre. Nach Robert Aldrichs "Frisco Kid" starteten fast zeitgleich die Western "Long Riders", "Tom Horn" und "Duell am Wind River" - immerhin war Hills Arbeit mit ca. 15 Millionen Dollar Einspielergebnis in den USA noch der erfolgreichste dieses Quartetts, die das klassische Genre wieder aufleben lassen wollten. Es war Hills vierte Regiearbeit nach "Ein stahlharter Mann", "Driver" und "Die Warriors", die alle im Kino erfolgreicher waren. Die beiden Letztgenannten kann man auch als Straßenwestern bezeichnen, was die Nähe Hills zum Westernfilm noch mehr belegt. Allerdings hat er nie ein Meisterwerk in diesem Bereich geschaffen.
"Long Riders" beginnt mit einer actionreichen Szene eines Bankraubs der Bande. Ed Miller (Dennis Quaid) ist sichtlich nervös und lässt die Situation in der Bank, die bisher ruhig und präzise verlief, eskalieren. Dabei gibt es Tote und Verletzte. Durch Eds Austraster wird auch Jesse, der Kopf der Bande, verletzt. Die Bande kann zwar fliehen, aber Ed wird aus der Bande geworfen. Immer wieder wird Bezug darauf genommen, dass die James und auch die Youngers für die Südstaaten im Krieg waren. Doch nach dem Krieg gabs keine Perspektive - die Bevölkerung von Missouri ist arm und so haben die Männer irgendwann beschlossen Banken auszurauben. Das sichert ihnen zwar den Respekt der ländlichen Bevölkerung, aber sie werden auch gejagt. So sind die Pinkerton Detektive immer auf ihren Fersen. Jesse heiratet in dieser Zeit seine Jugendliebe Annie Ralston (Shelby Leverington) und Cole Younger hat über Jahre immer wieder eine etwas besondere Beziehung zu der Prostituierten Belle Star (Pamela Reed), die gerne eine ehrbare Frau wäre. Als die Pinkerton Detektive den unschuldigen Neffen der Youngers (Kevin Prophy) mit Kugeln durchlöchern und einen Brandsatz ins Haus der James Mutter (Fran Ryan) werfen, bei dem der jüngste Sohn (R. B. Thrift) sein Leben verliert, stachelt dies die Bande nur noch mehr auf. Der Überfall in Northfield, Minesota wird für die Bande zum Destaster...




Ry Cooders Musik passt natürlich hervorragend zu diesem Spätwestern, der dann auch den Höhepunkt des Films - den großen Minesota Überfall - ziemlich blut- und bleihaltig inszeniert und sehr stark an die Gewalteruption in Peckinpahs großem Meisterwerk "The Wild Bunch" erinnert. Kameramann Ric Waite wählte erdige. leicht ausgebleichte Bilder. Sein Jesse James ist ein egoistischer Typ, der sich nicht großartig um den Rest der Bande schert, er träumt immer wieder von einem seßhaften Leben im Kreis seiner Familie, doch dies ist als Outlaw nicht gut möglich. Die Suche nach Ruhe ist allgegenwärtig, dies hat Walter Hill sehr gut beschrieben, auch wenn ich letztlich James Keach für die schauspielerische Schwachstelle des Films halte. Da ist sein Bruder Stacey schon ein anderes kaliber in Sachen Schauspiel. Die Carradine Brüder David, Keith und Robert machen ihre Sache super, sie sind präsent und glaubwürdig. Ebenso Randy und Dennis Quaid.
Präsent bleibt immer diese Wehmut, die die Männer spüren - eine Art Heimatlosigkeit nach der Zeit des Bürgerkrieges.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Snowden















Regie: Oliver Stone

Whistleblower...

Oliver Stone ist sicherlich ein politisch gewichtiger Regisseur. Mit dem Kriegsfilm "Platoon" gelang ihm 1986 der Durchbruch. Noch brisanter war sein etwas zeitgleich entstandener Politfillm "Salvador", der sich mit den Gräueltaten des Bürgerkrieges in El Salvador beschäftigte. Es folgte mit "Wall Street" ein zynischer Beitrag zum Thema Kaptialismus. "Geboren am 4. Juli" und "Zwischen Himmel und Hölle" ließen seine Vietnam Filme zum aussagekräftigen Trio werden. Er drehte Bio-Picts über Jim Morrisson (The Doors) oder Richard Nixon (Nixon). Einer seiner fessendsten Filme gelang ihm mit "JFK - Tatort Dallas" - einer äusserst interessanten Abhandlung über eine brisante Verschwörungstheorie für das bekannteste Attentat der Neuzeit - den Präsidentenmord an John F. Kennedy und möglicher Hintergründe.
Sein 2004 entstandenes Historienepos "Alexander" kam bei der Kritik und dem Publikum viel zu schlecht weg und mit seinem 2016er Film "Snowden" kehrt er wieder zum politisch unbequemen Film zurück. Edward Snowden ist der bekannte amerikanische Whistleblower und ehemaliger CIA Mitarbeiter, dessen Enthüllungen im Jahr 2013 einen realistischen Einblick in das Ausmaß der weltweiten Überwachungs- und Spionagepraktiken vornehmlich der USA und Großbritannien gab, die im selben Jahr die NSA Affäre auslöste. Diese globale Überwachungs- und Spionageaffäre ist noch lange nicht abgeschlossen. Erstmal offengelegt durch Dokumente der National Securty Agency, die mit "Top Secret" gekennzeichnet waren. Seit 2007 ließen die USA und das UK in großem Umfang die Telekommunikation und das Internet global und verdachtsunabhängig übwwachen. Man begründete dies mit dem wachsenden Terrorismus und der Vorbeugung von Anschlägen. Auch die EU und die Vereinten Nationen wurden mit Hilfe von Wanzen ausspioniert. Zahlreiche führende Politiker wurden abgehört und ausspioniert, darunter auch die Staatsoberhäupter von befreundeten Nationen.  Eine mediale Debatte darüber ist heute noch präsent.
Stone erhielt im Laufe seiner karriere drei Oscars. Den ersten nahm er als Drehbuchautor für Alan Parkers "Midnight Express" in Empfang, es folgten zwei Regiepreise für "Platoon" und "Geboren am 4. Juli".
In "Snowden" bekam der Schauspieler Joseph Gordon-Levitt die Chance den Whistleplower zu verkörpern. Dies ist die bisher anspruchsvolle Rolle des beliebten Kinostars, der durch kleinere Filme wie "Brick", "Latter Days" oder "Die Regeln der Gewalt" bekannt wurde. Die Geschichte beginnt in einem Hotelzimmer in Hongkong. Dort ist Snowden untergetaucht und hat brisantes Material bei sich. Die Journalist Glenn Greenwald (Zachary Quinto) und die Dokumentarfilmerin Laura Poitras (Melissa Leo) sorgen dafür, dass Snowdens Material auch veröffentlicht werden. Dieser Vorgang erschüttert nicht nur die Weltgemeinschaft, sondern auch die internationale Politik, was ihn zu einem der derzeit meistgesuchten Männer der Welt macht.
Der Film beschreibt die schrittweise Veränderung von Snowdens Haltung hinsichtlich der Ziele und Verantwortung der Geheimdienste und der Regierung. Dabei spielt auch seine Freundin Lindsay Mills (Shailene Woodley) eine wichtige Rolle. Warum er diesen Geheimnisverrat begangen hat, begründet der Whistleblower mit der Verpflichtung seines Gewissens gegenüber. Er sieht die Menschenrechte in Gefahr, wenn diese Fakten nicht bekannt gemacht werden....



Snowden lebt seit der Weitergabe der Dokumente immer noch in Moskau. Bis heute wird er von der US-Justiz gesucht. Er müsste mit der Todesstrafe in der Heimat rechnen. Amerikanische Studios lehnten das Drehbuch ab, Oliver Stone war auch auf deutsches Produzentengeld angewiesen. Mit 40 Millionen Dollar Buget konnte lediglich ein Kassenumsatz von 34 Millionen Dollar erwirtschaftet werden. Was natürlich ein echter Flop war. Leider...denn der Film selbst ist sehr interessant und Oliver Stone macht keinen Hehl daraus, dass er auf der Seite von Edward Snowden steht. Somit bezieht der unbequeme Regisseur einmal mehr eine klare Position. In Nebenrollen tauchen Schauspieler wie Nicholas Cage und Tom Wilkinson auf. Auch Scott Eastwood, der Sohn des berühmten Vaters, ist mit dabei. Kameramann Antohny Dod Mantle (Das Fest, 28 Days later, Dogville, Slumdog Millionär, Antichrist) verstand es, dem Film optisch eine thrillerhafte Aura zu verpassen.




Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Deepwater Horizon




















Regie: Peter Berg

Die große Umweltkatastrophe....

Peter Bergs Katastrophenfilm "Deepwater Horizon" ist ein spannender Actionfilm, der aber auch zum Nachdenken anregen soll. Denn durch die Explosion auf der Olplattform Deepwater Horizon am 20. April 2010 wurde die größte Ölpest im Golf von Mexiko ausgelöst, die schwerste Umweltkatastrophe dieser Art in der Geschichte. Bis zum 16. Juli trat aus dem Bohrloch im Macondo-Oöfeld im Gold von Mexiko traten ca. 800 Millionen Liter Öl aus.
Auch wenn der Film hauptsächlich den Kampf der Menschen während der Katastrophe beschreibt und wie es durch Kostenersparnis zu dieser Katastrophe überhaupt erst kommen konnte, wirkt eine Szene des Films besonders beängstigend: Gleich nachdem das ausströmende Öl an die Oberfläche spritzt, zeigt Berg den Todeskampf eines ölverschmierten Pelikans, der in das Fenster eines nahegelegenen Schiffes kracht und dann am Boden liegen bleibt und qualvoll stirbt.
Wie so oft zeigt das Genre "Katastrophenfilm" auch die grenzenlose Profitgier der Menschen - schon in "Flammendes Inferno" gabs gravierende Einsparungen, die dann zum Brand des Riesenwolkenkratzers führte. "Deepwater Horizon" als tatsächlich stattfindende Katastrophe zeigt eindrücklich, dass Film auch sehr oft die Realität abbildet.
Bei dem Unglück starben ausserdem 11 Arbeiter. Der BP Konzert wählte trotz Warnungen von den Fachleuten bewusst eine kostengünstie Methode mit dem größeren Risiko von Gasaustritt.
In Folge wurden Seevogelkolonien zerstört, die Fisch- und Austernbestände erlitten erhebliche Schäden. Bedroht durch die Katastrophe wurden Braunpelikane und Reiher. Auch Vögelarten, die am Strand brüten, waren dem Öl schutzlos ausgeliefert. Delfine, Meeresschildkröten und viele Fischarten starben. Noch heute sind diese Bilder im Kopf, wo man sieht, dass zahlreiche Tierschützer verölte Vögel versuchen zu reinigen. Ein Tropfen auf dem heißen Stein, denn ob diese Retter damit das Leben der Tiere wirklich retten konnten, bleibt ungewiss.
Der Familienvater Mike Williams (Mark Wahlberg) verabschiedet sich gleich am Anfang von seiner Frau Felicia (Kate Hudson) und seiner kleinen Tochter.  Er ist der Chefelektriker der Ölplattform und ist zuständig für die Wartung der elektrischen Einrichtung. Unter den Mitarbeitern auf der Bohrinsel herrscht ein ganz gutes Klima, wenn sich nur nicht immer die hohen Tiere von BP in die Arbeit einmischen würden. Die sind unter ständigem Zeitdruck und geben den Druck an die Crew natürlich weiter.
So erlebt Mike und auch sein Chief James "Jimmy" Harrell (Kurt Russell) überrascht, als sie erfahren, dass die Arbeiter, die für das Beton-Fundament zuständig waren, frühzeitig von den BP Managern Donald Vidrine (John Malkovich) und Robert Kaluza (Brad Leland) heimgeschickt wurden. Während Mike das Bohrteam, darunter Caleb Holloway (Dylan O´Brien) vorbereitet, kann Harrell die Manager immerhin überzeugen noch vorher einen wichtigen Test zu machen. Dieser fällt zwar positiv aus, doch Harrell hat trotzdem weiterhin große Bedenken. Als dieser mal nicht vor Ort ist, gelingt es Vidrine den Verantwortlichen so unter Druck zu setzen, dass dieser einen zweiten Test, der den Druck testen soll, als "positiv" bewertet. Dann schließen in Folge  Gas und Öl unkontrolliert an die Oberfläche; die Folge sind gewaltige Explosionen, elf getötete Arbeiter, Millionen Liter ausgelaufenes Öl und eine Umweltkatastrophe gewaltiger Dimension. Ein Stoff wie gemacht für ein Heldendrama, für Männer in ärmellosen Shirts mit rußigen Gesichtern und unbändigem Überlebenswillen....



mit diesen amerikanischen Versatzstücken aus den klassischen Katastrophenfilmen hat Peter Berg natürlich nicht gespart. Aber immerhin wird sein Film nicht zum überfrachteten Special EffekteSpektakel, die Geschicht läuft plausibel und glaubwürdig ab. Was man vielleicht vermisst, dass ist die Machart der alten Klassiker, die immer auch starke und markante Charaktere in die Geschichte einpflegten, mit denen man mitfiebern konnte. Dies will im heutigen Kino nicht mehr so ganz gelingen, aber immerhin konnte Berg auf gute Darsteller wie Malkovich, Russell und Wahlberg zurückgreifen, die präsent genug sind, dass das Spektakel auch als menschliche Tragödie rüberkommt. Auch die Youngsters Gina Rodriquez oder Dylan O´Brien machen ihre Sache gut. Die Produktionskosten von 110 Millionen Dollar waren schon sehr hoch, der Film selbst landete bei einem Kassenergebnis von ca. 120 Millionen Dollar. somit schon eine kleine Enttäuschung für die Macher. Aber immerhin bekam der Film auch zwei Oscarnominierungen für die Visuellen Effekte und für das Sounddesign. Und Peter Berg hat sich ein Stück weit mehr als guter Genre-Regisseur erwiesen. Der als Schauspieler bekannt gewordene Filmemacher hat mit "Operation Kingdom", "Lone Survivors" oder "Boston" ein glückliches Händchen für Actionstoffe mit politischer Brisanz.




Bewertung: 6,5 von 10 Punkten. 

Freitag, 14. April 2017

Copykill

























Regie: Jon Amiel

Der Jünger von Darryl Lee Cullum...

Das Auftauchen von Hannibal Lector im Kino hatte schon mächtigen Einfluss auf das Thrillergenre. Denn ein Serienkiller hat immer auch eine horrorhafte, abgründige Note - und Nachfolgefilme mit dieser Species von Mördern hatten plötzlich Hochkonjunktur. David Finchers "Sieben" ist dabei wahrscheinlich der einzige ebenbürtige Nachfolgefilm von "Das Schweigen im Lämmer" - alle anderen erreichen nicht diese Klasse. Dennoch hatte ich in den 90ern immer noch "Copykill" von Jon Amiel (im Original heißt der Thriller "Copycat") als Nr. 3 im Gedächtnis. Also zwar schwächer wie die beiden Erstgenannten, aber dennoch gut genug um den Film als guten Genrebeitrag zu würdigen. Tatsächlich gelingt dies weniger durch die sonderbare Story eines Killers, der frühere Serienkiller in seinen Taten imitieren, sondern vor allem durch eine total gute Besetzung bis in die kleinsten Nebenrollen. Hauptakteure sind aber zwei starke Frauenfiguren. Zum einen die als Profiler tätige Psychologin Helen Hudson (Sigourney Weaver) und die ehrgeizige und engagierte Inspektorin M. J. Monahan (Holly Hunter), die im ihren atttraktiven Kollegen Reuben Goetz (Dermot Mulroney) einen Mordfall bearbeitet. Die Polizistin hatte bis vor kurzem eine Beziehung zu ihrem Kollegen Nicoletti (Will Patton), der extrem efersüchtig darauf reagiert als er sieht, dass der Frauenschwarm Reuben auch mit Monahan flirtet. Komplettiert wird das Quartett der Bullen vom grummeligen Boss Thomas Quinn (Harry Connick jr), der Fahnungserfolge sehen will. Helen Hudson ist seit 13 Monaten krank...durch den sadistischen Darryl Lee Cullum (Harry Connick jr.) wäre sie fast zum Mordopfer geworden. Der perverse Killer hätte sie nach einem Vortrag über serienmörder in der Toilette einer Universität beinahe erhängt. Doch nun sitzt er für immer im Knast, da er bei dieser Aktion auch einen Polizisten getötet hat.
Helen leidet seit dieser Zeit an Agoraphobie und kann daher kaum noch ihre Wohnung verlassen. Sie ist auf die Hilfe ihres schwulen Freundes Andy (John Rothman) angewiesen. Dennoch verfolgt sie den neuen Mord mit großen Interesse vom PC ihres Appartments aus. Sie nimmt auch Kontakt mit den beiden Ermittlern auf. Zuerst halten die sie für eine wichtigtuerin und Spinnerin. Doch bald wird sie zur unschätzbaren Hilfe für die beiden Polizisten, denn der unbekannte Serienkiller (William McNamara) hat ein Muster und Helen findet sehr bald heraus um welches Muster es sich dabei handelt...




Damit hat man den Täter aber noch nicht gefasst, der mordet fleißig weiter, um als Ikone in die Serienkiller-History einzugehen. Ingesamt ist der Film sehr actionreich und es passiert ständig was. Die Geschichte wird von den sehr guten Darstellern getragen und so konnte Regisseur Jon Amiel (Sommersby, Verlockende Falle) seinen besten Kinofilm realisieren. Wie in "Schweigen der Lämmer" tauchen auch zwei Serienkiller auf, einer sitzt wie Dr. Lector im Knast und zieht seine Strippen von dort aus. Der andere begeht Morde im Akkord.



Bewertung: 8 von 10 Punkten.