Sonntag, 23. September 2018

Black Panther

























Regie: Ryan Coogler

Neues aus Watanka...

"Black Panther" ist der 18te Film innerhalb von Marvel Cinematic Universe und inzwischen auch einer der erfolgreichsten Blockbuster dieser Reihe. Platz 1 in Sachen Einspielergebnis geht zwar an den aktuellen "Avengers: Infintity War" mit dem bombastischen Umsatz von 2,046 Milliarden Einspielergebnis und damit Platz 4 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Es folgen "Avengers" mit 1,518 Milliarden und "Avengers II" mit 1,405 Milliarden, auf dem 4. Rang der Marvel Filme liegt aber schon der "Black Panther" mit fulminanten 1,346 Milliarden - dieses Megaergebnis reicht zum 9. Rang im Gesamtfeld der erfolgreichsten Filme aller Zeiten.
Dabei ist "Black Panther" aufgrund seiner Message (die am Ende des Films noch einmal hervorgeholt wird) geradezu prädestiniert von der Kritik in der Luft zerrissen zu werden - was auch tatsächlich dann so kam.
Der Film wurde von Ryan Coogler inszeniert, der nach seinem hochgelobten Black Cinema Beitrag "Nächster Halt, Fruitvale Station" den Blockbuster "Creed - Rockys Legacy" drehte. Dort spielte Newcomer Michael B. Jordan den Adonis Johnson und machte eine gute Figur - so gut, dass er in "Black Panther" die Rolle des Widersachers N´Jadaka übernahm.
Der macht dem Schwarzen Panther T´Challa (Chadwick Boseman) im Laufe der Geschichte das Leben schwer. T´Challa steigt nach dem Tod seines Vaters auf den Thron des afrikanischen Staates Wakanda. Wakanda gilt für den Rest der Welt als armes Entwicklungsland, doch in Wahrheit ist der Staat alles andere als Dritte Welt Land.
Durch einen Meteoriteneinschlag erhielt das Land mit dem Metall Vibranium eine nie versiegende Rohstoffquelle. Dies ermöglicht dem Staat sogar eine riesige Tarnvorrichtung als Schutz, die für die restliche Welt unsichtbar ist. Die Führer von Wakanda entschieden sich auch für die Isolation vom Rest der Welt - obwohl sie mit ihren Vorkommen ein Segen für die gesamte Menschheit sein könnten. Doch neben dem Segen liegt auch der Fluch. Und was wäre, wenn diese Rohstoffe in falsche Hände kämen ?
Eine Eingangsszene führt zurück ins Jahr 1992. Dort besucht der damalige König von Wakanda T´Chaka (John Kani) mit seinem Gefolgsmann Zuri (Denzel Whitaker, später wird die Figur von Forest Whitaker dargestellt) seinen jüngeren Bruder N´Jobu (Sterling K. Brown) und entlarvt diesen als Spion für die USA. Es kommt zum Streit und der König tötet seinen eigenen Bruder. Unten auf der Straße spielt ein kleiner Junge mit anderen Kindern.
Diese unbedeutende Szene wird später noch von größerer Bedeutung sein. Jedenfalls ist das Geheimnis des Vibraniums durch den Gangster Ulysses Klaue (Andy Serkis) in großer Gefahr.
Doch es vergehen einige Jahre...in Österreich kommt es zum Attentat auf König T´Chaka. Nun soll T´Challa (Cahdwick Boseman) seinem Vater auf den Thron folgen. Doch die Gesetze des Landes sehen eine gefährliche traditionelle Zeremonie vor, bei der dem Anwärter die Kräfte des Panthers genommen werden. Er muss sich geschwächt seinen Herausforderern im Kampf auf Leben und Tod stellen. T´Chaka holt seine Exfreundin Nakia (Lupita N´Yong´o) extra für die Zeremonie aus Nigeria. Auch seine Mutter (Angela Basset) und seine jüngere Schwester Prinzessin Shuri (Letitia Wright) sind zugegen, als er von M´Baku (Winston Duke) zum Kampf herausgefordert wird. Doch der wird von T´Challa besiegt. Nun ist er der Herrscher und die Garde von General Okoye (Danai Gurira) ist ihm bedingungslos ergeben. Doch zur gleichen Zeit droht Gefahr in der Gestalt von Klaue und dem Exsoldat Erik Killmonger (Michael B. Jordan), dessen wahre Identität erst später offenbar wird...




Interessanterweise wird die Figur des Black Panther auf dem Höhepunkt der Bürgerrechtsbewegung in den 60ern von Stan Lee und Jack Kirby erfunden. Die Verweise zur Rassismusdebatte sind daher gewollt und waren zu dieser Zeit auch notwendig. Dunkelhäutige Helden braucht das Land...man wollte der schwarzen Leserschaft eine popkulturelle Identifikationsfigur anibeten.
Dabei kommt auch diesem reichen Industriestaat Wakanda eine besonders vorteilhafte Rolle zu, denn die ist dem Rest der Welt technisch fast ein Jahrhundert voraus. Ein schönes Märchen irgendwie....auch in Sachen Gleichberechtigung ist Wakanda ein Traum. Die Frauen haben Macht, sie sind stark - die Leibgarde des Königs besteht ausschließlich aus Frauen. Auch in technischem Wissen und Können sind sie ihren Männern ebenbürtig - wie die kleine Schwester des Königs beweist.
In einem gewissen Maß verschmelzt so die Weltgeschichte mit der imaginären Marvel Welt. Am Ende des Films muss entschieden werden, ob die reiche Afrikanation ihre Schätze für die Aussenwelt öffnet, um die Probleme der amerikanischen Brüder und Schwestern zu beheben. Somit hat der Film auch einen gewissen Subtext zu bieten, wenn man hinter die Action schaut. Ob man dies allerdings als ernstzunehmend anerkennt, bleibt im Auge des Betrachters. Als knalliger Action-Blockbuster ist "Black Panther" immerhin recht unterhaltsam und von der für "Mudbound" oscarnominierten Kamerafrau Rachel Morrison üppig bebildert.
 



Bewertung: 6 von 10 Punkten. 

Mittwoch, 19. September 2018

Die Nacht der Generäle

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Regie: Anatole Litvak
 
General und Serienmörder...
 
Sam Spiegel war einer der letzten großen Persönlichkeiten des klassischen Hollywoodfilms und produzierte bedeutende Filmklassiker wie "Die Faust im Nacken", "Die Spur des Fremden", "African Queen" oder "Lawrence von Arabien". Viermal erhielt er den Oscar, zuletzt 1964 den Irving G. Thalberg Memorial Award für sein Lebenswerk. Im Jahr 1967 tat er sich mit dem aus der Ukraine gebürtigen Hollywood-Regisseur Anatole Litvak zusammen und es entstand nach dem gleichnamigen Roman von Hans Hellmut Kirst der besondere Kriegsfilm "Die Nacht der Generäle". Es war nicht der erste Roman von Kirst aus dem 2. Weltkrieg, der verfilmt wurde. Bereits 1954 realisierte Paul May den Kassenhit "08/15" mit Joachim Fuchsberger und der bedeutende deutsche Regisseur Frank Wisbar verfilmte 1960 dessen "Fabrik der Offiziere". Die Filmgestalt einer der Hauptfiguren in Litvaks "Die Nacht der Generäle" orientiert sich an Paul Hauser, der als SS-Oberst-Gruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 an Hilter den Putsch der Generäle in Frankreich unterdrückte und genauso wie General Tanz aus dem Film nach dem Krieg für eine längere Zeit in Haft saß. Nach seiner Entlassung spielte er dennoch eine führende Rolle in den Veteranenverbänden der SS.
Im Film selbst wird diese Figur von Schauspieler-Legende Peter O´Toole verkörpert, der natürlich auch in dieser Rolle einen Glanzpunkt setzte. Auch insgesamt weist diese etwas bizarre von der Kritik eher vernachlässigte Mischung aus Kriegsdrama und Kriminalfilm ein hochkarätiges Ensemble aus, in Nebenrollen sind Christopher Plummer als Feldmarschall Rommel, Harry Andrews als General von Stülpnagl, Gordon Jackson als Hauptmann Engel, Philippe Noiret als Inspektor Morand und Juliette Greco als Chansonsängerin Juliette zu sehen. Neben O´Toole sind in den Hauptrollen Omar Sharif, Tom Courtenay und Donald Pleasance zu sehen.
Die Geschichte selbst umfasst drei verschiedene Zeitebenen, zwei davon spielen sich in der Vergangenheit während des 2. Weltkrieges, einmal in Warschau und einmal in Paris, ab. Die dritte spielt in der damaligen Gegenwart im Jahr 1965 in Hamburg. Alle drei Schauplätze haben eine schreckliche Gemeinsamkeit: Immer wurde eine Prostituierte von einem unbekannten Serienmörder regelrecht abgeschlachtet. Zuerst gibt Litvak dem Zuschauer einen Einblick in das besetzte Warschau. Dort geschieht ein Mord an einer Prostituierten. Major Grau (Omar Sharif) leitet die schwierigen Ermittlungen, denn die Zeugen schweigen zuerst. Dann meldet sich ein Augenzeuge, der durch den offenen Spalt einer Toilette die Uniform des Mörders gesehen hat. Es handelt sich dabei um eine Generalsuniform, somit noch schwieriger zu ermitteln für einen rangniedrigeren Major. Immerhin findet Grau heraus, dass die meisten Generäle zur Zeit der Tat ein stichfestes Alibi aufweisen. Nur bei den drei Generälen Tanz (Peter O´Toole), Generalmajor Kahlenberg (Donald Pleasence) und General von Seydlitz-Gabler (Charles Gray) lässt sich nicht herausfinden, wo sie zur Tatzeit waren. Grau lässt sich aber nicht beirren, auch wenn seine deutschen Kameraden ihn eindringlich warnen - ein deutscher General soll der Mörder einer käuflichen Frau sein ?  Dies lässt sich schon mal gar nicht mit dem erhabenen Herrschaftsrasse-Gedanken vereinbaren. So sieht Grau zwar noch wie Tanz in Warschau den Widerstand bekämpft, wird aber interessanterweise befördert und nach Paris versetzt. Doch der Zufall will es, dass auch die drei Generäle in Paris stationiert sind und so hat Grau erneut die Chance den Mord von damals wieder auszugraben. In einer Nebenhandlung verliebt sich Ulirike (Joanna Pettet), die Tochter von Seydlitz-Gabler in den Gefreiten Hartmann (Tom Courtenay), der zufälligerweise bzw. sogar beabsichtigt Zeuge eines weiteren Frauenmordes wird. Doch dieser Mord wird überschattet von der Operation Walküre und den darauffolgenden Ereignissen. Wieder kommt der Frauenmörder ungeschoren davon. In Hamburg wird 20 Jahre später wieder in einem Mordfall an einer Prostituierten ermitteln, dabei wird Inspektor Morand (Philippe Noiret) aus Paris eine wichtige Rolle spielen, denn dieser Fall trägt die genaue Handschrift der bisher noch ungeklärten Morde in Warschau und Polen...




Leider wurde dieser eigenartige Kriegskrimi damals von der Kritik sehr schlecht bewertet. Man fand ihn zu überfrachtet mit diesen drei Zeitebenen und drei völlig verschiedenen Handlungssträngen. Weder Zeitbild noch die psychologische Studie wären angemessen bearbeitet. Wobei ich finde, dass Litvak diese verschiedenen Elemente schon sehr schlüssig und recht spannend miteinander verbunden hat. "Die Nacht der Generäle" ist natürlich nicht so atmosphärisch perfekt wie Robert Siodmaks Meisterwerk "Nachts, wenn der Teufel kam", ein Film der ebenfalls einen Frauenmörder in der Zeit des Dritten Reiches zum Thema hat. Litvaks Film ist weitaus schriller und auch etwas kolportagehaft. Aber das ist kein negativer Aspekt, denn er hat auch enorme Stärken und wirkt in seinen besten Szenen sehr beängstigend und beklemmend. Für die opulenten Kamerabilder war Henri Decae verantwortlich, die Filmmusik komponierte Maurice Jarre.





Bewertung: 8 von 10 Punkten. 
 

Montag, 10. September 2018

15:17 to Paris




















Regie: Clint Eastwood

Neue Helden braucht das Land...

Wie bereits im Vorgänger "Sully" hat sich Clint Eastwood erneut einer Tatsachengeschichte angenommen, die für kurze Zeit riesige Schlagzeilen in den Medien machte und Helden von Heute präsentiert. In "Sully" machte Eastwood aus der spektakulären Landung des US-Airway Fluges 1549 auf dem Hudson River einen abendfüllenden Spielfilm, indem er sich auch den Konsequenzen dieses Ereignisses annimmt. Pilot Chesley Sullenberger und CoPilot Jeff Skiles müssen sich im Hinterher einem Untersuchungskomitee stellen, weil sie diese Notwasserung durchführten. Doch der heldenhafte Pilot, der als Letzter die Maschine verließ und allen Passagieren mit seinem Husarenstück das Leben rettete, wurde in den Medien als großer Held der Neuzeit gefeiert. Auch die drei Jungs Spencer Stone, Anthony Sadler und Alek Skarlatos waren für einige Tage in den Schlagzeilen. Denn es waren diese drei US-Boys, die den großen Anschlag auf den Thalys-Zug am Abend des 21. August 2015 im belgisch-französischen Grenzgebiet verhinderten, indem sie den Amoklauf des Attentäters Ayoub El Kahzani stoppten, bevor es wirklich viele Dutzende Todesopfer gegeben hätte. Wie im Vorgänger dauerte das Ereignis selbst nicht sehr lange, so dass man den Film mit der Vorgeschichte dazu aufpeppen muss - so nimmt diese auch den größten Teil der Filmlaufzeit von 94 Minuten ein. Eastwood hat sich entschieden als Hauptdarsteller die drei Helden selbst zu engagieren. Und der Zuschauer lernt die drei Jungs kennen, als sie noch zur Schule gingen. Denn seit dieser Zeit sind die drei befreundet. Paul-Mikel Williams, Max Ivutin, Bryce Gheisar, Cole Eichenberger und William Jennings porträtieren die Helden Stone, Sadler und Skarlatos als kleine Jungs. In der Schule werden sie wegen Ungehorsams immer mal wieder zum Rektor zitiert und auch in der Teeangerzeit läuft nicht alles rosig. Immer wieder greift Eastwood zu seinem beliebten dramaturgischen Mittel in die Rückblenden kurze Szenen des baldig stattfindenden Ereignisses im 15:17 Zug von Amsterdam nach Paris einzuflechten. Dann wieder Schwenk in die Vergangenheit. Adam Sadler ist Student und Skarlatos und Stone, die bereits in Kinderjahren gerne Kriegsspiele machten, sind zum Militär gegangen und dienen in der US-Armee. Manche Träume mussten sie begraben und irgendwann landet Eastwood auch in der Gegenwart. Die drei Jungs planen einen ausgedehnten Europatrip. Alex Skarlatos reist erst mal nach Deutschland, weil er dort ein Mädchen hat. Die beiden Anderen sind Touristen in Rom und Venedig und Spencer Stone kommt dabei ins Philosophieren, er denkt, dass alles vorbestimmt ist und irgendwie das Gefühl nicht loswird, dass sich bald sein Schicksal erfüllt. Doch zu sehr grüblersich solls auch nicht werden. Man fragt ein Mädel, ob sie ein Selfie machen kann und schon sitzt man mit der attraktiven jungen Frau im Restaurant. Irgendwann treffen sich die drei in Deutschland und bekommen von einem Reiseführer auf einem Fahrrad eine wichtige Geschichtslektion "nicht die Amis befreiten Berlin, sondern die Russen" - dann ab nach Amsterdam und hinein ins wilde Partygeschehen. Als nächstes steht Paris auf dem Programm. Zu dritt - Alex Skarlatos, wie es sich gehört im Bayern Fantrikot - steigen sie in den Zug, wo sie bald auf den Attentäter treffen, der vorhat viele Menschen zu durchlöchern...



Am Ende steht die zeremonie in Paris, wo sie von Präsident Hollande mit der Tapferkeitsmedaille der Ehrenlegion ausgezeichnet werden. Diese bekommt auch Chris Norman, ebenso Reisender im Zug und der auch dazu beitrug, dass der Schwerverletzte Mark Moogalian mit dem Leben davonkam und der Attentäter überwältigt wurde. Eastwood hat sich auf seine alten Tage wohl festgelegt den Helden der heutigen Medienwelt ein Denkmal zu setzen. Dies realisiert er mit leichter Hand als Fingerübung und schafft tatsächlich daraus einen unterhaltsamen Film zu machen. Bei einem Budget von 30 Millionen Dollar wars ein Gewinn, denn 56 Millionen Dollar wurden weltweit eingespielt. Die Kritik war nicht berauschend und verglichen mit seinen früheren Meisterwerken ist "15:17 to Paris" eher enttäuschend und alles andere als ein Meisterwerk. Dennoch hat Eastwood keine Flop gemacht, man fragt sich nur welchem neuen Helden sich Eastwood in seinem nächsten Filmprojekt widmet.



Bewertung: 6 von 10 Punkten. 

Der Detektiv


























Regie: Gordon Douglas

Korrupter Großstadtdschungel...

"Schwul zu sein hat in mir viel mehr Schuldgefühle ausgelöst, als die Tatsache ein Mörder zu sein" ...einer der markanten Sätze aus Gordon Douglas Neo Noir "Der Detektiv" aus dem Jahr 1967, der in etwa fast zeitgleich entstand als Douglas und Sinatras gemeinsame "Tony Rome" Detektivfilme, die ebenfalls die dunkle Serie in den sechziger Jahren weiterführen. Dabei ist diesmal Frank Sinatra der noch aktive Polizei Sergeant Joe Leland. Erst am Ende wird er enttäuscht - wie schon Tony Rome - den Polizeidienst quittieren und auf eigene Rechnung arbeiten. Den Polizeifunk in seinem Dienstwagen nimmt er nur noch als Aussenstehender wahr und färht etwas ziellos durch die Straßen von New York. "Der Detektiv" war zu seiner Zeit ein achtbarer Kassenerfolg, der insgesamt in den USA 6,5 Millionen Dollar einspielte und am Ende des Jahres auf Platz 20 der erfolgreichsten Filme des Jahres 1968 landete.
Sinatra kann seine lakonische Stärke bestens ausspielen und liefert mit seiner Darstellung des aufrechten Polizisten einen klaren, unsentimentalen Blick auf die polizeiliche Arbeit.
Aus der heutigen Sicht wirkt der Schauplatz im Homosexuellen Milieu sehr angestaubt, aber zu seiner Zeit und vor den historisch wichtigen Ereignissen in der Christopher Street in Sachen Emanzipation dürfte die Darstellung damals sehr brisant und gewagt gewesen sein. Ebenso die Charakterisierung von Lelands unglücklicher Frau, gespielt von Lee Remick, die als Nymphomanin unter ihrer zügellosen Sexsucht leidet.
Schon am Anfang geht es hart zur Sache. Von den Streifenpolizisten Tanner (Patrick McVey) und Kelly (Sugar Ray Robinson) wird Joe Leland von der Mordkommission an einen blutigen Tatort gerufen. Der aus bestem Elternhaus stammende Junggeselle Theodore Leikman jr (James Inman) ist bestialisch ermordet worden. Man fand den Toten nackt, die Genitalien wurden entfernt und es fehlen zwei Finger. Der Tote ist fürchterlich zugerichtet und der junge Polizist Robbige Loughren (Al Freeman jr) möchte sich am liebsten übergeben. Doch Joe Leland weiß, dass der junge Kollege da durch muß, denn es ist Alltag bei der Polizei im 19ten District von New York. Während die Polizisten Nestor (Robert Duvall) und Mercidis (Pat Henry) die Gegend untersuchen, bekommt Leland von der ebenfalls im Haus lebenden Carol Linjack (Dixie Linjack (Dixie Marquis) den Hinweis, dass Leikman homosexuell war und ein Liebhaber (Tony Musante) bei ihm wohnte.
In einer Rückblende lernt der Zuschauer den Privatbereich von Leland kennen und damit auch seine Probleme mit seiner schönen Ehefrau Karen Wagner Leland (Lee Remick), die auch nach der Heirat immer noch einen hohen Männerverschleiß hat. Neben den Ermittlungen am Mord des reichen schwulen Leikman gerät der Polizist auch in einen Sumpf aus korrupten Politikern und Opportunisten, damit bringt er auch noch seinen Vorgesetzten (Horace McMahon) gegen sich auf. Diese Abgründe tun sich auf, weil Leland versucht der verzweifelten Norma McIvor (Jacqueline Bisset) zu helfen, die ihren Mann Colin (William Windom) vermisst - irgendwann stößt er auf die Organisation "Rainbow" und ahnt noch nicht, dass beide Fälle schicksalshaft miteinander verbunden sind...




Gordon Douglas, der B-Film Kultregisseur hat mit "Der Detektiv" einen seiner besten Filme überhaupt geschaffen. "Der Detektiv" ist ein 60er Jahre Vorläufer der späteren düsteren New York Krimithriller wie "Nur 72 Stunden" oder "Brennpunkt Brooklyn" und wirkt auch deshalb so authentisch, weil das meiste vor realer Kulisse gedreht wurde. Sechs Wochen dauerten die Dreharbeiten, darunter allein 10 Tage im 19. Polizeirevier in der 67. Straße, das als authentisches Live-Set diente. Die Romanvorlage dazu stammte von Roderick Thorpe und Drehbuchautor Preisträger Abby Mann machte daraus einen packendes Script mti gesellschaftskritischen Anspruch.




Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Caligula


























Regie: Tinto Brass

Stiefelchen...

 "Caligula" heißt der Skandalfilm des italienischen Regisseurs Tinto Brass und avancierte 1980 zum großen Kinoerfolg. In Deutschland wollten 2,3 Millionen Kinogänger den Skandalfilm sehen und bei einem Budget von 17,5 Millionen Dollar spielte "Caligula" damals weltweit 23,4 Millionen Dollar ein. Der Film kennzeichnet auch das langsam sich entwickelte Ende der 70er Jahre Skandalfilm-Ära mit Welterfolgen wie "Der letzte Tango in Paris", "Das große Fressen", "Die 120 Tage von Sodom" oder "Trio Infernal" - der Porno-Historienfilm von Tinto Brass wurde damals von vielen Filmkritikern als Katastrophe bezeichnet. Die Dreharbeiten begannen bereits 1976 und weist eine illustre Besetzungsliste mit schauspielerischen Hochkarätern wie John Gielgud, Peter O´Toole oder Helen Mirren auf.  Als Kaiser Caligula wurde der Brite Malcolm McDowell verpflichtet, der sich mit den Filmen "If" und "Uhrwerk Orange" bereits auf den Typus des fiesen Rebellen festgelegt hatte und daher einen perfekten Tyrannen abgibt. "Caligula" ist ein Kuriosum von Film. Einerseits zeigt er das Treiben in Rom mit allen Formen der Ausscheifungen sowie perverse und obszöne sexuelle Inhalte, andererseits ist alles als Art Kammerspiel angelegt. Die Handlung spielt fast ausschließlich in einem Studio - es gibt nur ganz selten Außenaufnahmen. Für einen historischen Sandalenfilm eh ein Novum, aber dafür gibts halt pornographische Einlagen und das Treiben wirkt fast wie ein porographischen und choreographisches Ballett. Dennoch oder gerade deswegen wirken die Kulissen nie unspektakulär und der Film wirkt irgendwie authentisch. Der Zuschauer kann hier hautnah das exzessive und barbarische Leben im heidnischen Rom spürbar miterleben und lernt dabei drei römische Kaiser kennen.
An der Macht ist der von der Syphillis gekennzeichnete Tiberius (Peter O´Toole), der versucht seinen Nachfolger zu bestimmen. Dabei kommt sein Neffe Caligula (Malcolm McDowell) ebenso in Frage wie der dämliche Onkel Claudius (Giancarlo Badessi) und Caligulas jüngerer Stiefbruder Gemellus (Bruno Brive). Caligula wird nicht nur von seinem inzwischen verrückt gewordenen Onkel "Stiefelchen" genannt, er befielt ihm auch nach Capri zu kommen, wo er zeitweise lebt und von seinem engsten Berater Nerva (John Gielgud) beeinflusst wird. Nerva macht keinen Hehl daraus, dass er von dem jungen Caligula nichts hält. Doch der hat mit Macro (Guido Mannari), den Chef der Prätorianergarde einen verlässlichen Freund, der ihn bei seinem Ambitionen Kaiser zu werden, total unterstützt. Caligula ist zügellos und hat sogar mit seiner Schwester Drusilla (Teresa Ann Savoy) ein sexuelles Verhältnis. Ebenso mit Ennia (Adriana Asti), der Frau von Freund Macro. Dieser ist es auch, der den Meuchelmord an Tiberius begeht - nun ist der Weg frei für Caligula. Er nimmt sich den Siegelring des Caesar und damit auch auch die Herrschaft an sich. Caligula wird zum Kaiser ausgerufen. Damit steigt ein noch viel größerer Tyrann als Tiberius auf den Thron...






Die schrecklichste Szene ist sicherlich die Hinrichtung von Macro mittels einer riesigen Sensenmaschine, mit der im Boden des Circus Maximus die eingegrabenen Todeskandidaten geköpft werden. Er opfert den Freund, weil dieser ihm den Rang ablaufen könnte. Sehr gut herausgearbeitet ist die Abhängigkeit zu seiner Schwester Drusilla. Daran ändert auch die Hochzeit mit der Priesterin Caesonia, gespielt von der damals noch unbekannten Helen Mirren, nichts. Am Ende bekommt auch Caligula seine Strafe und der dämliche Onkel Claudius wird sein Nachfolger. Denn Caligula stirbt durch die Hand von Cassius Chaerea, gespielt von Paolo Bonacelli, der in Pasolinis "Die 120 Tage von Sodom" den Fürsten Blangis verkörpert. Denkwürdig ist die darstellerische Leistung von Peter O´Toole, der hier als Tiberius Mut zur Hässlichkeit beweist und eine perfekte Vorstellung gibt. Die Schauspieler sind es auch, die den Film von Tinto Brass aus der Schmuddelecke ziehen. Der Film wurde oft verboten, verkürzt und verstümmelt. Die korrekte Laufzeit ist 156 Minuten und in dieser Fassung schimmert auch immer wieder das üppige Sittengemälde durch - trotz der Dominanz von Sex, Gewalt und Sadismus. Für den amerikanischen Kritikerpapst war "Caligula" ein echtes Ärgernis, er bezeichnete das Skandalwerk von Tinto Brass als einen seiner meistgehassten Filme ever.





Bewertung: 7 von 10 Punkten.