Montag, 22. Mai 2023

All that Jazz


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Bob Fosse

It´s showtime folks...

Bob Fosses sarkastisches Musical "All That Jazz" entstand 1979 und bescherte dem Genre, dessen beste Zeiten schon vorbei waren, bei der Oscarwahl 1979 noch einmal neun Nominierungen von denen sich fünf (Bester Film, Beste Regie; Bester Darsteller Roy Scheider, bestes Drehbuch und beste Kamera Giuseppe Rotunno) am Ende nicht durchsetzen konnten, aber in vier Kategorien wurde ein Sieg eingefahren. Ralph Burns für den besten Original Score wurde ausgezeichnet, ebenso wie der geniale Schnitt von Alan Heim. Auch die Kostümdesigner um Albert Wolsky durften sich freuen, weil ihre Arbeit ausgezeichnet wurde. Ebenso wurden die Bühnenbildner Edward Stewart und Gary Brink sowie die künstlerischen Leiter Tony Walton und Philip Rosenberg geehrt.
"All That Jazz" war bis zur Nominierung von Disneys "Die Schöne und das Biest" im Jahr 1992 das letzte Musical, das für den Oscar als bester Film nominiert wurde und bis zu Baz Luhrmans "Moulin Rouge"das letzte Realfilm Musical, das in dieser Kategorie im Jahr 2002 nominiert wurde.
Das Drehbuch wurde von Robert Alan Aurthur und Bob Fosse geschrieben und stellt eine halbautobiographische Fantasie dar, die vom Leben und der Karriere Fosses als Tänzer, Choreograph und Regisseur inspiriert wurde. Bob Fosses Film gewann 1980 bei den Filmfestspielen in Cannes die goldene Palme und spielte ca. 37 Millionen Dollar an der Kinokasse ein.
Für Roy Scheider war es vermutlich die anspruchsvollste Rolle seines Lebens, obwohl er beim Publikum vor allem durch seine Rolle als Chief Brody in "Der weiße Hai" unvergesslich bleibt.
Er entwickelt als Broadway Choreograph und Regisseur Joe Gideon eine unheimliche Präsenz. Leider unterlag er beim Oscarrennen Dustin Hoffman, der für das Rührstück "Kramer vs. Kramer" nominiert war.
Er spielt den Egomanen einfach brilliant - der Film selbst ist eine schrille und bitterböse Zurschaustellung der Akteure, wie sie auf der Bühne agieren und wie sie hinter dem Rampenlicht agieren. Dabei geht der sexbesessene und bald auch todessehnsüchtige Selbstdarsteller sozusagen aufs Ganze. Trotz eines Herzinfarktes kann er nicht zur Ruhe kommen und verstärkt seine nervöse Energie umso mehr...






Die Inszenierung zeigt zunächst das faszinierende, aber ruhelose Leben des Choreographen, der seine Ehe mit Audrey Paris (Leland Palmer) durch seine ständigen Seitensprünge ruiniert und auch seine Tochter Michelle (Erzsébet Földi) vernachlässigt. Das gleiche gilt für seine jetzige Freundin Katie Jagger (Ann Reinking). Er betrügt auch sie mit anderen Frauen. Doch noch wichtiger als die Frauen ist seine Besessenheit für seine Arbeit, die sein ganzes Leben diktiert. Gideon hat schon als junger Mann (Keith Gordon) das Showgeschäft geliebt und ist nie wieder davon losgekommen. "Its showtime folks" so sein Leitspruch und er bleibt ihm auch bis zum bitteren Ende treu. Im Laufe des Films wirkt die handlung immer surrealer und es erscheint ihm die hübsche Angelique (Jessica Lange), die sich als Engel des baldigen Todes erweisen wird. Mit ihr erlebt er auch das 5 Phasen Stebemodell nach Kübler-Ross: Nicht Wahrhaben Wollen, Zorn, Verhandeln, Depression und Akzeptanz - dieses Modell nahm früher einer seiner Comedians (Cliff Gorman) in seinem Auftritt mit aus und machte sich darüber lustig.
Das AFI setzte "All that Jazz" (Das ganze Zeug) in ihrer Liste der besten Musicals aller Zeiten auf Platz 14.








Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

A Chorus Line


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Sir Richard Attenborough

Das Casting...

Für seine Rolle als Finanzhai Gordon Gekko erhielt Michael Douglas bei der Oscarwahl 1988 den Preis als bester Hauptdarsteller. Zwei Jahre vorher war er in Richard Attenboroughs Verfilmung des erfolgreichen Broadway Musicals "A chorus Line" als Choreograph Zack zu sehen. Auch hier erweist sich die Figur als knallharter kleiner Sadist, der entscheidet welche Tänzer ein Engagement bei der neuen Show bekommen.
Lediglich in der Schlußphase des Films kommt auch die weichere Seite des Egozentrikers zum Vorschen.
"A Chorus Line" war als Musical weitaus erfolgreicher wie der 1985 inszenierte Film, der sich an der Kasse als Flop erwies. Das Musical selbst lief von 1975 bis 1990 am Broadway und stellte mit ingeseamt 6.137 Vorstellungen einen Rekord auf.
Die Idee dazu kam von Michael Bennett, der für das Musical auch die Regie und die Choreographie übernahm. Die Musik stammt von Marvin Hamlish, die Texte von Edward Kleban.
Es ist ein kritisches Musical, denn es wird das Auswahlverfahren für die Besetzung eines Musicals beschrieben. Dabei zeigt sich dieser Ausleseprozess als total erbarmungslos, denn es wird von den Castingbewerbern nicht nur perfektes Können verlangt. Sie müssen auch sehr viel von ihrer Persönlichkeit preisgeben - von den 16 Tänzern (8 Jungs und 8 Mädels) bekommt am Ende nur die Hälfte den ersehnten Job am Broadway.
Das Budget war mit 25 Millionen Dollar sehr hoch und in den USA spielte der Film leider nur 14 Millionen Dollar ein.
Die 16 Tänzer, die eine Runde im Auswahlverfahren weiterkamen sind Mark Tobori (Michael Blevins), Diana Morales (Yamil Borges), Connie Wong (Jan Gan Boyd), Richie Waltes (Gregg Burge), Paul San Marco (Cameron English), Al DeLuca (Tony Fields), Val Clarke (Audrey Landers), Kristine Evelyn Erlich-DelLuca (Nicole Fosse9, Sheila Bryant (Vicki Frederick), Beatrice Benson (Michelle Johnston), Judy Monroe (Janes Jones, Maggie Winslow (Pam Klinger) Mike Cass (Charles McGowan), Greg Gardner (Justin Ross), Don Kerr (Blan Savage) und Bobby Mills (Matt West). Im Laufe dieses harten Castingtages kommt auch noch Zacks Verflossene Cassie (Alyson Reed) dazu, die zwar Solotänzerin ist, aber unbedingt einen Job braucht. Choreograph Larry (Terrence Mann) zeigt den Akteuren auf, wie sie tanzen sollen. Im Laufe dieses Bewerbungstages müssen die Tänzer auch bereit sein, sich vor dem "Prüfer" nackt zu machen, was einigen sehr schwer fällt....





Auch die Schlußnummer "One singular sensation every little Step she takes. One" ist grandios in Szene gesetzt. Die Kritiken war gemischt. Dennoch halte ich "A Chorus Line" für ein Meisterwerk in seinem Genre. Man warf Attenborough vor, dass er sich nicht strikt an die Bühnenaufführung gehalten hat. Dennoch ist sein Film fesselnd und die gesamte Besetzung ist ein Glücksgriff, weil der Regisseur es verstanden hat alle 17 Tänzer inkl. deren Prüfer sehr individuell erscheinen zu lassen. Es sind Menschen und Persönlichkeiten, die sich hier diesem harten Auswahlverfahren stellen.






Bewertung: 9 von 10 Punkten. 
 

Freitag, 5. Mai 2023

Is was, Doc


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Peter Bogdanovich

4 Reisetaschen in San Francisco...

Regisseur Peter Bogdanovichs "Is was, Doc" ist die erfolgreiche Auferstehung der klassischen Screwball Comedy der 30er und 40er Jahre. Es ist eine starke Ähnlichkeit mit Howard Hawks legendärem Klassiker "Leoparden küsst man nicht" vorhanden und auch gewollt. Statt Cary Grant und Katharine Hepburn spielen in dieser modernen Variante Ryan O´Neal und Barbra Streisand die Hauptrollen.
Diese Komödie, die in San Francisco spielt, wurde ein riesiger Kinohit - nur "Der Pate" und "Das Poseidon Inferno" hatten im Filmjahr 1972 höhere Umsätze. Bogdanovich war mit Howard Hawks befreundet.
Ryan O´Neal ist wie Cary Grant dieser weltfremde Sonderling, der auf eine sehr selbstbewusste und aufmüpfige Lady trifft. Dies trifft in "Is was, Doc" auf Barbra Streisand zu, die die Multi Studentin Judy Maxwell verkörpert. Eine Lady, die plötzlich in der Geschichte auftaucht und dann nie wieder aus dem Leben des Musikwissenschaflers Dr. Howard Bannister tritt, der sich mit der musikalischen Beziehung des Frühzeitmenschen zu Eruptivgesteinen befasst und eine resolute Verlobte namens Eunice Burns (Madeline Kahn) mit sich führt. In der Hauptsache erzählt Bogdanvichs witziger Film über vier gleich aussehende Reisetaschen.
Howard Bannister (RyanO´Neal) vom Iowa Conservatory of Music, ist nach San Francisco gereist, um sich ein Forschungsstipendium von Frederic Larrabee (Austin Pendleton) zu bewerben. Seine Begleitung ist die biedere Verlobte Eunice (Madeline Kahn), die den weltfremden Akademiker zur Karriere antreiben will. Übernachtet wird im Bristol Hotel. Dort wird Howard in der Apothekenabteilung von der charmanten Unruhestiftrin Judy Maxwell (Barbra Streisand) angesprochen. Er kennt diese etwas distanzlose Fremde nicht, doch das schreckt die Unbekannte keineswegs von jetzt an ab sich an die Fersen ihres neues Lieblingsobjekts zu heften. Mit anderen Worten: Er wird Judy nicht mehr loswerden. Immerhin hat sich Judy durch diverse nicht abgeschlossene Collegestudien ein extrem breitgefächtertes akademisches Wissen angeeignet, dass sich gegen Ende der Geschichte noch als Glücksgriff erweisen wird. Vorher gibts aber allerhand Verwicklungen im Hotel, denn dort sind diese vier gleich aussehnde Reisetaschen mit ihren Besitzern abgestiegen. In einer dieser Taschen befindet sich Howards prähistorisches Eruptivgestein. In der anderen Tasche sind Geheimdokumente der Regierung, die unbekannte Männer an sich nehmen wollen und in der dritten Tasche befindet sich der exklusive wertvolle Schmuck der Millionärin Mrs. Van Hoskins (Mabel Albertson) befindet. In der vierten Tasche sind ganz gewöhnliche Reiseuntensilien, deren Inhalt völlig egal ist, aber vier Taschen, die ständig verwechselt werden sind dramaturgisch noch besser als drei Taschen und ausserdem ist es die Reisetasche unserer Filmheldin Judy....





Natürlich gibts wegen diesen Taschen reichlich Verwicklungen im Hotel. In der Rolle des zweiten Kandidaten für den Larabee Stiftungspreis ist Kenneth Mars in einer besonders skurrilen Rolle zu sehen. Auf dem Höhepunkt des Films wechselt der Schauplatz Hotel hin zu den Straßen von San Francisco,auf denen sich alle Beteiligten eine wilde Autoverfolgungsjagd liefern. Für mich eine der witzigsten Sequenzen der Filmgeschichte. Als ich den Film zum ersten Mal im Kino sah, hatte ich das Gefühl, dass ich vor lauter Lachen fast sterben würde. Auch heute noch begeistert dieser Film - zwar nicht mehr als modernes Remake eines klassischen Genres, denn nach beinahe 50 Jahren ist der Film selbst zum nostalgischen Leckenbissen geworden.






Bewertung: 9 von 10 Punkten.