Donnerstag, 27. Dezember 2012

Faust



Regie: Alexander Sokurow

Seelenverkauf...

Die Geschichte des Doktor Johannes Faustus und seines Pakts mit Mephisto, gehört zu den am weitesten verbreiteten Stoffen in der europäischen Literatur seit dem 16. Jahrhundert. Das lückenhafte Wissen über den historischen Johann Georg Faust (wohl etwa 1480–1540) und sein spektakuläres Ende begünstigten Legendenbildungen und ließ Schriftstellern, die sich mit seinem Leben befassten, einigen Spielraum. Eigenschaften des Fauststoffs, die in den unterschiedlichsten Versionen wiederkehren, sind Fausts Erkenntnis- oder Machtstreben, sein Teufelspakt und seine erotischen Ambitionen.
Der menschliche Zwiespalt zwischen der Kraft des Glaubens und der  wissenschaftlichen Erkenntnis wurde zu einem Hauptthema des Stoffes. Faust ist die über seine Grenzen hinaus strebende Figur.
Der russische Film "Faust" transportiert seinen Helden ins Deutschland des 19. Jahrhunderts.
Der Gelehrte Faust (Johannes Zeller) ist dem Geheimnis des Lebens auf der Spur. Gemeinsam mit seinem Famulus Wagner (Georg Friedrich) schneidet er Leichen auf, um so die Seele zu finden.
Auch plagen ihn finanzielle Sorgen, so nimmt er Kontakt mit dem geheimnisvollen Wucherer (Anton Adassinsky) auf, gemeinsam erkunden sie die Heimatstadt, die insgesamt wie ein Labyrinth oder Irrgarten wirkt.
Er sieht dort im Bad zum ersten Mal den ekelerregenden Körper des Wucherers, aber auch die junge und schöne Margarete (Isolda Dychauk), in die er sich unsternblich verliebt und sie sehr begehrt.
Doch die Stadttour mit dem Pfandleiher geht weiter. Hinein ins Wirtshaus, wo der Begleiter Streit anfängt und wo sie beide sehr schnell flüchten müssen, denn eh er sich versah wurde Faust zum Mörder...




Ein sehr faszinierender Film, den Alexander Nikolajewitsch Sokurow hier bemacht hat und der auch das Potential der Nachhaltigkeit hat.
Denn es sind einige Szenen wirklich brilliant, auch wenn der Film nicht immer einfach und schnell zugänglich ist.
Bei den Filmfestspielen in Venedig bekam der Film 2011 den Goldenen Löwen, der Historienfilm wurde auch für 2 Europäische Filmpreise (Bruno Delbonnel für beste Kamera und Jelena Schukowa fürs Szenebild) nominiert.
Tatsächlich ist die Kamera sehr gewagt eingesetzt, manche Einstellungen hat Debonnel sehr künstlich, wie zerbrechliches Glas, aussehen lassen.
Der Film thematisiert die Macht des Geldes, die Einfachheit des Seelenverkaufs, auch Liebe, Macht und Wissen. All dies in einer Stadt oder in der finstersten Erde.




Bewertung: 8 von 10 Punkten.

The Avengers



Regie: Joss Whedon

Aus Einzelkämpfern wird ein Team...

Ein Tesserakt ist ein interdimensionaler Portalöffner, der aus der Artefaktkammer von Asgard stammt. Auf die Erde kam der Besitz Odins nur durch Zufall. Der Tesserakt kann von Dimension zu Dimension teleportieren. DDieses würfelartige Ding fiel in den Ozean und wurde von S.H.I.E.L.D gefunden und ist seither unter Bewachung, um sicherzustellen, dass er nicht in falsche Hände fällt.
Mit einem Zepter öffnet der Ase Loki (Tom Hiddleston) durch den Würfel ein Portal im Inneren von Projekt Pegasus, dringt in die Anlage ein und bringt nach einem kurzen Kampf einige Mitarbeiter des Projekts, darunter Dr. Selvig (Stellan Skarsgaard) und den S.H.I.E.L.D.-Spezialagenten Clint Barton (Jeremy Renner) durch Gedankenkontrolle in seine Gewalt. Mit ihrer Hilfe stiehlt er den Tesserakt und flüchtet aus der Anlage, die daraufhin durch das gefährlich instabile Portal zerstört wird.
Keine leichte Aufgabe für Nick Fury (Samuel L. Jackson), dem Direktor der Geheimdienstorganisation S.H.I.E.L.D. Denn durch diesen Diebstahl wird das schlimmste vorstellbare Szenario möglich: Eine ausserirdische Macht, die Chitauri, kann nun die Erde überfallen und die Menschheit zu Sklaven machen. Das darf nicht passieren. Daher werden die großen Superhelden aufgesucht, mit dem Ziel, dass diese mal kurz die Welt retten. Es sind dies  Black Widow (Scarlett Johansson), den brillanten Erfinder und Techno-Superhelden Tony Stark alias Iron Man Robert Downey jr.)  und Dr. Bruce Banner, wenn er wütend wird, dann gibts den Hulk (Mark Ruffalo). Natürlich darf auch weder Captain America (Chris Evans) noch Thor (Chris Hemsworth), der ja schliesslich seinen bösen Bruder Loki stoppen will...



"Marvels The Avengers" ist ein Film von Joss Whedon und darf sich freuen, der finanziell erfolgreichste Film des Jahres 2012 zu sein.
Sein grandioses weltweites Einspielergebnis beziffert sich auf 1,512 Milliarden Dollar und damit hat er selbst "The Dark Knight rises" oder "Der Hobbit" abgehängt.
Ingesamt liegen in der ewigen Bestenliste, die allerdings nicht inflationsbereinigt ist,  nur noch "Avatar" und "Titanic" besser.
"Marvel’s The Avengers" ist der sechste Film, der direkt in Eigenfinanzierung von der zu Marvel gehörenden Produktionsgesellschaft Marvel Studios produziert wurde, und als solcher Teil eines zusammenhängenden Universums, des „Marvel Cinematic Universe“, zu dem auch die Filme Iron Man (2008), Der unglaubliche Hulk (2008), Iron Man 2 (2010), Thor (2011) und Captain America – The First Avenger (2011) gehören.
Die Macher haben großen Wert auf perfekt, choreographierte Actionszenen gelegt, die Invasion auf die Erde findet natürlich direkt in New York City statt und bietet Action, Tempo und Schauwerte pur.
Als unterhaltsamer Popcornfilm ein gutes Vergnügen.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Mittwoch, 26. Dezember 2012

We need to talk about Kevin



Regie: Lynne Ramsay

Mutter und Sohn....

Die Erinnerungen einer Mutter: Der Jugendliche Kevin Katchadourian (Ezra Miller) ist im Gefängnis, nachdem er grauenhaftes Massaker an seiner Highschool angerichtet hat.
Seine Mutter Eva (Tilda Swinton) war einmal eine erfolgreiche Reiseschriftstellerin, lebt aber inzwischen alleine in einem heruntergekommenen Haus und bekommt trotz des Amoklaufs ihres Sohns eine Anstellung in einem Reisebüro in einem Einkaufszentrum.
Noch immer bekommt sie den Haß ihrer Mitmenschen zu spüren, sie wird auf der Straße geohrfeigt oder ihr Haus ist mit roter Farbe versudelt wurde.
Dazwischen erinnert sie sich immer wieder an das Massaker und an das Verhältnis zu ihrem Sohn, das große Problem seit der Geburt von Kevin bestand darin, dass sie als Mutter nie eine Beziehung zu ihrem Kind aufbauen konnte.
Von Anfang an war die etwas neurotische Frau überfordert mit Kevin. Schon als Kind treibt auch Kevin - wohl aus Reaktion - böse Spiele mit seiner Mutter. Man sieht, wie er genüsslich vor ihren Augen in seine Windeln kackt. Später werden die Spiele gefährlicher, mit seinem Vater Franklin (John C. Reilly) hat er aber ein vordergründig sehr gutes Verhältnis. Eifersüchtig reagiert er auch, als seine kleine Schwester Celia (Ashley Gerasimovich) zur Welt kommt. Der Junge ist verschlossen und geheimnisvoll.


 Das Mutter-Sohn-Drama "We Need to Talk About Kevin" ist über Strecken inszeniert wie ein Horrorfilm. In der Wahrnehmung der Mutter wirkt der Junge wie Satan persönlich, als Teenager gleicht der Junge sogar optisch seiner Mutter. Lynne Ramsay liefert psychologisch einen ausgezeichneten, verstörenden Film ab, der keine Antworten gibt.
Zu einem Zeitpunkt der Geschichte hat Eva den Kampf gegen ihr Kind schon lange ganz verloren. Der sadistisch veranlagte Teenager spielt manipulativ mit ihren Gefühlen und behält stets die Oberhand.
Vor allem der zweite Teil des Films hat es in sich, dort liefern vor allem Tilda Swinton und der Jungstar Ezra Miller intensivstes Schauspielerkönnen ab.
Ein beklemmender Film, der sicherlich zu den besten dieses Jahres gehört - wenngleich auch keine leichte Kost bietet.
Tilda Swinton bekam für ihre Rolle den europäischen Filmpreis 2011 als beste Hauptdarstellerin.
Ein Film, der lange im Gedächtnis bleiben wird.



The Amazing Spider Man



Regie: Marc Webb

Spinne vs. Reptil...

Die Spider Man Trilogie von Sam Raimi gehört mit zu den finaziell erfolgreichsten Filmen aller Zeiten, am lukrativsten war der dritte Teil, der in der Liste der erfolgreichsten Movies Platz 26 einnimmt, aber auch das Einspielergebnis von Spider Man 1 (Platz 34) und Teil 2 (Platz 40) war phänomenal. Trotzdem kam der schon angekündigte 4. Teil nie zustande, aber die Filmwelt sollte nicht ohne einen neuen Spinnenmann leben, so entstand "The amazing Spider Man" unter der Regie von Marc Webb (500 Days of Summer), der mit einem Boxoffice Ergebis von 752,2 Millionen zwar etwas schlechter als die Raimi Filme abschneidet - aber sich mit Platz 46 in dieser Best of Liste durchaus prächtiger Beliebtheit erfreut.
Und tatsächlich ist "The Amazing Spider Man" in seinem Genre weit über dem Durchschnitt, denn mit Andrew Garfield ist ein sehr guter und glaubwürdiger Peter Parker gefunden worden.
Besonders gut gelungen ist das Duell zwischen Spinne und Reptil, das Hauptmotiv des Films.
Dieser Peter Parker wird als kleiner Junge von seinen Eltern verlassen, die dann kurze Zeit später bei einem Flugzeugunglück umkommen. Aufwachsen wird der Junge bei seinem Onkel Ben (Martin Sheen) und Tante May (Sally Field).
Papa war ein berühmter Wissenschaftler, der sich artübergreifender Genetik beschäftigte und wohl kurz vor dem Durchbruch seiner bahnbrechenden Arbeit stand. Auch Peter ist hochbegabt (nicht nur geistig, sondern auch auf dem Skateboard), aber ein Aussenseiter in seiner Klasse.
Vor allem von Sportskanone Flash Thompson (Chris Zylda) wird er gemobbt und sogar verprügelt. Doch der Junge kann was einstecken. Verguckt hat er sich in die hübsche Mitschülerin Gwen Stacy (Emma Stone), deren Papa (Denis Leary) bei der Polizei arbeitet.
Peter findet jedenfalls eine mysteriöse Aktentasche, die dem Vater gehörte und damit beginnt eine Recherche, die ihn zu Oscorp ins Labor von Dr. Curt Connors (Rhys Ifans), dem Partner seines Vaters führt.
Peter Neugier wird bestraft, denn er wird dort in einem Labor von einer genetisch modifizierten Spinne gebissen, die ihn verändert, stark macht und mit den Eigenschaften einer Spinne ausgestattet.
Das wär alles nicht so schlimm, aber auch Dr. Connors mutiert nach einem Selbstversuch mit einem Mittel...


"The Amazing Spider Man" hat eine Laufzeit von 136 Minuten, aber wird niemals langweilig - selbst der Höhepunkt mit vielen Effekten ist sehr gut und atemberaubend für die große Leinwand inszeniert.
Als Popcornkino ist der Film äusserst unterhalsam und genau das richtige mal ganz abzuschalten und sich in die Welt der Marvel Comics zu begeben. Super gemacht ist auch die Echse, die in New York City ihr Unwesen treibt und einen teuflischen Plan schmiedet.

Wertung: 7,5 von 10 Punkten.

The Artist



Regie: Michael Hazanavicius

Hollywood, 1927 bis 1932...

Das kommt ja äusserst seltenst vor: 5 Oscars, darunter der Hauptpreis für den besten Film an einen nicht amerikanischen Film.
"The Artist", ein französischer Film von Michel Hazanavicius hat es aber in diesem Jahr geschafft die begehrte Filmtrophäe zu holen.
Überhaupt stand die diesjährige Oscarverleihung ja ganz in den Kindertagen des Films, auch "Hugo Cabret", der sehr untypische ScorseseFilm, der den französischen Stummfilmregisseur Georges Méliès ehrt, zählte zu den ultimativen Gewinners des Abends.
Tatsächlich gibt es vieles, was in "The Artist" begeistert:
Schon angefangen von den ersten Sequenzen des Films, wenn die Schrift die Mitwirkenden des Films aufführt, wird man an alte unvergessliche Klassiker erinnert. Der Film schwelgt ab Sekunde 1 in seiner Hommage-Magie und dabei sind die Zutaten doch so denkbar einfach:
Die Story erinnert stark an Stanley Donens "Singin in the Rain" und dort wie hier gehts um die Zeit, in der der Stummfilm ganz schnell durch die bahnbrechende Entwicklung des Tons, der Sprache abgelöst wurde.
Das Zeitalter des Tonfilms bricht an. Aber noch ist Zeit den Stummfilmstar George Valentin (Jean Dujardin) zu bewundern. Die Premiere seines neues Erfolgs "A Russian Affair" wird zum krönenden Erfolg, einen kleinen Anteil hat auch sein Terrier Jack (Uggie) daran, einen noch kleineren Anteil seine eifersüchtige Frau Doris (Penelope Ann Miller).
Bei der rauschenden Premierenfeier sieht er zum ersten Mal die hübsche Peppy Miller (Bérénice Bejo), die auch zum Film möchte. Und tatsächlich gelingt es ihr mit harter Arbeit, ganz nach oben zu kommen...den ihre Stunde - der Tonfilm - steht schon vor der Tür. Anders Georg, der sich weigert solche anspruchslosen Tonfilme zu machen, er will weiterhin richtige Filme machen mit viel Gestik und Gefuchtel.
Während Peppy aufsteigt, fällt Georg immer mehr. Produzent Al Zimmer (John Goodman) kann ihn nicht überreden, sich der neuen Zeit anzupassen.
Einzig und allein Hund Jack und Diener Cliffton (John Cromwell) halten zu ihm. Von der Frau verlassen, kreuzen sich die Wege von Geroge und Peppy aber immer wieder...




"The Artist" bietet eine entlarvend einfache Story, aber die ist so mit Perfektion und Charme angereichert, dass sich phasenweise tatsächlich eine schöne Magie einstellt und von Null auf Hundert zum Klassiker avanchiert. Man hat wirklich das Gefühl einen alten Bekannten wieder zu sehen, denn man so lange schon vermisst hat...ich glaube das ist das Geheimnis des Erfolgs von "The Artist".



Warum ich den Oscar als best Supporting Actor nicht bekommen habe, ist schon doof !

Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Killer Joe



Regie: William Friedkin

Mutti soll sterben...

Eine schrecklich nette Familie in Texas: Weil er ganz erhebliche Spielschulden hat und sein persönlicher Kredithai ihm angedroht hat ihn zu töten, beschließt der junge texanische Drogendealer Chris Smith (Emile Hirsch) seine Mutter Adele ermorden zu lassen, denn bei ihrem Ableben kann der Begünstigte - und das ist Chris´Schwester Dottie (Juno Temple) die Versicherungssumme von 50.000 Dollar kassieren.
Natürlich soll Dottie nichts vom bösen Plan erfahren, aber er weiht seine Dad Ansel (Thomas Haden Church) ein, der inzwischen seit Jahren mit seiner zweiten Frau Sharla (Gina Gershon) zusammen ist.
Mutter Adele muss ein echt verhasstes Monster sein, denn man bekommt die Rabenmutter nie zu Gesicht.
Erst als sie abgefackelt wird...und diese schmutzige Arbeit soll der Cop und Gelegenheitskiller Joe Cooper (Matthew McConaughey) übernehmen...

Mit "Killer Joe" hat Altmeister William Friedkin ein kleines Comeback hingelegt. Der Film ist ganz in der Tradition von Quentin Tarantino oder den Coen-Brothers gehalten und taucht mit voller Hingabe und Begeisterung in der schräge Welt einer texanischen Kleinstadt ein. Die Akteure könnten nicht schräger und gemeiner sein. Und alle in der Familie haben gehörig einen an der Waffel. Daher ist auch die Wahl des Killers perfekt, denn der Mann passt perfekt zu dieser Horrorfamilie, die der Zuschauer bei der Planung und Ausführung des Mordes an Mama beobachtet.
Friedkin hat natürlich noch ein paar Überraschungsmomente in die Story eingebaut und die grausame Komödie hat in ihren schrillsten Momenten Karikatur und Comic-Charakter.
Wer wieder mal Lust auf einen dreckigen, schmutzigen und zynischen Thriller mit gemeinen Dialogen und manchen billigen Zoten hat, der sitzt mit "Killer Joe" auf jeden Fall in der ersten Reihe

Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Sonntag, 23. Dezember 2012

Cosmopolis



Regie: David Cronenberg

Leben in der Stretch-Limousine...

Erst 28 Jahre jung und schon Billionär: Eric Packer (Robert Pattison) fährt langsam über Manhattan mit seiner gepanzerten Luxuslimousine mit voller Büroausstattung. Er will trotz Stau zu seinem Lieblingsfriseur. Begleitet wird er von seinem Bodyguard Torval (Kevin Durand). Die Fahrt könnte lange dauern, denn der Stau ist gerade heute besonders groß. Zum einen kommt der Präsident der Vereinigten Staaten zu Besuch in die Stadt, zum anderen findet auch das Begräbnig von Packers Lieblingsrapper, der viel zu früh starb, statt.
Es kursieren auch Gerüchte, die einen Anschlag auf Packer nicht unwahrscheinlich erscheinen lassen. Kein Wunder: Der junge Mann mit perfektem Aussehen gehört zu dieser Sorte der gierigen Finanzmanager, die alle Menschen um sich ohne Skrupel aussaugen.
Der Mann ist Anlageberater und Superkapitalist, für den es im Leben nur darum geht, Geld zu vermehren. Er hat lediglich Interesse für das Geld seiner Kunden und damit natürlich für sein eigenes Vermögen. Zerstörte Existenzen, die er auf dem Weg nach ganz oben auf dem Gewissen und ruiniert hat, interessieren ihn nicht mal am Rande.
Wie immer wird alles im Auto erledigt:
Zwei Technik-Nerds (Jay Baruchel, Philip Nozuka), denen er einzeln Audienz im Wagen gewährt und die für ihn arbeiten, ihn erfolgreich mit der virtuellen Welt vernetzten.   Seine Kunsthändlerin (Juliette Binoche), mit der er ein Quickie macht oder ein Arzt, der ihm im Auto untersucht und feststellt, dass die Prostata asymetrisch ist. Durch den Stau ist sogar kurz Zeit seine neue Ehefrau (Sarah Gadon), die er kaum kennt in einem Bistro zu treffen. Das wichtigste Date des Tages ist aber vielleicht seine Finanzberaterin (Samantha Morton), die ihm mitteilt, dass sein Vermögen sich womöglich demnächst auflöst. Wie gewonnen, so zerronnen...




Der neue Film von David Cronenberg ist wieder ganz anders als sein Vorgänger "Eine dunkle Begierde", der ebenfalls - zumindest auf den ersten Blick - etwas ganz anderes war als der kanadische Filmemacher mit Faible für den Body-Horror bislang abgeliefert hat.
Don DeLillo hat seinen Roman "Cosmopolis" 2003 veröffentlicht, als bitteren und zynischen Kommentar auf den zusammenbrechenden New-Economy-Hype. Sozusagen seiner Zeit etwas voraus und gar prophetisch deutbar, denn die Wirtschaftskrise wurde ja auch zur bitteren Realität.
Obwohl Cronenberg zeigt und nicht bewertet dürfte der sehr sperrige und spröde Film beinahe schon ein Kultfilm für die Occupy-Bewegung sein. Denn die Hauptfigur Eric Packer kommt natürlich nicht so gut weg. Sogar noch schlechter als Gordon Gecko, der 1987 die "Wall Street" unsicher machte, ein genauso gieriger Geldvampir war - aber immerhin noch zu Emotionen fähig war. Dem jungen Eric Packer geht diese Eigenschaft völlig ab, er wirkt farblos, ohne Kontur und noch um ein vielfaches blasser als Robert Pattisons Vampirboy Edward Cullen in der Twilight Saga.
Immerhin hat Cronenberg einen Film gemacht, über den man auch diskutieren kann. Die Geschichte ist zwar reichlich überspannt und auch träge, bietet aber ihre Reize und es ist nicht verwunderlich, dass bei "Cosmopolit" die Meinungen stark auseinandergehen. Cronenberg wollte vermutlich polarieren, dies dürfte ihm sicherlich gelungen sein. Und sicherlich hat er unter den vielen treuen Fans von Pattison viele in sein Kapitalismusdrama gelockt. Die dürften doch sicherlich was ganz anderes erwartet haben...kicher.




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Moonrise Kingdom




Regie: Wes Anderson

Teenager in Love...

Willkommen in der schrägen Welt des Wes Anderson und willkommen in der Zeitreise im Jahr 1965 auf der Insel New Penzance in New England.
Dort verbringt das zwölfjährige Waisenkind Sam Shakusky (Jared Gilman) seinen Ferien im Camp Ivanhoe der "Khaki Scouts".
Dort hat Scount Master Ward (Edward Norton) das Sagen und ist verantwortlich für die Jungs. Als Sam eines Nachts ausreist, löst er damit das größte Chaos aus, das diese von der Welt vergessene Inselidylle je erlebt hat.
Denn sein Kündigungsschreiben als Khaki Scout, das man in seinem leeren Zelt vorfindet, ist erst der Anfang der Aktion, bei dem gleich auch der Inselpolizist Captain Sharp (Bruce Willis) mitmischt.
Er befragt die Leute, die was gesehen haben könnten - so auch die Familie Bishop (Frances McDormand/Bill Murray). Was er gerne tut, denn er hat heimlich ein Verhältnis mit der Frau. Doch dann ist auch die Tochter der Bishops verschwunden. Die verschwundene Suzy (Kara Hayward) hat sich mit ihrer Katze und einem Koffer davongeschlichen und gilt als schwer erziehbares, persönlich gestörtes Kind.
Was bald klar wird: Hier sind zwei Liebende auf der Flucht...




Mit tollen Bildern ist dieses romantische Tragikomödie eine der ganz großen Kinoüberraschungen des Jahres. Denn "Moonrise Kingdom" schafft es mit ganz einfachen Mitteln sein Publikum im Sturm zu erobern. Der Film ist von etwa gleicher guter Qualität wie "Little Miss Sunshine" von Jonathan Dayton und Valerie Faris.
Der Film ist von einem sehr schönen, schrägen Humor geprägt und begeistert durch seine skurrilen Details.
Der hervorrangenden Eindruck rundet die gut harmonierende Ensembleleistung der Darsteller ab. Bislang Wes Andersons bester Film.





Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Gefährten



Regie: Steven Spielberg

Kriegspferd...

Als Vorlage für den neuen Spielberg Film "Gefährten", der im Original "War Horse" heißt, diente das gleichnamige Kinderbuch von Michael Morpurgo aus dem Jahr 1984.
Wenn am Ende des Film das monumentale Bild auf der Leinwand zelebriert ist, dann hat man 145 märchenhafte Filmminuten erlebt: Die Liebe, den Hass und die bewegendsten Momente eines Lebens und vor allem einer großen Freundschaft.
Klar, natürlich trägt Steven Spielberg gegen Ende emotional noch mächtig auf, wie wenn das Szenario nicht schon rührend und bewegend genug wäre...es muss noch was draufgesetzt werden. Da möchte man am liebsten "aufhören" rufen, denn die Taschentücher sind doch schon alle verbraucht...grins. Aber Spielbergs Overkill hört eben erst mit dem überlebensgroßen Bild ala "Gone with the wind" auf.
Die Bilder, die wie geschaffen für die große Leinwand sind, hat Janusz Kaminski geschaffen - eine Oscarreife Leistung. Trotzdem wurde er bei den Academy Awards von Robert Richardson (Hugo Cabret) geschlagen.
Der Film erzählt in epischer Breite von der Freundschaft zwischen Tier und Mensch und beginnt im Jahr 1912. Der Teenager Albert Narracott (Jeremy Irvine) lebt mit seinen Eltern Ted (Peter Mullan) und Mutter Rose (Emily Watson) auf einer Farm in Devon, England.
Pferde haben es ihm besonders angetan, er beobachtet die Geburt eines jungen Halbbluts und verfolgt auch immer wieder wie das kleine Fohlen heranwächst. Mit der Zeit wird es etwas zutraulich, doch es braucht noch seine Mutter.
Und genau dieses Pferd wird von Alberts Vater bei einer Pferdeauktion gekauft, obwohl er doch eigentlich einen guten Ackergaul gebraucht hätte. Aber er wollte dem Gutsbesitzer und Vermieter Herr Lyons (David Thewlis) zeigen, dass auch er sich ein stolzes Pferd leisten kann.
Nun wirds aber eng mit der Pacht und obwohl der Junge und Joey, das Pferd gemeinsam trainieren, auch für die Landwirtschaft am Pflug schuften...am Ende muss der Vater beim Kriegseintritt das Pferd verkaufen.
So wechselt Joeys Besitzer im Lauf des Krieges, auch der junge Kavallerie-Offizier Captain James Nichols (Tom Hiddleston) ist stolz auf das edle Pferd, doch er verliert es an die Deutschen, wo es den beiden jungen Soldaten und Brüdern Michael und Günter (Leonard Carow/David Kross) zur Flucht dient....


Spielberg ist halt ein Meister des Gefühlkinos. Die Geschichte ist sehr einfach, für jeden verständlich und hat auch - trotz des Grauens, dass der Film zeigt - schöne Botschaften, wie etwa die Macht der Freundschaft. Aber auch sind es Bilder, die traurig machen und aufzeigen, zu was für Grauen der Mensch fähig ist.
Sehr bewegend ist vor allem die Szene in den Schützengräben und dem Pferd im Niemandsland. Fernab vom Kriegsgetümmel entsteht auf beiden Seiten eine Hilfsbereitschaft für das Tier, die beiden Soldaten Collin (Toby Kebbell) und Peter (Hinnerk Schönemann) sind für einige Momente ausserhalb von Feindschaft.
Natürlich muss man ein Faible für solche Tränendrücker haben, mich hat der Film aber schon irgendwie erreicht, auch wenn es nur ein etwas grausames, aber hoffnungsvolles Märchen bleibt.


Bewertung: 8 von 10 Punkten