Dienstag, 19. August 2014

Die Bourne Verschwörung

























Regie: Paul Greengrass

Agenten, Killer, Jäger und Gejagte...

2002 wurde dem Kinopublikum erstmalig der Agent Jason Bourne (Matt Damon) gezeigt. Doch dieser wird schwer verletzt aus dem Mittelmeer gefischt, hat mit einer akuten Amnesie zu kämpfen und kann sich nicht mehr daran erinnern wer er ist. Nur bruchstückhaft geben seine eigenen Ermittlungen seine Identität frei. Doch mit dem Namen "Jason Bourne" alleine wird die Vergangenheit nicht gefüllt werden und der Mann weiß nur, dass er von der CIA verfolgt wird und es wird ihm immer klarer, dass er selbst Angestellter dieses Vereins war. Er wurde dafür ausgebildet in geheimer Mission Attentate auszuführen. Bourne war somit Teil des Geheimprojekts "Treadstone", dass völlig aus dem Ruder lief und von seinen Leitern inzwischen vertuscht wird. Auf der Flucht lernt er Marie (Franca Potente) kennen, die ihn dann zwei Jahre auf seinem Weg zur Selbstfindung - immer auf der Lauer ins Visier seiner Jäger zu rücken - begleitet. Die Erinnerungsfetzen werden in ein Buch aufnotiert, dennoch verzweifelt der Mann, der aussergewöhnliche Fähigkeiten im Nahkampf und Monitoring hat, an der lückenhaften Vergangenheit. In Goa, Indien werden sie aber von Auftragskiller Kirill (Karl Urban) aufgespürt und Marie wird dabei getötet. Nun ist Bourne auf sich alleine gestellt und er entschließt sich in seiner Trauer Rache zu nehmen, indem er sich selbst zum Jäger auf die Verantwortlichen macht. Doch der CIA schläft nicht. Die Einsatzleiterin Pamela Landy (Joan Allen) wird nach einer gescheiterten Mission in Berlin, wo Agenten ums Leben kommen und Bournes Fingerabdrücke gefunden werden, beauftragt ihn zu suchen und gegebenenfalls zu liquidieren.
Ein Mann ganz oben in der CIA-Hierarchie hat vor seine eigenen Verbrechen zu vertuschen und was liegt näher alles dem gesuchten Bourne in die Schuhe zu schieben, von dem man eh denkt, dass er eine völlig aus der Rolle geratene Tötungsmaschine wurde. Dabei gibts auch interne Querelen beim CIA. Ward Abbott (Brian Cox), der Verantwortliche des Treadstone Projects, könnte unter Beschuß geraten. Aber er darf sich auf die Loyalität des ehrgeizigen Mitarbeiters Danny Zorn (Gabriel Mann) verlassen. Inzwischen hat sich alles in Berlin positioniert, der CIA, Bourne und dabei ist auch die junge Nicki Parsons (Julia Stiles), sie betreute damals die Männer des Treadstone Projects. Von ihr erhofft sich Bourne Antworten. Er nimmt Kontakt mit seinem ehemaligen Arbeitgeber auf und verlangt von Pamela Landy, dass diese einem Treffen zwischen ihm und Nici am Alexanderplatz zustimmt...



 Die "Bourne" Reihe kann beinahe schon als eine Art Gegenentwurf zum James Bond Kosmos angesehen werden. Auch Bourne ist Geheimdienstler, aber er löst die Fälle nicht, um mal kurz die Welt zu retten und als Belohnung mit den vielen Bond-Girls kurze Affären zu haben - Bourne ist das Sinnbild für das schmutzige Geheimdienstgeschäft. Er ist kein Strahlemann und langsam findet er in diesem 2. Teil "Bourne Verschwörung", der von Paul Greengrass (Flug 93, Captain Philipps) immer mehr heraus, dass er vor seinem Gedächtnisverlust ein fies agierender Mörder war, der keine Gnade für seine Opfer kannte. Am Ende des Films steht dann auch die von ihm selbst auferlegte Konfrontation mit der Tochter (Oksana Alexandrowna Akinschina) des russischen Politikers Neski, den Bourne ermordet hat. Die Locations passen sich der kalten, grimmigen Grundstimmung des Films an. Oliver Wood begleitete die perfekt rhythmisierten Verfolgungsjagden kameraästhetisch in perfekter Weise. Dabei baut der Film die erste Stunde ein großes Pensum an Spannung auf und lässt es im Showdown actionmässig auch recht üppig krachen. Bei einem Budget von 75 Millionen US-Dollar spielte der Film weltweit 288 Millionen US-Dollar ein. In seinen besten Momenten erinnert der Streifen auch die guten alten Agentenfilme der 70er Jahre, die vor allem durch ein gut durchdachtes Drehbuch auffielen und nicht alles mit Actionszenen vollgekleistert wurde. Am Ende des Films machten die Macher zwar diese Zugeständnisse an das heutige Kinopublikum, doch die Geschichte selbst bleibt auch in der zweiten Auflage sehr interessant und zog noch einen dritten Teil nach sich, der der erfolgreichste der Reihe werden sollte und noch zusätzlich überraschend drei Oscars gewinnen konnte.
Klasse auch der Titelsong von Moby.


Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Montag, 18. August 2014

Pompeii


























Regie: Paul W. S. Anderson

Untergang einer Stadt, Untergang eines Films...

Herzlichen Glückwunsch an den Macher Paul W.S. Anderson für die kommenden Goldenen Himbeeren, die er sich mit seinem Sandalen- und Katastrophenfilm "Pompeii" redlich verdient hat. Schon nach einigen Minuten ist klar, dass dieser Film eine echte Gurke ist.  Dabei wäre ja dieser Untergang der Stadt im Jahr 79 durch den Vulkan Vesuv eine durchaus spannende Idee für einen guten Historienfilm. Aber gleich zu Beginn wird man mit einer Anfangssequenz konfrontiert, die ziemlich schlecht von "Conan, der Barbar" abkopiert wurde. Der kleine keltische Junge Milo ist der einzige Überlebende eines Massakers, dass römische Krieger bei der Zerstörung seines Heimatdorfs angerichtet haben. Vater ermordet, Mutter auch. Der Junge wird verschleppt und irgendwann ist er erwachsen (Kit Harrington) und Sklave - aber einer der als Gladiator sein Dasein fristet und aufgrund seines Erfolgs im Kampf von Londinium nach Pompeii gelangt. Darüberhinaus ist die Figur des Kriegers mit dem jungen Schönling Kit Harrington völlig fehlbesetzt. Unfreiwillig komisch seine - zumindest in der deutschen Synchronfassung - abgeklärte Stimme, die so gar nicht zum Jüngling passen will, der in der Arena alle Gegner mit Leichtigkeit besiegt. Immerhin ist mit dem Sklaven Atticus (Adewale Akinnuove-Agbaie) ein Gegner gefunden, der ihn bei den kommenden blutigen Festspielen besiegen könnte.  Atticus hätte auch ein Motiv, denn er soll bei einem Sieg die Freiheit erlangen. Diese Chance bietet sich für Milo nicht, denn für den ist nach dem Kampf vor dem Kampf. Er verliebt sich aber auf der Reise nach Pompeii in die schöne Cassia (Emily Browning), Tochter reicher Bürger aus Pompeii (Jared Harris/Carrie Ann Moss) und auf der Flucht vor dem römischen Senator Corvus (Kiefer Sutherland), der sie zur Frau haben will und sie dementsprechend bedrängt. Er ist auch noch zufällig, gemeinsam mit seinem besten Kämpfer Procolus (Sasha Roiz) der Mann, der Milos Eltern tötete - daher wird auch noch Milos Rache ein Thema sein in der Stadt, die dem verheerenden Ausbruch des Vesuvs und damit einem katastrophalen Feuerregen entgegen sieht. Alle Zeichen stehen auf Untergang, es wird heroisch gekämpft und gestorben. 


Und über allem das CGI-Katastrophenszenario, dass genauso uninteressant heruntergespult wird wie die Figuren, die in der Geschichte auftauchen. Alles ist zu künstlich. Ein Vergleich mit "Gladiator" wäre eine Beleidigung für den Ridley Scott Sandalen-Ereuerungsklassiker und selbst der trashige Charme der 60er Jahre Italo-Sandalenfilme fehlt dem Film völlig. Er hat keine einzige wirklich gute Szene zu bieten. Alles ist abgekupfert oder wird sattsam bekannt als Klischee missbraucht. Da wird dann auch folgerichtig aus dem Muskelprotz, der Gegner ist, ein Freund - das hat man doch schon x-fach genauso gesehen...gähn. Auch Kiefer Sutherland agiert eher lustlos und es gelingt nicht mal ihm zumindest einen interessanten Bösewicht als Gegenpart für das uninteressante Liebespaar zu werden. Dramaturgisch und inhaltlich flach bewegt sich die Handlung auf den Schluß zu, der dann noch eine unfreiwillig komische Verfolgungszene beinhaltet - Sutherland im Streitwagen wird verfolgt von einem Milo zu Pferd, die Geschwindigkeit dieser Hatz wirkt temporeicher als ein Formel Eins Rennen. Dazwischen nichtssagende Dialoge und zu keiner Zeit kommt ein Feeling von Authentizität für die historische Geschichte auf. Man sitzt gelangweilt im Sessel und verfolgt ohne Emotion das knallbunte, virtuelle Jahrmarktspektakel. Die Stadt selbst ist reine Computeranimation und so sieht sie auch die ganze Zeit aus.
Mit "Pompeii" präsentiert Anderson (Resident Evil, Event Horizont, Aliens vs. Predator) seinen bisher schwächsten Film.



Bewertung: 1 von 10 Punkten. 

Freitag, 15. August 2014

Killer stellen sich nicht vor

























Regie: Jacques Deray

Zur falschen Zeit am falschen Ort...

 Der Regisseur Jacques Deray wurde häufig als "Hitchcock des französischen Films" genannt und drehte immer wieder mit Alain Delon zusammen, mit dem er auch seine größten Erfolge hatte. Filme wie "Der Swimmingpool", "Borsalino" oder "Flic Story" sind Klassiker des französischen Kriminalfilms geworden. Eine seiner besten Arbeiten ist der 1980 entstandene Thriller "Killer stellen sich nicht vor", indem Alain Delon den von der Rüstungsmafia gejagten Berufspokerspieler Michel Gerfaut spielt. Dieser verdient seinen Lebensunterhalt als eiskalter Zocker, der auf dem Weg zu einer nächtlichen Pokerrunde Johannes Brahms hört und zufälligerweise als Erster an einen Unfallort kommt. Der Verletzte fiel einige Minuten vorher durch seine rücksichtslose Raserei auf, nun liegt er im Straßengraben. Michel zieht den Schwerverletzten heraus und bringt ihn in seinem Auto ins Krankenhaus. Er ahnt aber nicht, dass ihm zwei Männer folgen. Da er auf jeden Fall noch zu seiner Pokerrunde möchte, verlässt er das Krankenhaus, ohne dort seine Personalien als Zeuge zu hinterlassen. Dadurch entgeht ihm diie information, dass der Mann nicht durch den Unfall verletzt wurde, sondern durch Schüsse, die auf ihn abgefeuert wurden. Der Mann verstirbt noch im Krankenhaus, an den Bauchschüssen. Es wird nicht der einzige Auftragsmord der nächsten Stunden sein. Insgesamt sterben noch zwei weitere enge Mitarbeiter des Waffenkonzerns des Großindustriellen Emmerich (PIerre Dux). Einer wird in der heimischen Badewanne eliminiert, der andere wird auf offener Straße erschossen, kurz nachdem er seinen kleinen Sohn zur Schule gebracht hat. Michel kommt nach dem Pokerspiel erst in den frühen Morgenstunden zu seiner Geliebten Bea (Dalila Di Lazzara) zurück, gemeinsam treten sie dann eine Reise zu Michels Mutter (Simone Renant) nach Trouville an, wo diese ein Hotel besitzt. Während eines Aufenthalts am Strand wird Michel im Wasser von zwei unbekannten Männern immer wieder in die Tiefe gezogen, mit letzter Kraft kann er sich vor dem Ertränken retten. Er verrät seiner Freundin nichts von diesem ominösen Mordversuch, doch er erfährt in der Zeitung von den Morden und erkennt in einem der drei abgebildeten Opfer seinen Verletzten der letzten Nacht. Er lässt alles stehen und liegen und sucht Hilfe bei seinem Freund Chocard (Jean Pierre Darras), ein leitender Angestellter beim zentralen Nachrichtendienst....



In Jacques Derays Thriller wird die Geschichte eines Mannes erzählt, der eigentlich ohne jeglichen Grund in die Schusslinie skrupelloser Killer gerät - was natürlich auch eine Nähe zu Hitchcock bedeutet. Diese Killer und deren Hintermänner sehen in ihm sehr bald eine potentielle Gefahr, weil sie ausschliessen, dass er wirklich nur dieser zufällig Vorbeifahrende bei einem Unfall war. Daher muss er ausgeschaltet werden. Aus dieser Konstellation schuf Jacques Deray einen sehr spannenden Thriller, in dessen Verlauf der an sich harmlose Pokerprofi in einen tödlichen Strudel der unterschiedlichsten Interessen von Waffenhandel, Rüstungsindustrie, Geheimdienst und Politik gezogen wird. Alain Delon agiert einmal mehr in seiner Paraderolle als Einzelgänger, der auch in dieser realen Bedrohungssituation das Ganze als eine Art Pokerspiel begreift, in dem er bereit ist seine übermächtigen Gegener zu bluffen. Der Zuschauer ist damit konfrontiert, dass die nächsten Schritte der Akteure niemals voraussehbar sind. Die Filmmusik von Claude Bolling erinnert an Ennio Morricone und passt sehr gut zu dem sehr straffen und präzisen Inszeneirungstil von Jacques Deray, der bis zum Schluß hart und konsequent bleibt.



Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Training Day





















Regie: Antoine Fugua

Der Probetag...

Ich mag nicht alle Filme von Antoine Fuqua, aber sein 2001 entstandener "Training Day" ist für mich trotz der an einigen Stellen zu affektierten Darstellung von Denzel Washington, in seiner ersten "Bösewicht" Rolle , einer der Thriller Klassiker des vergangenen Jahrzehnts. Washington erhielt für seine markante Performance als korrupter Boss des Drogendezernats auch prompt einen Oscar als bester Hauptdarsteller 2002. Trotz der bereits erwähnten Kritik war dieser Erfolg nicht unverdient, denn Washington trägt einerseits fast im Alleingang den Film, hat aber auf der anderen Seite mit seinem Co-Star Ethan Hawke einen genauso gut agierenden Gegenpart als Partner. Ein Teil der Spannung geht einzig und allein auf das gute Spiel des ungleichen Duos. Beide Männer treffen sich am besagten "Training Day". Für den jungen und ehrgeizigen Officer Jack Hoyt (Ethan Hawke) geht es dabei um sehr viel. Denn er wird von Detective Alonso Harris (Denzel Washington) daraufhin geprüft und gemustert, ob er in dessen kleine 6 Mann starke Drogenabteilung passt. Dieser Probetag entscheidet insofern über die weitere Zukunft von Hoyt, dessen ehrgeizige Pläne eine große Nummer beim Drogendezernat des LAPD zu werden. Alonso Harris gilt als schwierig und egozentrisch und alles hängt nun davon ab, ob Hoyts Nase passt und er angenommen wird. Tatsächlich setzt er sich auch am Anfang des Probetages ins Fettnäpfchen, dass in einem Restaurant beginnt. Harris nutzt dabei die Fahrt mit dem Youngster durch die Straßen von Los Angeles sich selbst effektiv in Szene zu setzen als der Mann, der alles unter Kontrolle hat. Der Mann, der die ganz großen Fische fängt, weil er auf viele kleine Fische als Informanten bauen kann, da er immer mal wieder ein Auge bei deren Verfehlungen zugedrückt hat. Alonso Harris behauptet auch, dass nur der ein guter Drogenbulle sein kann, der die Droge auch kennt und schon ausprobiert hat. So setzt er sogar auf seinen Untergebenen Druck aus sich was reinzupfeifen, ansonsten - so Harris - könne er den Job eh vergessen. So steht Hoyt sozusagen für einige Stunden dieses Arbeitstages unter Drogen, alles gedeckt und gutgeheißen vom Boss, der den Neuling auch in die korrupten Geheimnisse der Abteilung einweiht. Gemeinsam besuchen sie einen gewissen Roger (Scott Glen), nach Aussagen von Harris, einer der mächtigsten Drogenbosse der Stadt. Der Kontakt zu dem Kriminellen ist äusserst freundschaftlich....


Die erste Stunde des Films behandelt dieses Abtasten der beiden ungleichen Männer. Auf der einen Seite der selbstsichere, aber korrupte Harris - auf der anderen der ehrgeizige, aber engagierte und ehrliche Hoyt, dem durch die Erlebnisse des Probetages bewusst gemacht wird, dass er - sollte er am anderen Tag zum Team gehören - sehr viel seiner Ideale aufgeben muss, denn  die Methoden der Verbrechensbekämpfung sind denen der kriminellen Gegner sehr ähnlich. Nach einer Stunde Spannungsaufbau kommt dann mit aller Wucht die Schlüsselszene des Films und plötzlich sind die Karten dramatisch neu gemischt und mit dieser emotionalen Dynamik lassen sich auch die weiteren Aktionen ableiten. Immer mehr gerät Hoyt dabei in eine akute Lebensgefahr, die nur deshalb eine rettende Wendung erfährt, weil er im Laufe des ereignisreichen Tages die Cousine eines Gangmitglieds vor einer drohenden Vergewaltigung gerettet hat. Ansonsten ist die Story von David Ayer sehr geschickt aufgebaut und gibt mit einem Paukenschlag den doppelten Boden der Geschichte frei. Hinter der Kamera stand mit Mauro Fiore ebenfalls ein Könner seiner Zunft. Selbst der etwas zu überladene Schlußpart kann dem Film nicht mehr seinen Klassikerstatus absprechen. Diesen hat sich Antoine Fuguas Film schon mit der ersten ruhigen Hälfte und dem unvergessenen Hauptteil mehr als verdient. Die Handlung spielt sich im Wagen von Alonso sowie an zahlreichen Brennpunkten der Millionenmetropole ab, Schauplätze sind die Elendsviertel der Stadt, die von Drogendealern und Gangs beherrscht wird. Über allem steht dieser selbstherrliche Cop, der glaubt eine Art "Gott" zu sein, doch auch er ist bereits ein Gejagter.


 
Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Carlitos Way

























Regie: Brian de Palma

Flucht ins Paradies...

Brian de Palma hat 1996 mit seiner "Miisson Impossible" seinen größten Kassenerfolg erringen können, sein letzter großer Film entstand aber bereits zwei Jahre vorher mit dem Mafiaepos "Carlitos Way". Ein Genre, in dem er bereits vorher zweimal erfolgreiche Filme schuf - 1983 mit dem ultrabrutalen Remake von Howard Hawks "Scarface" und vier Jahre später als "The Untouchables" dem Gangsterboss Al Capone den Kampf ansagten. "Carlitos Way" mit dem brillanten Hauptdarsteller Al Pacino komplettiert dieses qualitativ hervorragende Trio. De Palmas Filme reihen sich im Genre gleich hinter den überwältigenden "Godfather" Filmen von Francis Ford Coppola und Martin Scorseses "Good Fellas" und "Casino" ein und begeistern auch heute noch das Publikum. Nach dem Roman von Edwin Torres schrieb David Koepp das Drehbuch. Die Geschichte selbst spielt im Jahr 1975 und dementsprechend ist auch der Soundtrack des Mafiathrillers in bester Studio 54 Manier gehalten...es gibt ein Wiederhören mit "Fly Robin Fly", "Lady Marmelade", "You should be dancing", "Rock the Boat", "Got to be real" oder "Pillow Talk" - gut so, denn so verstärkt sich das Gefühl einen 70er Jahre Thriller zu sehen.
Der Film zeichnet das Leben des Ex-Knackis Carlito Brigante (Al Pacino), der auf Betreiben seinen gewieften Anwalts David Kleinfeld (Sean Penn) nur fünf Jahre seiner verhängten 30 jährigen Gefängnisstrafe verbüßen muß. Wegen guter Führung wird er begnadigt, auch wenn Staatsanwalt Norwalk (James Rehborn) nicht gerade erfreut von der richterlichen Entscheidung ist. Allerdings ist Carlito im Knast alt und weiße geworden, er hat tatsächlich die Ambtion die kriminelle Karriere zu beenden und mit 75.000 Dolllar Startkapital Mitbesitzer einer Mietwagengeschäfts zu werden. Doch die Umgebung und die Vergangenheit sprechen immer wieder eine andere Sprache. Da wollte er mal auf seinen jungen Cousin Guajiro (John Agustin Ortiz) ein bisschen aufpassen, schon ist er in dessen dubiose Drogengeschäfte verwickelt. In einer der besten Szenen des Films begleitet er den Cousin zu einer Geld gegen Drogenübergabe, doch das Treffen mit Guajiros "Freunden" endet blutig und es gelingt Carlitos als Einzigem das Blutbad zu überleben. Auch das Wiedersehen mit seiner damaligen Geliebten Gail (Penelope Ann Miller) ist zuerst ernüchternd, doch immerhin sind noch Gefühle auf beiden Seiten da. Ein neuer Anfang bahnt sich mit der Zeit an, obwohl Gail sich das Geld als Striptease-Tänzerin verdient. Carlito wird mit dem Drogengeld des toten Cousins zum Teilhaber eines Nachtclubs. Dort will er den Rest innert weniger Monate dazuverdienen und ein neues Leben beginnen. Er ist aber immer wieder damit konfrontiert, dass ihn die Vergangenheit stets einholt. Er begeht auf seinem Weg zu einer besseren Zukunft schliesslich zwei Fehler. Zum einen lässt er den aufstrebenden Möchtegerngangster Benny Blanco (John Leguizamo) am Leben, zum anderen lässt er sich von seinem drogensüchtigen und größenwahnsinnigen Freund, dem Anwalt, in eine üble Geschichte einspannen, die völlig aus dem Ruder läuft. Am Ende steht die Flucht vor der Mafia.



 Viele große Szenen, wie beispielsweise die atemberaubende Sequenz der Verfolgungsjagd in der U-Bahn bis zum New Yorker Hauptbahnhof, hat de Palma sehr dicht inszeniert und in eine Einheit zusammengefügt, die man als düsteres und auswegsloses Verliererepos bezeichnen könnte. Dabei sind die Darstellerleistung von Sean Penn und Al Pacino hervorragend, auch Penelope Ann Miller überzeugt als schwangere Freundin Gail, die die Katastrophe kommen sieht und machtlos mitansehen muss, wie sich am Bahnsteig in Richtung Freiheit das Schicksal zuschlägt. Für diese und auch für Sean Penns Leistung gabs eine Golden Globe Nominierung. Unvergessen auch die markante 70er Jahre Frisur von Sean Penn.




Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

Faustrecht der Freiheit

























Regie: Rainer Werner Fassbinder

Der tragische Lottokönig...

Rainer Werner Fassbinders "Faustrecht der Freiheit" entstand 1974 und wurde wie auch "Die bitteren Tränen der Petra von Kant" oder "Angst essen Seele auf" von Tango Film produziert. In dieser Zeit war dem kontroversen Regisseur ein Maximum an öffentlicher Aufmerksamkeit gewiss, die er unter anderem auch seinem TV-Skandal von 1972 "Wildwechsel" zu verdanken hatte. Auch "Faustrecht der Freiheit" war in seiner Entstehungszeit voller Brisanz, denn die Hauptfigur des Films war ein Schausteller, der seine Homosexualität offen auslebt. Dieser Franz Bieberkopf (von Fassbinder selbst gespielt) nennt sich "Fox, der tönende Kopf" und arbeitet als Schausteller auf dem Jahrmarkt. Mit seinem Chef Klaus (Karl Scheyd) hat er eine Beziehung und dementsprechend hart trifft ihn die Tatsache, dass dieser bei laufendem Betrieb von der Polizei verhaftet wird und für längere Zeit in den Knast wandert. Damit verliert der naive, gutmütige Franz sowohl den Lebenspartner als auch den Arbeitsplatz. Aber er hat im Gefühl, dass er im Lotto gewinnen wird. Aber Geld um den Schein abzugeben hat er nicht. So versucht er als Stricher auf einer Klappe sein Glück und lernt den Antiquitätenhändler Max (Karlheinz Böhm) kennen. Tatsächlich gewinnt Franz stolze 500.000 DM im Lotto und kommt so in die besseren Kreise der münchner Schwulenszene. Er lernt durch Max den jungen Unternehmersohn Eugen (Peter Chatel) kennen, der mit Philipp (Harry Baer) befreundet ist. Aus der anfänglichen Ablehnung von Eugen wird eine Affäre, die von Eugen auch mit dem Hintergedanken geführt wird, dass mit dem Geld seines neues Freundes auch die Druckerei, ein marodes Unternehmen seiner Eltern (Adrian Hoven, Ulla Jacobsen) vor dem drohenden Bankrott gerettet werden könnte. Eine luxuriöse Wohnung muss natürlich auch sein - so blättert Franz insgesamt 84.000 DM allein in die Ausstattung des neues Dominzils, allesamt von Max organisiert. Eugen macht es sich auch zur Aufgabe seinem neuen ungehobelten Freund Manieren beizubringen, damit dieser sich sicher in der High Society bewegen kann und man sich nicht für ihn schämen muss, was oft der Fall ist. Doch die Beziehung ist zum Scheitern verurteilt, das Geld ist weg und am Ende liegt Franz leblos in der U-Bahn Unterführung Marienhof. Kinder rauben dem Leichnam das letzte Geld aus der Hosentasche. Max und Eugen kommt zufällig dort vorbei und entdecken den Leichnam, entscheiden sich aber schnell zu verschwinden, um nicht in die Geschichte verwickelt zu werden...


Eine sehr schwarze Komödie, die mit einigen Überzeichnungen daherkommt.  Der Reiz des Films liegt in seiner Balance zwischen melodramatischem Verliererepos und dem Bruch geselschaftlicher Tabus, was aus heutiger Sicht nicht mehr ganz sichtbar ist. Aber zur Zeit seiner Entstehung war es sehr mutig und provokativ einen Film mit einer schwulen Hauptfigur zu machen, denn das Verständnis für Männer, die Männer lieben, war noch nicht allzu hoch. So ist "Faustrecht der Freiheit" ebenso wie der drei Jahre später entstandene "Die Konsequenz" von Wolfgang Petersen eine Art Pionierarbeit im Genre des Gayfilm. Anders als Petersen, der seinen Film als Plädoyer für Toleranz angelegt hat und sein Thema stark emotional präsentiert, ist Fassbinder zumindest in diesem Bereich schon ein Stück weiter und mutiger. Er ist nicht interessiert daran seinen Franz in einer homphoben Umgebung zu zeigen, sondern die Neigung und auch die Beziehung wird als ganz normal gezeigt (für die 70er eine sehr radikale Entscheidung) - Franzs Feinde sind eher  in der eigenen Subkultur zu finden. Fassbinder interessiert sich ausschliesslich für die Ausbeutung von Gefühlen und der Einfluss des Geldes auf die Gefühlswelt . Dabei sind die Figuren seiner Geschichte zwar immer ein bisschen überzeichnet dargestellt, aber er lotet auch immer wieder die Liebesgeschichte an der richtigen Stelle aus, so sind seine Figuren zwar mit Klischees besetzt, aber nie im einseitigen "Gut" und "Böse" Schema zu finden und sind bei näherer Betrachtung reich an vielschichtigen Nuancen. Allerdings ist das Ende sehr bitter - mit dem Tod in der U-Bahn Unterführung zeigt Fassbinder radikal wie alleine der Mensch doch sein kann.


Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Mittwoch, 6. August 2014

The Wild Bunch - Sie kannten kein Gesetz

























Regie: Sam Peckinpah

Ameisen, Skorpione, Menschen...

Pike Bishop (William Holden) und seine Gang kommen im Jahr 1914 als Soldaten getarnt in die texanische Grenzstadt San Rafael, um dort das Lohnbüro der Eisenbahngesellschaft auszurauben. In den Straßen der Stadt geht es an diesem Tag recht turbulent zu,  denn bei einem gut besuchten Erweckungsevent entsagen die Bürger gerade dem Alkohol und absolvieren dazu eine Parade. Den Männern zu Pferd mit den Kavallerieunfiormen schenkt man keine große Beachtung. Auch die Kinder der Stadt sind mit etwas anderem beschäftigt. Sie spielen ein grausames Spiel mit einigen Skorpionen, die sie immer wieder in einen Ameisenhaufen werfen, damit die größeren Tiere von den viel kleineren bei lebendigem Leib aufgefressen werden. Sie sind sichtlich begeistert von dem Naturspektakel über das Fressen und Gefressenwerden. Auch beachten sie die vorbeireitende Bande nicht, sondern zünden nachdem die Skorpione schon Opfer wurden für die siegreichen Täter ein Feuer an, so dass auch die Ameisen sterben und qualvoll verbrennen. Währenddessen überfallen Pikes Männer das Lohnbüro, alles scheint gut zu gehen. Sie wissen aber nicht, dass die Bahngesellschaft skrupellose Kopfgeldjäger engagiert hat, um Pike und seine Gang zu jagen. Unter den Killern ist auch Deke Thornton (Robert Ryan), der frühere beste Freund von Pike und ehemals Bandenmitglied, der durch die Festnahme von Pike die einzige Möglichkeit hat, dass ihm seine eigene hohe Gefängnisstrafe erlassen wird. Die Kopfgeldjäger (Strother Martin und L. Q. Jones) haben bereits Position auf dem Dach des Nachbargebäudes bezogen, bereit dafür sofort zu schießen, wenn die Räuber die Bank verlassen. Die Bande muss sich den Weg aus der Stadt freischießen - es kommt zu einem blutigen Massaker mit vielen Toten, darunter auch unbescholtene Bürger. Mit Dutch Engstrom (Ernest Borgnine), den Brüdern Lyle (Warren Oates) und Tector Gorch (Ben Johnson) sowie dem Mexikaner Angel (Jaime Sanchez) kann Pike fliehen, doch viele seiner Männer werden erschossen. Sie treffen sich ausserhalb der Stadt mit Freddie Sykes (Edmund O´Brien), dem ältesten Mitglied der Bande - dort soll die Beute geteilt werden und mit neuen Pferden die Flucht nach Mexiko angetreten werden. Doch die Desperados finden statt Geld nur Dichtungsringe aus Metall in den Postsäcken. In Mexiko selbst machen sie die Bekanntschaft mit dem Banditengeneral Mapache (Emilio Fernandez), der mit seinen Männern das Dorf von Angel geplündert hat, dessen Vater ermordet und Angels Mädchen als Geliebte mitgenommen hat. Er macht den "Gringos" das Angebot für 10.000 Dollar in Gold, wenn sie für ihn einen amerikanischen Munitionszug ausrauben. Aufgrund der Spannung, die Angel durch seinen Haß auf Mapache erzeugt hat, müssen die Männer einwilligen. Immer verfolgt natürlich von Deke Thornton und seiner Handvoll von zwielichten Gestalten. Der Coup gelingt zwar, aber dennoch ist die Geschichte vom "Wild Bunch" von Anfang an immer ein Ritt in den Tod...




und Peckinpah zelebriert diesen Trip in den Abgrund mit einer extrem blutigen Spur, aber auch mit dieser eigentümlichen traurigen Romantik, die ihn schliesslich zu einem der besten Western aller Zeiten machte. Sein Spätwestern wurde wegen seiner Gewaltszenen schnell berüchtigt und berühmt, er ist der zweite amerikanische Klassiker nach Arthur Penns "Bonnie and Clyde", der Slowmotion zum konsequenten Stilmittel des Blutrausches macht. Die Toten wirbeln wie in einem Ballett durch die Luft. Lucien Ballards Kamera erzeugt diese heroische Verlorenheit, die die ganze Geschichte als roter Faden durchzieht. Unvergessen bleibt der Showdown, der automatisch funktioniert, ohne dass die vier Männer dazu einen Dialog bräuchten - sie gehen nach dem Besuch im Puff wortlos zu ihren Pferden, nehmen die Knarren und laufen dann gemeinsam in Richtung Mapache, der sich von seinen Untergebenenen und den deutschen Verbündeten feiern lässt. Neben "Sacramento" ist dies Sam Peckinpahs größter Regietriumph, alleine schon bei der unglaublich intensiven Eingangsszene mit dem Gegenschnitt von Banküberfall und den draussen spielenden Kindern lässt sich sowohl Vielschichtigkeit und Thema schon erkennen. Die Gewaltszenen werden immer wieder gebrochen durch versöhnliche Bilder und durch die Präsenz der männlichen Freundschaft. Der alte Mexikaner sagt dann auch einmal "Wir träumen alle davon, wieder Kind zu sein, selbst die Schlimmsten von uns". Doch es gibt in Peckinpahs düsterem Abgesang kein Zurück zu den guten alten Zeiten, geschweige denn eine hoffnungsvollere Zukunft - sondern alle Männer sind zum Untergang verdammt. Ähnlich wie der Überlebenskampf am Anfang des Films mit den Skorpionen, die sich verzweifelt gegen die Übermacht der Ameisen wehren, aber durch die Kinder immer wieder daran gehindert,  dem Ameisenhaufen zu entrinnen. Bis dann das ganze Szenario des Kampfes selbst in Flammen aufgeht, von einer mächtigeren Spezies gesteuert, weder für Skorpion noch Ameise erkennbar...dem Menschen. Der Kreis ist geschlossen und selbst die übrig gebliebenen Leichenfledderer sind dann logischerweise auch schneller als man denkt dem Tode geweiht. Eine Anspielung auf die höhere Macht, die alles steuert ? Die gebrochenen Männer, die Peckinpah hier zeigt und von den grandiosen Darstellern Holden, Borgnine, O´Brien und Ryan so intensiv dargestellt werden, sind weder Gut noch Böse, auch lange keine Helden - sie haben lediglich ihren Männerbund, denn nur gemeinsam gelingt ein Halt in dieser feindlichen Umgebung. Man merkt auch die enge Identifkation des Regisseurs mit seinen tragischen Hauptcharakteren. Sie versuchen sich in einer Welt zu behaupten, in der kein Platz mehr für sie vorhanden ist. Es sind diese letzten amerikanischen Outlaws des alten Wilden Westens, die mit einer neuen Zeit und mit neuen Generationen konfrontiert sind, was ja auch in seinem vorher gedrehten Meisterwerk "Sacramento" vorherrschendes Thema war. Doch der großartige Western hat noch viele weitere Subtexte zu bieten. So spielt Peckinpah geschickt mit den Erwartungen des Zuschauers, der eigentlich davon ausgeht, dass diese in die Stadt reitenden Soldaten Männer des Gesetzes sein müssten, aber stattdessen sind es diese schrägen Galgenvögel auf dem Dach des Gebäudes, die auf der Seite der "Guten" stehen. Die Welt ist nicht immer so wie sie erscheint, so sind auch die kleinen Ameisen zumindest für einen trügerischen Moment Sieger über die Skorpione. Es ist alles hervorragend gemacht, da Peckinpah gar keine Position einnimmt, sondern zeigt. Und spätestens wenn sich die Outlaws der tödlcihen Übermacht gegenüberstellt ist klar, dass wir uns hier im obersten Western-Olymp befinden.
Die Gewalt folgt einer melancholischen Choreografie. Es ist weder Heldenepos noch Banden-Western. Es ist - durch viiele Szenen belegt - die Geschichte über das ganz große persönliche Scheitern und darüber, dass man in dieser destruktiven Lage den Wunsch hat,  noch ein Stück über sich hinauszuwachsen oder zumindest etwas von bleibendem Wert erkennen kann. Als Pike am Ende die junge mexikanische Prostituierte verlässt, meint man an seinem müden Blick in ihre Richtung zu erkennen, dass er sich in diesem Moment eingesteht, nichts mehr von Wert weitergeben zu können, keine Familie zu haben und die Frage im Raum steht, welchen Sinn das alles hatte - im Angesicht des nahen Todes. Diese Verzweiflung wird dann in der Sequenz noch weiter auf die Spitze getrieben, in dem Moment als Mapache von Pike erschossen wird und ein paar Sekunden Stille vor dem unvermeidlichen Schlachtfest herrscht, die dann durch ein sonderbares, verzweifeltes wie auch befreiendes Lachen von Dutch aufgelöst wird - dann erst wird weiter geschosssen, obwohl es so aussah, als hätte für diese paar Sekunden die Welt und das irdische Dasein eine himmlische Wahrheit entdeckt.
 Aufnahmen und Einstellungen von Kindern hat Peckinpah immer wieder in seine Handlung eingeschnitten. Sie sind Zeugen der Gewalt, sie üben dann selbst Gewalt aus. Peckinpah war interessiert daran, die Frage zu stellen, woher die Gewalt kommt, wie sie funktioniert und wohin sie am Ende führt. Erwachsene als Vorbilder lassen sich in dieser von Peckinpah gezeigten Welt überhaupt nicht ausmachen, es sieht so aus, als würde sich die Gewalt fortpfanzen. Da Erwachsene zwangsläufig Vorbilder sein müssen, sieht man die Kinder, wie sie die Schießerei mit mehreren Toten, gleich nach der Flucht der Banditen, nachahmen. Genauso deutlich wird diese katastrophale Vorbildfunktion in der Szene, als der kleine mexikanische Kindersoldat seinem Hauptmann Mapache einen Nachricht überbringt.
Die Zeit wandelt sich in "The Wild Bunch" - die alte Wild West Epoche geht zu Ende, es gibt moderne und vernichtendere Waffen wie bspw. ein automatisches Maschinengewehr, mit dem Mapache fast wie ein Kind zu spielen beginnt - wohlwissend, dass es eine totbringende Waffe ist, die durchs Rumballern ohne das Gerät im Griff zu haben, wieder einige Menschenleben in der näheren Umgebung fordert. Macht ja nix, das Leben scheint keinem hier - weder in Mexiko, noch beim großen Nachbarn Amerika,  viel Wert zu sein. Und ein moralisches Gerüst, aus dem sich ein positiveres Handeln entwickeln könnte, ist weit und breit nicht in Sicht. Somit sind die Zukunftsaussichten auch nicht rosig. Der Mensch bleibt in diesem zwanghaften Kampf namens Überlebenswillen wohl oder übel gefangen. Trotzdem haben sich die Männer des Wild Bunch auch einigermassen harmonisch eingerichtet, denn zu wissen, dass man sich auf den anderen verlassen kann, sofern man sich an den über allem stehenden Regelkodex hält. Das bedeutet Klarheit, Sicherheit und  vor allem auch so etwas wie Familie. So ist auch interessanterweise die Wut bei der Entdeckung, dass man für wertlose Dichtungsringe sein Leben riskiert hat, nur für kurze Dauer. Alles verfliegt in ein befreiendes Gelächter über die eigene Dummheit.
Bezogen auf das Genre selbst hat es Peckinpah mit diesem Film geschafft den damals erfolgreicheren ItaloWestern wieder zu überflügeln und das Genre wieder in seine Heimat zu holen. Darauf aufbauend boomte dann in den frühen 70er Jahren der Spätwestern, der auch immer wieder das Vietnam Trauma spiegelte. 





Bewertung: 10 von 10 Punkten.