Mittwoch, 25. März 2015

Das Boot

























Regie: Wolfgang Petersen

U-96...
 
"Das Boot" von Wolfgang Petersen aus dem Jahr 1981 ist zweifelsohne einer der besten deutschen Filme aller Zeiten. Die Rechnung der Macher ging auf einen deutschen Film mit deutschem Thema für den Weltmarkt zu schaffen. Dieser riesige internationale Erfolg bescherte ihm 6 Oscarnominierungen - für einen nicht amerikanischen Film eine echte Sensation. bekam ausserdem Golden Globe und Bafta Nominierungen. Für seinen Regisseur Wolfgang Petersen, der vor "Das Boot" mit dem kontroversen Schwulenfilm "Die Konsequenz" von sich Reden machte, bedeutete es ebenfalls den internationalen Durchbruch und einen Ruf als Kassenregisseur. Nach dem weiteren Großerfolg von "Die unendliche Geschichte" drehte er in den USA kassenschlager wie "In the line of fire" , "Air force one"., "Outbreak" oder "Troja".
Der  klaustrophobische U-Boot Thriller glänzt mit vielen dramaturgischen Höhepunkten. Angefangen von der Party vor dem Auslaufen, wenn Angst und Verzweiflung durch die Trunkenheit und aufgesetzte Fröhlichkeit der Männer erkannt wird. Oder die dramatischen Szenen auf den Boot selbst: der erfolgreiche Angriff eines feindlichen Tankers, bei dem die ertrinkende Besatzung ihrem Schicksal überlassen wird oder auch das quälende Warten in mehr als 200 Meter Tiefer, als das Boot nach einem Wasserbomben Angriff auf dem Meeresgrund liegen bleibt und nur mit größter Mühe wieder tauchklar gemacht werden kann. Am Ende steht der Verlust des Bootes und viele Tote unter der Besatzung durch einen Fliegerangriff im Heimathafen. Ein Ironie des Schicksals: Da überleben die Männer alle Kämpfe während des verheerenden U-Boot Krieges in der Atlantikschlacht. Aber sobald sie an Land kommen, werden sie Opfer des Krieges. Ein ultimativer, unvergleichlicher U-Boot Film von größter Intensität und mit epischem Anspruch. Der Film begleitet die Mannschaft und Kapitän (Jürgen Prochnow) des deutschen U-Boots U-96 auf der Jagd nach britischen und amerkanischen Handelsschiffen. Im Laufe der Monate auf See treffen Boot und Besatzung auf einige allierte Geleitzüge und versenken auch diverse Frachter. Die Mannschaft leider zunehmend unter den unsäglichen Bedingungen an ord und auch gestandene Soldaten kämpfen mit Panikattacken. Schauplatz ist das dreckige, stinkende Innere der U 96. Befehlshaber ist der Kapitän Leutnant Lehmann-Willenbrock, genannt Ka-Leu, und mit ca. 30 Jahren schon ein echter Veteran der Marine. Er ist einerseits klar in seinen Befehlen und hart, andererseits schätzt ihn die Mannschaft aber vor allem wegen seiner Menschlichkeit. Als Kriegskorrespondent mit an Bord ist Leutnant Werner (Herbert Grönemeyer), der die Feindfahrt für die heimat dokumentieren soll.



 Herausragend st das klaustrophobische Gefühl, dass der 210 Minuten lange Film (Directors Cut) vermitteln kann. Die Kamerafahrten im engen Bootsinnern, die Simulation der Meeresoberfläche mit Hilfe von Kreiselstabilisatoren und die ständigen Sonargeräusche sorgen für die beklemmendsten Momente. Die Reise beginnt mit viel Optimismus, endet aber in der Holle. Jahre später stürmte die Technoversion der Titelmelodie die Charts. Erwähenswert auch die hervorragende Kameraarbeit von Jost Vacano sowie neben dem großartigen Jürgen Prochnow viele Nebendarsteller, in bleibender Erinnerung wie Otto Sander, Erwin Leder,  Martin Semmelrogge, Hubertus Bengsch oder  Klaus Wennemann.



Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Alice in den Städten




Regie: Wim Wenders

Auf der Suche...

Wim Wenders ist ein erklärter Fan von Roadmovies. Sein 1973 entstandener schwarz-Weiß Film "Alice in den Städten" handelt von einer Reise. Der deutsche Journalis Philipp Winter (Rüdiger Vogler) durchquert mit einem Auto die USA, er soll für einen Verlag einen Bericht über die amerikanischen Landschaften schreiben. Doch er wirkt lethargisch und auf der Suche nach sich selbst. Relativ ziellos als eine Art passiver Tourist sammelt er als Einzelgänger Eindrücke von diesem Land der unbegrenzten Möglichkeiten und macht ständig Fotos mit seiner Polaroid kamera. In New York angekommen verkauft er den Wagen für schlappe 300 Dollar und leifert statt eines Manuskripts diesen Haufen von Fotos ab - er bekommt keinen weiteren Vorschuß. Mit dem letzten Geld kauft er die Flugkarte nach Deutschland. Der sehr introvertierte 31jährige Mann wirkt psychisch angeschlagen. Auf dem Kennedy Airport lernt er Lisa (Lisa Kreuzer) und deren 8jährige Tochter Alice (Yella Rottländer) kennen. Die Frau ist sehr kontaktfreudig, ganz im Gegensatz zu Winter selbst, der eigentlich eher in Ruhe gelassen werden will Doch die Frau schafft es, dass sich Philipp Winter bis zum Abflug um die beiden kümmern wird. Am nächsten Morgen - nach der Übernachtung in einem Hotelzimmer - vertraut die Frau, die derzeit sehr starke Konflikte mit ihrem Ehemann hat, dem Fremden Philipp Winter die Tochter an. Er soll sie bis nach Amsterdam begleiten, dort will die jugne Mutter in ein paar Tagen nachkommen. Doch Winter und seine kleine Begleiterin warten vergeblich. Und so machen sich die beiden dann nach einer Stippvisite in der Grachtenstadt auf den Weg, um irgendwo eine Großmutter zu suchen, an die Alice erinnert und die angeblich in Wuppertal wohnen soll. Name ist allerdings nicht bekannt und so wird die Suche nach der Frau zu Wenders typischem Roadmovie der Marke "Der Weg ist das Ziel"...irgendwann ändert das Reiseziel seine Bestimmung und es wird im Ruhrgebiet gesucht. Nach langem Suchen liefert Winter die Kleine bei der Polizei ab, doch das Mädchen denkt nicht daran bei den ordnungshütern zu bleiben. Sie sucht und findet Philipp Winter erneut. Einige Tage verbringen die beiden weiterhin mit der Suche. Inzwischen liest Winter auch in der Zeitung von dem verschwundenen Mädchen. Doch er meldet sich nicht. Am Ende findet die Polizei wowohl die Muter von Alice in München als auch Philipp, der mit seiner Begleiterin die Odyssee ins Ich beenden muss..


ein sehr anspruchsvoller und ruhiger Fill. Man muss sich auf die langsame, etwas meditative Machart einlassen können. Jim Jarmush hat sich sicherlich an dieser Machart orientiert. Die Subtile Beziehung zweier Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters wird in einer Geschichte mit viel Bewegung erzählt. Man fährt im Flugzeug, im Auto, in der Schwebebahn, man schwimmt im See, man färht im Boot. Immer auf der Suche nach einem Ziel. Aber es ist sehr schnell erkennbar, dass es den beiden darauf ankommt die zeit miteinander zu verbringen. Das Ziel existiert also nicht wirklich. Realitäten werden so eingefangen, aber im gleichen Moment in Frage gestellt. Dies verleiht dem Film eine besondere Charakteristik. Dabei legte der deutsche Regisseur mit dem Weltklasseruf vor allem Wert auf die Ausgestaltung seiner atmosphärisch wirkenden Bilder. So bleibt beispielsweise der Junge neben der Jukebox in bleibender Erinnerung, der zu den Takten von "A horse with no name" von America mit den Füßen wippt.


Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Der Stellvertreter

























Regie: Costa Gavras

Amen...

Diesen Kurt Gerstein, Obersturmführer und Hygienefachmann der Waffen-SS, aus dem Costa-Gavras Film "Der Stelllvertreter" gab es wirklich. Ansonsen basiert die deutsch-französische Coproduktion aus dem Jahr 2002 auf dem gleichnamigen 1963 entstandenen Doku-Schauspiel von Ralf Hochhuth.  Ansonsten sind etliche Figuren des Stücks fiktiv. Gerstein steigt als Hygienespezialist bei der SS sehr schnell die Karriereleiter hoch. In den Vernichtungslagern Belzec und Treblinka wird er 1942 Augenzeuge des probeweisen Einsatzes von Motorabgasen bei massenorden. Ebenso hatte er Kentniss von der späteren Verwendung des Zyklon B als Alternative für die Massenvernichtung. Kurz nach Kriegsende legte er seine Erkenntnisse in der französischen Gefangenschaft schriftlich nieder. Sein Bericht war auch relevant für den Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsvebrecher. Der Bericht belegte die hohen Liefermengen des Blausäure-Gases nach Ausschwitz. Seine Person wurde erst 20 Jahre nach dem Krieg rehabilitiert, gilt aber nach wie vor in der Geschichtswissenschaft umstritten. Für die einen ist er immer noch der Mittäter, der sein immenses Fachwissen zur Verbesserung von Massenmordmethoden zur Verfügung stellen und sich versuchte nachdem der Krieg schon verloren war als Widerstandskämpfer darzustellen. Andere sehen in ihm diesen gläubigen Christen, der erkennen musste, dass das Vaterland Unrecht beging und heimlich versuchte Informationen über das NS-Unrecht zu erlangen und es an weitere Stellen im Ausland weiterzugeben. Costa Gavras Film beginnt etwas holprig und hüpft schnell in der Zeitgeschichte während des 3. Reichs umher. In der Anfangsszene erschießt sich der jüdische Stefan Lux (Ovidiu Concea) aus Verzweiflung im Plenarsaal des Genfer Völkerbundes, um auf die Verfolgung der Juden in Nazideutschland aufmerksam zu machen. Dann folgt eine Szene über den Abtransport von geistig Behinderten aus einem Heim, geleitet wird die Aktion von einem SS-Arzt (Ulrich Mühe). Die geistig Behinderten werden heimlich vergast. Unter den Opfern ist die kleine Nichte des SS-Obersturmführers Gerstein (Ulrich Tukur). Zu dieser Zeit bleibt der Protest der katholischen Kirche bei der Führungsriege der Nazis nicht ungehört, das Euthanasie Programm wird merklich eingeschränkt. Gerstein selbst ist der Hygienespezialist für die richtige Verwendung großer Mengen von Blausäure und wird von der SS protegiert. Er macht Bekanntschaft mit dem einflussreichen SS-Arzt, der auch für die Euthanasie der behinderten Kinder zuständig war. Und lernt die Gaskammern des Regimes kennen. Er ist entsetzt und bereits auf der Rückreise nach Deutschland kontaktiert er den Sekretär der schwedischen Botschaft Baron von Otter (Justus von Dohnanji). Auch versucht er Pastor Dibelius (Günther Maria Halmer) als Vertreter der Kirche zu überzeugen, der bereits erfolgreich den Euthanasie Protest begleitete. Man glaubt ihm nicht. Auch nicht der Nuntius. Mehr noch: Man hat das Gefühl, dass sich die katholischen Christen nicht berufen sehen sich für jüdische Menschen einzusetzen. Man ignoriert Gersteins Beschreibungen. Lediglich von dem jungen Sekretär des Nunzius, Riccardo Fontana (Matthieu Kassowitz) kommt weitere Hilfe. Dieser hat einen Vater im Vatikan, der großen Einfluss auf den heiligen Vater Papst Pius XII (Marcel Iures). Wird der heilige Vater, der Stellvertreter von Jesus Christus, durch einen Protest die Vernichtsmachinerie stoppen können ?


Der düstere Film gibt Aufschluß und befasst sich mit einem unrühmlichen Kapitel der Kirche in diesen Zeiten. Eine bittere Geschichtstunde über die vergeblichen Versuche eines SS-Mannes die katholische Kirche durch ein zeichen des Papstes zum offenen Widerstand gegen Massenvernichtung zu bewegen. Ein starkes Thema, zumal der Protagonist auf beiden Seiten operiert. Zum einen ist er der regimetreue Täter selbst, andererseits ist er so angewidert und entsetzt, dass er heimlich sich dagegen versucht aufzulehnen und aktiv für seine Opfer Risiken eingeht. Der Film braucht ein bissel zeit, um in Fahrt zu kommen - aber dank sehr guter Darsteller wie Ulrich Tukur, Matthieu Kassovitz und der leider viel zu früh verstorbene charismatischen Ulrich Mühe tragen den Film. In Frankreich kam der Film besser an als in Deutschland. Er beschehrte den machern bei der Cesar Verleihung 2003 immerhin sieben Nominierungen.Am Abend der Verleihung musste man sich aber durch den dominierenden Polanski Film "Der Pianist" geschlagen geben.  Für das beste Drehbuch erhielt Costa Gavras zusammen mit Mitschreiber Jean-Claude Grumberg immerhin die begehrte Auszeichnung.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Samstag, 14. März 2015

A most wanted man




















Regie: Anton Corbijn

Marionetten...

"A most wanted Man" von Anton Corbijn ist ein spannender und hochintelligenter Spionagethriller mit perfektem zeitgemäßen Bezug. Da der Film der Charakterzeichnung den Vorzug vor der "Action" gibt, steht in der Machart den großen Klassikern dieses Genres sehr nahe. Vor allem die großartige Darstellerleistung des leider viel zu früh verstorbenen Philip Seymour Hoffman ruft echte Begeisterung hervor. Nie war er besser als dieser manchmal nicht durchschaubare, aber dennoch aufrechte, gebrochene deutsche Nachrichtendienstler Günther Bachmann. Lediglich im grandiosen Sidney Lumet Alterswerk "Before the Devil knows you´re dead" konnte er mich ähnlich überzeugen. Er hätte für diesen Film auch eine Oscarnominierung als bester Darsteller verdient. Im Genre des Spionage- und Verschwörungsthrillers gabs in den letzten Jahren wenig ebenbürtige Filme, daher befindet sich "A most wanted Man" auf Augenhöhe mit Tomas Alfredssons "Dame, König, As, Spion" oder gar Polanskis "Ghostwriter".  Darüberhinaus ist dem Regisseur auch ein extrem interessanter "Hamburg" Film gelungen, denn die Handlung spielt basierend auf dem gleichnamigen Roman von John Le Carre in der Hansestadt: Von St. Pauli bis zur City Nord zeigt Corbijn eine Stadt, die unverkennbar Hamburg ist - und doch nichts mit üblichen Postkartenansichten gemein hat. Hier, zwischen trotzigen Waschbetonburgen und alten Patrizierwohnungen, protzigen Hafenfrontneubauten und verwinkelten Kiezhöhlen spielt sich im Verborgenen eine Story von Liebe, Verrat, Macht und dem modernen Anti-Terror-Krieg statt. Hamburg ist das Tor zur Welt und Große Freiheit. Dorthin verschlägt es den muslimischen Tschetschenen Issa Karpov (Grigori Eduardowitsch Dobrygin) nach der Flucht aus russischen und türkischen Gefängnissen. Er ist ein illegal Einreisender und ist auf der Suche nach dem Bankier Tommy Brue (Willem Dafoe).  Es  braucht aber nur die Aufnahme von einer der vielen öffentlichen Überwachungskameras, und der Mann taucht im Fahndungsraster der deutschen Sicherheitsbehörden auf. Somit steht er sofort im Visier der geheimen Antiterror-Einheit unter der Leitung von Günther Bachmann (Philip Seymour Hoffman), der noch an einem weiteren Fall arbeitet. Der muslimische Gelehrte Faisal Abdullah (Homayoun Ershadi) könnte hinter seiner wohltätigen Fassade auch ein Finanzier des Terrors sein. Bachmann hat viele Kontakte und Informanten (u.a. Medhi Debhi), die für ihn heimlich arbeiten. Zu Bachmanns Gruppe gehören auch Erna (Nina Hoss) und Max (Daniel Brühl). Issa selbst ist ein undurchsichtiger Mann, der sich jederzeit von der potentiellen zur akuten Bedrohung wandeln kann. Deshalb schalten sich auch die Amis in der Person der CIA-Residentin Martha Sullivan (Robin Wright) ein, auch Dieter Mohr (Rainer Bock) vom Verfassungsschutz übt Druck aus, da Berlin die Festnahme schnell und zügig über die Bühne bringen will. Doch Bachmann kann überzeugen, dass man mit einer unauffälligen Beobachtung des undurchsichtigen Issa vielleicht an größere Drahzieher des Terrors herankommen könnte. Er bekommt 72 Stunden Zeit. Inzwischen hat Issa Unterstützung durch die hübsche Anwältin Annabel Richter (Rachel McAdams) gefunden, die sich der Flüchtlingshilfe engagiert. Sie soll ein Treffen zwischen Issa und dem Banker möglich machen. Inmitten des langsam einsetzenden konkurrierenden Machtpoker der Geheimdienste  versucht Bachmann eine sehr riskante Mission...


am Ende bestätigt sich das Mißtrauen, dass man gegen diesen willkürlich agierenden Überwachungsapparten hegt. Sie arbeiten nicht miteinander, sondern verfolgen egoistisch eigene Ziele und Interessen. Obwohl der Strippenzieher Bachmann versucht im chronisch falschen Spiel das Richtige zu tun und sich eine gewisse Menschlichkeit bewahrt hat, wird auch er zum Spielball seiner Konkurrenten.  Denn die Amis und auch die deutsche Regierung in Berlin haben eigene Interessen. Überhaupt liefert die Hansemetropole die stimmigen und atmosphärischen Bilder, die die Geschichte braucht. Wie bereits in Corbijns 2010 entstandenen "The American" schrieb wieder Herbert Grönemeyer die Filmmusik für "A most wanted man". Er tritt sogar in einer Nebenrolle auf.



Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Riot Club

























Regie: Lone Scherfig

Uns gehört die Zukunft...

Die dänische Filmemacherin Lone Scherfig ist die Großnichte des bekannten Autors Hans Scherfig. Sie studierte Filmwissenschaft an der Universität von Kopenhagen sowie Regie an der Dänischen Filmhochschule. Seitdem arbeitete sie als Autorin und Regisseurin für den Film, die Bühne sowie Radio und Fernsehen. Bereits mit ihrem ersten Spielfim "Die Geburtstagsreise" wurde man auf sie auch international aufmerksam..
Es folgte "Mama klaut" und mit der romantischen Komödie "Italienisch für Anfänger" gelang ihr endgültig der Durchbruch. Der Film, gedreht nach den Dogma Regeln von 1995 wurde zum Kinohit und erhielt sogar den Silbernen Bären der Filmfestspiele vonBerlin.
Seitdem muß man ihr ein starkes Interesse für Filme bescheinigen, die in England spielen. Die 2002 entstandene Tragikomödie "Wilbur wants to kill himself" handelte von einem egozentrischen Einzelgänger in Glasgow, Schottland. "An Education", ihr Durchbruch bei den Academy Awards, führte den Zuschauer ins London der Swinging 60s und erzählte von den Nöten der 16jährigen Jenny, die von den Eltern angehalten wird in Oxford zu studieren, aber eine Liason mit dem Lebemann David beginnt. Zwei Jahre später inszenierte sie nach der gleichnamigen Vorlage des Bestseller-Autors David Nichols "Zwei an einem Tag" - eine romantische Liebesgeschichte zweier junger Menschen, die sich bei ihrer Examensfeier in Edinburgh kennenlernen.
Auch in "The Riot Club" bleibt Lone Scherfig in Großbritannien und führt uns zur kommenden Elite der Gesellschaft. Zumindest glauben dies die derzeit leider nur 8 Mitglieder des Riot Clubs. Ein Geheimclub einiger schnöseliger Oxford-Studenten und es ist sehr schwer in diese exklusive Studentenverbindung zu kommen, die bekannt für ihre harsche Aufnahmeregeln ist. Ihre jungen Mitglieder sind Verwöhnt, reich, sexy und verdorben und wollen es auch sein. Ihre Maxime lautet, dass man sich mit dem Geld alles kaufen kann. Kommt zwar alles noch vom üppigen Geldbeutel der vermögenden Eltern, aber bald wird man selbst zu den Topverdienern gehören und damit auch die Dekadenz dieser Oberschicht noch stärker ausleben können. Das Interesse des Riot Clubs fokusiert sich vor allem auf die beiden Neuankömmlinge und Oberschichtssprösslinge auf dem Campus: Der eher liberale Miles Richards (Max Irons) und der frustrierte Soziopath Alistair Ryle (Sam Clafin), die beide aufgrund der Zugehörigkeit zur britischen Upper Class und ihrer Herkunft aus steinreichen und adligen Familien perfekt in den Club passen würden, der sowieso historisch verbürgt 10 Mitglieder haben muss.
Nach dem wilden Aufnahmeritual, wo sie ein Getränk mit Maden, Zigarettenkippen und Spucke sowie ein mit Urin gefülltes Kondom austrinken müsssen, bevor der Riot Club (Freddie Fox, Olly Alexander, Douglas Booth, , Sam Reid, Ben Schnetzer, Matthew Beard, Jack Farthing, Josh O 'Connor) das Studentenzimmer verwüstet, geht der Wahnsinn auch schon in die nächste Runde: Das alljährliche ausschweifende Dinner steht an. Da sie in der Stadt überall schon Hausverbot haben, wird ausserhalb von Oxford ein separater Raum eines Pubs angemietet. Mit ihren altertümlichen Uniformen - dunkelblauer Frack mit Satinrevers, Weste, Messingknöpfe, Fliege - wirken sie zwar auf den ersten Eindruck harmlos bis albern. Aber durch den exzessiven Alkoholkonsum während des dekadenten Essens wird die Stimmung merklich aufgeladen und als die Prostituierte Charlie (Natalie Dormer) die 10 Herren nicht unter dem Tisch oral bedienen will, kippt die Atmosphäre noch mehr. Hinzu kommt die Eifersucht von Alistair auf den beliebteren Miles. Mittels Handy schreibt er Miles Freundin Lauren (Holiday Grainger) eine SMS sie solle doch noch vorbeikommen. Als sie auftaucht eskaliert die Situation. Frust und Aggression wird dann am Besitzer und Wirt des Pubs (Tony Way) ausgelassen...


 
 "Riot Club" ist ein ziemlich spannender Ausflug ins Reich junger Soziopathen, die den Klassenkampf wieder aufleben lassen.
Bis heute sagt man ihnen nach, dass sie das politische Leben Englands bestimmen:  Diese Mitglieder von Dining Clubs. Sie kommen aus reichem Hause und werden Karriere machen. Dazwischen feiern sie Orgien und üben Gewalt aus. Sie sind sozusagen die Elite der Hooligans. Die Söhne aus gutem Haus, die jetzt schon gesicherte Topkarrieren im Bankenwesen, in den rennomiertesten Anwaltskanzleien sicher haben. Und einige davon in die Politik gehen werden. "Auf dem College können wir uns das letzte Mal unbeobachtet austoben" sagt einer aus dem Riot Club - die Verfilmung des Theaterstücks "Posh" von Lauren Wade bietet der dänischen Regisseurin die Gelegenheit den Geldadel als moralisch verkommen und als verschworene Gemeinschaft darzustellen. Aber immerhin bietet die Geschichte mit dem jungen Miles, der sich in ein Mädchen aus "niedrigerem Stand" verliebt, eine Identitfikationsfigur an. Vielleicht hätte der so schon gute und beeindruckende Film sogar noch besser funktioniert ohne diesen positiven Part.  Lone Scherfig hat perfekt inszeniert: Die Geschichte, die zwar ein bisschen braucht, um in Fahrt zu kommen - steigert sich immer mehr und besitzt irgendwann ein echte Sogwirkung. Manche Zuschauer kritisierten zwar, dass es zu wenige Zwischentöne und Nuancen gäbe, zu eindeutig wollen Scherfig und Wade ihre Botschaft von der verkommenen Oberschicht in die Köpfe der Zuschauer hämmern. Mag sein, aber so unglaublich die Geschichte auch anmutet: Es gibt diese Clubs wirklich und der real existierende Bullingdon Club, dem auch prominente Namen wie David Cameron oder Boris Johnson angehörten, ist immer mal wieder für ähnliche Eskapaden berüchtigt. Lob auch für die glaubwürdigen Jungschauspieler, allen voran Max Irons und Sam Clafin als Konkurrenten.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Der Richter




Regie: David Dobkin

Richter/Anwalt...Vater/Sohn...

David Dobkins Gerichtsfilm "Der Richter" lebt vor allem durch die zwei bestens aufgelegten Hauptdarsteller Robert Downey jr, und Robert Duvall, die mit ihrem Vater-Sohn Konflikt die anfängliche Tendenz für einen Justizthriller in ein Familiendrama münden lassen. Dabei erhielt Altstar Robert Duvall sogar eine der begehrten Oscarnominierungen als Bester Nebendarsteller.  Er spielt im Film einen schon sehr betagten aber immer noch allmächtigen Richter einer Kleinstadt, der inzwischen von starken Gedächtnislücken geplagt wird. Sein Sohn ist der renommierte Staranwalt Hank Palmer (Robert Downey jr.), der das Provinzleben schon lange Jahre hinter sich gelassen hat und sich in der Großstadt erfolgreich einrichten konnte. Doch so sehr der berufliche Erfolg vorhanden ist - Palmer ist privat alles andere als glücklich. Seine Frau hat eine Affäre, man will sich trennen und streitet sich inzwischen schon um das Sorgerecht für die kleine Tochter. Seine Kollegen bei Gericht kennen seine Rafinesse und fürchten den mit allen Wassern gewaschenen Anwalt. Als seine Mutter stirbt, muss er zur Beerdigung zurück nach Carlinville, Illinois, obwohl seit Jahren kein Kontakt zu den Eltern und seinen beiden Brüdern Glen (Vincent D´Onofrio) und Dale (Jeremy Strong) vorhanden war. Den übermächtigen Vater (Robert Duvall) nennen alle drei Söhne noch ehrfurchsvoll "Richter" oder "Sir" - besonders Harry hat in der Jugend darunter sehr gelitten. Was für einen Kurzbesuch gedacht ist, muss aber verlängert werden. Denn am Abend nach der Beerdigung wird ein kürzlich freigelassener Straftäter überfahren. Sehr schnell ist klar, dass es sich bei dem Fahrzeug um das Auto des Richters handelt, der mit seinem Wagen noch zum Supermarkt fuhr. Aber er kann sich nicht daran erinnern einen Unfall gehabt zu haben. Trotzdem ist der Verdacht bald begründet, denn ein Motiv lässt sich erahnen. Der Richter selbst sieht keinen Grund zur Sorge, denn er vertraut auf das Gesetz und das Recht und niemand kann einen unschuldigen Mann verurteilen, daher wehrt er sich gegen die Einmischung seines Sohnes Hank und engagiert ein echtes Greenhorn von Anwalt (Dax Shepard) für seine Verteidigung. Doch es wird brenzlig. Staatsanwalt Dwight Dickham (Billy Bob Thornton) kann sogar eine Mordanklage durchdrücken und nun bleibt dem Vater nichts anderes übrig als sich vom Sohn helfen zu lassen. Dieser hat nebenbei noch ein Wiedersehen mit seiner ehemaligen Flamme Samantha (Vera Farmiga) und deren Tochter (Leighton Meester)...

Obwohl die Geschichte eigentlich gar nicht spannend und recht vorhersehbar daherkommt, schaffen es die Schauspieler, dass der Film nie langweilig wird. Robert Downey jr. darf seine Rolle des Iron Man Tony Stark beibehalten und vor allem am Anfang das arrogante A...loch raushängen. Die Figur bekommt aber im Laufe der Geschichte auch sensible Facetten, der gewiefte Yuppie trägt eine Maske, hinter der er sich versteckt. Er spielt genauso stark auf wie der inzwischen 84jährige Robert Duvall, der noch einmal sein ganzes schauspielerisches Können zeigt - wenngleich die Figuren sogar stellenweise etwas klischeebeladen sind. Trotz vieler Vorzüge war es vielleicht ein Nachteil einen potentiell sehr starken Gerichtsthriller zugunsten des Aufdeckens verborgener Familiengeheimnisse. Es schwankt zwischen berührend und rührselig. Die Kameraarbeit des Könners Janusz Kaminski (Schindlers Liste, Schmetterling und Taucherglocke) fügt sogar eine epische Note hinzu. Im Genre des Gerichtsfilms orientiert sich "Der Richter - Recht oder Ehre" nicht nur an den Klassikern der Gattung wie "Anatomie eines Mordes" - man fühlt sich vor allem erinnert an die kommerziellen Grisham-Verfilmungen aud der Kinoära Mitte der 90er wie "Die Firma", "Der Klient" oder "Die Jury". Einige Nebenstränge wären vielleicht gar nicht so notwendig gewesen, aber die lange Laufzeit von 141 Minuten suggeriert dem Zuschauer ja schon die Absage an Oberflächlichkeiten und die Hinwendung einer anspruchsvollen, ausufernden Geschichte mit vielen Erzähl- und Deutungsebenen. Was sich ja dann auch erfahrungsgemäß immer schon günstig auf die Oscar-Nominierungen auswirken konnte.


Bewertung: 6,5 von 10 Punkten. 

Northmen - A Viking Saga

























Regie: Claudio Fäh

Odyssee durch Schottland...

"Northmen - A viking Saga", der neue Film des schweizer Regisseurs Claudio Fäh ist ein Coproduktion aus der Schweiz, Deutschland und Südafrika. Mit sehr guten Landschaftsbildern wird versucht das Genre des Wikingerfilms zu beleben und in die Fußstapfen der Klassiker "Die Wikinger" von Richard Fleischer oder "Raubzug der Wikinger" von Jack Cardiff zu treten. Immer wieder gabs in der jüngeren Zeit Versuche an die alten Erfolge anzuknüpfen, dabei waren sehr gelungene Filme wie "Der 13. Krieger" von John McTiernan und Michael Crichton sowie "Walhalla Rising", das spröde Meisterwerk des Dänen Michael Minding Refn. Es gab aber auch Beispiele für weniger gelungene Werke. Der deutsche Marcus Nispel scheiterte mit seinem Remake zu "Pathfinder" und auch Robert Zemeckis Motion Capture Variante "Die Legende von Beowulf" erhielt eher gemische Kritiken. Mit "Outlander" bereicherte man das Genre sogar noch mit einer Science Fiction Variante in der Form das ein Raumschiff im Jahr 709 n.Chr.  in Norwegen landet.
Fähs Film bietet eigentlich alles was das Genre so braucht: Harte muskulöse Männer, Klirrende Schwerter und eingeschlagene Schädel. Auch der raue Wind einer feindlich wirkenden Landschaft ist gegeben, als eine Gruppe von ausgestoßenen Wikingern nach einem Schiffbruch auf schottischem Boden landen. Was soviel heißt wie Feindesland und es braucht nur die Besteigung eines steilen Berges, der da am Ufer steht und schon ist man auch in Kampfhandlungen verstrickt.
Anführer ist der junge Asbjörn (Tom Hopper), der seine Männer u.a. Björn (James Norton), Querkopf Jorund (Leo Gregory), Thorald (Ken Dukken) sicher durchs Feindesland ins Wikingergebiet Danelag bringen soll. Wobei man ja eigentlich ganz andere Pläne hatte. Ein Raubzug im Kloster Lindisfarne war geplant. Immerhin gesellt sich nach den Kampfhandlungen die hübsche Ingehan (Charlie Murphy) , die Tochter des schottischen Königs Dunchaid (Danny Keogh) zur Gruppe dazu. Ausserdem bekommen die mutigen Wikinger einen christlichen Mönch (Ryan kwanten) als Kampfverstärkung an die Seite gestellt. Brauchen sie auch. Denn der König will das Lösegeld, dass die Nordmänner für die schöne Tochter fordern, überhaupt nicht bezahlen. Stattdessen schickt er sein berüchtiges "Wolfsrudel" los, eine brutale und berüchtigte Söldnereinheit mit den Anführern Hjorr (Ed Skrein) und Bovan (Anatole Taubman). Die Jäger heften sich natürlich gleich an die Fersen der Wikinger, der Kampf ist eröffnet und dauert natürlich bis zum Schluß des Films...

 der leider wenig Neues bietet und sattsam bekanntes zwar in unterhaltsamer, aber doch altmodischer Manier abfilmt. Dabei lässt leider die Figurenzeichnung sehr zu wünschen übrig. Eine markantere Zeichnung der Protagonisten hätte dem Film sicherlich gut getan und ihn etwas wuchtiger und düsterer machen können. So bleiben leider die üblichen Klischeefiguren, die sich durch einen mittelalterlichen (die Story spielt im Jahr 873 nach Christus) Abenteuerpark "historisches Schottland" kämpfen müssen. Auch die Bösen sind etwas zu böse geraten - Ed Skrein verfällt manchmal in ein Overacting, was aber am Drehbuch liegt. Er muss den bösen Mann immer einen Ticken zu in jeder Szene hervorheben. Als Gegenpart setzt der schweizer Action-Regisseur auf den blonden, gutaussehenden Tom Hopper, der allerdings nicht viel sagen muss - nur tapfer kämpfen, die holde Begleiterin etwas anhimmeln und wenn es sein muss für Ehre und Mut zu sterben, so wie es Wikinger eben tun. Schade, da wäre sicherlich mehr drin gewesen. Immerhin kreierte Kameramann Lorenzo Senatore ganz stimmige Bilder. Aber eine richtige Spannung kommt leider nie auf.


Bewertung: 4,5 von 10 Punkten.