Samstag, 31. Dezember 2022

Elvis


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Baz Luhrman

King of RocknRoll...

Filmbiographien über berühmte Musiker sind inzwischen fester Bestandteil des heutigen Kinogeschehens. In den 90ern schaffte es der Film über Tina Turner "Whats love got to do with it" zwei Oscarnominierungen (Angela Bassett und Laurence Fishburne) zu erhalten. Auch "Ray" von Taylor Hackford war enorm erfolgreich und Jamie Foxx, der Ray Charles spielte, wurde mit einem Oscar als bester Darsteller belohnt. Vorläufiger Höhepunkt dieses Genres wurde die "Bohemian Rhapsody" von Bryan Singer. Der Film über das bewegte Leben des "Queen" Frontman Freddie Mercury spielte beinahe eine Milliarde US-Dollar ein. Vier Oscars gabs dafür und auch der Hauptdarsteller Rami Malek durfte sich über einen gewonnenen Academy Award freuen. Es folgten "Rocketman" (die Elton John Story mit einem überzeugenden Taron Egerton in der Hauptrolle), "Respect" (Jennifer Hudson als Aretha Franklich), "Judy" (Renee Zellweger als Judy Garland) oder "The United States vs. Billie Holiday" (mit Andra Day spielt die Jazz-Ikone). Alle diese Filme fanden ein Publikum und 2022 traute sich der australische Regisseur Baz Luhrmann zu, die Geschichte des "King of RocknRoll" zu verfilmen. 
Nach seinen Erfolgen wie "Strictly Ballroom", "Moulin Rouge" oder "Romeo und Julia" gelang im damit ein großes Kino-Comeback.
Elvis Aaron Presley (8. Januar 1935 in Tupelo, Mississippi, gestorben am 16. August 1977 in Memphis,Tennessee) ist sicherlich der wichtigste Vertreter der Rock- und Popkultur des 20. Jahrhunderts. Insgesamt verkaufte der aus finanziell ärmlichen Verhältnisse stammende Künstler wahrscheinlich über eine Milliarde verkaufter Tonträger. Da können nur wenige andere Künstler (The Beatles oder Michael Jackson) mithalten.
Seine Karriere beginnt 1954 als einer der ersten Musiker des Rockabilly. Diese Stilrichtung war eine Fusion zwischen der "weißen" Country Music und dem "schwarzen" Rhythm and Blues". Seine Leidenschaft für die Musik begann in den Gottesdiensten, die seine Nachbarn (die meisten waren dunkelhäutig) in den Zelten zur Ehre Gottes veranstalteten. Bei dieser begeisterten Musik war Elvis als Junge (Clayton Jay) in seinem Element.
Luhrmans Film beginnt im Jahr 1997, also 20 Jahre nach dem Tod des Kings und wird von seinem ehemaligen Manager, Colonel Tom Parker (Tom Hanks, kaum wiederzuerkennen) in Rückblenden erzählt. Parker war lange Zeit regelrecht spielsüchtig. Dieses zweifelhafte Hobby hat ihn mittellos gemacht und das ganze Vermögen, dass er mit Elvis verdiente (es gab eine 50:50 Abmachung zwischen Star und Manager) war zu dieser Zeit aufgebraucht. Colonel Parker war Zeit seines Lebens ein sehr umstrittener Manager. Man warf ihm später vor, dass er am Tod von Elvis sicherlich eine gewisse Mitschuld trug, denn er war es, der den Star immer wieder mit lukrativen Angeboten auf die Bühne lockte, obwohl Elvis ab irgendeinem Punkt sicherlich mit diesem Leben überfordert war. Um diese Krisen zu überwinden, bekam er Medikamente, die ihn gegebenenfalls auch wieder aufputschen sollten.
Parker arbeitete zuerst auf dem Rummelplatz und wurde dann der Manager von Countrystar Hank Snow (David Wenham). Elvis ist mehr und mehr fasziniert von der afroamerikanischen Musik in der Beale Street von Memphis. Dort hat Elvis auch seine ersten Auftritte und als Parker den Jungen auf der Bühne sieht, wie er singt (3 Oktaven) und tanzt, erkennt er sofort das Potential. Die Eltern von Elvis (Richard Roxburgh und Helen Thomson) sind natürlich stolz auf ihren Jungen, denn vor allem die Mädchen im Publikum neigen bei Elvis Auftritten zur Hysterie. Der Hüftschwung wirkt besonders erotisch und damit macht sich der junge Sänger nicht nur Fans und Freunde. Auch seine Nähe zur schwarzen Musik wird ihm in der damaligen Zeit von konservativen Kreisen mehr als übel genommen. Doch der Colonel glaubt an seinen Jungen und der kometenhafte Aufstieg ist vorprogrammiert....






Als Freundin und spätere Ehefrau Priscilla ist Olivia de Jonge zu sehen. Austin Butler als Elvis ist eine Wucht und seine Darstellung hat zweifelsohne großes Oscar-Potential. Die Songs von Elvis sind geschickt in die Handlung eingebaut. Austin Butler singt dabei die Songs des jungen Elvis Presley. Bei seinen späteren Erfolgen wie "Suspicioous Minds" oder "In the Ghetto" wurde jedoch die Originalstimme verwendet. Der Zuschauer bemerkt den Wechsel nicht, so gut sind die neuen Aufnahmen geworden. Sehr gut herausgearbeitet wurden die gesellschaftlichen Umbrüche, die sich in den 50er Jahren langsam anbahnten und mit welchem Druck gegen diese neuen Strömungen vorgegangen wurde. So stellte man die Auftritte des Sängers als obszön und pervers dar und man drohte gar mit Gefängnis. Mit 286 Millionen Dollar war "Elvis" auch in den Kinos ein Hit.








 Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Donnerstag, 29. Dezember 2022

Hair


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Milos Forman

Let the sunshine in..

Mit seinem Hollywood-Debüt "Einer flog übers Kuckucksnest" gelang dem tschechoslowakischen Regisseur Milos Forman ein großes Meisterwerk. Der Nachfolgefilm "Hair" hatte es jedoch sehr viel schwieriger. Das Musical selbst wurde 1967 am Broadway uraufgeführt, Formans Verfilmung wurde zwölf Jahre später realisiert. Musical und Film spiegeln die Beobachtungen dieser Zeit wider, die Hippie Kultur und den traditionellen Gegenentwurf sowie die sexuelle Revolution der späten 60er Jahre. Mehrere der Songs wurden zu Hymnen der Friedensbewegung gegen den Vietnamkrieg und wurden auch zu Hits in den Charts. Dabei stieß der Inhalt sofort auf Kontroversen, die den Konsum illegaler Drogen, das Ausleben der Sexualität sowie die Respektlosigkeit gegenüber amerikanischer Werte, zeigten. Im Genre des Musicals betrat "Hair" auch Neuland, zumal erstmalig die Musik sehr rocklastig war. Weitere Klassiker wie "Tommy" oder "Jesus Christ Superstar" folgten ein paar Jahre später. Claude Hooper Bukowski (John Savage) aus Oklahoma verabschiedet sich von seinem Dad, weil die Army ihm die Einberufung geschickt hat. Er fährt mit dem Bus nach Nwe York und hat noch ein bisschen Zeit die Stadt zu erkunden. Der Junge vom Land ist ein aufrechter Amerikaner und ist erstaunt wieviele Hippies sich im Central Park aufhalten. So auch George Berger (Treat Williams) mit seinen Leuten Lafayette (Dorse Wright), Woof (Don Dacus) und der schwangeren Jeannie (Annie Golden). Die vier Jugendlichen leben irgendwie in den Tag hinein und die Jungs schlafen abwechselnd mit dem Mädchen. Ausserdem sind sie dafür den Wehrdienst zu verweigern. Eine andere Welt verkörpert Sheila Franklin (Beverly D´Angelo), ein Mädchen aus reichem Hause, dass gemeinsam mit ihren Freundinnen auf Pferden durch den Park reitet. Claude sieht Sheila und verliebt sich in die hübsche junge Frau. An diesem Abend lädt Berger Claude ein Marihuana mitzurauchen. Claude gefällt dieses lockere Leben ohne Verpflichtungen, doch er weiß, dass es bald ernst wird und er sicherlich nach Vietnam muss. Am nächsten Morgen findet Berger einen Zeitungsausschnitt, dort ist das Mädchen abgebildet, dass gestern durch den Park ritt. Sie wohnt wohl in Short Hills, New Jersey - also in einer Gegend, wo vor allem gut betuchte Familien wohnen. Berger schlägt vor, Sheila einen Besuch abzustatten, damit Claude sie noch einmal sehen kann. Dort ist gerade eine ausgewählte Dinnerparty im Gange und die Hippies inklusive Claude fallen sofort als ungebetene Gäste ohne Einladung auf. Sheila selbst findet das Auftauchen der Gruppe eher amüsant, zumal die starre Umgebung der Gesellschaft durch die Hippies aufgelockert wird. Das Ende vom Lied: Die Polizei wird gerufen, durch Bergers wilde Tanzeinlage auf dem Tisch geht einiges an wertvollem Geschirr kaputt und die Fünf landen vorübergehend im Knast. Als sie wieder frei kommen, besuchen sie eine Friedenskundgebung im Park, wo Claude zum ersten Mal LSD nimmt. Und es gibt auch auch Wiedersehen mit Sheila...






Hippies, die in New York City ein Bohème-Leben führen und gegen die Einberufung in den Vietnamkrieg kämpfen. Sie  kämpfen darum, ihr junges Leben, ihre Liebe und die sexuelle Revolution mit ihrer Rebellion gegen den Krieg und ihre konservativen Eltern und die Gesellschaft in Einklang zu bringen. Schließlich muss Claude, die Hauptfigur des Films, sich entscheiden, ob er sich wie seine Freunde der Einberufung entziehen oder in Vietnam dienen will. Das Musical setzt auch immer wieder gekonnte Widerhaken in das scheinbar perfekte Dasein als Hippie. Lafayettes Frau (Cheryl Barnes) erscheint mit ihrem Kind und bittet ihren Mann wieder Verantwortung für seine Familie aufzunehmen. Dazu singt sie den Song "Easy to be hard" - eine der schönsten Lieder des Muscials. Genauso stark sind songs wie "Aquarius" gesungen von Renn Woods oder "Let the sun shine in", "Good morning star shine", "Hair", "I got live", "Walking in space" oder "Black Boys/White Boys"...viele Szenen sind ihrer damaligen Zeit weit voraus und erteilen alten Werten eine Absage. Am Ende steht ein Opfer, dass in den Tod mündet. "Hair" ist auch als Film eine gekonnte Anklage gegen den Krieg. Mit einem Umsatz von 11 Millionen Dollar wurde an der Kinokasse 38 Millionen Dollar erzielt. Die Kritik war gespalten und die Academy ignorierte den Film ganz. Immerhin gabs zwei Golden Globe Nominierungen (Treat Williams und bester Film Musical/Komödie), auch bein der Cesar Verleihung wurde der Film als bester ausländischer Film nominiert, musste sich aber von Woody Allens "Manhattan" geschlagen geben.






Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

West Side Story (2022)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Steven Spielberg

Die Geschichte von den Jets und den Sharks...

1961 war das romantische Muscialdrama "West Side Story" der erfolgreichste film des Jahres. Er spielte ca. 45 Millionen Dollar ein und bekam 10 Oscars zugesprochen. Heute gehört der Film von Robert Wise und Jerome Robbins zu den unsterblichen Klassikern des US-Kinos und hat einen festen Stammplatz in der All Time Liste des American Film Institutes. Der Film ist perfekt inszeniert und daher fragte man sich warum nach 50 Jahren ein Remake dieses Klassikers gedreht wird. Steven Spielberg hat dieses Risiko einer Neuverfilmung gewagt, obwohl er wusste, dass er die Qualiät des Originals nie toppen kann. Aber ich denke sein Ziel war es mit der neuen Verfilmung eine interessante weitere Variante zu schaffen, die neben dem Original bestehen kann und vielleicht durch die neuen Aspekte auch bei den Skeptikern dieses Reboots auch ein bisschen Begeisterung auslösen zu können. Und ja...dies ist Spielberg durchaus gelungen. Der neue Film wurde von Tony Kushner geschrieben und Spielberg wollte den Stoff für das heutige Publikum etwas modernisieren. Die Geschichte selbst - eine Romeo und Julia Romanze, die im New York der 50er Jahre spielt - wurde nicht verändert. Es wurden lediglich Veränderungen in den Nebenschauplätzen vorgenommen. So hat Spielberg für Rita Moreno, die im Originalfilm die Bernardos Freundin Anita spielte und dafür den Oscar bekam, eigens eine Nebenrolle geschaffen: Sie spielt die alte Valentina, die irgendwie Bindeglied zwischen den verfeindeten Jets (gebürtige Amerikaner aus dem Viertel) und Sharks (Einwanderer aus Puerto Rico) ist. Denn Valentina stammt aus Puerto Rico, hat einen Amerikaner geheiratet und kennt alle Jungs, die sich nun als verfeindete Banden gegenüber stehen, von klein auf. Sie ist es auch, die Anton (Ansel Elgort), den alle Tony nennen und der bis vor kurzem, gemeinsam mit seinem besten Freund Riff (Mike Faist) Anführer der Jets war, Arbeit in ihrem Laden gegeben hat. Doch bei einem Gewaltakt hat er einen der Sharks krankenhausreif geschlagen und musste daher für einige Zeit ins Gefängnis. Nun ist er auf Bewährung frei und tatsächlich hat der Knastaufenthalt den Jungen irgendwie zum Umdenken gebracht. Er distanziert sich von seiner Bande, was Riff sehr enttäuscht. Denn der will unbedingt den ultimativen Entscheidungskampf mit den Sharks, bei denen Bernardo (David Alvarez) das Sagen hat. Immer wieder kommt es zu Straßenkämpfen um die Kontrolle des San Juan Hill in der Upper West Side von Manhattan. Maria (Rachel Zegler), die Schwester von Shark-Anführer Bernardo, ist mit seinem Freund Chino (Josh Andres Rivera) verlobt, sehnt sich aber nach Unabhängigkeit und eigenen Entscheidungen. Bei einem Tanzabend lernen sich Tony und Maria kennen und verlieben sich ineinander. Das verärgert Bernardo, der Riffs Bedingungen für eine Schlägerei zustimmt, wenn Tony daran teilnimmt. Tony bekundet seine Liebe zu Maria, und das Paar trifft sich auf Marias Feuerleiter und verspricht, sich am nächsten Tag wiederzusehen....










Die Songs sind genauso gut wie im Original, da waren Könner am Werk. Auch die Choreographie ist Weltklasse und die Rolle der Anita wird von der großartigen Ariana de Bose gespielt, die es ihrer Vorgängerin Rita Moreno nachmachte und ebenfalls den Oscar sowie den Golden Globe gewinnen konnte. Auch wenn ich Richard Beymer damals gar nicht schlecht fand, begeistert mich Ansel Elgort in der Rolle als Tony viel mehr. Rachel Zegler und Mike Faist sind neue Gesichter im Kino, die überzeugen konnten. Spielbergs Neufassung wurde für 7 Oscars nominiert, darunter auch für den besten Film. Leider floppte das Musical mit einem Einspielergbnis von 75 Millionen Dollar. Dieser Umsatz konnte die hohen Produktionskosten nicht decken.










Bewertung: 9 von 10 Punkten.