Donnerstag, 26. Juni 2014

Dazed and Confused

























Regie: Richard Linklater

Letzter Schultag, 28. Mai 1976....

Der texanische Regisseur Richard Linklater ist hierzulande vor allem durch seine Liebesfilm-Trilogie "Before Sunrise", "Before Sunset" und "Before Midnight" bekannt. In diesen Filmen spielen Ethan Hawke und Julie Delpy das Paar Celine und Jesse, dass sich in Wien kennenlernte, in Paris wiedertraf und irgendwann heirateten. Es scheint ein Faible des Filmemachers zu sein intensiver und langfristiger Beobachter von ganz normalen Menschen zu spielen und auch in seinem neuen Film "Boyhood" bleibt er diesem Motiv treu, denn für diesen Film hat er sich die Mühe gemacht einen Jungen zwölf Jahre lang zu beobachten, von dessen Schulanfang bis zum College-Eintritt. Der Mann hat Interesse an seinem Gegenüber oder an den Beziehungen zu den Menschen untereinander. Selbst sein 1993 entstandener "Dazed and Confused" Teeniefilm ist von diesem Etikett geprägt, denn was sich da scheinbar als Abfeiern des letzten Schultags, genauer gesagt am 28. Mai 1976 in Austin, Texas abspielt, ist in Wirklichkeit eine überaus kluge Reflektion der amerikanischen Kultur. Ein Retrofilm, aber scheinbar fängt er den Geist dieser Zeit phänomenal gut ein und dies brachte ihm auch stellenweise enorm gute Kritiken ein. Diesem guten Urteil kann ich mich nur anschliessen, dieser Film gehört für mich zu den besten Coming of Age Filmen überhaupt, getarnt als sinnfreie Teenieklamotte. Es ist kein Tag wie jeder andere, dieser 28. Mai 1976 - an der Lee High School steppt der Bär, denn an diesem letzten Schultag werden dei Seniors (die Abschlussklässler) eine besonders fiese Form des traditionellen Initiatonsrituals ausleben: Das "Hazing" für die neu ankommenden Hochschüler, genannt Freshman, hat es in sich, hier wird von neuen Mädels Unterwürfigkeit und Erniedrigung verlangt, die Jungs werden von den Größeren richtig gejagt und mittels eines Paddels der Hintern versohlt. Mutige Eltern verteidigen ihre Kids dann schon mal mit der Knarre - ok, wir sind ja auch in Texas. Und dort soll an der Highschool Ordnung herrschen und vor allem keine Drogen vorkommen. Daher gibt der Coach des American Football Teams auch jedem seiner Spieler eine Drogen-Verzichts- Erklärung in die Hand, die er unterschreiben soll. Doch so einfach ist das Leisten dieser Unterschrift für Quarterbeck Randal Floyd (Jason London), von allen Pink genannt, nun auch wieder nicht. Denn er soll auch von seinen neuen Freunden, allesamt Kiffer, Abstand nehmen und Floyd tut sich schwer mit diesem Gedanken. Ganz besonders gejagt wird an diesem Tag der Frischling Mitch Kramer (Wiley Wiggins), aber nur weil seine naive ältere Schwester die älteren Jungs wie Fred O'Bannon (Ben Affleck) darum gebeten hat den kleinen Bruder besonders zu verschonen. Dumm gelaufen, jetzt kriegt er Dresche...


Gerade diese beiden Darsteller Jason London und Wiley Wiggins imponieren sehr stark in ihren Rollen und wirken völlig authentisch. Darüberhinaus gibts auch Milla Jovovich, Matthew McConaughy. Rory Cochrane, Cole Hauser, Adam Goldberg, Anthony Rapp oder Parker Posey in weiteren Rollen zu sehen. Der Film wirkt als würde jemand die Jugendlichen an diesem Tag als Kameramann begleiten und einfach ohne große Zielsetzung filmen was er sieht. Dies gibt dem Film eine sehr starke Kraft, die melancholische Note zwischen Jugend und Erwachsenwerden ist ständig spürbar, auch wenn sie niemals angedeutet wird. Es ist vielleicht dieser Schwerpunkt auf den Augenblick, der andeutet, dass der Weg in die Zukunft ungewiss ist und die Jugendlichen ihn alleine bestreiten müssen. Lebenswege...und keiner weiß in diesem Moment, wohin die Reise wirklich geht. Sehr schön herausgearbeitet auch die Entscheidung, die Pink dann für sich trifft.


Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Jedem seine Nacht

























Regie: Jean-Marc Barr

Lucies Suche nach der Wahrheit...

Jean Marc Barr wurde bekannt durch seine Hauptrolle in Luc Bessons Unterwasser-Drama "Im Rausch der Tiefe". Lars von Trier riet dem Franzosen, der im deutschen Bitburg geboren wurde, selbst in Regiefach zu wechseln. Seine Arbeiten wie "Lovers" oder "Frankreich privat - Die sexuellen Geheimnisse einer Familie" sind weniger bekannt. In den 2006 inzenierten "Jedem seine Nacht" greift er ein Verbrechen auf, dass sich tatsächlich so in Frankreich vor einigen Jahren ereignet hat. Dabei geht es vor allem um die Geschwister Lucie (Lizzie Brochere) und Pierre (Arthur Dupont), beide sehr gutaussehend und sexuell immer aktiv. Ihre Partner finden Lucie und der bisexuelle Pierre, der auch ein intimes Verhältnis mit seiner Schwester pflegt,  unter anderem auch in der Band von Pierre, zu der  Nicolas (Guillaume Bache), Sebastien (Pierre Pernier) und Baptiste (Nicolas Nollet) gehören. Lucie mag alle Jungs, doch ihren Bruder, der nebenbei noch auf den Strich geht, vergöttert sie. Eines Tages verschwindet Pierre aber spurlos und man muss befürchten, dass der junge Beau Opfer eines Verbrechens wurde. Um auf dem Laufenden zu bleiben, schliesst Lucie sogar Freundschaft mit dem ermittelnden Beamten Damien (Matthieu Boujenah). Der Schock folgt: Eine Leiche wird in einem Waldstück gefunden. Offenbar wurde er von einem oder mehreren Tätern zu Tode geprügelt. Wurde Pierre Opfer von schwulenfeindlichen Skinheads ?


 Wer bei "Jedem seine Nacht" einen handfesten Thriller erwartet, der wird sicherlich gänzlich enttäuscht sein. Denn es passiert nicht viel und Jean Marc-Barr lääst sich extrem viel Zeit und Ruhe die Geschichte so zu erzählen, dass sie immer etwas eigenartig und mysteriös bleibt - selbst die Aufklärung ergibt viele Fragen und vieleicht nur vage Antworten nach dem Warum. Barr setzt vor allem seine jungen, lebens- und liebeshungrigen Protagonisten optisch attraktiv in Szene, die Darsteller sind auch allesamt sehr gutaussehnd. Die inzestuöse Beziehung, die immer wieder in unerwarteten Zärtlichkeiten aufflackert, ist dabei das Herzstück des stillen Films, der ein bissel mit dem kleinen Meisterwerk des Queer Cinema "Der Fremde am See" von Alan Guiraudi, erreicht aber nicht dessen Geschlossenheit und emotionale Brisanz. Die Clique wird als völlig frei geschildert, unabhängig von Moralvorstellungen oder Einschränkungen von Seiten der Gesellschaft - vielleicht muss in dieser gewählten Freiheit eine Antwort gesucht werden.


Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Ghettogangz - Die Hölle von Paris

























Regie: Pierre Morel

B 13....

Produziert von Luc Besson präsentiert sich "Ghettogangz - Die Hölle von Paris" als Achterbahnfahrt durch den 13. District von Paris, der Film von Pierre Morel (96 Hours) heißt im Original denn auch "Banlieu 13" und skizziert ein in naher Zukunft stattfindendes Szenario in der Seine-Metropole. Die Regierung wird mit der sich dort abspielenden Kriminalität nicht mehr Meister und zieht kurzerhand eine Mauer hoch um die berüchtigte Vorstadt vom Rest zu trennen. Das hört sich sehr stark nach Carpenters großartigem 80er Jahre Klassiker "Die Klapperschlange" an, ist aber ganz anders aufgemacht und reicht an das Vorbild leider nicht heran. Vermutlich liegt es daran, dass der Regisseur den Stoff ziemlich cool und locker präsentiert, aber für dieses dystopische Szenario braucht es für mich die extrem düstere Note und die fehlt in dem Actionstreifen mit ner Menge Ballerei und Martial-Arts-Szenen völlig. Im Gegenteil: Die "Ghettogangz" machen keine Furcht, man amüsiert sich höchstens an diesen Gangstern, die das Viertel regieren. Sie sind dargestellt wie in einem Comic und mittendrin hat Morel mit seinen beiden Hauptdarstellern David Belle und Cyrill Raffaeli ein "Buddy Movie" französischer Prägung entstehen lassen. Leito den Kleingangster mit akrobatisch grandiosen Fähigkeiten und der verdeckt arbeitende Undercoverbulle Damiel, sein Darsteller Raffaeli wirkt dabei wie die französische Ausgabe von Vin Diesel. Soweit so gut...die Story selbst muss sich den Actionszenen unterordnen, so ist sie reichlich absurd. Aber ebenfalls angelehnt an das Carpenter-Vorbild, denn die beiden ungleichen Typen müssen für die Regierung in das gefährliche Viertel, das von dem fiesen Gangster Taha (Bibi Naceri, der hemmungslos Overacting betreiben muss) kontrolliert hat. Dieser Mann hat auch Leitos Schwester Lola (Dani Verrisimo) gefangen genommen und hat sie mit Heroin gefügig gemacht. Ein Grund für Leito, sich dem Auftrag des Staates anzuschliessen, wobei er viel weniger an der Entschärfung einer Bombe interessiert ist, die in die Hände der Gang gelangte und die eine Gefahr für den ganzen Distrikt darstellt, denn sie soll in 24 Stunden hochgehen...

das hört sich ziemlich temporeich an und das ist es auch. Gut gemacht ist die Optik des Films, da kann man nicht meckern. Pierre Morels Regiearbeiten zeichnen sich vor allem durch schnelle, aber sauber ineinander übergleitende Schnitte und eine sehr stilisierte, sich daran fügende Kameraarbeit aus, die im Besonderen durch kalte Farben und Bewegung lebt.
Die Geschichte ist auch sehr kurzweilig und unterhaltsam, verpasst aber durch seine Domianz von waghalsigen Stunts eine gewisse Tiefe, die Geschichte selbst bleibt dabei durchgehend flach und uninteressant. 

Bewertung: 5,5 von 10 Punkten.

Mittwoch, 25. Juni 2014

Fack ju, Göthe
















Regie: Bora Daktekin

Krasse Pauker, krasse Penne...

7 Millionen Kinozuschauer und damit zum erfolgreichsten Film des letztes Jahres: Dier Rede ist von Bora Daktekins "Fack ju Göthe" und der Sehsucht des Zuschauern auf ein Wiedersehen mit den 60er Kloppern wie "Pepe der Paukerschreck" oder "Wir haun die Pauker in die Pfanne" - Hansi Kraus Filme, die damals die Kinokassen klingeln liessen. Möglicherweise liegt der Erfolg dieses Genres auch am Prototyp, dem Pfeiffer mit 3 f und damit bestem deutschen Schulfilm überhaupt, Heinz Rühmanns unvergesslicher Klassiker "Die Feuerzangenbowle" - zwischen diesem UFA-Klassiker aus dem Jahr 1944 und dem Film mit der absichtlichen Falschschreibung aus dem Jahr 2013 liegt ein falscher Lehrer namens Peter Alexander, der Conny Froboess liebt oder Walter Giller, der in einem Remake Uschi Glas kennenlernt, aber auch Roy Blacks "Immer Ärger mit den Paukern", ganz zu schweigen von diversen Fliegenden Klassenzimmern. Apropos Uschi Glas...sie scheint das Bindeglied dieser Filme zu sein, denn sie verschönert auch "Fack ju Göthe" im wahrsten Sinne des Wortes, ihre beiden kleinen Auftritte im Film zählen zu den witzigsten Szenen des Werks. Leider ist der Film extrem albern und völlig überzogen. Und dies betrifft nicht nur die Story, sondern auch die Figuren...sei es Katja Riemann als resolutes Alphatier-Direktorin, vor allem aber Karolöine Herfurth als Lisi Schnabelstedt (wer erfindet diese Namen ?) Etwas dezenter ist da schon der Hauptdarsteller Elyas M. Barek als Gangster Zeki Müller, der wie viele Paukerfilm-Helden vorher die Schule in geheimer Mission und unter falscher Identität besucht. Er, der Gangster, gibt sich als Lehrer aus, sucht aber die Beute, die bei einem Bankraub gestohlen wurde. Nur dumm, dass jetzt dort wo das Diebesgut vergraben wurde eine Turnhalle des renommierten Goethe Gymnasiums, drauf erbaut wurde. Der kriminelle Zeki bewirbt sich daher als Hausmeister, wird aber aufgrund eines Mssverständnisses als Aushilfslehrer engagiert. Ein Job, gerade zu wie geschaffen für den Gangta, denn er spricht die Sprache der schwer erziehbaren Lümmeln von der ersten bis zur letzten Bank (darunter Jella Haase und Max von der Groeben, Sohnemann der bekannten RTL-Nachrichtensprecherin). Während zuerst mal die überkorrekte Lissi die Klasse zähmen soll, aber grandios scheitert, gräbt Zeki nachts im Keller der Schule an einem Tunnel. In der Zwischenzeit gelingt es aber dem neuen Pauker den Respekt der Klasse zu gewinnen - mit zugegenermassen etwas unorthoxen, politisch unkorrekten Methoden). Das Happyend naht: Gute Noten für die doofen Schüler, ein gefälschtes Abiturzeugin für Zeki, was will man mehr...

trotz eingier witziger Momente ist das Vergnügen nicht ganz so perfekt, wie die Zuschauerzahlen es vermuten lassen. Der zweite Teil mti gleicher Besetzung ist schon fest in Planung. Die Handlung ist natürlich sehr vorhersehbar und funktioniert aber immerhin als Hommage auf die Vorbilder der Vergangenheit, denn die waren fast ohne Ausnahme genauso bescheuert. Ein gewisser Kultverdacht ist allerdings nicht unwahrscheinlich.


Bewertung: 5 von 10 Punkten. 

Feuchtgebiete





















Regie: David Wnendt

Helens Welt...

Während sein 2011 gedrehter Film "Kriegerin" ein ausserordentlicher Kritikerliebling wurde und mehrere Filmpreise erringen konnte, ist David Wnendts neuer Film "Feuchtgebiete" so ganz anders gelagert. Eine Million deutsche Zuschauer wollten die Verfilmung des Skandalromans von Charlotte Roche im Kino sehen, zu einem Skandal - wie es das Buch schaffte - kam es aber nicht. Gut so, denn so skandaläs ist die Geschichte ja auch nicht, selbst wenn einige zartbesaitete Zuschauer den Film sogar ins Horrorgenre einordnen. Schuld daran ist vielleicht der Sitz von Helen (Carla Juni) auf der ekligen öffentlichen Damentoilette. Damit überrundet sie vielleicht sogar das bislang ekligste Toilettenbild der Filmgeschichte aus Danny Boyles "Trainspotting" - als Renton in die dreckigste Toilette Schottlands abtaucht. Unschön vielleicht auch der Tamponwechsel mit der besten Freundin Corinna (Marlen Kruse) . Die Hauptfigur Helen hat es nicht so mit der körperlichen Hygiene - aber auch hier könnte sie stellvertretend für viele Pubertierende stehen, die langsam den eigenen Körper und den Körper des Gegenüber erkunden, aber vor lauter Chaos noch nicht ganz mit dieser Expedition klarkommen. Helen ist ansonsten sehr sympathisch und gibt "Ficken" als größtes Hobby an, doch jetzt hat das Mädel, dass ihre geschiedenen Eltern (Meret Becker, Axel Milberg) wieder zusammenbringen will, ein pathologisches Problem in Form einer schmerzenden Analfissur und sie wird ins Krankenhaus eingeliefert. Dort lernt sie den arroganten Chefarzt Professor Dr. Notz (Edgar Selge) kennen, aber auch den süßen Krankenpfleger Robin (Christoph Letkowski), der von der spontanen, unverkrampften Art seiner jungen Patientin ganz angetan scheint

...ich finde der Film ist sogar besser als sein Ruf. Immerhin unterhält er ganz gut in seiner Respektlosigkeit und er wirkt auch so ziemlich unverkrampft, was man nicht unbedingt von den meisten deutschen Komödien behaupten kann. Trotz der klenen ekligen Skandälchen rund um die Geschichte, erzählt David F. Wnendt auch eine sympathische Liebesgeschichte, die ziemlich unkonventionell abläuft und man sich mit der Protagonistin schnell anfreundet, die sich mitunter mit Gemüse befriedigt und schon von Kindesbeinen an Hämorrhoiden leidet. Der Grund ist ihre entwaffnende Ehrlichkeit. Im Grunde ist "Feuchtgebiete" ein recht netter deutscher Coming of Sex Sex-Horrorfilm.

Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Der Medicus



















Regie: Philipp Stölzl

Die Geschichte des Rob Cole...

"Der Medicus" ist ein weltberühmter Roman von Noah Gordon und wurde 2013 von Philipp Stölzl inszeniert. Stölzl wurde bekannt durch "Nordwand" und war bereits mit "Goethe" erfolgreich im Köstüm - und Historienfilm-Genre tätig. "Der Medicus" dürfte allerdings sein bis dato ehrgeizigstes Projekt gewesen sein, denn nur selten traut sich Deutschland an solche großen Blockbusterstoffe mit geschichtlichem Inhalt. Obwohl es doch schon oft gut funktioniert hat, wie man mit "Der Name der Rose" (Jean Jacques Annaud) "Das Parfum" (Tom Tykwer), "Krabat (Marco Kreuzpaintner) oder "Die Päpstin  (Sönke Wortman) sehen konnte. Und auch "Der Medicus" darf als gelungen bezeichnet werden - man kann 150 lange Minuten ins frühe Mittelalter eintauchen, genauer gesagt ins England des 11. Jahrhundert - eine dunkle Zeit, ein düsteres Zeitalter in dem die Kirche jeglichen Anflug von Wissenschaft ins Reich der schwarze Magie verdammte und es ausserordentlich schwierig war Wissen zu erlangen und beizubehalten. Die einzige medizinische Grundversorgung leistete der umherziehende Bader, er versorgte die Wehwehchen der einfachen Bevölkerung. Nicht selten war bei seinem Behandlungen auch schon der Pfarrer zugegen, der vorher prophylaktisch dem Patienten die letzte Ölung zukommen ließ. In dieser Zeit lebt der kleine Rob Cole (Adam Thomas Wright), der hilflos mitansehen muss, wie seine geliebte Mutter an der Seitenkrankheit (dh. Appendizitits, die Entzündung des Wurmfortsatzes des Biinddarms) erkrankt und stirbt. Dieses Schlüsselerlebnis erwirkt bei dem Jungen den Wunsch die Krankheiten zu studieren, um so den Menschen zu helfen. Es kommt ihm zugute, dass er nach dem Tod der Mutter bei einem Bader (Stellan Skarsgaard) aufgenommen wird und mit ihm auf Wanderschaft zieht. Er eignet sich dabei ein Wissen an. Rob Cole hat aber auch selbst eine aussergewöhnlliche Gabe, denn er kann fühlen, ob jemand krank ist und bald stirbt.  Neben den üblichen Taschenspielertricks des umherfahrenden Baders lernt er immer besser die Grundlagen der mittelalterlichen Medizin  kennen, den Aderlass oder das Ziehen der Zähne. Als der Bader erblindet suchen die beiden einen jüdischen Medicus auf, der mittels einer Operation das Auge wieder vollständig heilt. Ausserdem erfährt er dort von dem berühmten Mediziner Ibn Sina (Ben Kingsley), der im fernen Persien Medizin lehrt. Immer mehr erwacht in Rob, der inzwischen zum jungen Mann herangereift ist, der Wunsch dem großen Vorbild zu begegnen und bei ihm zu studieren. Doch Istafhan ist weit und Christen werden dort getötet. so gibt sich Rob als Jude aus und schliesst sich als Jesse Ben Benjamin einer Karawane an, bei der auch die schöne Rebecca (Emma Rigby) mitreist...


In Deutschland wurde "Der Medicus" ein sehr erfolgreicher Kinofilm mit ca. 3,5 Millionen Zuschauern. Hagen Bogdanski war für die erlesene kameraarbeit verantwortlich. Neben tollen landschaftsaufnahmen sorgt die prächtige Ausstattung für ein optisch erlesenes Mittelalterepos mit viel Gefühl. In atmosphärisch bestechenden Bildern lässt er die archaische Lebenswirklichkeit und den starken Glauben des dunklen Mittelalters lebendig werden. Mit Ben Kingsley und Stellan Skaarsgaard gibts zwei schauspielerische Hochkaräter, vor denen sich Neuling Tom Payne als Hauptfigur aber nicht verstecken muss. Er macht seine Sache ausserordentlich gut, spielt sehr glaubwürdig und vielleicht war es sogar ein Vorteil ein ganz frisches, unverbrauchtes Gesicht für den Hauptpart auszuwählen.



Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Mud

























Regie: Jeff Nichols

Sensibler, starker Junge...

Jeff Nichols imponierte vor einigen Monaten bereits mit seinem apokalyptischen "Take Shelter" und auch sein neuer Film "Mud" ist durchweg geglückt. Vor allem ist es auch ein Schauspielerfilm und wenn man die Besetzungsliste ansieht, den aktuellen Oscar-Gewinner Matthew McConaughey in der Hauptrolle darin findet, dann könnte man auf die Idee kommen, dass dieser hier extrem groß aufspielt. Doch Star des Films ist der 18jährige Tye Sheridan, der bereits in Malicks "Tree of Life" mitspielte und hier in der Rolle des Heranwachsenden Elis brilliert. Der Jungdarsteller trägt den ganzen Film mühelos im Alleingang. Ausserordentlich schön an diesem US-Independent Film ist die Kameraarbeit von Adam Stone, der die Schönheit der Südstaaten  hervorragend einfängt. Im Grunde ist "Mud" eine Coming of Age Geschichte vpn zwei 14jährigen Jungs aus dem kleinen Kaff De Wit in Arkansas. Ellis (Tye Sheridan) und Neckbone (Jacob Lofland), die hier ihre Jugend verbringen. Elis will sich im Leben durchboxen. leidet aber enorm darunter, dass sich seine Eltern nicht mehr verstehen. Gemeinsam streifen sie mit ihrem Boot  durch den Arkansas River und steuern öfters eine kleine Insel an. Dort entdecken sie ein Boot, dass hoch in einem Baum steckt. Sie sehen den Fund spontan als ihr Eigentum an, doch ein Fremder, der ihnen dort auf der Insel begegnet erhebt ebenfalls Besitzansprüche. Dieser Mud (Matthew McConaughy) versteckt sich dort und behauptet ganz in der Nähe aufgewachsen zu sein. Da er hungrig ist, bittet er die Jungs ihm Nahrung zu bringen. Für diesen Deal verspricht er ihnen das Boot im Baum. Besonders Elis sucht die Nähe des Fremden, er erfährt, dass dieser dort im Versteck auf seine Freundin Juniper (Reese Witherspoon) wartet. Er selbst hat den Nebenbuhler aus einer Nothilfe heraus, getötet und wird nun von der Polizei als Mörder gesucht. Im Laufe der Geschichte fällt auch dem Nachbarn Tom (Sam Shepard) eine Schlüsselrolle zu und Mud wird nicht nur von der Polizei sondern auch von Kopfgeldjägern von King Carver (Joe Don Baker) gejagt. Und Juniper spielt eine sehr unduchsichtige Rolle


...ein letztes Bild von der Mündung des Arkansas River in den Mississippi und ein atmosphärischer wie melancholischer Film geht zu Ende. Dabei legte der Regisseur sehr großen Wert darauf den Jugendlichen Elis zu skizzieren, seine Stärken und Schwächen und seine langsamen Gehversuche in Richtung Erwachsen sein. Dabei gelingt es dem Filmemacher eindrücklich schon den Mann im Kind zu zeigen - eine stimmungsvolle Spiegelung mit dem Flüchtigen Mud, dem fremden Mann, in dem immer noch ein Kind steckt und der nie so recht erwachsen werden wollte. In diesem Spannungsfeld der beiden Hauptcharaktere, die sich zwar sehr anziehen, aber auch gänzlich verschieden sind, überzeugt der Film auf ganzer Linie. Er zeigt auch, dass es im Leben nicht nur schwarz-weiß, sondern ganz viele Schattierungen gibt. Dies ein Lernprozess für den jungen Elis. Verglichen mit seinem vorigen Film "Take Shelter" erkennt man auch schon eine gewisse individuelle Handschrift, Jeff Daniels hat ein Faible für aussergewöhnliche Protagonisten und vermittelt mit seinen Bildern einen Einblick ins ländliche Amerika.


Bewertung: 9 von 10 Punkten.

47 Ronin

























Regie: Carl Erik Rinsch

Der Racheplan der Ronin...

Wenn ein Samurai seinen Herrn verliert, dann wird er zum Ronin. Die Geschichte der 47 Ronin ist eine uralte Sage aus Japan und steht für die bedingungslose Treue der Samurai, denn diese Männer rächten im Jahr 1701 den Tod ihres Herrn. Carl Erik Rinsch hat diese Überlieferung, die zu den Nationalmythen von Japan gehören, ein weiteres Mal verfilmt. Bereits 1962 verfilmte Hiroshi Inagaki die gleiche Geschichte. Mit dem Remake wurde aber auch gleichzeitig viel Zugeständnis an das westliche Publikum gemacht, aus der Sage entstand ein knallig buntes Fantasy-Abenteuer mit Monstern, Hexen, Zombie-Boys und mittendrin Keanu Reeves als Held und Halbblut Kai. Dieser wächst bei Geisterwesen auf, flieht aber von dort und wird am Hofe des Fürsten Asano (Min Tanaka) aufgenommen. Aufgrund seiner zwielichtigen Herkunft wird der Junge wie ein Ausgestoßener behandelt, doch er geniesst den Segen und den Schutz des Fürsten. Als Handlanger für die Samurai, die von Kuranosuke Oishi (Hiroyuki Sanada) angeführt werden, erkennt man aber seine Qualität als Krieger.  Auch Asano Mika (Ko Shibasaki) sieht dies und verliebt sich in den jungen Mann. Als jedoch eines Tages der böse Fürst Kira (Tadanobu Asano) als Gast am Hofe von Asano weilt, wird mit Hilfe der Hexe Mizuki (Rinko Kichuchi) eine hinterhältige Verschwörung eingefädelt mit dem Ziel Asano zu stürzen. Dies gelingt mit Gift, die dem Fürst verarbreicht wird und bei ihm zu Halluzinationen führt. Durch die Bilder im Kopf greift er Kira an. Obweohl die Verletzung minimal ist, muss Gemäss des Gesetzes Asano nun Seppuku begehen, da der Angriff auf einen Hofbeamten des Shogunats als Straftat angesehen wird, auf die die Todesstrafe steht. Nach des rituellen Selbstmords werden die Güter und Ländereien eingezogen, Asanos Samurai werden verbannt. Doch der Gedanke der Rache treibt nicht nur die Ronin, sondern auch Kai...


wer jetzt natürlich einen eher authentischen Historienfilm erwartet, der wird zwangsläufig enttäuscht sein. Ebenso fehlt die Faszination der Samurai Filme, die der Meisterregisseur Kurosawa in seine Geschichten um die heldenhaften Krieger im alten Japan legte. Als Fantasyabenteuer mit gutem Unterhaltungsfilm funktioniert der Film allerdings gut, es gibt eine Menge Schauwerte, die für gutes Filmvergnüngen sorgen. Trotz einer gewissen glatten Machart tauchen immer wieder düstere Komponenten auf, die gut zum optisch gelungenen Setting des Films passen. Fazit: Nettes, spannendes Abenteuerkino ohne großen Tiefgang.



Bewertung: 7 von 10 Punkten.