Samstag, 11. Mai 2013

The Bang Bang Club



Regie: Steven Silver

Die Macht des Bildes...

"The Bang Bang Club" - so nennen sich die Fotografen Fotografen Kevin Carter (Taylor Kitsch) João Silva (Neels van Jaasrveld und Ken Oosterbroek (Frank Rautenbach) , die zwischen 1990 und 1994 in  Südafrika in der Spätphase der Apartheit als Pressefotografen unterwegs sind. Durch ein sehr gutes Bild, das sofort veröffentlicht wird, gesellt sich der junge Greg Marinovich (Ryan Phillippe) dazu.
Zwei Mitglieder gewannen sogar den begehrten Pulitzer-Preis für ihre Fotografien: Marinovich gewann im Jahr 1991 für seine Berichterstattung von der Tötung von Lindsaye Tshabalala im Jahr 1990. Tshabalala wurde der Spionage verdächtigt und durch Unterstützer der African National Congress verbrannt. Das Foto, das Marinovich schoß, zeigte einen Mann, der auf den ohnehin schon brennenden Tshabalala mit einer Machete einschlug.
Kevin Carter gewann den Pulitzer etwas später für sein Foto eines Geiers, der ein hungerndes Kind im Südlichen Sudan beobachtet. 
Alle vier Männer fotografieren unter Einsatz ihres Lebens. Greg geht ein Verhältnis mit der Journalistin Robin Comley (Malin Akerman) ein...
 


Der Film schildert vor allem die Jahre in Südafrika und zeigt in einem Krisengebiet sehr eindrücklich die Rolle der Presse und der Medien. Die sind extrem fanatisch dabei, möglichst effektives Fotomaterial zu bekommen. Jedes Mittel ist da manchmal Recht. Regisseur Steven Silver zeigt die vier vom Bang Bang Club auch mit ihren moralischen Schwächen. Der Film nimmt die Perspektive des Mannes hinter der Kamera auf. Es gibt beeindruckende Szenen, allerdings ist "Bang Bang Club" nicht ganz so rund. Es fehlt dem Film ein bisschen die markante Stärke und eine dramaturgische Geschlossenheit. Zu sehr plätschert die Geschichte so vor sich hin.
 

Bewertung: 6 von 10 Punkten.

The Blind Man



Regie: Xavier Palud

Blinder Vollstrecker...

Horrorfreunde werden mit dem Namen Xavier Palud sicherlich etwas anfangen können, denn mit Regiepartner David Moreau gelang im 2006 mit "Them" ein richtig guter Genrevertreter. Dementsprechend hoch waren dann auch meine Erwartungen bei seinem neuen Film,  dem Serienkillerfilm "The Blind Man". Leider kann sein Krimi mit "Them" qualitativ nicht mithalten, zu sehr konstruiert wirkt der Film mit stellenweise harter Gangart. Dabei sieht am Anfang noch alles wie ein Horrorfilm aus, doch die Ermittlungsarbeiten von Kommissar Lasalle (Jacques Gamblin) bei einem Mord an einer vermögenden Anwältin geben bald neue Erkenntnisse. Lasalle ist seit seine Frau verstarb eher weltmüde und geht mit seinen Kollegen ziemlich unfreundlich um. Lasalles Sohn steht auf Männer und kommt ab und an mit seinem neuen Lover zu Besuch. Was bleibt ist der ungeliebte Hund seiner Frau. Schon bald tippt Lasalle aufgrund seines guten Gespürs auf einen Serienkiller, denn er kann als einziger die Verbindung zu einem weiteren Mord herstellen. Lasalle sieht einen Zusammenhang in der opulenten Inszenierung beider Taten. Die Spur führt ihn dann zu einem blinden Klavierstimmer. Aber wie kann ein Blinder wie Narvik (Lambert Wilson) überhaupt Morde begehen ?

Dieser Frage geht der Film nach, dabei verspielt der 2012 entstandene Kriminalfilm immer mal wieder das Prädikat des spannenden Thrillers, weil phasenweise kaum Action geschweige denn echte Spannung aufkommt. Immerhin ist eine gewisse Gemeinsamkeit von Cop und Killer nachzuvollziehen, die beiden liefern sich dann ein Katz- und Mauspiel. Eine Nebenrolle im Geschehen nimmt die Lovestory zwischen lebensmüden, depressiven Cop und seiner Kollegin Heloise (Raphaelle Agogue) ein, die allerdings nicht stark dominiert und daher nur am Rande mitläuft. Leider kein perfekter Paris Thriller. Der Film ist zwar ganz unterhaltsam, aber kommt leider nie aus der Mittelmäßigkeit heraus.
 
Bewertung: 5,5 von 10 Punkten.

Die Zeit nach Mitternacht



Regie: Martin Scorsese

New Yorker Nächte sind lang...

Neben seinen legendären Mafiafilmen "Casino", "Departed" oder "Good Fellas" und weiteren Robert de Niro Klassikern wie "Raging Bull", "Taxi Driver" oder "King of Comedy" hat Martin Scorsese von Zeit zu Zeit immer mal wieder einen Film gemacht, der den einfachen Mann im Hexenkessel New York zeigt. In "Bringing out the Dead" ist es ein Rettungssanitäter, in den 8oern ließ er einen Programmierer zum Held der der New Yorker Nacht weden. Dieser Paul Hackett (Griffin Dunne) ist solo, aber aufgeschlossen und macht in einem Cafe die Bekanntschaft mit der hübschen Marcy (Rosanna Arquette), die ihn dort einfach anquatscht, weil er versonnen in einem Buch von Henry Miller liest. Dann gibts sie ihm noch die Telefonnummer einer Freundin, bei der sie nachher anzutreffen ist. Die beiden verabschieden sich, doch zuhause angekommen ist Paul noch nicht müde. Da war doch diese Nummer und schon wählt er sie. Am Apparat ist die Kiki Bridges (Linda Fiorentino), die ihm Marcy gibt und schon sitzt Paul im Taxi in der Vorfreude, dass heute Nacht noch was in Sachen Sex laufen wird. Doch es ist eine Nacht voller unvorhergesehener Situationen und auch Pannen. Sein 20 Dollar Schein fliegt aus dem Fenster des Taxis, der viel zu schnelle Taxifahrer bekommt das Malheur gar nicht mit. Bei Kiki im Stadtteil Soho angekommen wird das Rendezvous zunehmend zähflüssiger, denn Marcy stellt sich als Problemfrau dar. Paul sucht heimlich das Weite und will die letzte U-Bahn nehmen, doch das Kleingeld reicht nicht. Nun regnet es auch noch in Strömen. Ist es jetzt Glück oder Pech, dass die Bars in dieser Gegend noch geöffnet haben. Er macht Bekanntschaft mit einenm netten Barkeeper (John Heard), einer etwas nymphoman veranlagten Blondine (Teri Garr), der Künstlerin June (Verna Bloom), die im Nachtclub Berlin wohnt sowie einer militanten Bürgerwehr, die einen Einbrecher jagt. Zu dumm, dass unser Paul immer mehr zum Verdächtigen Nr. 1 wird...


Eine sehr amüsante Geschichte hat Martin Scorsese hier realsiert. "Die Zeit nach Mitternacht" ist ein jung gebliebener Zeitgeist-film der 80er, der eine typisch nächtliche Geschichte vom Kennenlernen in einen Alptraum verwandelt. Scorsese macht sich humorvoll über die Tücken der Subkultur her, seine Nacht ist zwar prickelnd - aber überaus anstrengend. Und am Ende wirft die Nacht den Helden aus ihrem mülligen Maul.

Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Black Hawk Down



Regie: Ridley Scott

Operation Gothic Serpent...

Der 2001 entstandene Kriegsfilm "Black Hawk Dawn" von Ridley Scott schildert eindringlich die am 3. und 4. Oktober 1993 stattgefundenen Schlacht von Modadischu. Im April 1992 versuchte die UNO-Mission die Nahrungsversorgung der Bevölkerung in Somalia sicherzustellen, was zu einem Ende des dort herrschenden Bürgerkriegs führen sollte.  Es wurden dort rund 500 pakistanische Soldaten stationiert. Ab August 1992 beteiligte sich das US-Militär an dieser Mission:. Deren Militärflugzeuge brachten Hilfsgüter in das Land und in die Flüchtlingslager in Nordkenia. Ein kleineres Team begann mit der Vorbereitung einer Militäroperation, die die Verteilung der Hilfsgüter schützen und ein Ende des Bürgerkriegs herbeiführen sollte. Ebenfalls im August wurde die UNO-Truppe im Land um 3500 Mann aufgestockt.
Geplant war, dass Mitglieder der amerikanischen Spezialeinheit Delta Force am frühen Nachmittag dieses 3 Oktobers wichtige Berater von Clanchef Aidids oder ihn selbst festzunehmen. Der Clan sollte sich angeblich um 15 Uhr in einem Gebäude nahe einem bekannten Hotel im Bakara-Viertel in Mogadischu zu einem Meeting treffen. Dieses Gebäude sollte nun von den  Männer der Delta Force gestürmt werden, die Einheit sollte aus MH-6 Little Bird Helikoptern direkt am und auf dem Gebäude abgesetzt werden. Der Verantwortliche General William Garrison (Sam Shepard) rechnete mit einem effektiven 30 bis 60 -Minuten Einsatz. Nach der geplanten schnellen Festnahme sollte der Konvoi der Soldaten die Gefangenen zum US-Stützpunkt bringen. Doch es kam ganz anders.  Die Schlacht, die in der westlichen Welt auch unter dem Namen Operation Irene bekannt wurde, forderte den Tod von 18 amerikanischen Soldaten.  Der Versuch den Warlord oder ein paar seiner hochrangingen Anhänger zu fassen, endete so in einer militärischen Katastrophe, bei dem audch zwei amerikanische Helikopter vom Typ Black Hawk abgeschossen wurden...


Ridley Scott schildert die Ereignisse sehr nüchtern und minutiös von der Ausangslage, zum Plan bis zur Ausführung. Diese entstandte Rettungseinheit verirrte sich im Labyrinth der Innenstadt Mogadischus und geriet in den Straßen unter massivem feindlichen Beschuss.  Als Soldaten sind u.a. zu sehen Josh Hartnett als Staff Sergeant Matt Eversman, Ewan McGregor, Eric Bana, Tom Sizemore, Orlando Bloom. William Fichtner und Tom Hardy.
Dabei fühlt man sich in den 143 spannenden Minuten ganz nah am Geschehen, man fühlt beinahe wie die Kugeln dicht am Kopf vorbei fliegt und kann so sehr gut mitfühlen was für ein Horrorszenario die Soldaten dort erlebt haben. Dabei verzichtet Ridley Scott zum Glück auf jeglichen Patriotismus, Man hat ihm zwar vorgeworfen, dass er die Bevölkerung Somalias schemenhafte Figuren ohne individuell menschliche Züge gezeichnet hat. Das sieht zwar so aus, aber der Film schildert ja vor allem aus der Perspektive der amerikanischen Soldaten, die diese Mission zu bewältigen haben. Dementsprechend ist es logisch, wenn die Umgebung feindlich wahrgenommen wird. Eine politsche Position bezieht dieser sehr gut gemachte Kriegs-Actionfilm nicht, er hat das Augenmerk aufs Bild, kreiert von dem polnischen Kameramann Sławomir Idziak aus Polen, der u.a. auch schon für "Drei Farben Blau", "Der Fall Bachmeier" oder "Die Vermessung der Welt" verantwortlich war. Den passenden Soundtrack bastelte Hans Zimmer. "Black Hawk Down" erhielt zwei Oscars für Ton und Schnitt.


Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Jarhead - Willkommen im Dreck



Regie: Sam Mendes

Wüstenschild und Wüstensturm...

"Jarhead" von Sam Mendes erzählt eine Soldatengeschichte, die um 1990, in der Zeit des zweiten Golfkriegs, spielt.  Private Anthony Swofford (Jake Gyllenhaal) hat seinen Thrill-Instruktor Fitch (Scott McDonald) überstande und befindet sich in einem Bootcamp des United States Marine Coprs unter der Leitung von Staff Sergeant Sykes (Jamie Foxx mit einer klasse Darstellerleistung). Dort wird "Swoff", so nennen ihn seine Freunde zum Kundschafter-Scharfschützen ausgebildet. Bevor die Jungs in den Krieg ziehen, ereignet sich bereits während der Ausbildung einer dieser tödlichen Unfälle, weil einer der Rekruten aus Versehen in ein Maschinengewehrfeuer läuft.
Dann gehts auch ab nach Saudi-Arabien, Swoffs Gepäck ein 50 Kg schwerer Rucksack sowie sein M40-Gewehr. Die Einheit haust in einem Camp in der Wüste, es herrscht eine beinahe unerträgliche Hitze, dazu reichlich Wüstensand und immer rechnet man mit den irakischen Truppen. Doch statt Kampfhandlung gibt es lange Wartezeiten, die wie geschaffen sind, dass die Soldaten den Leerlauf mit schwarzem Humor und viel Unsinn kompensieren. Es gibt immer mal wieder Streit, entmutigt werden die Soldaten von den Briefen ihrer Frauen und Freundinnen, die sich aufgrund der langen Trennung bereits anderweitig nach Ersatz im Bett umgeschaut haben.  Als dann der Desert Storm Bodenkrieg dennoch beginnt, wird das meiste an Angriff von den Lufteinsätzen gemeistert. Ein Krieg im klassischen Sinne gibt es nicht. Den Gegner, den sie bekämpfen sollen, gibt es so gut wie nie zu sehen...


Grauenhafteste szene des Films ist der Highway of Death, eine von ausgebombten Autowracks und verkohlten Leichen übersäte Landschaft. Ebenso beeindruckend eine fast schon apocalyptisch wirkende Gegend, wo die Ölquellen brennen und ein Pferd dort umherirrt.
Sam Mendes (Road to Perdition, American Beauty) hat einen sehr eigenartigen Kriegsfilm geschaffen, der eine suggestive Kraft vorweisen kann, der man sich kaum entziehen kann. 
"Jarhead" ist ein üblicher Begriff, den die Marines für sich selbst verwenden.  Das ist eine bildliche Umschreibung ihrer oftmals an den Seiten kahlrasierten Köpfe, die an Schraubgläser erinnern, oft wird dieser Name auch darauf zurückgeführt, dass ihre Köpfe "hohl gemacht" wurden und dann mit jedem beliebigen Inhalt gefüllt werden können wie Einmachgläser.
Dickes Lob auch an Hauptdarsteller Jake Gyllenhaal.


Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Letters from Iwo Jima



Regie: Clint Eastwood

Nie abgeschickte Briefe aus der Vergangenheit...

Eine von Clint Eastwoods überragenden Regiearbeiten ist zweifelsohne "Letters from Iwo Jima" aus dem Jahr 2006, der wie ebenfalls von Eastwood realsiierte "Flag of our fathers" die Ereignisse der historischen Schlacht um Iwojima schildert. Während "Flags of our Fathers" die Ereignisse aus amerikanischer Sicht erzählt, zeigt "Letter from Iwo Jima" die japanische Perspektive.  Eine Gruppe japanischer Wissenschaftler erkundet das weitläufige unterirdische Höhlensystem auf Iwojima, wo im zweiten Weltkrieg die große Schlacht um die Vorherrschaft der Insel stattfand. Dort stoßen sie bei ihren Grabungen auf einen Gegenstand, in diesem Moment ist der Zuschauer dann im Jahr 1944, wo die Japaner sich auf den zu erwartenden Großangriff der US-Truppen vorbereiten. Mit Generalleutnant Tadamichi Kuribayashi (Ken Watanabe) ist ein neuer Kommandeur angekommen. Dieser beginnt sofort mit der Inspektion der Insel, er sieht wie die Soldaten an den Stränden Schützengräben ausheben. Als er zufällig dazukommt wie ein Hauptmann den Soldaten Saigo (Kazunari Ninomiya) mit Pügel bestrafen will schreitet er ein. Dies macht ihn bei den kleinen Soldaten beliebt, aber anderen ranghohen Offizieren wie Konteradmiral Osugi und Generalmajor Hayashi ist er ein Dorn im Auge, denn Kuribayashi will den Gegner nicht am Strand bekämpfen, sondern die Amis ins Innere der Insel vorrücke lassen. Dort soll er aus dem Höhlen der Berge unter Beschuss genommen werden. Ebenfalls unter den Soldaten ist Oberstleutnant Takeichi Nishi (Tsuyoshi Ihara) ein berühmter japanischer Olympiasieger im Springreiten. Die Liebe zu Pferden lässt Nishi und Kurabayashi zu Freunden werden, Ebenfalls stößt der Soldat Shimizu (Ryo Kase) zur Einheit, man munkelt, dass er als ehemaliger Angehöriger der gefürchteten Militärpolizei Kempeitai ein Spitzel für die Obrigkeit sein soll...


Ein Kriegsfilm mit einer zutiefst menschlichen Botschaft, wenn am Ende dort in den Höhlen hunderte von Briefen gefunden werden, die die Soldaten ihren Liebsten daheim geschrieben haben, die aber nie mehr ankamen - genauso wie die Männer selbst, die dort auf dem "Feld der Ehre" ihr Leben liessen. Eastwood reflektiert diese Ehrbegriffe und entlarvt sie am Ende für absurd und unmenschlich. Etwa dann wenn aufgrund der Autorität ein kleiner Hund erschossen werden soll, der Polizist sich aber diesem scheuslichen Befehl widersetzt. Diese Szenerie wiederholt sich gar noch einmal und zwar dann als vom Vorgesetzten der grausame Befehl des kollektiven Selbstmords ergeht. Dies sind Szenen, die den Film sehr aufwühlend und emotional machen. "Letters from Iwo Jima" ist einer der ganz großen Klassikern des kritischen Kriegsfilms.


Bewertung: 10 von 10 Punkten.