Regie: Carlos Saldanha
Der sanfte Stier...
Im spanischen Stierkampf heißt der Kämpfer Torero. Der Kampf selbst findet in einer Stierkampfarena statt, die meisten davon wurden ausschließlich zu diesem Zweck auch erbaut. Bei den über 1.000 Corridas und in der Regel sechs Tieren pro Veranstaltung ist die Jahr der dabei getöteeten Stiere auf ca. 10.000 Tiere zu schätzen. Der blutige Charakter des Stierkampfes, bei dem nur der Torero gewinnen kann, gab es seit jeher, auch in Spanien selbst, Widerstände gegen dieses Spektakel. Immerhin wurde 1991 der Stierkampf auf den Kanaren verboten, es folgen einige Jahre später auch Katalonien und die Balearen. In den oscarpreisgekrönten Jugendfilm "Roter Staub" von Irvin Rapper aus dem Jahr 1954 muss der kleine Leonardo (Michael Ray) mit ansehen, wie sein Freund, der Stier "Gitano" in der Arena um sein Leben kämpft. Da das Tier sich so heldenhaft zeigt, ruft am Ende das Publikum nach seiner Begnadigung. Sicherlich wurde der Drehbuchautor Dalton Trumbo von dem 1936 erschienenen Jugendbuch "The Story of Ferdinand" von Munro Leaf und Robert Lawson inspiriert. Nun wurde basierend auf dieser Geschichte der Animationsfilm "Ferdinand geht Stierisch ab" gedreht, der Regisseur des Films ist Carlos Saldanha, bekannt durch seine "Ice Age" Filme. In Spanien lebt ein Kalb namens Ferdinand mit anderen Stieren in Señor Morenos „Casa del Toro“, wo sie für den Stierkampf ausgebildet werden. Ferdinand ist Pazifist und liebt Blumen; das macht ihn zu einem Außenseiter unter den anderen Kälbern Valiente, Guapo und Bones. Ein Matador kommt und die Väter der Kälber kämpfen darum, ihn zu beeindrucken. Ferdinands Vater wird ausgewählt, also zerquetscht Valiente aus Rache Ferdinands Lieblingsblume. Ferdinands Vater kommt nicht aus der Arena zurück und Ferdinand rennt von der Casa del Toro zu einer Blumenfarm, die Juan und seiner Tochter Nina gehört, die ihn adoptieren, sehr zum Entsetzen ihres Hundes Paco. Viele Jahre später ist Ferdinand zu einem riesigen, aber immer noch sanften Stier herangewachsen. Juan findet, dass Ferdinand zu furchteinflößend aussieht, um ihn wie in den Vorjahren zum jährlichen Blumenfest in Ronda mitzunehmen. Ferdinand folgt ihnen trotzdem, wird jedoch von einer Biene gestochen und gerät in Panik, wobei er versehentlich den Stadtplatz zerstört. Die Tierschutzbeamten halten ihn für gefährlich und nehmen ihn mit, bevor Juan und Nina es erklären können. Die Beamten beschließen, Ferdinand in die Casa del Toro zu bringen, wo er seine alten Schlägertypen Valiente, Bones und Guapo sowie Neuzugänge wie Lupe, eine Ziege, und zwei neue Stiere, Angus und Maquina, trifft. Ferdinand versucht zu fliehen, wird aber von drei deutschen Lipizzanern, Klaus, Greta und Hans aufgehalten. Am nächsten Tag kommt der hochnäsige Matador El Primero, der einen Stier für seinen letzten Stierkampf vor der Pensionierung braucht. Moreno stellt alle Stiere in eine Arena, um sie auszufechten, aber Ferdinand weigert sich, mitzumachen, was eine Kette von Pannen auslöst, als er versucht, Guapo dabei zu helfen, sich von einer durch Lampenfieber verursachten Ohnmacht zu erholen. El Primero gibt Moreno zwei Tage Zeit, um die Stiere in Form zu bringen. Guapo wird zum Schlachthof geschickt, und Valiente informiert einen entsetzten Ferdinand, dass Nichtkämpfer jetzt zu Fleisch werden. In dieser Nacht tröstet Ferdinand Bones, der um Guapo trauert, und gewinnt ihn zu einem Freund. Am nächsten Tag leckt er Angus‘ Haare, damit dieser besser sehen kann, und gewinnt so einen weiteren Freund. Ferdinand, Bones und Angus fordern die Pferde dann zu einem Tanzwettbewerb heraus, und Maquina macht mit und hilft ihnen beim Sieg. Valiente verspottet sie, weil sie eine Bindung zueinander aufbauen und wertvolle Trainingszeit verschwenden, woraufhin die anderen Bullen Ferdinand widerwillig verlassen und zum Training zurückkehren. Mit Hilfe der drei Igelgeschwister Una, Dos und Cuatro versuchen Ferdinand und Lupe durch das Haus zu fliehen. Ferdinand findet in einem Trophäenraum eine Wand aus Hörnern, darunter auch das seines Vaters. Als Ferdinand erkennt, dass Bullen sterben, ob sie ausgewählt werden oder nicht, geht er zurück und warnt die anderen, um ihr Leben zu rennen....
Aber zuerst muss Ferdinand doch noch zum Kampf in die Arena. Der Film wurde von Blue Sky inszeniert und spielte weltweit 296 Millionen Dollar ein. Dabei war er ausserhalb der USA ein größerer Erfolg als im eigenen Land. In Spanien selbst wurde der Film von Stierkampf Befürwortern stark kritisiert. Anders als im Buch verdient Ferdinand aber den Beifall der Arena, weil er nicht kämpft. Das ist doch eine schöne Message, wenn man sie auf den Menschen übertragen kann. Und Stierkämpfe, trotz der jahrhundertealten Tradition, müssten m.E. sofort verboten werden. Der Film selbst punktet mit Charme und liebenswerten Figuren. Dafür gelang es dem Film 2 Golden Globe Nominierungen (Song, Animationsfilm) und eine Oscarnominierung (Animationsfilm) zu bekommen.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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