Freitag, 3. Januar 2014

Oh Boy

























Regie: Jan Ole Gerster

Einfach treiben lassen...

Niko Fischer (Tom Schilling) hängt einfach nur rum und lässt sich treiben vom Motor der Metropole Berlin. Seinen Vater (Ulrich Noethen) hat er verheimlicht, dass er das Jurastudium schon lange geschmissen hat. Wäre ja auch doof, denn dann wären 1.000 Euro elterliche Unsterstützung weg. Doch an diesem Tag wird die Kontokarte eingezogen. Da hilft nur ein Anruf. Ansonsen schaut der Endzwanziger und Tagträumer was die Stadt noch so an Komischem und Tragischem heute zu bieten hat. Ok, zuerst mal zum "Idiotentest", weil auch der Führerschein eingezogen wurde. Hoffentlich sind nicht alle Psychologen so krank wie dieser anmaßende Aggressor (Andreas Schröders). Auf den Misserfolg einen Kaffee, doch der ist in dieser Bar zu teuer. Es geht weiter abhängen mit dem Freund und Schauspieler Matze (Marc Hosemann), so schauen die beiden bei Dreharbeiten zu einem NS-Film zu. Wenig später treffen sie auf Julika (Friederike Kemper)), eine ehemalige Mitschülerin von Niko, die die beiden einlädt zu einer Avantgarde-Theateraufführung, in der sie mitspielt. Bevor die Nacht in Berlin zu Ende geht, kriegt Niko noch eine aufs Maul und landet alleine als einsamer Wolf in einer Bar, dort erzählt ein besoffener Gast (Michael Gwisdek) von seiner Kindheit im dritten Reich. Der Ausklang findet im Krankenhaus statt...

 Jan Ole Gersters "Oh Boy" ist ein sehr schöner Städtefilm. In exzellenten s/w Aufnahmen gelingt dem Kameramann Philipp Kirsamer eine Weltklassearbeit. Die Tragikomödie ist perfekt aufgebaut und hält durchgehend eine schöne, teils unbekümmerte, teils schwermütige Melancholie. Einerseits ist viel Leere vom heutigen Großstadtmenschen eingefangen, aber auch der emotionale Durchbruch, der durch die Menschen erreicht wird, indem sie sich einander flüchtig und dennoch sehr intentiv begegnen und einander wahrnehmen.  Für mich eine der besten deutschen Filme der letzten Jahre, es ist eine Art berliner Variante zu Woody Allens großartigem New York Portrait "Manhattan" geworden. Tom Schilling spielt genial, er wirkt authentisch und bietet viele Identifikationsmöglichkeiten. Im Grunde spielt er so einen Tagträumer von der Art eines Antoine Doinel, der weltbekannten Filmfigur von Francois Truffaut. Und wer weiß: Vielleicht greift Gerster ja die Idee auf in einigen Jahren eine Fortsetzung zu drehen, interessant wäre es auf jeden Fall wie es mit Filmfigur Niko weitergeht. 

Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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