Samstag, 6. September 2014

Der schmale Grat

























Regie: Terrence Malick

Der ewige Kampf...

Es dauerte 20 Jahre bis sich der Kinopoet Terrence Malick wieder ins Filmgeschäft begab und nach "In der Glut des Südens" im Jahr 1998 mit dem Antikriegsfilm "Der schmale Grat" ein genauso bildstarkes und wuchtiges Werk schuf. Es sind auch die ungeheuerlich genialen Kamerapositionen von John Toll (Oscar für "Legenden der Leidenschaft" und "Braveheart), die gleich zu Beginn nicht nur beeindrucken sondern begeistern. Da sieht man ein Krokodil ins Wasser steigen und sofort sind wir auch in einer seltsam friedlichen und schönen Idylle. Eine melanesische Insel  im Südpazifik, dorthin hat es die Privates Witt (Jim Caviezel) und Ash (Thomas Jane) verschlagen. Eine Ruhe vor dem Sturm, die sich die beiden Soldaten gönnten und sich von der Gruppe entfernten. Doch ein Patrouillenboot holt die beiden Gestrandeten wieder auf, Sergeant Welsh (Sean Penn), der vor allem Witt für dessen freien Geist bewundert, macht aber keine Meldung vom unerlaubten Entfernen der Gruppe. Denn Großes soll bevor stehen. In einem Gespräch zwischen dem Bataillonskommandeur Oberstleutnant Tall (Nick Nolte) und seinem Vorgesetzen dem Brigadegeneral Quintard (John Travolta) wird über die bevorstehende Invasion gesprochen.  Es ist August im Jahre 1942.  Die Charllie Kompanie des ersten Bataillons des 27. Infanterieregiments der 25. US-Infanteriedivision landet auf der Solomonen-Insel Guadalcanal im Pazifischen Ozean. Ihr Auftrag lautet sich dort durch den Regenwald durchzukämpfen, um schliesslich die strategisch wichtige Insel den Feinden zu entreissen, die dort einen Luftwaffenstützpunkt auf den Bergen errichtet haben. Sehr schnell bemerkt der gläubige Kompanieführer Staros (Elias Koteas), dass der Befehl des Oberstleutnant Tall, diesen Grat frontal anzugreifen, eine Menge seiner ihm unterstellten Soldaten das Leben kosten wird. Er versucht sich gegen den Befehl zu stellen, als es sehr schnell sehr viele Opfer zu beklagen gibt. Die unblutigere Taktik, aber langfristig genauso erfolgreiche, von den Flanken aus anzugreifen wird von Tall aber nach einer Einschätzung der Lage vor Ort aber abgelehnt. Die Soldaten selbst versuchen alle sehr unterschiedlich mit der Extremsituation umzugehen. Private Jack Bell (Ben Chaplin) denkt an vergangene Tage mit seiner geliebten Frau Marty (Miranda Otto). Witt denkt über den Tod nach und fragt sich, ob er diesen genauso gelassen entgegen treten kann wie damals seine schwer kranke Mutter. Andere wie Sergeant Keck (Woody Harrelson), Second Lieutentant Whytie (Jaret Leto),  Sergeant Storm (John C. Reilly), Sergeant McCron (John Savage), Private Beade (Nick Stahl), Private Doll (Dash Mihok) oder Corporal Five (Adrien Brody) versuchen einen Weg nach oben zu finden. Nach zahlreichen Verlusten kann der japanische Stützpunkt erobert werden. Viele Feinde werden von der C-Kompanie getötet. Tall unterrichtet Staros nach dem Sieg dass er ihn aufgrund seiner angeblich zu weichen Art in die USA versetzen lassen werde und Gaff (John Cusack) neuer Kompanieführer wird. Die Kampfhandlung auf der Insel gehen aber weiter. Witt meldet sich für eine gefährliche Patrouille im Regenwald, zu der auch Corporal Five und Private Cooms (Matt Doran) gehören. Als sie von den Japanern entdeckt werden, geht es wieder einmal um Leben und Tod...




Der Begriff "The Thin Red Line" geht auf den schottischen Widerstand der Highlander gegen eine riesengroße Übermacht zurück. Eine Off Stimme begleitet die einerseits so berauschenden Naturbilder, die aber durch die Kampfhandlungen auf Zerstörungskurs sind. Warum herrscht dieser Krieg im Herzen der Natur ? Warum bekriegt sich die Natur selbst, kämpft das Land gegen die See. Gibt es eine rechnende Kraft in der Natur ? Nicht nur eine Kraft, sondern zwei ?
So stellt Terrence Malick das Verhältnis von Natur und Mensch in den Fokus seiner Geschichte. Auffanllend die extrem meditative Erzählweise, die mich sehr begeistert hat. Immer wieder zeigt er Kontraste...inmitten einer Gefechtsszene beispielsweise zeigt die Kamera einen kleinen Vogel, der aus dem Nest gefallen ist. Oder es wird ein riesiges Krokodil gezeigt, dass von den Männern eingefangen wurde und sich auf dem Lastwagen befindet. Während einer Kampfszene, in der geschossen wird, schlängelt sich plötzlich ganz knapp neben einem Soldaten eine giftige Schlange durch das Gras. Diese Bilder hinterlassen einen bleibenden Eindruck von dessen was der Künstler ausdrücken will. In einer der besten Szenen sieht man die Soldaten zielgerichtet vor der Kampfhandlung den Weg durch den Dschungel in Richtung Berg laufen, es kommt ihnen ein Eingeborener entgegen, der wortlos an ihnen vorbeiläuft. Der krasse Gegensatz zu der Unterschiedlichkeit menschlicher Gesinnung kann kaum deutlicher gemacht werden. Die macht ihn noch besser als Spielbergs wuchtiges, zeitgleich erschienenes Filmwerk "Saving Private Ryan", der zwar auch die Fürchterlichkeit des Krieges einfängt, aber den Krieg letztendlich als diese Notwendigkeit beschreibt, damit Gut über Böse siegt. Mit dieser Art von Heldentum setzt sich Malick nicht auseinander. Er wertet die Geschehnisse nicht übergeordnet geschichtlich ein, sondern zeigt die Momentaufnahme. Und diese ergibt ein eindringliches, erdrückendes Bild über den Lebenskampf im Allgemeinen. "Thin Red Line" ist für mich einer der besten Antikriegsfilme und kommt in meinem Genre-Ranking gleich nach "Apocalypse Now" und "The Deer Hunter". Gratulation an den Filmemacher, der hier wieder ein Filmmeisterwerk abgeliefert hat und auch philosophische und religiöse Inhalte mit einfliessen lässt. Im Grunde geht es um Leben und Tod, Gott, Glaube, Liebe und Existenz.





Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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