Sonntag, 23. November 2014

Der Mittler

























Regie: Joseph Losey

Ein Sommer in Brandham Hall...

Leslie Poles Hartley (Dez. 1895 – Dez. 1972) hat mit "Ein Sommer in Brandham Hall" ein wunderbares Buch über das Erwachsenwerden geschrieben, das von dem großen Filmemacher Joseph Losey unter dem Titel "Der Mittler" im Jahr 1970 verfilmt wurde. Es entstand dabei einer der schönsten Kostümfilme aller zeiten und ist neben dem 1976 entstandenen Spätwerk "Monsieur Klein" sogar Loseys bester Film - noch besser als "Der Diener" oder "Accident".
Erzählt wird die Geschichte durch den zwölfjährigen Helden des Romans, Leo Colston (Dominic Guard - bekannt auch durch die TV-Serie "So grün war mein Tal" und durch "Picknick am Valentinstag"), der den glühend heißen Sommer des Jahres 1900 auf dem Landsitz Brandham Hall beschreibt. Der Junge, der sich sehr für Magie interessiert, verbringt dort 19 Tage und wurde von der Familie seines Schulfreundes Marcus Maudsley (Richard Gibson). Er wird von den Maudsleys herzlich aufgenommen, auch wenn sie sich im edwardiansichen England mit seinen noch bestehenden Standesunterschieden ein bisschen lästern über die nicht gerade vermögende Mutter des Jungens. Dabei freundet sich der Junge vor allem auch mit Marcus älterer Schwester Marian (Julie Christie) an, in die sich der Junge sogar heimlich verliebt. Die wird aber als zukünftige Verlobte von Hugh Trimmingham (Edward Fox) gehandelt. Als Hugh auch Ted (Alan Bates), den nicht standesgemäßen Pächter des benachbarten Bauernhofs  kenennlernt, bittet ihn dieser ein Brief, der für Marian bestimmt ist, zu überbringen. Der Mann bittet dabei um die größte Geheimhaltung und maximale Diskretion. So wird der Junge zum Briefboten für die hochgeheime erotische Liason, die Marcus und Marian miteinander verbindet. Der Junge ist der  Mittler zwischen den beiden. Als Marians Mutter hinter den Briefwechsel kommt, entwirft Marian zunächst eine Lügengeschichte, dass die Briefe nicht für sie bestimmt seien. Doch die Lüge wird bald aufgedeckt....



Joseph Losey hat in überragend schönen und betörenden Bildern eine Adoleszentgeschichte verpackt, die zugleich für Schönheit und Vergänglichkeit, für Leben und Tod, für Jugend und Alter steht. Denn am Ende wird der alte Mann Leo (Michael Redgrave) im Jahr 1952 noch einmal zum Boten von Marian, sie bittet ihren jungen Verehrer von damals ihren eigenen Enkel zu besuchen und ihm eine Geschichte von damals zu erzählen, die verschwiegen wurde. Marians Enkel hat eine verblüffende Ähnlichkeit zum Bauern Ted und es stellt sich heraus, dass Marian damals schwanger war und ein Kind aus dieser verbotenen Liebe gebar. Die Geschichte ist mit großer Genauigkeit, voller Konzentration und perfekter Stimmung aufgebaut. In Ruhe und Klarheit entwickelt sich eine elementare Geschichte. Dabei strahlt der alternde Leo eine starke Traurigkeit aus - als Mittler war er vielleicht zu einem passiven Part verdamt. Dabei hatte dieser so insprierende Sommer so einen verheißungsvollen Klang. Ein wunderschöner Film, für mich ganz klar einer der besten britischen Filme aller Zeiten.




Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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