Dienstag, 3. November 2015

Blackhat

























Regie: Michael Mann

Cyber-Jagd...

Die Filme von Michael Mann sind immer interessant. Er gilt als einer der weniger Autorenfilmer Hollywoods. Die meisten Seiner Filme zeichnen sich durch einen charakterlichen visuellen Stil aus. Seine Bilder wirken oftmals gewollt kühl. Michael Mann legt sehr viel Wert auf eine besonders gute Kameraarbeit und nimmt sogar oft selbst die Kamera in die Hand. Bei seinem 2004 entstandenen Thriller "Collateral" verwendete er digitale Kinokameras im hochauflösenden Videoformat HD.
Neben "Collateral" dürfte vor allem "Heat" aus seiner Filmographie als Meisterwerk herausstechen. Der Film führte nicht nur die Schauspiel-Titanen Al Pacino und Robert de Niro zusammen, er erinnert auch phasenweise mit beiden Gangster-Filmen an die Arbeiten des großen französischen Filmemachers Jean Pierre Melville. Auch für die Neuverfilmung von "Miami Vice" gilt dies - der Stil kühl und edel, extrem distanziert, fast ein bisschen unnahbar. Den gleichen Eindruck macht sein neuer Film "Blackhat", den er mit interessanten Locations angereichert hat. Es geht in diesem Thriller um Computersicherheit, um Hacker und um die Sicherheitsmechanismus und deren Schwachstellen in diesem brisanten Bereich. Hacker sind unbekannte Personen, die sich unerlaubt in diese Systeme begeben und Lücken ausnutzen. Besonders die "Black Hats" (Schwarz Hüte) handeln dabei mit krimineller Energie und beabsichtigen ihr Zielsystem zu beschädigen oder aber geheime Daten zu stehlen.
In einem Reaktor eines Atomkraftwerkes in Hongkong ereignet sich eine Explosion. Es sterben dabei 8 Menschen, zwanzig weitere werden schwer verletzt und kamen dabei mit den gefährlichen Strahlen in Berührung. Warum hatte das Kühlsystem versagt ? Die Ermittler finden heraus, dass Malware, die von einem Blackhat eingeschleust worden sein muss, Ursache für das Unglück waren. Somit gezielte Sabotage. Es bleibt aber nicht die einzige Aktion des Unbekanntes. Am folgenden Tag steigen die Kurs für Soja an der Börse von Chicago schlagartig an. Niemand kann sich einen Reim darauf machen. Bald stellt sich heraus, dass auch die Kursexplosion durch einen Cyberangriff verursacht wurde. Sehr wahrscheinlich ist ein Zusammenhang beider Ereignisse. In China wird der Offizier Chen Dawai (Wang Leehom) mit dem Fall betraut. Er bekommt Hilfe von seiner Schwester Chen Lien (Tang Wei) und besteht auch darauf, dass man ihm den inhaftierten amerikanischen Hacker Nick Hathaway (Chris Hemsworth) zur Seite stellt. Beiden haben vor Jahren MIT gemeinsam studiert und dabei eine bestimmte Fernwartungssoftware programmiert. Mit Hafterleichterung ist der Mann aber nicht zu locken, er will - wenn es gelingt den unbekannten und gefährlichen Hacker zu finden und zu verhaften - die komplette Straffreiheit. Da sowohl die Chinesen als auch die Amerikaner unter Zugzwang sind, geht man auf seine Forderung ein. Er verlässt den Knast in Pennsylvania mit einer Fußfessel und unter Aufsicht der FBI Agentin Carol Barrett (Viola Davis) kann das Ermittlerteam loslegen...


Der Film bietet attraktive Hauptschauplätze, es gibt Gefahren in Hongkong, aber auch in Jakarta. Dabei geht es um den Kampf zwischen skrupelloser Gier und dem moralischen Widerstand als Gegenpart für den Bösen, der mit dem holländischen Schauspieler Yorick van Wageningen (bekannt aus "Winter in Wartime") am Ende auch ein Gesicht bekommt.
Mit einem Budget von 70 Millionen Dollar konnten weltweit nur schlappe 17 Millionen Dollar bisher eingespielt werden. Man kann daher aus kommerzieller Sicht von einem Megaflop sprechen.
Das Tempo ist durchgehend hoch und erzeugt eine enorme Spannung. Da fällt es nicht weiter ins Gewicht, dass die Story einige Kapriolen schlägt und die ein oder andere Logiklücke aufweist, denn bei der atemlosen Hatz bleibt kaum Zeit, darüber nachzudenken. Trotz der unterkühlten Optik meint man an manchen Stellen die Michael Mann Variante eines Bond Films zu sehen. Dies alles ein bisschen mit seinen typischen, beinahe dokumentarisch wirkenden Stilmitteln angereichert - Michael Mann versteht es immer wieder die Kamera mitten rein ins Geschehen zu werfen. Der Effekt gelingt - vieles wirkt wieder hypnotisch und kann an einigen Stellen wieder richtig mitreissen. Leider ist die Story etwas schwammig, was die Künstlichkeit und Unnahbarkeit des Films noch zusätzlich verstärkt. Dies wirkt sich sicherlich auf die Nachhaltigkeit dieses Thrillers aus. Ich befürchte man vergisst den Film sehr schnell und Michael Mann wird wie beim ähnlich inszenierten "Miami Vice" schwer haben, dass der Film zum Klassiker aufsteigt. In der Filmographie des beliebten Regisseurs aber sicherlich ein weiterer Beweis für seinen eigenständigen Stil.


Bewertung: 6 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen