Donnerstag, 8. Februar 2018

Sein Leben in meiner Gewalt

























Regie: Sidney Lumet

Die Misshandlung....

"Sein Leben in meiner Gewalt" ist ein sehr spröder und beklemmender Film des US-Regisseurs Sidney Lumet, der 1973 in England gedreht wurde. In Lumets Filmographie ist er den besonderen Filmen zuzuordnen, denn neben sehr publikumswirksamen Kinoerfolgen wie "Die 12 Geschworenen", "Mord im Orient Express" oder "Verdict" hatte der "Meister des Justizfilms" auch immer schon ein gewisses Faible für unbequeme kontroverse Filme, wie beispielsweise die stark psychologisch geprägten "Ein Haufen toller Hunde" (militärischer Thrill), "Equus - Blinde Pferde" (Sexuelle Perversionen). Auch "Sein Leben in meiner Gewalt" gehört dazu - das von einem Verhör eines Polizisten mit einem verdächtigen Kinderschänder erzählt. Am Ende wird das Spiegelbild, dass der Polizist erkennt, ausschlaggebend dafür sein, dass er seinen Aggressionen freien Lauf lässt.
Eine fabelhafte Rolle für Sean Connery, der schon während und auch nach seiner Bond Zeit damit kämpfte von diesem einseitigen Image weg zu kommen. Er spielt seine Rolle hervorragend.  Der Film macht es dem Zuschauer, der von einem Thriller unterhalten werden will, nicht gerade einfach. Erschwert wird der Zugang ausserdem von der sehr theaterlastigen Inszenierung, die gleich nach den ersten Sequenzen am Tatort für den Rest der Geschichte prägend sind.
Wir erleben dann das besagte Verhör, ein bisschen durch einen Filter verzerrt und sehen den Verdächtigen (Ian Bannen) am Boden liegen, alles ist voll von Blut und Sergeant Johnson (Sean Connery) kann es selbst nicht glauben, dass er den Mann fast zu Tode geprügelt hat. Sein Vorgesetzter hofft für ihn, dass der Verletzte durchkommt - er wird ins Krankenhaus gefahren. Völlig fertig mit den Nerven kommt er nachts heim. Seine Frau Maureen (Vivien Merchant) erwacht und erkennt gleich, dass was nicht stimmt. Den ihr Mann trinkt und sie versucht ihn davon abzuhalten. Mit der Ehe steht es nicht zum Besten, aus dem Gespräch erfährt man, dass schon lange Zeit eine echte Krise besteht. Die nächste Sequenz zeigt dem Zuschauer die Befragung des suspendierten Johnson - inzwischen ist der Verdächtige im Krankenhaus verstorben - mit dem Kriminaloberrat Cartwright (Trevor Howard). Der wirft ihm vor, dass Johnson nach 20 Jahren Polizeidienst völlig ausgebrannt ist und berufliches und privates nicht mehr voneinander trennen kann. In einer Art 3. Akt zeigt Lumet als Höhepunkt das Verhör mit dem mutmasslichen Vergewaltiger der Kinder. Dabei erkennt am Ende eines verbalen Schlagabtausch mit dem Verbrecher, dass er selbst ähnliche Gewaltphantasien in sich trägt. Geschockt von dieser Erkenntniss gerät der Polizist ausser sich vor Rage und schlägt zu...



Die Beschreibung zeigt eindrucksvoll den verstörenden Inhalt,  mit dem Sidney Lumet sein Publikum konfrontiert. Natürlich gelang ihm mit diesen anspruchsvollen Thriller-Ambitionen in Kammerspieloptik im Kino kein großer Erfolg. Auch die Filmkritiker waren nicht begeistert. "Sein Leben in meiner Gewalt" erhielt sehr schlechte Kritiken und hat  erst nach vielen Jahren ein bisschen mehr Publikumsgunst erarbeitet. Sidney Lumets Ziel war es die Tragödie des Individuums aufzuzeigen, das von einer Gesellschaft abgelehnt wird, weil genau dieser Einzelne eine Hand auf die Wunde der Anderen legt. Eigene Fehlhaltungen werden auf die Minderheit projiziert



 Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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