Donnerstag, 14. April 2016

Im Herzen der See




















Regie: Ron Howard

Jäger und Gejagte...

Wer kennt ihn nicht ? Den berühmten Roman "Moby Dick" von Herman Melville, den Herman Melville im Jahr 1851 veröffentlichte und die schicksalhafte Fahrt des Walfangschiffes Pequod beschreibt, dessen Kapitän Ahab einen unstillbaren Hass auf einen weißen Pottwal hat, der Moby Dick genannt wird. Dieser riesige Meeresbewohner hat Ahab vor Jahren ein Bein abgerissen, seitdem kennt er nur ein Ziel: Den Wal zu töten. In seinem Roman stellte der Schriftsteller auch die Welt des Walfangs im 18. und 19. Jahrhundert sehr detail- und wahrheitsgetreu dar.  Die berühmteste Verfilmung wurde im Jahr 1959 durch John Huston realisiert mit einem hervorragenden Gregory Peck in der Rolle des Ahab.
Inspiriert wurde Melville nicht nur durch seine eigenen Erlebnisse auf dem Walfänger Acushnet im Jahr 1841, aber auch unter anderem durch die damals sehr bekannt gewordene und äusserst tragische Geschichte des Walfangschiffs Essex aus Nantucket, die sich im Jahr Jahr 1820 ereignete. Durch die Rammstöße eines riesigen Pottwals wurde das Walfangschiff am 20. November 1820 auf hoher See versenkt. Es gab damals nur wenige Überlebende. Der Film beginnt im Jahr 1850 mit dem Besuch von Herman Melville (Ben Wishaw) be Thomas Nickerson (Brendan Gleeson), der mit seiner Frau (Michelle Fairley) ein Wirtshaus betreibt, das finanziell dringend eine Unterstützung bräuchte. Und Nickerson ist inzwischen der letzte Überlebende der letzten Reise des Walfängers Essex und könnte dem Autor eine Menge erzählen und ihn für seinen zukünftigen Roman merklich inspirieren. Doch anfänglich weigert sich Nickerson über die Ereignisse zu sprechen, die er als Schiffsjunge (Tom Holland) auf hoher See erlebte. Erst das bestimmte Drängen seiner Frau macht es möglich, dass der sichtlich immer noch von diesen längst vergangenen Ereignissen traumatisierte Mann zu erzählen beginnt. Eigentlich sollte der versierte See- und Steuermann Owen Chase (Chris Hemsworth) bei der nächsten Fahrt, die die Walffanggesellschaft in Nantucket wegen dem begehrten Walöl organisiert, das Amt des Kapitäns begleiten. Doch obwohl mündlich versprochen, zieht man ihm den noch völlig unerfahrenen George Pollard (Benjamim Walker) vor, der aus einer angesehen Familie stammt, die seit Generationen Schiffskapitäne waren. Diese Konstellation verspricht Konflikt und Zündstoff. Denn Chase soll Pollard die größtmögliche Unterstützung geben, dafür sorgen, dass die Mannschaft dem noch unerfahrenen Mann den höchsten Respekt zollt und muss aber zudem dessen Befehle befolgen. Und gleich seine erste Entscheidung bringt das Schiff und Besatzung durch einen Sturm in ernste Gefahr. Das Schiff hat einen beträchtlichen Schaden erlitten und Pollard will ohne Fang im Richtung Heimat umkehren. Chase kann ihn aber überreden, dass sie den Streit um Kompetenzen beilegen und weiter nach Walen jagen. Tatsächlich kommt der erste Erfolg zustande, der alle Männer an Bord positiv stimmt. So auch Chases besten Freund Matthew Joy (Cillian Murphy) und auch Pollards junger Cousin Henry Coffin (Frank Dillane). In Chase findet auch der junge Thomas Nickerson einen Mann, der ihn fördert und das raue Handwerk des Walfangs beibringt. 
Nach diesem Anfangserfolg vergehen aber 3 Monate ohne Fang...eine echte Flaute. Im Atlantik ist nichts zu holen, so segelt die Essex in Richtung pazifischer Ozean. In Atacames, Ecuador bekommen sie den Tipp - aber auch die Warnung - das 200 Meilen westwärts riesige Jagdgründe sein sollen. Unzähle Wale, aber auch ein echtes Ungeheuer. Ein weißer Wal, der erst vor kurzem ein Schiff zerstört hat, wo 6 Seeleute den Tod fanden. Alle Warnung schlagen die Männer der Essex in den Wind und als sie das Jagdgebiet erreichen starten sie ihre Walfangboote. Und tatsächlich taucht dann ein massiver Albino Pottwal auf...



Die Geschichte hat sich tatsächlich so ereignet und ist eine der tragischsten Geschichten der Seefahrt dieser Tage. Regisseur Ron Howard hat sich aber einige Freiheit herausgenommen. So sprach Melville nicht mit dem Schiffsjungen von einst, sondern kannte die Geschichte bereits aus dem Erfahrungsbericht von Obermaat Owen Chase, der die Ereignisse bereits im Jahr 1821 im Buch "Der Untergang der Essex" (Original: Narrative of the Most Extraordinary und Disstressing Shipwreck of the Whale Ship Essex" niederschrieb.  Ein Mitglieder der Besatzung hat Melville daher nie getroffen. Allerdings begegnete er dem Sohn von Owen Chase. Ron Howard hat diese Geschichte mit modernen CGI Effekten inszeniert, aber die Erzählweise seines Films ist klassisch und orientiert sich auch am Aufbau und Spannungsbogen des legendären John Huston Klassikers. Der Zuschaer fühlt sich streckenweise wie dabei und schon die erste Jagd auf die imposanten Tiere zeigt die Gier und den Jäger im Menschen, obwohl dieser alles damit rechtfertigt die Krone der Schöpfung zu sein, der das Ungeheuer jagt. Sehr klassisch und schön herausgestellt ist die Präsenz des riesigen Kontrahenten, der die Menschen lehrt wer Herr des Meeres ist. In einer Szene leistet sich Ron Howard sogar einen Moment den weißen Wal so darzustellen, als würde er die Gesinnung der Menschen erkennen und durch den sichtlichen Rückzug des Feindes Gnade walten lassen. Das mag zwar für manche kitschig und unglaubwürdig erscheinen, mir hat das als Tierfreund sehr gut gefallen und ich fand diesen Moment erhaben. Insgesamt machen auch die Darsteller einen guten Job, Tom Holland ist bereits durch seine gute Leistung aus dem Tsunami-Film "The Impossible" ein zwar noch sehr junges, aber durchaus bekanntes Kinogesicht.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

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