Mittwoch, 20. September 2017

Silence

























Regie: Martin Scorsese

Gefährliches Christentum...

Mit seinem 2016 inszenierten Filmdrama "Silence" erweitert Martin Scorsese seine religiös geprägten Filme wie "Die letzte Versuchung Christi" aus dem Jahr 1988 und "Kundun" von 1997. Der Film handelt von der Verfolgung zweier portugiesischer Missionare während der christenfeindlichen Haltung, die von der Regierung des Tokugawa Ieyasu (1543 bis 1616) einige Jahre zuvor bereits eingeleitet wurde und erschreckende Ausmaße annahm. Die noch wenige Jahrzehnte zuvor willkommen geheißende christlichen Missionare wurden verfolgt und wenn sie ihrem Glauben nicht abschworen, dann wurden sie grausam ermordet. Diese Priester hatten sehr viele einfache Japaner, vor allem Bauern, friedlich zum Christentum bekehrt. Da die Anerkennung der Kirche als höchste Autorität mehr und mehr als Angriff auf die herrschende Machtordnung gewertet wurde, kam es zu einem Ende der toleranten Haltung und somit zur Verfolgung.  Die christliche Religion wurde verboten, weil sie gefährlich war.
"Silence" beginnt mit einer dramatischen Szene, der portugiesische Prieser Cristóvão Ferreira (Liam Neeson) im Jahr 1639 muss mitansehen, wie viele der von ihm bekehrten japanischen Konvertiten zu Tode gefoltert werden. Ein paar Jahre später erhält der Jesuitenpater Alessandro Valignano (Ciaran Hinds) in Macau die Nachricht, dass Ferreira in Japan seinem Glauben abgeschworen hat, nachdem auch er massiv gefoltert wurde. Ferreiras ehemalige Schüler, die Jesuitenpriester Sebastiao Rodrigues (Andrew Garfield) und Francisco Garupe (Adam Driver) können dies nicht glauben. Niemals wäre ihr Mentor durch die Folter schwach geworden und nie hätte er seinem Glauben abgeschworen. So reisen die beiden jungen Jesuiten heimlich nach Japan, um ihren früheren Lehrer ausfindig zu machen. Als Führer steht ihnen nur der vom Glauben abgefallene Fischer Kichijiro (Yōsuke Kubozuka) zur Verfügung, der vor einiger Zeit aus seiner Heimat floh und nun seinen Kummer im Alkohol ertränkt. Im Dorf Tomogi finden sie Verbündete unter den einfachen Bauern.  Von ihnen werden die beiden Jesuitenpriester in den Bergen versteckt. Die Priester erfahren, dass in Japan Inquisitoren auf Christen ein Kopfgeld ausgesetzt haben. n Tomogi haben die Inquisitoren mittlerweile mehrere Dorfbewohner festgenommen und verlangen entweder den Tod von vier gläubigen Dorfbewohnern oder die Auslieferung der Jesuiten. Die Menschen fürchten sich vor dem Inquisitor und Gouverneur Inoue Masashige  (Issey Ogata). Auf die Frage der Bauern wie sich die Festgenommenen verhalten sollen, herrscht Uneinigkeiten bei den beiden Priestern. Sebastiao meint, dass die vier abschwören sollen - so können sie ihr Leben retten. Francisco lehnt dies aber strikt ab. Die beiden beschließen sich bei der Suche nach Ferreira zu trennen. Sebastiao nimmt den Weg abseits der Dörfer und die zunehmende Einsamkeit bringt auch einige Glaubenszweifel mit sich. Auf diesem einsamen Weg begegnet er wieder dem Fischer Kichijro, der sich immer mehr als sehr schwacher Glaubensbruder zu erkennen gibt. Er ist es auch, der Sebastiao an den Inquisitor ausliefert. Sein Lohn 300 Goldstücke - ähnlich wie Judas Iskariots Silberlinge. Sebastiao ist überrascht als der gefürchtete Inquisitor sich zu erkennen gibt. Ein älterer, körperlich eingeschränkter Mann, der mit ihm über die Gefahr des Christentums in Japans spricht. Doch Sebastiao bleibt standfest und schwört seinem Glauben nicht ab. Dadurch werden die gefangenen Bauern bestraft...





Kameramann Rodrigo Prieto (Amores Perros, Brokeback Mountain, Alexander, Babel) hat perfekte Bilder für dieses 159 Minuten lange Filmepos geschaffen. Für seine Leistung wurde er auch gerechterweise für den Oscar nominiert. Sein Japan sieht sehr oft unwirtlich aus, die Priester mühen sich durch unwegsames Gelände aus Dreck und Matsch. Es regnet oft. Dies gibt dem Film noch zusätzlich eine düstere Note. Die Geschichte ist es sowieso. Vom Grundgerüst erinnert das Drehbuch, basierend auf dem Roman "Chinmoku" von Shusako Endo, an "Apocalypse Now" - auch dort wird ein Mann im Kriegsgebiet gesucht, der vom "Glauben" abgekommen ist. Martin Scorsese beleuchtet beide Standpunkte und nimmt auch nicht nur die Position der Kirche ein. Andrew Garfield bekam mit "Silence" seine zweite große Filmhauptrolle in diesem Jahr. Nach dem ebenfalls sehr religiösen Kriegsheld Desmond Doss macht er auch als bärtiger Jesuitenpater eine gute Figur und erinnert an Charlton Hestons große Glaubensrollen. Adam Driver spielt klasse, ebenso die Japaner Issey Ogata und Tadanobu Asano als Dolmetscher. Von Martin Scorsese wie gewohnt markant und meisterhaft inszeniert: So bleiben die Szenen haften, in denen die Gläubigen eine Alternative zur Folter und Tod bekommen. Nur dem Glauben abschwören und sei es nur so zum Schein auf eine Christus Ikone auf dem Boden zu treten.
Der Zuschauer erfährt so auch von den Ambitionen der römisch-katholischen Kirche im 17. Jahrhundert, die als Menschenfischer in die entlegensten Winkel der Welt reisten, um den Glauben zu bringen. Scorsese zeigt ein grausames Japan, dass sich gegen diese frühe Form einer Globalisierung wehrt. Insgesamt kostete der Film ca. 50 Millionen, seine Kosten hat er an der Kasse bislang leider nicht eingespielt. Es war ein Herzensprojekt von Martin Scorsese und für mich ein sehr gelungener Historienfilm.




Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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