Regie: Hal Ashby
Die Reisen des Woody Guthrie...
Sowohl Jack Nicholson als auch Dustin Hoffman lehten die Rolle des Folk- und Protestsängers Woody Guthrie in Hal Ashbys Musikerbiographie "Bound for Glory" im Jahr 1976 ab. Deshalb ging die Rolle an den damaligen "Kung Fu" TV-Liebling David Carradine. Der Film wurde ein großer kritikerfavorit und erhielt insgesamt 6 Oscarnominierungen (bester Film, bestes Drehbuch, bester Kameramann, Beste Kostüme, bester Schnitt und bester Song Score). Leonard Rosenman konnte sich in der letzgeannnten Kategorie durchsetzen und durfte den Oscar mit nach Hause nehmen. Der zweite Sieg für den Film ging an Kameramann haskell Wexler. 1936, mitten in der Weltwirtschaftskrise, spielt Woody Guthrie (David Carradine) Gitarre an einer Tankstelle. Ein Kunde bietet jedem, der seine Sorgen ausräumen kann, einen Dollar, und Guthrie gelingt es, eine zufriedenstellende Antwort zu finden. Anschließend beginnt Guthrie, ein Schild zu malen, frustriert aber seine Frau Mary (Melinda Dillon), indem er diesen Job – ihre einzige verlässliche Einnahmequelle – aufgibt, um sich stattdessen der Musik zu widmen. In einer Bar spielt Guthrie für Sue Ann (Mary Kay Place) und verbringt die Nacht mit ihr. Auf seiner Veranda begegnet er Heavy Chandler, einem kürzlich entlassenen Geisteskranken, und ermutigt ihn, seine Gedanken durch Malerei auszudrücken. Nach einem Square Dance-Auftritt zwingt ein Staubsturm alle in die Häuser. Guthrie schlägt Mary vor, sich Arbeit zu suchen, und reist schließlich ab, wobei er ihr eine Nachricht hinterlässt. Auf seinen Reisen fährt Guthrie mit Slim Snedeger (Ji Tu Chumbuka) und anderen Landstreichern Zug. Als es zu einer Schlägerei kommt, springen Guthrie und Slim in einen anderen Zug; Bahnpolizisten zwingen jedoch diejenigen ohne Geld zum Aussteigen. Slim kann sich das Fahrgeld leisten, doch Guthrie, pleite, geht zu Fuß weiter, und ihre Wege trennen sich. Guthrie beleidigt später ein bürgerliches Paar, das ihn mitnimmt, woraufhin sie ihn wieder absetzen. In einer Bar verdient er sich mit Klavierspielen ein Essen und verbringt die Nacht bei einer Kellnerin. Anschließend fährt er mit einer Familie nach Kalifornien, doch an der Staatsgrenze verlangt die Polizei 50 Dollar Eintritt. Guthrie verlässt die Familie und schließt sich einem nahegelegenen Landstreicherlager an. In Los Angeles trifft er Luther (Randy Quaid) und Liz Johnson (Elizabeth Macey), ein Migrantenpaar, das Schwierigkeiten hat, eine Arbeit zu finden. Als Guthrie erfährt, dass Jobs rar und schlecht bezahlt sind, bietet er an, in einer Suppenküche ein Schild zu malen, doch seine einzige Belohnung ist eine Portion Suppe. Später trifft der Gewerkschaftsorganisator Ozark Bule (Ronny Cox) im Lager ein und singt Gewerkschaftslieder. Als Schläger der Firma die Versammlung stören, flieht Guthrie mit Ozark, der ihm zu einem Job beim Radio verhilft, wo Guthries Lieder über die Arbeiterklasse populär werden. Senderbesitzer Mr. Locke (John Lehne) besteht jedoch darauf, dass Guthrie nicht mehr über Gewerkschaften singt und sich stattdessen auf Unterhaltung konzentriert. Obwohl Guthrie zunächst nachgibt, nimmt er schließlich seine Protestlieder wieder auf, was zu Konflikten mit Locke führt. Da Guthrie sich schließlich weigert, Kompromisse einzugehen, wird er entlassen. Er bringt Mary und die Kinder nach Los Angeles, fühlt sich aber inmitten des Reichtums, der ihn umgibt, fehl am Platz. Luther, von Schlägen gezeichnet, erklärt Guthrie, dass seine Lieder den Arbeitern Inspiration seien. Frustriert zerreißt Guthrie eine Liste mit "unbedenklichen“ Liedern, verlässt das Studio und setzt seine Reise fort, um Protestlieder in Migrantenlagern und Fabriken aufzuführen. Bei einem Auftritt in einer Obstverpackungsanlage wird Guthrie von Mitarbeitern des Unternehmens angegriffen, die seine Gitarre zerstören. Unbeirrt reist er weiter mit dem Zug und trägt seine Lieder vor. Nach seiner Rückkehr nach Los Angeles bietet Locke Guthrie eine letzte Chance, doch er wird erneut entlassen, nachdem er ein Lied den Landarbeitern gewidmet hat. Als Guthrie geht, informiert ihn Ozark, dass ein Agent für ihn eine landesweite Radiosendung organisiert und ihm ein Vorsprechen im renommierten Ambassador Hotel gesichert hat. Guthrie kauft Spielzeug für seine Kinder, muss aber feststellen, dass Mary und die Mädchen bereits abgereist sind. Während des Vorsprechens bietet ihm der Hotelbesitzer eine Stelle an, besteht aber darauf, ihn in Overalls zu kleiden und ihn als Teil einer Hinterwäldler-Show zu präsentieren. Da Guthrie sich weigert, den Reichen zu gefallen, verlässt er das Hotel, kehrt zum Rangierbahnhof zurück, springt auf einen Zug und singt wieder Protestlieder vom Dach eines Güterwagens – seinen Wurzeln treu...
In der Rolle der reichen Pauline, mit der Woody eine Liason beginnt, ist Gail Strickland zu sehen. Guthries bekanntester Song "This land is your land" kommt am Ende des Films zum Einsatz. Guthrie hat die weitere Entwicklung der Folkmusic wie kein anderer beeinflusst. "Ein Folksong handelt von Problemen und wie man sie löst" war sein credo. Er gilt als der großartigsten Balladenschreiber, den Amerika hervorgebracht hat. Der US-amerikanische Musikexperte Bill C. Malone urteilt, dass es fast ausschließlich Guthries Wirkung war, die zum Aufblühen der New Yorker Protestfolkszene der frühen 1960er-Jahre führte. Er war auch "Der Held" für Bob Dylan, der sein idol am Krankenbett besuchte.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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