Mittwoch, 7. Dezember 2016

Der eiskalte Engel

























Regie: Jean-Pierre Melville

Jeff Costello....

"Was sind sie für ein Mensch ?" - diese Frage wird die junge Pianistin Valerie (Cathy Rosier) im Laufe des Films "Der eiskalte Engel" an den stillen, geheimnisvollen und geräuschlosen Berufskiller Jeff Costello, gespielt von Alain Delon, stellen. Dabei ist sie sehr interessiert daran, was dieser Fremde vorhat und spielt dabei mit dem Feuer, ja sogar mit dem eigenen Leben. Denn sie ist für den Kommissar (Frrancois Perier) die wichtigste Zeugin in dem zu ermittelnden Mordfall. Valerie hat den Mörder aus dem Zimmer des toten Nachtclubbesitzers kommen sehen.
Und Jeff Costello ist an der schönen Frau auch deshalb interessiert, weil er wissen will, warum sie ihn bei der Gegenüberstellung der Polizei hat die dunkelhäutige Schönheit vorgegeben ihn noch nie gesehen zu haben.
Dabei hat der zynische und perfektionistische kommissar eine massive Großrazzia durchgeführt, wo Costello mit ca. 400 anderen üblichen Verdächtigen des Milieus mehr oder weniger zufällig auf der Polizeiwache landeten und den wenigen Zeugen gegenübergestellt wurden. Nun ist Jeff Costello frei - dank der Pianistin und dank seiner Geliebten Jeanne (Nathalie Delon), die obwohl liiert mit dem  Killer eine heimliche Affäre pflegt.
Jean-Pierre Melvilles Meisterwerk "Der eiskalte Engel" ist eine Art Hommage an die schwarze Serie, auch wenn Melville den präzise ablaufenden Kriminalfilm in großartige farbiger Optik inszeniert hat. Eine Weltklasse Kameraarbeit von Henri Decae. Und Alain Delon liefert als dieser eiskalte Engel tatsächlich die beste Rolle seiner Laufbahn ab. Im Original heißt der Film "Le Samurai" und deutet damit auch die Machart des kühlen Großstadtreißers an. Jeff Costello, die Hauptfigur ist eine Kino-Kunstfigur, deren Schicksal präzise und uanusweichlich nach festen Regeln und vor allem nach Ritualen und einem Ehrenkodex abläuft. Der Gangsterfilm mit deutlichen Anleihen zur griechischen Tragödie. Als Motto dient der Satz "Es gibt keine größere Einsamkeit als die des Samurai, es sei denn die des Tigers im Dschungel" - und auf Jeff Costello treffen beide Begriffe zu. Er geht bei seiner Arbeit methodisch vor, wirkt asexuell und ist offensichtlich ein Mann ohne Moral - aber mit einem Sinn für Ehre. Alles beginnt in seiner schäbigen Pariser Wohnung. Nur ein Vogel in einem Käfig, der ständig zirpt, ist sein Mitbewohner. Einen beigen Trenchcoat, ein grauer Hut mit schwarzem Rand - fertig ist das Outfit für seinen Auftrag, den er nun in einer Jazzbar ausführen muss. Dabei hat er alles minutiös geplant, deshalb haben die Auftraggeber auch genau ihn ausgewählt. Als er am anderen Tag - nach dem Mord und nach der Polizeirazzia - am verabredeten Treffpunkt sein Honorar abholen wird, kann er nur mit viel Glück seinem eigenen Killer entkommen. Er begreift, dass er für seine Auftragsgeber zum Sicherheitsrisiko geworden ist. Ausserdem hat er die Pianistin als Augenzeugin nicht erledigt, das macht ihn zusätzlich erpreßbar. Aus dem Killer ist nun der Gejagte geworden. Der kommissar mit dem guten Riecher hat ihn - trotz Alibi - auch noch als Hauptverdächtiger im Visier...



 

Das rythmische Film-Meisterwerk läuft präzise wie ein Uhrwerk ab und fasziniert von Anfang bis Ende. Faszinierend seine Filmfiguren und faszinierend das kühle Paris mit einem sehr amerikanischen Einschlag. Jazzbars, Hinterhöfe und Metrostationen - alles läuft fast still und nur wenigen Dialogen ab. Melville selbst hat einmal angegeben, dass sein Jeff Costello mit dieser ausdruckslosen Mine und mit einer Emotion unter dem Gefrierpunkt alle Voraussetzungen für das Krankheitsbild des schizoiden Persönlichkeitsgestörten mit sich bringt. Durch den erfunden Verweis auf das Bushido Buch hat der Film seine abstrakte, mythische und zeitlose Aura bereits angelegt. Der Schlußteil in der Bar vollendet dann auch perfekt die Studie über Einsamkeit.






Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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