Mittwoch, 5. Dezember 2012
Die Päpstin
Regie: Sönke Wortmann
Eine Frau saß auf dem heiligen Stuhl...
Im Jahr 814: Karl der Große stirbt und im rheinischen Ingelheim wird ein Mädchen namens Johanna geboren. Sie ist das Kind des Dorfpriesters (Iain Glen) und seiner sächsischen Frau Gudrun (Jördis Triebel). Mit unbeschreiblicher Härte regiert der selbstgerechte Despot jahrelang die Familie, seine Frau bekommt Schläge, wenn sie die alten Götter wie Wotan anbetet. Die kleine Johanna zeigt sich schon als junges Mädchen (Lotte Flack) sehr wissbegierig und redegewandt, von ihrem älteren Bruder Mathias (Sandro Lohmann), der nach Wunsch des Vaters in dessen religiöse Fußstapfen treten soll, lernt sie heimlich schreiben, lesen und die Geschichten der heiligen Schrift kennen.
Als Matthias an hohem Fieber stirbt, entscheidet der Vater seinen zweiten Sohn Johannes (William Stütz), der allerdings kaum Interesse an geistlichen Themen hat und eher Krieger sein will, zur Domschule in Dorstadt zu schicken. Und tatsächlich entpuppt sich beim Besuch des Lehrers Aesculapius (Edward Petheridge) die kleine Johanna als wesentlich fähiger im Umgang mit der Bibel. Gegen den Willen des Vaters, der seine begabte Tochter als "Teufelskind" sieht, unterrichtet der Gelehrte das Kind in Latein und Griechisch sowie in antiker Philosophie. Zum Abschied schenkt er Johanna das Buch "Die Odyssee" von Homer in griechischer Sprache und lateinischer Übersetzung. Nachts liest das begabte Kind das verbotene Buch und wird bald von ihrem Vater entdeckt. Als Strafe für ihr widernatürliches, männliches Verhalten soll sie die Seiten des Buches mit einem Messer von den Buchstaben reinigen, um somit das Pergament weiter nutzen zu können. Doch diesmal lehnt sie die Züchtigung ab und flieht von zu Hause in die Obhut der Domschule, die das Mädchen - trotz vielfacher Diskriminierung - dort aufnimmt und lehren lässt. Sie kommt bei der Familie des Ritters Graf Gerold (David Wenham)unter und mit diesen Voraussetzungen nimmt das Leben der Johanna (Johanna Wokalek) durch das Schicksal seinen Lauf und entscheidet, dass sie fortan die Identität eines Mannes annimmt und als "Bruder Johannes Anglicus" in das Benediktiner-Kloster Fulda eintritt...
Sönke Wortmanns Film "Die Päpstin" war ein großer Erfolg an der Kinokasse und basiert auf dem gleichnamigen, historischen Roman von Donna Woolfolk Cross aus dem Jahr 1996. Dieser Roman schildert die im Hochmittelalter entstandene Legende um die Figur der Päpstin Johanna, die im 9. Jahrhundert den Heiligen Stuhl besetzt haben soll.
Die Schriftstellerin hat aus historischen Quellen über diese schillernde Kirchenfigur recherchiert.
Von Historikern wird die Päpstin Johanna allerdings als fiktive Gestalt eingestuft. Viele kritisierten damals den Weltbeststeller, dass die Johanna der Schriftstellerin eher zu einer Geschichte in Sachen Emanzipation, wie wir sie heute verstehen, umfunktioniert wird; die Protagonistin erscheine als viel zu modern.
Nichtsdestrtotz wurde der Roman laut einer Umfrage des ZDF auf Platz 10 der Lieblingsbücher der Deutschen gewählt.
Auch Wortmanns Film war überaus erfolgreich: Über 2,5 Millionen Deutsche sahen den Film im Kino und katapultierten den Historienfilm somit auf Platz 11 der erfolgreichsten Filme 2009.
Positiv anzumerken ist der Mut und die Ambition der Macher sich einem so opulenten Historienthema in Deutschland anzunehmen.
Leider sind solche historischen Stoffe immer noch eine Seltenheit und als Fan vergangener Epochen will man unbedingt mehr solcher Themen verfilmt sehen: Das Mittelalter ist faszinierend, wie auch Teile dieses Films.
Ich hätte mir aber auch eher gewünscht, die Figur der Johanna nicht so dominierend modern empanzipatorisch zu inszenieren. Meines Erachtens kommen die religiösen Beweggründe für dieses Leben viel zu kurz und sie hätten den Film plausibler und stimmungsvoller gemacht. Denn schliesslich muss nicht nur der Wunsch nach Wissen oder nach Gleichberechtigung für diesen Lebensweg im hohen Mittelalter ausschlaggebend gewesen sein, sondern vor allem durch die Zustimmung Gottes im Gebet.
So hätte der Film eine viel beklemmendere, düstere Atmosphäre erhalten. So bleibt er lediglich schön anzusehen, mit vielen gelungenen Sequenzen. Das Mitfiebern mit einer Frau, die einen für diese Zeit mit dem Tode zu bestrafenden Weg einschlägt, stellt sich leider nicht ein.
Dazu ist die Machart zu glattgebügelt und so bleibt "Die Päpstin" hinter ganz grossen Historienfilmen wie "Martin Guerre", "Moliere" oder "Die Passion der Beatrice" weit zurück. Diesen Filmen glückt es in genialer Weise nicht nur eine Epoche auferstehen zu lassen, sondern man fühlt sich mittendrin als Teil in einer ungewohnten Vergangenheit. Bei der Päpstin sitzt man ganz nett unterhalten im gemütlichen Fernsehsessel...
Bewertung: 5 von 10 Punkten.
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