Regie: Alejandro Gonzalez Inarritu
Hundeliebe....
Der Erstlingsfilm des Mexikaners Alejandro Gonzalez Inarritu
entstand im Jahr 2000 und ist trotz weiterer Riesenerfolge neben "Babel"
immer noch sein bester Film. Mit diesem Debüt gelang ihm ein sehr
wuchtiger Kinobeitrag, dessen Bilder und Handlung für den Zuschauer eine
sehr brutale Wirkung hat. Dennoch hat Inarritu in diese Geschichten von
Menschen in der Mega-Metropole Mexiko City auch Poesie eingeflochten.
So bleibt auch immer etwas Hoffnung auf eine bessere Welt.
Neben den Menschen der Stadt spielen auch deren Hunde eine große
Rolle in diesem Film. Viele der beliebten Vierbeiner werden in der Stadt
für Hundekämpfe abgerichtet und missbraucht, damit ist gutes Geld zu
verdienen. Die im Film enthaltenen Hundekampfszenen empörten natürlich
die Tierschützer weltweit. Auch der Regisseur ist kein Freund dieser
Kämpfe und hat versichert, dass kein einziges Tier bei den Dreharbeiten
zu Tode kam. Er wollte aber nicht davor zurückschrecken, das brutale
Treiben der gegenseitigen Zerfleischung zu visualisieren. Und wie der
dressierte Hund, so der Mensch. Nur so ist vielleicht auch eine Umkehr
möglich, denn die Zahl der streunenden Hunde in Mexiko City wird auf
rund eine Million geschätzt. Diese Menschen, die vor diesen bestalischen
Kämpfen nicht zurückschrecken und damit Geld verdienen, kennen auch
nichts anderes in ihrem Dasein. Um in dieser rauen Gesellschaft zu
überleben, eignet man sich diese Brutalität an, auch wenn dadurch eine
Kettenreaktion entsteht. "Amores Perros" heißt übersetzt "Hundeliebe"
und führt nach Tarantino Manier drei Episoden zu einem Gesamten
zusammen. Dieser Einfluss des "Pulp Fiction" Machers ist natürlich
vordergründig auch hier sichtbar, aber Inarritu mutet dem Zuschauer mehr
zu als die zusammengewürfelte Handlung und elegante Gewalt vieler
anderer Nachahmer. Alle drei Epsioden zeichnen die Grausamkeit der
Menschen auf, auch den Umgang mit Tieren.
Die Handlung spielt kurz vor der Jahrtausendwende in Mexiko City.
In einer kleinen Wohnung lebt Mutter Ramirez (Adriana Barazza) mit ihren
beiden Söhnen Octavio (Gael Garcia Bernal) und Ramiro (Marco Perez).
Inzwischen lebt auch Ramiros junge Ehefrau Susanna (Vanessa Bauche)
hier, die beiden haben eine kleine Tochter. Auch der Rottweiler Khofi
gehört zur Familie. Die Brüder sind ständig zerstritten und Octavio ist
heimlich in seine Schwägerin verliebt. Ramiro arbeitet als Verkäufer in
einer Apotheke, der Lohn reicht aber bei weitem nicht aus den
Lebensunterhalt der Familie zu sichern. Daher raubt er gelegentlich
Banken aus. Octavio will mit seiner Schwägerin abhauen, dafür braucht er
Geld. Mit seinem Hund könnte dies möglich werden. So lässt er sich
gemeinsam mit seinem besten Freund Jorge (Humberto Busto) auf das
dreckige, aber lukrative Geschäft der Hundekämpfe ein. Dort macht er
sich den durchgeknallten Jarocho (Gustavo Sanchez Parra) zum Feind. Als
sich die Rivalität zuspitzt, wird Octavios Wagen mit dem verletzten
Khofi von Jarochos Gang verfolgt, es geschieht dabei ein fürchterlicher
Autocrash.
Opfer im anderen Auge wird das aufstrebende Supermodel Valeria
(Goya Toledo). Ihr Lover, der Verleger Daniel (Alvaro Guerrero) hat sich
von seiner Frau getrennt und ein luxuriöses Appartment zu Zweit
eingerichtet. Doch der schwere Autounfall, bei dem auch Valerias Hund
Ritchie dabei war, hat Auswirkungen auf die Karriere. Die Verträge
werden gekündigt, Valeria ist gezwungen tagsüber in der Wohnung vor
Langeweile zu sterben. Ihr einziger Inhalt wird der kleine Hund, doch
der kleine Schoßhund springt in ein Loch des Parkettbodens und kommt
nicht wieder heraus. Die Suche wird auch für Daniel zur Zerreißprobe.
Zeuge des Unfalls wird der alte El Chivo (Emilio Echevarria), ein
ehemaliger Guerillero. Der ehemalige Professor verbüsste für seinen
politischen Fanatismus 20 Jahre Gefängnis. Er sehnt sich aber nach
seiner Tochter Maru (Lourdes Echevarria), die er so lange nicht mehr
sehen konnte und die glaubt, dass er lange schon tot sei. El Chivo lebt
mit sehr vielen Hunden zusammen, die er wie eigene Kinder liebt.
Gelgentlich übernimmt der alte Mann Auftragsmorde. Der junge
Geschäftsmann Gustavo (Rodrigo Murray) hat ihm 150.000 Pesos angeboten,
wenn er dessen Partner Luis (Jorge Salinas) aus dem Weg räumt. Während
sich die anderen Menschen um die Verletzten des Unfalls kümmert, nimmt
El Chivo den schwerverletzten Hund mit zu sich nach Hause. Es gelingt
ihm tatsächlich, dass sich das Tier langsam erholt. Doch das ist noch
lange nicht das Ende der Geschichte...
Kurz vor dem Millenium führen die Wege von Octavio, Valeria und dem
alten Revolutionär durch diesen CarCrash zusammen. Der junge Octavio
versucht seinem trostlosen Milieu zu entkommen, Valeria wird von einer
Sekunde auf die andere aus ihrem luxuriösen Leben gerissen und für den
Vagabunden El Chivo bietet sich durch verschiedene Grausamkeiten eine
gewisse Kehrtwende im Denken. Das Drehbuch von Guillermo Arriaga ist
raffiniert geschrieben und wirkt völlig unkonstruiert. So pulsierend die
Stadt, so dynamisch ist auch dieser Film. Gael Garcia Bernal feierte
mit diesem Film ein bemerkenswertes Leinwanddebüt. Dieses zärtliche wie
gewalttätige Epos wurde 2001 in der Kategorie "bester Auslandsfilm" für
den Oscar nominiert. Er unterlag jedoch dem Ang Lee Welterfolg "Tiger
and Dragon" aus Taiwan.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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