Mittwoch, 23. August 2017

Amores Perros

























Regie: Alejandro Gonzalez Inarritu

Hundeliebe....

Der Erstlingsfilm des Mexikaners Alejandro Gonzalez Inarritu entstand im Jahr 2000 und ist trotz weiterer Riesenerfolge neben "Babel" immer noch sein bester Film. Mit diesem Debüt gelang ihm ein sehr wuchtiger Kinobeitrag, dessen Bilder und Handlung für den Zuschauer eine sehr brutale Wirkung hat. Dennoch hat Inarritu in diese Geschichten von Menschen in der Mega-Metropole Mexiko City auch Poesie eingeflochten. So bleibt auch immer etwas Hoffnung auf eine bessere Welt.
Neben den Menschen der Stadt spielen auch deren Hunde eine große Rolle in diesem Film. Viele der beliebten Vierbeiner werden in der Stadt für Hundekämpfe abgerichtet und missbraucht, damit ist gutes Geld zu verdienen. Die im Film enthaltenen Hundekampfszenen empörten natürlich die Tierschützer weltweit. Auch der Regisseur ist kein Freund dieser Kämpfe und hat versichert, dass kein einziges Tier bei den Dreharbeiten zu Tode kam. Er wollte aber nicht davor zurückschrecken, das brutale Treiben der gegenseitigen Zerfleischung zu visualisieren. Und wie der dressierte Hund, so der Mensch. Nur so ist vielleicht auch eine Umkehr möglich, denn die Zahl der streunenden Hunde in Mexiko City wird auf rund eine Million geschätzt. Diese Menschen, die vor diesen bestalischen Kämpfen nicht zurückschrecken und damit Geld verdienen, kennen auch nichts anderes in ihrem Dasein. Um in dieser rauen Gesellschaft zu überleben, eignet man sich diese Brutalität an, auch wenn dadurch eine Kettenreaktion entsteht. "Amores Perros" heißt übersetzt "Hundeliebe" und führt nach Tarantino Manier drei Episoden zu einem Gesamten zusammen. Dieser Einfluss des "Pulp Fiction" Machers ist natürlich vordergründig auch hier sichtbar, aber Inarritu mutet dem Zuschauer mehr zu als die zusammengewürfelte Handlung und elegante Gewalt vieler anderer Nachahmer. Alle drei Epsioden zeichnen die Grausamkeit der Menschen auf, auch den Umgang mit Tieren.
Die Handlung spielt kurz vor der Jahrtausendwende in Mexiko City. In einer kleinen Wohnung lebt Mutter Ramirez (Adriana Barazza) mit ihren beiden Söhnen Octavio (Gael Garcia Bernal) und Ramiro (Marco Perez). Inzwischen lebt auch Ramiros junge Ehefrau Susanna (Vanessa Bauche) hier, die beiden haben eine kleine Tochter. Auch der Rottweiler Khofi gehört zur Familie. Die Brüder sind ständig zerstritten und Octavio ist heimlich in seine Schwägerin verliebt. Ramiro arbeitet als Verkäufer in einer Apotheke, der Lohn reicht aber bei weitem nicht aus den Lebensunterhalt der Familie zu sichern. Daher raubt er gelegentlich Banken aus. Octavio will mit seiner Schwägerin abhauen, dafür braucht er Geld. Mit seinem Hund könnte dies möglich werden. So lässt er sich gemeinsam mit seinem besten Freund Jorge (Humberto Busto) auf das dreckige, aber lukrative Geschäft der Hundekämpfe ein. Dort macht er sich den durchgeknallten Jarocho (Gustavo Sanchez Parra) zum Feind. Als sich die Rivalität zuspitzt, wird Octavios Wagen mit dem verletzten Khofi von Jarochos Gang verfolgt, es geschieht dabei ein fürchterlicher Autocrash.
Opfer im anderen Auge wird das aufstrebende Supermodel Valeria (Goya Toledo). Ihr Lover, der Verleger Daniel (Alvaro Guerrero) hat sich von seiner Frau getrennt und ein luxuriöses Appartment zu Zweit eingerichtet. Doch der schwere Autounfall, bei dem auch Valerias Hund Ritchie dabei war, hat Auswirkungen auf die Karriere. Die Verträge werden gekündigt, Valeria ist gezwungen tagsüber in der Wohnung vor Langeweile zu sterben. Ihr einziger Inhalt wird der kleine Hund, doch der kleine Schoßhund springt in ein Loch des Parkettbodens und kommt nicht wieder heraus. Die Suche wird auch für Daniel zur Zerreißprobe.
Zeuge des Unfalls wird der alte El Chivo (Emilio Echevarria), ein ehemaliger Guerillero. Der ehemalige Professor verbüsste für seinen politischen Fanatismus 20 Jahre Gefängnis. Er sehnt sich aber nach seiner Tochter Maru (Lourdes Echevarria), die er so lange nicht mehr sehen konnte und die glaubt, dass er lange schon tot sei. El Chivo lebt mit sehr vielen Hunden zusammen, die er wie eigene Kinder liebt. Gelgentlich übernimmt der alte Mann Auftragsmorde. Der junge Geschäftsmann Gustavo (Rodrigo Murray) hat ihm 150.000 Pesos angeboten, wenn er dessen Partner Luis (Jorge Salinas) aus dem Weg räumt. Während sich die anderen Menschen um die Verletzten des Unfalls kümmert, nimmt El Chivo den schwerverletzten Hund mit zu sich nach Hause. Es gelingt ihm tatsächlich, dass sich das Tier langsam erholt. Doch das ist noch lange nicht das Ende der Geschichte...




 

 Kurz vor dem Millenium führen die Wege von Octavio, Valeria und dem alten Revolutionär durch diesen CarCrash zusammen. Der junge Octavio versucht seinem trostlosen Milieu zu entkommen, Valeria wird von einer Sekunde auf die andere aus ihrem luxuriösen Leben gerissen und für den Vagabunden El Chivo bietet sich durch verschiedene Grausamkeiten eine gewisse Kehrtwende im Denken. Das Drehbuch von Guillermo Arriaga ist raffiniert geschrieben und wirkt völlig unkonstruiert. So pulsierend die Stadt, so dynamisch ist auch dieser Film. Gael Garcia Bernal feierte mit diesem Film ein bemerkenswertes Leinwanddebüt. Dieses zärtliche wie gewalttätige Epos wurde 2001 in der Kategorie "bester Auslandsfilm" für den Oscar nominiert. Er unterlag jedoch dem Ang Lee Welterfolg "Tiger and Dragon" aus Taiwan.





Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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