Montag, 21. August 2017

Das Attentat

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Regie: Yves Boisset
 
Die Affäre Saliel...
 
Mehdi Ben Barka war ein war ein marokkanischer Oppositionsführer, der im  Oktober 1965 in Paris entführt und ermordet wurde. Der linke Politiker floh zuvor von seiner Heimat in die neutrale Schweiz, weil er durch die Kritik an der Entlassung des Ministerpräsidenten Abdallah Ibrahim durch Mohammed V. des Hochverrats angeklagt wurde. Während seiner Zeit im Exil wurde er in Marokko zum Tode verurteilt. Am 29. Oktober 1965 hielt er sich in Paris auf, wo er von zwei Agenten des SDECE entführt und ermordet wurde. Die Tat wurde nie richtig aufgeklärt, man geht von einer Verschwörung durch die obersten Machthaber aus. In seinem Paranoia Thriller "Das Attentat" lehnt sich Regisseur Yves Boisset sehr nahe an diesen Politskandal der jüngeren französischen Geschichte an.
In den frühen 70er Jahren hatten Paranoia-Thriller im Kino gerade Hochkunjunktur, weil das Publikum sich damals für gut gemachte politische Filme sehr interessierten. Gillo Pontecorvos "Schlacht um Algier" oder "Z" von Constantin Costa Gavras wurden Welterfolge, auch Hollywood zog nach mit sehr geglückten Genrewerken, vor allem die Paranoia-Trilogie von Alan J. Pakula mit "Klute", "Zeuge einer Verschwörung" und "Die Unbestechlichen", Coppolas "Der Dialog" oder auch Sidney Pollacks "Die drei Tage des Condors" zählen inzwischen zu den großen Filmklassikern der 70s.
Yves Boissets Film erinnert dabei vor allem stark an Pakulas "Zeuge einer Verschwörung", denn erst nach und nach ahnt der Zuschauer das ganze Ausmaß einer breit angelegten Verschwörung und Täuschung, die nur ein Ziel hat: Den unbequemen Oppositionspolitiker zu eliminieren. Dieser Sadiel (Gian Maria Volonte) lebt in Genf, doch scheinbar soll er rehabilitiert werden und so könnte er wieder in die Heimat und die Politik des Landes prägend mitgestalten. Wahrscheinlich sogar seinen Widersacher Colonel Kassar (Michel Piccoli), der Innenminister von Marokko, zu stürzen. Der französische Geheimdienst will Sadiel auf französischen Boden locken, dazu braucht man die Hilfe des linksorientierten Journalisten Francois Darien (Jean Louis Trintignant), einem früheren Freund von Sadiel. Darien gilt als Versager, der auch schon mal zum eigenen Vorteil für den französischen Geheimdienst als Informant tätig war. Er soll Sadiel davon überzeugen nach Paris zu kommen, um dort die Formalitäten für seine Rückkehr klar zu machen. Darien wird zugesagt, dass er eine eigene Fernsehsendung bekommt, in der Sadiel auftreten darf. Dies scheint ein optimaler Verstärker zu sein, die politischen Gegner zu schwächen. So sagt Sadiel zu und ein Treffen in einem Restaurant wird ausgemacht. Doch draußen vor dem Eingang überschlagen sich die Ereignisse..


Yves Boisset hat ein klasse Ensemble zusammengestellt, die meisten davon spielen eine zwielichtige Rolle. Da wäre der einflussreiche Rechtsanwalt Lempereur (Michel Bouquet), der Chef des Fernsehsenders (Philippe Noiret), der amerikanische Journalist Michael Howard (Roy Scheider), der Chef des französischen Geheimdienstes (Jacques Francois) sowie ein hochrangiger CIA-Mann (Nigel Davenport). In der Rolle von Dariens Freundin Edith ist Jean Seberg zu sehen, die gemeinsam mit Anwalt Vigneau (Bruno Cremer) versucht den aufrechten Kommissar Rouannot (Francois Perrier) von der hochpolitischen Brisanz des Falles zu überzeugen.
Je länger der Film dauert, desto spannender und bedrückender wird die hier erzählte Geschichte. Regisseur Yves Boisset drehte vor allem Kriminalfilme. Seine bekanntesten Werke sind "Der Maulwurf", Der Richter, den sie Sheriff nannten" und "Ein Bulle sieht rot".
Natürlich sieht man dem in Vergessenheit geratenen Polit-Thriller sehr stark die 70er Jahre an - klare und karge Bilder der französischen Metropole, in der nichtsahnend von der Öffentlichkeit ein Attentat mit eiskalter Präzision vollzogen wird. Wer solche Paranoia Filme mag, der sitzt hier mit dieser Arthaus Veröffentlichung in der ersten Reihe. 



Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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