Sonntag, 6. Oktober 2019

Billy Elliot - I will dance

























Regie: Stephen Daldry

Leb deinen Traum und fühl dich gut...

In den 80er und 90er Jahren wurden besonders innovative Filme aus dem UK unter dem Begriff "New British Cinema" zusammengefasst. Die meisten von ihnen hatten auch die gesellschaftlichen Entwicklungen im Vereinigten Königreich seit der Thatcher Ära zum Thema. Filme wie "Mein wunderbarer Waschsalon" (Stephen Frears, 1985), "Nackt" (Mike Leigh, 1993), "The Crying Game" (Neil Jordan, 1992), "Riff Raff" (Ken Loach, 1991) wurden große Erfolge. Etwa ab der Mitte der 90er Jahre bekamen viele dieser kleinen Meisterwerke eine optimistischere Note. Mit "Ganz oder gar nicht" von Peter Cattaneo oder "Billy Elliot"von Stephen Daldry blieb zwar der sozialkritische Aspekt gewahrt, aber der Schwerpunkt lag darin diese Kritik in ein Feel Good Movie einzubetten.  
"Billy Elliot" sahnte bei der Vergabe der BAFTA Awards 2001 richtig ab. Er wurde zum besten britischen Film des Jahres gekrönt. Hauptdarsteller Jamie Bell und Julie Walters als Nebendarstellerin siegten an diesem Abend ebenfalls. Ausserdem gab es weitere Nominierungen. Bei der OscarVerleihung wurde der Film für drei Oscars nominiert (Julie Walters, Lee Hall - Originaldrehbuch und Stephen Daldry, Regie), ging allerdings leer aus. Mit einem vergleichbaren sparsamen Budget von 3 Millionen Dollar konnte der Film an der Kinokasse einen Umsatz von 109 Millionen Dollar erwirtschaften. So wurde "Billy Elliot" nicht nur zum Klassiker, sondern es wurde auch ein erfolgreiches Musical daraus gemacht.
Der Film spielt in der Zeit zwischen 1984 und 1985. Die britischen Bergarbeiter streiken - die Lage ist auch in Nordengland äusserst angespannt. Denn dort sollen etliche Bergwerke geschlossen werden. Es kommt zu Straßenkämpfen zwischen den Streikenden und der Polizei. Die Streikbrecher sind den Leuten verhasst. Auch Vater Jackie Elliot (Gary Lewis) und sein älterer Sohn Tony (Jamie Draven) streiken für die gute Sache. Der 11jährige Billy (Jamie Bell) geht zur Schule und passt auf seine Grandma (Jean Heywood) auf, die an Alzheimer leidet. Der Junge ist traurig, weil seine Mutter vor einiger Zeit gestorben ist. Er geht zwar zum Boxen, weil auch der Vater mal boxte. Aber er interessiert sich eher fürs Tanzen. Heimlich lässt er die Schallplatten seines Bruders laufen und tanzt dazu. Eines Abends trainieren findet Mrs. Wilkinsons (Julie Walters) Balletstunde gemeinsam in der Halle mit dem Boxen statt und gebannt schaut Billy ihnen zu. Spontan macht er dort mit, obwohl Ballett ja nur was für Mädchen ist. Er kommt wieder, bleibt beim Boxtraining fern und übt stattdessen als einziger Junge Ballettschritte. Debbie (Nicola Heywood), die kleine Tochter von Mrs. Wilkinson findet das ziemlich cool, auch Billys Schulkamerad Michael (Stuart Wells) ist begeistert. Als der Vater dahinter kommt, ist er entsetzt. Doch das wird sich im Laufe dieses äusserst sympathischen Films noch ändern...




 

Die Songs von T. Rex (Get it on, Children of the Revolution, I love to Boogie, Cosmic Dancer) passen zu der Tanzbegeisterung des kleinen Billy Elliot hervorragend. Selten hat Musik so gut zum Inhalt gepasst wie hier. Ausserdem sind auch The Style Council, Stephen Gately und The Clash zu hören. Kameramann Brian Tufano (Quadrophenia, Trainspotting, Kleine Morde unter Freunden) hat die Tanzszenen grandios festgehalten und die Szenen sind oft poetisch und dennoch sehr kraftvoll. Ein Film, der dafür plädiert, dass man seinen eigenen Traum leben kann und dies auch machen sollte. Aus dem kleinen Billy, der die Aufnahmeprüfung des Royal Ballet School in London schafft, ist am Ende ein erfolgreicher Ballettänzer geworden, der als Solotänzer in Matthew Bournes Fassung von Tschaikowskys "Schwanensee". "Billy Elliot" ist in jeder Phase ein echter britischer Film - Regisseur Stephen Daldry legte damit seinen Grundstein für den Erfolg in den USA. Dort drehte er die ebenfalls überzeugenden Filme "The Hours", "Der Vorleser" und "Extrem laut...und unglaublich nah". 







Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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