Samstag, 26. Oktober 2019

Burning

























Regie: Lee Chang-Dong

Gewächshäuser abbrennen...

Mit seinem 2018 gedrehten Paranoiafilm "Burning" hat der südkoreanische Regisseur Lee Chang-dong ein echtes Meisterwerk geschaffen. Man kann den Film mühelos zu den Besten des Jahres zählen, vielleicht ist es sogar DAS Highlight des Filmjahres. Für die im Gedächtnis bleibenden Bildkompositionen war der Kameramann Hong Kyung-pyo verantwortlich, der bereits häufig mit Bong Joon-Ho zusammengearbeitet hat. Die Musik steuerte der Komponist Mowg bei, der sich bislang vor allem für die Soundtracks der Filme von Kim Jee-woon einen Namen machte.
Im Grunde ist "Burning" ein DreiPersonen Stück, dass durch seine Sorgfalt besticht. Der Regisseur baut die Geschichte ganz langsam auf und eh man sich versieht ist man in der Suspence Struktur der Geschichte völlig gefangen. Mit diesem Film lernt der Zuschauer gar ein Update von Hitchcocks Meisterstück "Vertigo" kennen. Und dies liegt nicht nur daran, dass der Hauptprotagonist des Films mit seinem Lieferwagen einen anderen Menschen beobachtet.
Der Film basiert auf der Kurzgeschichte "Scheunenabbrennen" von Haruki Murakami aus dessen Erzählsammlung "Der Elefant verschwindet". Der Autor schrieb diese Erzählungen im Jahr 1993. Dabei passiert in der Geschichte tatsächlich gar nicht so viel. Aber es passiert eben sehr viel im kopf des jungen Lee Jongsu (Yoo Ah-in). Der junge Mann nimmt in seiner Heimat Paju immer mal wieder Gelegenheitsjobs an. Seine wahre Leidenschaft ist das Schreiben und er ist ein Fan von William Faulkner. Eines Tages trifft er Shin Hae-mi (Jeon Jong-seo) wieder. Ein Mädchen, dass er schon seit seinen Kindertagen kennt und die er dann lange Zeit aus dem Augen verlor. Lee Jongsu kann sich nicht mehr an vieles aus dieser Zeit erinnern, aber Hae-mi weiß sogar, dass sie einmal als kleines Mädchen in einen Brunnen fiel, wo sie dann von Jongsu entdeckt und somit gerettet wurde. Dann erzählt sie auch von ihrer bevorstehenden Reise nach Afrika und bittet ihn ihre Katze Boil bei sich zu Hause zu füttern. Vor der Abreise zeigt sie ihm ihr Zimmer, wo sie in Miete lebt. Dort schlafen die beiden miteinander. Dann ist das Mädchen für einige Wochen weg. Jong-su kommt jeden Tag in die Wohnung, doch die Katze bekommt er nie zu Gesicht ? Existiert dieses Tier vielleicht nur in der Einbilung von Hae-mi, die ohnehin eine blühende Phantasie hat ? Doch das Futter, dass er hinstellt ist weg und unter dem Bett ist auch eine Katzenkiste, die regelmässig benutzt wird. Mit seinem Vater (Choi Seung-ho), einem Bauern, hat Jong-su auch Probleme. Der befindet sich in Untersuchungshaft, weil er einen Polizisten geschlagen haben soll. Die Mutter (Hye-ra Ban) ist schon lange davongelaufen. So kümmert sich der junge Mann während der Abwesenheit des Vaters um dessen Haus auf dem Land und um das einzige Rind, dass dem Bauern geblieben ist. Dann kehrt Hae-mi aus Afrika zurück, doch zur Überraschung von Jong-su hat sie dort den mysteriösen Ben (Steven Jeun) kennengelernt, der ziemlich reich ist. Er fährt einen Porsche und wohnt in einem luxuriösen Appartment in Seoul. Hae-mi und der Fremde sind ab diesem Zeitpunkt unzertrennlich. Dies kränkt Jong-su, der sich inzwischen in Hae-mi verliebt hat. Doch er spricht nicht darüber und akzeptiert zähneknirschend, dass bei seinen Treffs mit Hae-mi der Nebenbuhler nicht von deren Seite weicht. Wobei Ben auch ein guter Gesprächspartner ist, sich ebenfalls für Literatur interessiert und sich zu Jong-Su stets sehr freundschaftlich verhält. Eines Tages besuchen Ben und Hae-mi Jong-su auf dem Land. Dort rauchen sie zusammen Marihuana und während Haemi beginnt sich auszuziehen und vor der untergehenden Sonne zu tanzen, erzählt Ben seinem Konkurrenten von seiner Leidenschaft. "Alle 2 Monate hab ich das Bedürfnis ein Gewächshaus abzufackeln und dies dann so lange zu beobachtet, bis alles niedergebrannt ist". Dies ist der Abend als Jong-Su seine Liebe zum letzten Mal sieht. Ab diesem Zeitpunkt ist Hae-mi wie vom Erdboden verschwunden. Sie ist auch nicht auf ihrem Handy zu erreichen. Allmählich keimt in Jong-Su der Verdacht auf, dass Ben etwas mit dem Verschwinden der jungen Frau zu tun haben könnte. Einige Indizien weisen darauf hin. Und jeden Tag läuft er durch sein Heimatdorf, nahe der nordkoreanischen Grenze, um zu sehen, ob irgendwo ein Gewächshaus niedergebrannt wurde...





Der Film wird ab einem gewissen zeitpunkt immer dichter und es ist ein Wunder, dass der Regisseur dies mit so wenig Aufwand an Mitteln schafft. Es sind natürlich auch die Schauspieler Yoo Ah-in, Steven Jeun und Jeon Jong-seo, die die Geschichte tragen. Alle drei verdienen höchstes Lob, denn sie spielen ihre Rollen extrem tief und glaubwürdig. Natürlich weiß man ab einem gewissen Zeitpunkt, dass die Geschichte nicht lückenlos sein wird. Es wird ein Rätsel bleiben und im Grunde sind die Indizien, die Jong-su sammelt nicht besonders rationell, eher sehr emotional begründet. Doch genau wie diese Hauptfigur hegt man auch als Zuschauer plötzlich den Verdacht einem skrupellosen Verbrecher auf der Spur zu sein. Aber ist dies auch die wahrheit. Ein weiteres Thema des Films ist die unerfüllte Liebe und die Zurückhaltung von Jong-su. Ben ermutigt ihn dazu, auf "den Bass im Körper" zu achten und diesem auch zu folgen. Ein Tipp mit fatalen Folgen. Bei der Oscarverleihung für den besten ausländischen Film kam dieser südkoreanische Beitrag immerhin auf die Shortlist der letzten 9 Filme. Er wäre sicherlich ein würdiger Oscargewinner gewesen.






Bewertung: 10 von 10 Punkten. 
 

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