Samstag, 26. Oktober 2019

Zwei Mädchen aus Wales und ihre Liebe zum Kontinent...

Regie: Francois Truffaut

Anne und Muriel...

"Zwei Mädchen aus Wales und die Liebe zum Kontinent" ist ein Film von Francois Truffaut aus dem Jahr 1971, der sehr stark an "Jules und Jim" erinnert. Kein Wunder, denn beides sind Romane von Henir-Pierre Roche mit einem kleinen Unterschied. "Jules und Jim" ist die Geschichte zweier Freunde, die während eines großen Teils ihres Lebens die gleiche Frau lieben; in "Zwei Mädchen aus Wales und ihre Liebe zum Kontinent" wird derselbe Mann zwanzig Jahre lang von zwei Schwestern geliebt. Truffaut hat den Film mit sehr viel Poesie angereichert und zeigt uns die Herzensregungen dreier junger, romantischer Leute, die über eine lange Zeit hin eine Leidenschaft erleben".
Die Geschichte führt den Zuschauer zurück ins Paris der Jahrhuntertwende, dort lernt der Franzose Claude Roc (Jean-Pierre Leaud) die junge Engländerin Anne Brown (Kiki Markham) kennen. Annes Mutter (Sylvia Marriot) und Claudes Mutter (Marie Mansart) sind Freundinnen. Auch Claude versteht sich auf Anhieb mit dem englischen Mädchen, denn sie teilen die gleichen Hobbys. So lädt Anne ihn in ihre Heimat nach Wales ein. Dort, direkt an der Küste, hat die verwitwete Mrs. Brown ein Haus. Und Anne hat eine zwei Jahre jüngere Schwester, die Muriel (Stacey Tendeter) heißt. Muriel ist puritanisch, eher scheu und ständig Probleme mit den Augen, weil sie auch tief in der Nacht viel schreibt. Claude hat das Gefühl, dass Anne ihre Schwester mit ihm zusammenbringen will. Und tatsächlich verliebt sich Claude in Muriel. Die ist unschlüssig und könnte sich dann doch den Heiratsantrag, den Claude macht, mit "Ja" beantworten. Mrs. Browm hält ihre Tochter noch für zu unreif und so beschließen beide Mütter den Liebenden eine einjährige Bedenkzeit aufzuerlegen. In dieser Zeit sollen sich die beiden auch nicht schreiben. Wenn die Liebe nach einem Jahr noch so groß ist, dann gäbe es keine Einwände mehr in eine Vermählung. Das Jahr hat es aber in sich. Muriel wird wankend und auch Claude, der in Paris eine Menge Damenbekanntschaften macht, nimmt Abstand von seinem Antrag. Stattdessen trifft er dort auch auf Anne, die sich in ihn verliebt und die beiden gehen eine heimliche Liebschaft ein. Muriel scheint vergessen. Doch als Claude Muriel nach einiger Zeit wiedertrifft, scheint die alte Liebe sofort wieder aufzuflammen. Als Anne von ihrem Verhältnis mit Claude erzählt, kehren beide Schwestern nach Wales zurück. Dann stirbt Anne an Tuberkulose. Jahre später treffen sich Claude und Muriel noch einmal. Sie lieben sich in einer Nacht und am Morgen danach trennen sie sich für immer...




Der Zuschauer wird mit einer sehr poetischen Liebesgeschichte konfrontiert, in der die Gefühle zuerst klar und eindeutig sind, dann aber unter dem Eindruck vieler anderer Einflüsse wieder an Stärke verlieren und dann doch noch einmal ganz groß werden. Mit der romantischen Musik von Georges Delerue wurde der Film bei seinem Kinostart in Frankreich von annähernd einer halben Million Franzosen gesehen. Superb wie immer sind die Bildkompositionen von Nestor Almendros, einer der größten Kameramänner der Filmgeschichte. Er sollte ein paar Jahre später für seine überwältigene Leistung in "In der Glut des Südens" mit dem Oscar geehrt werden. Verglichen mit einigen seiner unvergesslichen Meisterwerken ist "Zwei Mädchen aus Wales" heute beinahe in Vergessenheit geraten. Schade, denn hier ist ihm ein sehr schöner, aber auch trauriger Film gelungen über den Verlust der großen Liebe, der großen Leidenschaft - am Schluß steht aber das Ende und auch der Tod.




Bewertung: 8 von 10 Punkten. 
 

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