Sonntag, 9. Dezember 2012

Armee im Schatten



Regie: Jean Pierre Melville

Widerstand und Verrat...

"Résistance" ist die französische Widerstandsbewegung gegen die deutsche Besatzungsmacht sowie gegen die mit den Besatzern kollaborierenden Institutionen und Bevölkerungsgruppen im Zweiten Weltkrieg.
Diese Widerstandsbewegung war nicht einheitlich organisiert und geführt, sondern verfolgte im Sinne ihrer Trägerorganisationen verschiedene Ziele.
Sie entstand unmittelbar nach dem Waffenstillstand von Marschall Pétain mit Deutschland am 22. Juni 1940. Anfangs waren es nur wenige Tausend Menschen, die die deutsche Besetzung nicht einfach erdulden wollten. Ihr Ziel war das planmäßige Vorgehen gegen die Besatzer.
Interessanterweise waren Saboteure häufig Frauen, Jugendliche und ältere Männer.
Die Wirksamkeit und das Vorgehen der Résistance gegen Kollaborateure - auch aus eigenen Reihen - wird seit den 70er Jahren in der französischen Öffentlichkeit verstärkt diskutiert.
Jean-Pierre Melville drehte im Jahr 1969 einen hochspannenden Film über diese "Armee im Schatten".
In düsteren und kühlen Bildern - was ja auch sein Markenzeichen ist - entwarf er ein nüchternes Dokument über das Arbeit und Wirken in diesen Gruppierungen.
Im Oktober 1942 wird Philippe Gerbier (Lino Ventura), einer der Drahtzieher und Anführer der Résistance, von der Polizei verhaftet und in ein Lager gesteckt. Er soll in Paris von der Gestapo verhört werden, kann aber durch eine glückliche Fügung des Schicksals fliehen und sogar nach Marseille, seiner aktiven Wirkungsstätte, zurückkehren.
Dort erwartet ihn Felix (Paul Crauchet), seine rechte Hand gemeinsam mit anderen Helfern wie Guillaume Vermersch (Christian Barbier) genannt "Le Bison“ und Claude Ullmann (Claude Mann).
Ihre nächste Aufgabe ist weniger erfreulich, denn ein Kollaborateur aus eigenen Reihen soll seiner gerechten Strafe zugeführt werden.
Bald schließt sich auch Felix Freund Jean Francois Jardie (Jean Pierre Cassel) der Bewegung an, dessen Bruder Luc (Paul Meurisse), der Chef der gesamten Resisance ist. Auch die resolute Mathilde Gerbier (Simone Signoret), deren Familie nichts weiß von ihren gefährlichen Aufgaben im Namen der Freiheit...

Der Film zeigt eindrücklich die lebensgefährliche und mitunter auch selbstzerstörerische Aufgabe dieser Menschen, vor allem die gnadenlose Art, wie sie mit Verrätern umgehen ist an Intensität kaum mehr zu überbieten. Dies ist möglich auch durch die hervorragenden Darstellerleistungen, vor allem Simone Signoret in einer großartigen Nebenrolle fasziniert.
Melvilles Filme - vor allem seine berühmten Gangsterfilme - handeln stets von Themen wie Freundschaft und Vertrauen, von Einsamkeit und Verrat. Auch in "Armee im Schatten" ist diese das tragende Thema, die Methoden der Besatzer und die der Widerstandskämpfer werden einander immer ähnlicher, lediglich die Ziele sind völlig anders. Melville zeichnet ein sehr authentisches Bild jener Zeit - die Kameraführung von Pierre Lhomme ist superb - und zeigt auch schonungslos die Brutalitäten seiner Landsleute. Pessimismus und Resignation mischen sich mit verzweifelter Aktion, um in Hoffnungslosigkeit umzuschlagen. Stilistisch lässt sich der Restistance-Thriller sehr gut mit seinen Gangsterfilmen vergleichen.
Unbedingte Empfehlung, neben "Vier im roten Kreis" und "Der eiskalte Engel" Melvilles bester Film.


Bewertung: 9,5 von 10 Punkten

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