Freitag, 23. Oktober 2015

Colt 45

























Regie: Fabrice du Welz

Der talentierte Waffennarr....

Der Belgier Fabrice du Welz ist sicherlich einer der eigenwilligsten, aber auch interessantesten europäischen Filmemacher. 2004 drehte er "Calvaire" und ließ sich dann vier Jahre Zeit, um mit "Vinyan" genauso zu beindrucken. Danach lange Pause, aber in diesem Jahr kann man wieder zwei neue Filme von ihm bewundern. "Alleluja" ist sein ganz neuer Film - mit seinem 2012 realsierten "Colt 45" war er nicht ganz so glücklich, denn die Produzenten entschieden wichtige Szenen einfach rauszuschneiden und so ist der Film nicht ganz nach seinen Vorstellungen. Auch Drehbuchautor Fathi Beddiar soll nicht besonders zufrieden mit dem Ergebnis gewesen sein.
Von diesen Querelen im Hintergrund bekommt der Zuschauer von "Colt 45" natürlich nicht viel mit und sieht nun einen eiskalt servierten, knackig kurzen und vor allem bleihaltigen Genrebeitrag mit grimmigem Unterton. Ein echter Männerfilm also - ein bisschen wie eine knappe Antwort auf Hollywood und auf einen ähnlichen, aber wesentlich vielschichtigeren Film wie "Training Day" mit Denzel Washington. Es geht in beiden Filmen um Männerbünde, die geschlossen werden und um diesen arglosen jungen Mann, der manipuliert werden soll und lange nichts von diesem fiesen doppelten Boden ahnt. "Colt 45" ist Fabrice du Welz sicherlich bislang kommerziellster Film - natürlich erreicht er nicht die Klasse von "Training Day", aber er kann sicherlich als sparsamere Midnightmovie Ausgabe des Vorbilds begeistern. Zum tragischen Helden der Geschichte ist der junge Vincent Miles (Ymanol Perset) auserkoren. Der junge Mann hat eine große Karriere - nicht nur bei den Bullen - vor sich. Er arbeitet als geniale Waffenmeister bei der französischen Nationalpolizei und ist gerade Jahrgangsbester im Schießen geworden. Daher ist auch das Militär an seinem riesigen Talent (95 % Trefferquote in einem Schießtest) interessiert. Doch der junge Mann lehnt ab. Er hat vielleicht auch aus den Fehlern des Vaters gelernt, der ebenfalls Polizist war und bei einem Sondereinsatz ums Leben kam. Er kann aber auf Commandant Christian Chavez (Gerard Lanvin), dem Freund seines Vaters zählen. Aber mit der Bekanntschaft eines Kollegen, der sich Milo Cardena (Joey Starr) nennt und sich spontan mit ihm am Schießstand messen wird, ist es aus mit dem ruhigen Leben. Das Duell geht zwar irgendwie unentschieden aus, aber beide Männer gehen anschließend in der Kneipe ein Bier trinken. Leider ist dieser Milo aber kein Freund. Er wird sich als Feind herausstellen, der Böses mit seinem arglosen Gegenüber vorhat. Nur blöd, dass Waffenfetischist Vincent seiner neuen Bekanntschaft einen Korb gibt. Dieser wollte ihn für eine Spezialeinheit gewinnen. Doch das Töten liegt ihm nicht, er bastelt da lieber an den Waffen herum, als sie auf Menschen abzufeuern. Er verrät Milo an diesem Treffen, dass er eine neuartige Munition entwickelt hat, die sogar Kevlar Westen durchdringt. Dies hätte er lieber nicht machen sollen. Denn Milo lässt nicht locker. Im Nu findet sich der junge Waffennarr in einer Spirale der Gewalt, die mit Raubüberfällen, Morden einhergehen und in einen knallharten Polizeikrieg münden. Er lässt sich mitreissen und steht bald mit einem Bein im Knast. Es kommt noch schlimmer. Um zu überleben, bleibt ihm nichts anderes übrig. als die dunkle Seite in sich zuzulassen... 


 Fabrice du Welz hat "Colt 45" sehr straff und schnörkellos inszeniert, es gibt keine Ruhepausen in seinem Szenario. Ein bisschen Gefühl kommt auf, da die Polizistin Isabelle le Franc (Alice Taglioni), eine alleinerziehende Mutter, dem jungen Christian zu verstehen gibt, dass sie ihn mag. Aber eh man sich versieht, hat die Handlung den nächsten katastrophalen Schachzug eingeleitet. Ein Copfilm mit dem Schwerpunkt auf reiner Action, aber Noir Anteile können auch entdeckt werden. Als Charakterstudie ist sicherlich die Wandlung vom naiven Bübchen zur Killermaschine interessant. Hier könnten vielleicht wirklich einige geschnittene Szenen fehlen, denn die Wandlung kommt extrem rasant, vielleicht sogar etwas zu heftig. Aber es geht auch eine gewisse Faszination von dieser emotional unterkühlten Welt aus, die uns der Belgier hier präsentiert. Ein Alptraum, den der junge Held erlebt. Er durchläuft die Vorhölle und am Ende steht der Knast oder vielleicht doch eine rosige Zukunft ?


Bewertung: 7  von 10 Punkten.

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