Dienstag, 15. Mai 2018

Frauen am Rande eines Nervenzusammenbruchs

























Regie: Pedro Almodovar

Krise und Chaos...

Im Appartment der bekannten Schauspielerin und Synchronsprecherin Pepa geht ständig etwas ab: Freundinnen, die sich vom Balkon stürzen wollen, ein brennendes Bett, Gazpacho mit Schlaftabletten angereichert - am Ende von "Frauen am Rande eines Nervenzusammenbruchs" hat man große Lust hier einzuziehen oder zumindest Part dieser sonderbaren schrillen Welt zu werden. Pedro Almododovars internationaler Durchbruch kam 1988 mit diesem herrlich unrealistischen Filmspass und das Besondere daran ist, dass man diese Geschichte sehr gut hätte als tragisches Drama verfilmen können, der spanische Filmemacher hat jedoch die Tragikomödie gewählt und liefert damit alles in Allem ein Feuerwerk der Emotionen ab. Mit Filmen wie "Matador" und "Das Gesetz der Begierde gelangen ihm vorher bereits respektable Kritikererfolge, aber der ganz große Publikumswurf kam mit diesem Film.
Er bekam jeweils eine Oscar- und eine Golden Globe Nominierungen und bei der ersten Vergabe des Europäischen Filmpreises 1988 gingen zwei Preise an "Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs". Völlig verdient wurde Carmen Maura als beste Darstellerin ausgezeichnet und einen Preis gabs für den besten jungen Film.
Es ist ein Film über Frauen - über starke Frauen und die Männer spielen eine große Rolle. Aber sie werden im Film eher blass, unscheinbar und im Falle von Pepas Ex-Lover Ivan (Fernando Guillen) oder dem nie zu sehenden schiitischen Terroristen sogar gemein-gefährlich gezeichnet.
"Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs" meint auch den Zustand der Hysterie (der meistens den Frauen unterstellt wird), wenn die emotionale Welt aus dem Fugen gerät - wie bei Pepa, der Heldin des Films. Allerdings muss man zugeben, dass Pepa die auf sie einprassenden Ereignissen doch ganz gut und souverän meistert. Am Ende steht jedenfalls ein Neuanfang.
Doch zuerst muss die bekannte Schauspielerin das LiebesAus mit Ivan verkraften. Der scheint wohl wieder mit seiner Frau Lucia (Julieta Serrano), die kürzlich aus der Klapse entlassen wurde, zusammen zu sein. Die ist auf alle Fälle extrem eifersüchtig und schiebt einen Hass auf Pepa, der Geliebten ihres Mannes. Doch Ivan hat noch eine dritte Flamme. Die zickige Anwältin Paulina Morales (Kiti Manver) ist seine derzeitige Geliebte. Pepa ist so unglücklich, dass sie an Suizid denkt. Doch Zeit fürs Sterben gibt es nicht. Ihre Freudin Candela (Maria Baranco) kommt vorbei und hat ein genauso großes Problem: Sie hat Angst verhaftet zu werden, weil sie vor kurzem unwissend mit einem schiitischen Terroristen ein Verhältnis hatte. Pepa versucht noch ein Gespräch mit Lucia zu führen...doch die ist vor Eifersucht bereits auf 180 und zu allem entschlossen. Die Verrückte hat eine Knarre in der Handtasche. Auch Ivans und Lucias Sohn Carlos (Antonio Banderas) spielt in der Geschichte noch eine Rolle, denn er möchte Nachmieter von Pepas Appartment werden. Gemeinsam mit seiner sehr markant aussehenden Verlobten Marisa (Rossy del Palma) taucht er in der Wohnung auf. Damit sind aber noch lange nicht alle Personen vor Ort. Später kommt noch die Polizei dazu und ein Mitarbeiter der Telefongesellschaft, der das defekte Telefon reparieren will. Und sie alle werden eingeladen von der Gazpacho zu probieren. Danach schlafen die meisten Protagonisten gut. Nur Pepa und Julieta bleiben übrig und Letztere kidnappt ein Motorrad samt Fahrer. Sie will zum Flughafen, dort checkt Ivan mit seiner Geliebten für den Flug nach stockholm ein...




Glücklicherweise verhindert Pepa den Mord an Ivan und sie geht am Ende gestärkt aus dem Liebes-Aus. Ivan, der plötzlich wieder Gefühle für die EX und Lebensretterin hegt, bekommt von ihr den gerechten Korb. Am Ende sitzen Pepa und Marisa alleine auf der imposanten Terrasse des Appartments - die beiden blicken auf den Nachthimmel Madrids und der Zuschauer hat damit auch einen der besten Filme von Spaniens Starregisseur gesehen. Inzwischen hat der Kultfilm 30 Jahre auf dem Buckel und er wirkt immer noch frisch und herrlich rhythmisch. Almodovar hatte hier eine große Freude dem Zuschauer eine Geschichte zu offerieren, die von schrägen Zufällen lebt und dadurch immer dynamsich kraftvolle bleibt. Der Film begeistert durch eine geballte Überdosis bizarrer Figuren, die alle extrem von ihren Emotionen geleitet werden - bei allen setzt dadurch den Verstand aus. Nur Pepa behält im ganzen Chaos den Durchblick. Sie fühlt sich sogar darin sehr wohl und ich als Zuschauer natürlich genauso.





Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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