Sonntag, 15. Juli 2018

Lady Macbeth

























Regie: William Oldroy

Drastisches Korsett, drastische Befreiung...

William Oldroyds Historienfilm "Lady Macbeth" erhielt 2017 den europäischen Filmpreis für das beste Erstlingswerk. Hauptdarstellerin Florence Pugh wurde als beste Schauspielerin nominiert, sie verlor aber gegen die ungarische Schauspielerin Alexandra Borbely.
Die Darstellung der jungen Katherine wird aber dennoch als eine der besten Schauspielleistung dieses Jahres in Erinnerung bleiben. Diese starke Frauenfigur bezieht sich unbestritten auf Shakespeares Tragödie "Macbeth" - Katherine ist völlig komplex und als kühne Antiheldin schlägt sie den Zuschauer in ihren Bann. Als Gefangene der damaligen Konventionen im ländlichen England im Jahr 1865 ist sie ihres von den Männern auferlegtes Korsett immer mehr leid und entwickelt sich leidenschaftlich und skrupellos um ihr persönliches Glück zu erreichen.
Der britische Film basiert dabei auf dem Roman "Die Lady Macbeth von Mzensk" von Nikolai Semjonowitsch Leskow.
In der ersten Szene geht die junge Katherine (Florence Pugh) eine Ehe mit dem älteren Alexander Lester (Paul Hilton) ein. In der Kirche wirkt die Frau etwas verängstigt, es wird klar, dass sie diese Ehe nicht aus freiem Willen und aus Liebe eingegangen ist. Die Tragik führt sich auch in der Hochzeitsnacht fort. Der Mann scheint nicht sehr interessiert daran zu sein, mit seiner Frau zu schlafen. Statdessen betrachtet er nur ihren nackten Körper und legt sich alleine ins Bett. Der Landsitz, auf dem die beiden leben, gehört Alexanders domiantem Vater Boris (Christopher Fairbank), der besorgt ist, dass die Ehefrau stets ihrem Gatten zu Diensten ist und die Ehe auch ständig auch im Ehebett vollzogen wird. Vater und Sohn haben aber nicht das beste Verhältnis. Der alte Patriarch macht der jungen Frau Vorwürfe, weil sie immer noch nicht schwanger wurde. Aber Alexanders sexuelles Interesse bleibt gering.. Eines Tages müssen sowohl Vater als auch der Sohn das Anwesen für getrennte geschäftliche Angelegenheiten verlassen und Anna ist auf unbestimmte Zeit alleine mit der Hausangestellten Anna (Naomi Ackie). Für sie ist dies befreiend, denn zum ersten Mal genießt sie auch die Freiheit und erkundet die Gegend, was ihr Mann ihr die ganze Zeit verboten hatte.
Bei einer dieser Spaziergänge lernt sie auch die Männer kennen, die für ihren Mann auf dem Land arbeiten und zu dem attraktiven und forschen Sebastian (Cosmo Jarvis) fühlt sie sich hingezogen. Zuerst zeigt sie ihm die kalte schulter, doch der lässt nicht locker und hat sogar die Frechheit sie im Haus zu besuchen. Dies ist der Beginn einer leidenschaftlichen Affäre und sie kostet jede Sekunde Nähe aus. Doch bald kehrt der Schwiegervater zurück und er ist bereits informiert worden, dass Katherine in seiner und ihres Mannes Abwesenheit Ehebruch begangen hat...




Da die Frau in ihrer lieblosen Umgebung fast zu ersticken droht, ist "Lady Macbeth" auch ein Film über ein Emanzipationsbestreben. Im Jahr 1865 eine schwierige Sache und wie bei Katherine auch ein schwerwiegendes Vergehen. Im Lauf der Geschichte wird die Antiheldin dreimal zur brutalen und eiskalten Mörderin. Der dritte Mord ist dabei besonders verwerflich, da das Opfer - der kleine Teddy, gespielt von Anton Palmer - seine Mörderin sehr liebt und beide kurz zuvor Freundschaft geschlossen haben. Die Geschichte ist sehr niederdrückend. Zum einen kann man die konsequenten Befreiungsschläge einer gefangenen Frau sehr gut nachvollziehen, doch sie geht irgendwann zu weit - bereit alles auf eine Karte zu setzen und am Ende steht nur noch die Zerstörung all dessen, für das sie gekämpft hat. Die Härte ihrer Peiniger hat sie bereits selbst angenommen und verinnerlicht - ihr bleibt am Ende aber der riesige Landsitz und für ihre Morde müssen andere büßen. Der Film "Lady Macbeth" ist hervorragend inszeniert und die charismatische Hauptdarstellerin trägt den Film mühelos im Alleingang. Der britische Filmemacher hat diese Geschichte dicht inszeniert - sein Kammerspiel führt den Zuschauer direkt in diese Zeit der Starre und Enge dieses damaligen Gesellschaftssystems. Für das persönliche Glück ist kein  Platz - es sei denn man wird konsequent für seine Ziele über Leichen gehen. Hervorragend auch das Szenenbild, in dem Florence Pugh auf der Couch liegt - erinnerte mich sehr stark an das gleiche Bild aus dem Carl Theodor Dreyer Klassiker "Vampyr - der Traum des Allan Gray" aus dem Jahr 1932.





Bewertung. 9 von 10 Punkten. 

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