Donnerstag, 5. Juli 2018

Die Verlegerin

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Regie: Steven Spielberg
 
Über die Pressefreiheit...
 
Immer wieder erweist sich der hervorragende Märchenerzähler Steven Spielberg als genauso guter Chronist amerikanischer Geschichte und mit "Die Verlegerin" (Originaltitel: The Post) hat er da aufgehört, wo Alan J. Pakula mit seinem starken Politthriller "Die Unbestechlichen" im Jahr 1976 begann. Nämlich mit dem Bild auf den Watergate Gebäudekomplex in der Nacht zum 17. Juni 1972. Taschenlampen sind dort zu sehen, kurz darauf verhaftet die Polizei fünf Einbrecher, die offenbar versucht hatten, Abhörwanzen zu installieren und Dokumente zu fotografieren.
Somit präsentiert Spielberg eine Art Vorgeschichte zu dem Skandal, der letztendlich für den Rücktritt von Richard Nixon sorgte und Kameramann Janusz Kaminski orientierte sich dabei an der 70er Jahre Optik von Gordon Willis, der damals Chefkameramann bei dem Pakula-Klassiker war.
Im Grunde ist Steven Spielberg mit "Die Verlegerin" erneut ein diskussionswürdiger Klassiker gelungen, der auch gerade in der heutigen Zeit der Faking News und vielleicht auch mit der Veränderung der Presse einhergeht. In den frühen 70er Jahren ist die Pressefreiheit ein hohes Gut, die Zeitungsleute sind auch noch der Verantwortung und Verpflichtung sehr bewusst herausragende Nachrichten und Berichterstattungen wahrheitsgemäß zum Wohle der Nation zu veröffentlichen. Selbst bei einem derart brisanten Material, an das die Washington Post gekommen ist. Vorher hatte schon die New York Times darüber berichtet. Doch das Justizministerium hat dies untersagt mit der Begründung das diese "Pentagon Papiere" Informationen zur Landesverteidigung beinhalten, der höchsten Geheimhaltungsstufe unterlegen und somit lt. Spionagegesetz, Abschnitt 18 des Gesetzbuches der USA, Absatz 793 strikt verboten ist.
Am Ende wird auch der Richter des Obersten Gerichtshofs in seiner Urteilsbegründung zitiert, der sich wiederum auf die Gründungsväter der Nation beruft. Die haben schon der freien Presse den Schutz gegeben, den sie braucht, um ihre wichtige Rolle in der Demokratie zu erfüllen. "Die Presse soll den Regierten dienen, nicht den Regierenden".
Die Washington Post gehört Katharine Graham (Meryl Streep, die mit dieser Rolle erneut eine Oscar-Nominierung bekam) seit ihr Mann verstorben ist, der die Geschicke der Zeitung leitete. Vorher tat die Katharines Vater, der die Zeitung dann an den Schwiegersohn übergab. Somit keine leichte Aufgabe für die jetzige Chefin, sich in einer von Männern geprägten Geschäftswelt zu behaupten - die Zeitung steht kurz davor an die Börse zu gehen. Doch dann kommt die Washington Post an brisantes Material, dass vorher schon der New York Times zugespielt wurde: Streng geheime Papiere, die die Aktivitäten der US-Regierung in einem ganz anderen Licht zeigen, wie sie der Bevölkerung dargelegt wurde. Der Krieg wurde aus ganz anderen Gründen begonnen als man allgemein den Menschen weiß machte und es wurde auch schon lange Jahre verschleiert, dass dieser Krieg gar nicht zu gewinnen sei. Brisant vor allem deshalb, weil schon viele US-Soldaten für diesen "sinnlosen" Krieg geopfert wurden.
Der Chefredakteur Ben Bradlee (Tom Hanks) befürwortet natürlich die Veröffentlichung, seine Chefin ist etwas zögerlicher. Am Ende siegt die freie Presse...



Auch die Nebenrollen sind gut besetzt. Bob Odenkirk spielt den armenisch-stämmigen Journalisten Ben Bakdikian, der als erster der Post die Papiere in den Händen hält. Eine großartige Szene als die Druckermaschinen anrollen und gleichzeitig den Journalisten an seiner Schreibmaschine zeigt - er hatte gehofft, dass es geschieht. Aber da soviel für die Firma auf dem Spiel stand, sah er die Chancen eher gering. Als EX-Verteidigungsminster McNamara ist Bruce Greenwood zu sehen. Als Frau von Ben Bradlee macht Tracy Letts auch eine gute Figur. Mit 177 Millionen Dollar Einspielergebnis war "Die Verlegerin" auch an der Kasse erneut ein voller Erfolg für Spielberg, der einmal mehr die jüngere Gesichte beleuchtet und auch ein Nachdenken über aktuelle Gegenwartsprobleme möglich macht.



Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen