Sonntag, 8. Juli 2018

Chisum

























Regie: Andrew V. McLaglen

Der Lincoln County Rinderkrieg...

Der John Wayne Film "Chisum" erschien im Juni 1970, zu einer Zeit als der konventionelle, klassische Western schon abgelöst wurde von der westlichen progressiveren Machart der Spätwestern. Dennoch spielte der Film gute 6 Millionen Dollar ein. Kein Wunder: John Wayne war auch nach seiner großen Zeit mit hervorragenden Klassikern wie "Ringo" (1939), "Fort Apache" (1948), "Red River" (1948), "Der Teufelshauptmann" (1949), "Der schwarze Falke" (1956) und "Rio Bravo" (1959) ein Filmstar, der beliebt war und deshalb gute Kasse machte. Sicherlich hat auch sein Oscarsieg im Jahr 1969 für "True Grit" dazu beigetragen, dass auch die Alterswerke ab 1970 noch ein Publikum im Kino fanden. "Chisum" wurde von Andrew V. McLaglen gedreht, der ab den 60er Jahren sehr viele Filme mit den alten Kinohelden James Stewart und eben John Wayne inszenierte. McLaglen konnte zwar nie die Größe von John Ford oder Howard Hawks erreichen, aber dennoch wurden einige seiner Filme inzwischen zu Klassikern: "Der Mann vom großen Fluß", "Der Weg nach Westen", "Bandolero", "Die Geier warten schon" - später war er auch erfolgreich mit Kriegs- und Abenteuerfilmen wie "Sprengkommando Atlantik", "Die Seewölfe kommen" "Steiner 2" und vor allem mit dem umstrittenen, aber immens erfolgreichen Söldnerstreifen "Die Wildgänse kommen", der sein größter Kassenhit war. McLaglen selbst hat immer "Chisum" favorisiert und hat in seiner Begründung auch den geschichtlichen Hintergrund dieses Westerns hervorgehoben.
Auch der damalige US-Präsident Richard Nixon war ein Bewunderer des Films, wahrscheinlich auch deshalb weil er Parallelen zu sich selbst sah, zu seinem Wunsch, das Gesetz selbst zu bestimmen. "Die Guten im Western kommen voran und siegen, die Bösen verlieren" so wurde er damals zitiert.
Tatsächlich zeigt "Chisum" nicht nur einen überlebensgroßen Star, der am Anfang und am Ende des Films auf seinem Pferd regungslos auf dem hohen Berg seines Landes zu sehen ist und hinunterblickt auf sein Land, für das er kämpfte. John Chisum (John Wayne) ist ein mächtiger Landbesitzer und hat das weite land selbst erschlossen. Er gehörte damit zu den ersten, die ihre Viehherden in die offenen Weideflächen der Llano Estacado in New Mexiko trieben, sein größter Feind waren die Indianer und er lieferte sich einen erbitterten Kampf mit dem Häuptling Chief White Buffalo (Abraham Sofaer), der nun alt geworden ist und im Reservat seinen letzten Lebensabschnitt verbringen muss. "Unter unwürdigen Zuständen" wie Chisum seiner Nichte Sallie (Pamela McMiler) erzählt. Mehr noch, denn er spricht von seinem ehemaligen Todfeind wie von seinem besten Freund. Der gegenseitige Respekt hat dies ermöglicht. Mit seinem Besitz am Pecos River wurde Chisum reich und konnte seine Herde auf 100.000 Rinder heranwachsen lassen. Sein Freund und Nachbar ist John H. Tunstall (Patric Knowles), der seit kurzem den jungen Billy Bonney (Geoffrey Deuel) bei sich als Cowboy beschäftigt. Billy wird gefürchtet, man sagt ihm nach, dass er bereits im Alter von 12 Jahren den ersten Gegner erschossen hat und alle Welt kennt ihn natürlich als "Billy the Kid".
Durch den neuen Nachbar Lawrence Murphy (Forrest Tucker) ist das beschauliche Leben aber zu Ende. Denn der Mann strebt nach mehr Geld, mehr Macht und nach mehr Land. Er hat den Sheriff (Bruce Cabot) bestochen und versucht den kleinen Farmern und Ranchern das Wasser abzugraben. Er hat sich nun auch einen Rechtsbeistand geleistet, doch der junge AlexMcSween (Andrew Prine), der mit seiner Frau Sue (Lynda Day George) mit der Postkutsche um, um für Murphy als Anwalt tätig zu werden, erkennt sehr schnell die bösen Absichten seines neuen Arbeitsgebers und schlägt sich auf die Seite von Chisum. Der wird unterstützt von seinem langjährigen Freund James Pepper (Ben Johnson) und einem gewissen Pat Garrett (Glenn Corbett). Durch weitere Gewalt und Intrigen, die Murphy anwendet, macht er sich Chisum immer mehr zum Feind. Es kommt zum Lincoln County Rinderkrieg...




Den weiteren Werdegang von Billy the Kid und Pat Garrett kann man dann in Sam Peckinpahs "Pat Garrett jagt Billy the Kid" weiter verfolgen, der natürlich um einiges progressiver ausfällt als McLaglens Westernepos aus dem Jahr 1970. Epos schon alleine deshalb, weil "Chisum" unheimlich stark in der Optik ist. Hier war William H. Clothier Chefkameramann und der weiß, wie prächtig ein Western daherkommen muss. Nicht umsonst ist er für zwei seiner herausragenden Arbeiten ("Alamo" und "Cheyenne" für den Oscar nomniert worden. Für mich persönlich wirkt "Chisum" leider etwas schwerfällig und da John Wayne zu sehr seine übliche Rolle als überlebensgroßer Patriarch zelebriert, verliert der geschichtliche Hintergrund leider etwas an Bedeutung. Das heißt nicht, dass "Chisum" ein schlechter Film ist. Für einen Westernfan ist er stets unterhaltsam und wenn man sich darauf einlässt, dass der Film mehr John Wayne wie amerikanische Geschichte zeigt, dann wird man Gefallen finden an "Chisum", einem der letzten klassischen Western überhaupt.




Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.

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