Donnerstag, 12. September 2019

Der Junge muss an die frische Luft















Regie: Caroline Link

Hapes Kindheit...

Die Verfilmung von Hape Kerkelings Beschreibung seiner Pilgerwanderung auf dem Jacobsweg "Ich bin dann mal weg" von Julia von Heinz wurde im Kino zum großen Erfolg. 1,97 Millionen Zuschauer wollten in Deutschland den Film sehen und so stand der erfolgreichen Verfilmung von "Der Junge muss an die frische Luft" nichts mehr im Wege. Hape Kerkeling erzählt in der gleichnamigen Autobiographie von seiner Kindheit und Jugend in der Ruhrgebietsstadt Recklinghausen. Dies interessierte den deutschen Kinogänger noch mehr und der Film erreichte eine phantastische Zuschauerzahl von ca. 3,72 Millionen. Auch die Kritik war positiv gestimmt, denn es gab 6 Nominierungen für den deutschen Filmpreis. Am Ende blieben drei Auszeichnungen: Bester Film in Bronze, beste Nebendarstellerin Luise Heyer und als besucherstärkster Film nahm die Regisseurin Caroline Link die Auszeichnung entgegen.
Man muss die Filmemacherin, die für "Nirgendwo in Afrika" 2003 mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, sehr loben. Denn ihr Biopic macht echte Freude, weil sie die Geschichte als Familienchronik angelegt hat. So ist nicht nur der junge Hape (Julius Weckauf) der Hauptdarsteller, sondern sein ganzes Umfeld und die ganze Familie.
Julius Weckauf ist als kleiner Hape einfach eine Wucht. Das Zusammenleben in der Familie ist geprägt durch menschliche Wärme und Zusammenhalt. Der kleine Hape ist ein guter Beobachter, er belauscht die Tratsch- und Klatschgeschichten der Erwachsenen und zur großen Freude der Familie parodiert er diese Beobachtungen später im Kreise seiner Familie. Feste werden groß geschrieben. Dabei hat Hape ein gutes Verhältnis zu den Großeltern (väterlicherseits: Hedi Kriegeskotte als Oma Änne, Rudolf Kowalski als Opa Herrmann/mütterlicherseits: Ursula Werner als Oma Berta, Joachim Krol als Opa Willi) und auch zu Vater Heinz (Sönke Möhring), der oft auf Montage ist und Mutter Margret (Luise Heyer). Nicht zu vergessen sein größerer Bruder Matthes (Jan Lindner). Die Jungs haben schon sehr früh Kontakt zur Natur und zu Pferden. Leider ist Mutter Margret oft überfordert und dies führt auf lange Zeit zu einer depressiven Erkrankung. Hape bringt immer wieder seine Familie zum Lachen, auch in der Schule spielt er oft den Komiker. Das Leben bringt aber auch einige schwere Schicksalsschläge...




So ist Leben natürlich immer eine Tragikomödie. Aber hier überwiegt am Ende doch ein Gutes Gefühl, denn die Familie kann diese Schicksalsschläge immer wieder auffangen. Kamerafrau Judith Kaufmann hat idyllische Bilder eingefangen, die ein bisschen an französische Kollegen erinnern lassen. Die Geschichte - wie das Leben eben. Mal heiter, mal traurig. Mit diesem erlebten Wechselbad der Gefühle kann sich jeder Zuschauer identifizieren. "Der Junge muss an die frische Luft" wirkt enorm authentisch und nie aufgesetzt. Die kleinbürgerliche Welt des Ruhrpotts in den 70er Jahren wurde von Caroline Link perfekt eingefangen.






Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

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