Freitag, 19. Juni 2015

Cold in July

























Regie: Jim Mickle

Irgendwo in Texas...

Jim Mickle ist ein interessanter neuer Filmemacher, dessen drei bisherigen Filme alle im Horrorgenre angesiedelt waren. Es begann 2006 mit "Mulberry Street". Seine bislang beste Arbeit war das Vampir-Roadmovie "Stake Land", der in Deutschland in "Vampire Nation" umgetauft wurde.  Danach drehte er mit "We are what we are" ein US-Remake des mexanischen Kannibalenfilms "Somos lo que hay" aus dem Jahr 2010. Zwar ist seine Variante nicht ganz so gut wie das Original geworden, aber dennoch konnte sich das Ergebnis sehen lassen und ein weiterer guter Genrebeitrag ist ihm damit gelungen. Auch sein neuer Film "Cold in July" ist ein Genrefilm, auch wenn er den Horrorbereich verlassen hat. Gemeinsam haben seine Filme aber alle einen zwar vordergründig eher subtilen, aber dennoch recht starken, kritischen Bezug zur amerikanischen Heimat.  Der Film spielt im Jahr 1989 in Südtexas. Dort ist es ja immer noch üblich, dass man Einbrecher kurzerhand erschießen darf oder gar muss, wenn diese ins Haus einbrechen. Und diese Ausgangslage ist in "Cold in July" gegeben. Mitten in der Nacht wird Familienvater Richard Dane (Michael C. Hall) von seiner Frau Anne (Vanessa Shaw) geweckt, weil sie Geräusche im Haus hört. Er nimmt sein Gewehr und trifft dort auf einen Einbrecher, den er dann erschießt. Richard ist aber nicht dieser waffenliebende und schießwütige Texaner, sondern der Schuß ging eher zufällig aufgrund seiner eigenen Angst los. Durch den Glockenschlag einer Uhr, der in dem Moment zu hören war, als er den Einbrecher im Dunkel entdeckte, löste er auch den Schuß aus und die Kugel zersiebte den Eindringling, der sich dann als der stadtbekannte Kriminelle Freddy Russel herausstellt. Nur dumm, dass dessen Vater Ben (Sam Shepard) ein brutalter Koreaveteran ist und zugleich keinen Hehl daraus macht, dass er sich rächen will. Er bedroht Richards kleinen Sohn Jordan (Brogan Hall). Der Sheriff (Nick Damici) kann jedoch den Übeltäter sehr schnell fassen.  Als Richard Tage später Freddys Fahndungsfoto erblickt, ist er mehr als irritiert. Der Mann auf dem Foto ist nicht der Mann, den er in seinem Haus erschossen hat.  Er geht davon aus, dass Freddy noch lebt. Warum aber wurde der Tote als Sohn von Ben Russell ausgegeben. Die Antwort folgt sehr schnell. Er beobachtet - wieder durch einen Zufall - in der folgenden Nacht wie der Sheriff und seine Deputys den festgenommenen Schurken kaltblütig von einem Zug überrollen lassen wollen. Kurzerhand befreit Richard Ben und macht sich zusammen mit ihm und mit der Unterstützung von Bens altem Kriegskumpel und Privatdetektiv Jim Bob Luke (Don Johnson) auf die Suche nach der Wahrheit und auf die Suche nach Ben...

doch die Wahrheit ist nicht immer angenehm. So verschlägt es die drei Antihelden irgendwann in die Nähe eines florierenden Snuff-Movie-Rings und offebnaren das hässliche Gesicht der amerikanischen Südstaaten-idylle. "Cold in July" ist ein sehr düsterer Film, den man ins Genre des Neo-Noir einordnen könnte. Alles ist finster und irgendwie auch ein bissel hoffnungslos, aber Jim Mickle begleitet die Mission des Trios mit viel schwarzem Humor. Der Film basiert auf den Roman des Autors Joe R. Lansdale. Die Geschichte wirkt manchmal bizarr und legt das Augenmerk auch auf überraschende Drehungen und Wendungen. Man fühlt sich ein bisschen an Scoreseses "Kap der Angst" aber auch an Cronenbergs "A History of Violence" erinnert - so gesehen eine Geschichte über einen Familienvater, der nichts anderes zu tun hat als seine Familie vor dem Bösen zu schützen und dabei über sich selbst hinauswachsen muss. Natürlich bietet "Cold in July" nicht nur dieses total atmosphärische Südstaatenflair, sondern jede Menge Referenzen an Tarantino oder den CoenBrothers.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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