Dienstag, 23. Juni 2015

Spetters

























Regie: Paul Verhoeven

Jugendliche Fluchten....

"Spetters" aus dem Jahr 1980 war der letzte holländische Film von Paul Verhoeven, bevor er in den 80er Jahren in Hollywood eine große Karriere machen konnte. Zu seiner Zeit war seine Coming of Age Geschichte, die in der Arbeiterklasse spielt aufgrund der negativen Darstellungen von Homosexuellen, Christen, Polizisten und den Presseleuten ein echter Skandalfilm, der zu massiven Protesten führte. Das wollten dann auch damals 1.124.162 Holländer sehen, allerdings war die Gewinnauswertung dann doch eher entäuschend, zumal das Budget recht hoch war. 
Eine ganz tragische Note war der Selbstmord des jungen Schauspielers Hans van Tongeren drei Jahre nach dem Film, der in der Geschichte den jungen, talentierten Motocross Fahrer Rien spielt und am Ende
Verhoeven legte seine Geschichte recht provozierend an und spart nicht mit gewalttätigen Szenen und die Sexualität wird sehr freizügig und explizit dargestellt. Es geht dabei um die drei Freunde Rien (Hans van Tongeren), Hans (Maarten Spanjer) und Eef (Toon Agterberg). Lezterer kommt aus einem streng religiösen Elternhaus mit einem gewalttätigen Vater und motzt als Mechaniker die Motocross-Maschinen von Rien und Hans auf. Alle drei sind riesige Fans von Motcross-Idol Gerrit Wittkamp (Rutger Hauer), ein graduierter Zahnarzt und angehender Weltmeister. Das Leben der drei Jungs besteht aus Mädchen aufreissen, Alkohol, Drogen, Besuche in den Discos und gelegentlich verprügeln sie auch Schwule auf den nächtlichen Straßen. Ihr Leben gestaltet sich in Highspeed-Manier, sie träumen alle drei von der Flucht aus der Provinz. Rien hat mit der eifersüchtigen Maya (Marianne Boyer) eine feste Freundin. Eines Tages lernen die drei die junge attraktive Fientje (Renee Soutendijk) kennen, die gemeinsam mit ihrem schwulen Bruder Jaap (Peter Gärtner) eine fahrende Imbissbude betreibt. Die junge Frau ist sexuell sehr aktiv und in der Wahl ihrer Männer auch ziemlich berechnend, sie steht auf Gewinner und wenn möglich auf lukrative Partner, denn auch sie will den sozial beschränkten Alltag hinter sich lassen.
Alle drei Jungs kommen Fientje näher und zwei von Ihnen eröeben in der Folgezeit echte Wendepunkte in ihrem Leben. Rien hat einen schweren Motorradunfall. Er stürzt eine Böschung hinab und knallt mit dem Rücken auf einen Holzpfahl. Obwohl er kaum Schmerzen hat, kann er nicht mehr aufstehen. Seine Beinse geben nach wie Gummi. Diese Querschnittslähmung beendet seine hoffnungsvolle Karriere im Motocross und zwingt ihn in den Rollstuhl. Leere und Hoffnungslosigkeit macht sich breit, weder Exfreundin Maya noch die jetzige Flamme Fientje ändern daran etwas, auch nicht der Besuch in einer Pfingstgemeinde.
Eef wird im Laufe der Geschichte von mehreren Männern, darunter ist auch Fientjes Bruder, auf einer riesigen Kabeltrommel festgehalten und vergewaltigt....


 Während es für Rien keine Erlösung in der Geschichte gibt, wird somit Eef mit einer unbekannten Seite seiner Sexualität konfrontiert, die er vorher nur durch Gewalt ausleben konnte. Er war einer der vorher Strichern nachstellte, um danach deren Kunden auszurauben. Verhoeven zeigt also eine schwere, verbrecherische Form von Mißbrauch, die zum Coming out führt. Auch die Pfingstkriche kommt nicht gut weg. Sie agiert zwar weniger gewalttätig als Eefs chalvinistisch geprägter Vater, aber ihre Zusammenkünfte werden bizarr dargestellt. Die Polizei sieht schon mal von einer Verwarnung ab, wenn eine schöne Frau den Gesetzeshüter in den Wohnwagen einlädt, um das Problem auf diese Weise zu regeln. Auch die Presse reagiert unseriös, indem sie Bilder um die Heldentaten von Idol Wittkamp manipuliert, diesen als Helden zeigen soll und seinen Mitfahrer Hans als völligen Trottel.
Kameramann in "Spetters" war der deutsche Jost Vacano. Auch wenn es offensichtlich ist, dass Verhoeven auch bewusst anecken wollte - so bleibt doch einiges an dieser betont pessimistischen Geschichte über junge Menschen, die ihren Weg suchen, haften. Der Begriff "Spetters" steht einerseits für die Schlammspritzer auf den Motocross-Maschinen, zum anderen umschreibt der Begriff besonders tolle, gutaussehnde Jungs. Die Krtik hat sich zwar in all den Jahren gelegt, aber dennoch haftet an Verhoevens Film immer noch die frauen- und schwulenfeindliche Aura, seine brutalen, pornografischen wie faschistischen Züge.
Am Ende von „Spetters“ haben sich die Leben einiger Figuren des Filmes grundsätzlich verändert. Der Weg dahin ist ein sehr unterhaltsamer, der im Ton zwischen Coming of Age, purer Provokation, humorigen Passagen und beklemmenden Momenten behände hin und her tänzelt. Getragen von starken, unverbrauchten Darstellern entwirft Verhoeven ein ungeschöntes Bild des holländischen Alltags wie er ihn damals am Beginn der 80er Jahre empfunden und erfahren hat.




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.


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