Regie: Denzel Washington
Zäune...
Denzel Washington ist zweifelsohne ein sehr guter Schauspieler.
Bisher konnte er zwei Oscars gewinnen. Einmal als bester Nebendarsteller
für "Glory" und ein weiteres Mal als bester Hauptdarsteller in
"Training Day" als korrupter Drogenermittler Alonzo Harris, eine seiner
bisher besten Rollen. Er versucht es seit 2002 auch immer mal wieder als
Regisseur. Seine bisherigen Werke "Antwone Fisher" und "The Great
Dabaters" wurden von der Kritik gut aufgenommen und dieses Jahr klappte
es mit Regiearbeit Nr. 3 "Fences" auch mit den Oscar-Nominierungen.
Sicherlich hat auch die Kritik des Vorjahres dazu beigetragen, dass
wesentlich mehr dunkelhäutige Filmschaffende berücksichtigt wurden.
"Fences" heißt übersetzt "Zaun" und schaffte vier Oscar-Nominierungen:
Für den besten Film, Denzel Washington als bester Hauptdarsteller, Viola
Davis als Nebendarstellerin und August Wilson für das beste adaptierte
Drehbuch. Bei der Verleihung am am 26. Februar 2017 im Dolby Theatre in
Los Angeles durfte sich Viola Davis freuen, denn sie gewann auch den
Oscar für ihre sehr überzeugende Darstellung der Rose Maxson.
Sofort fällt auf, dass der Ursprung des Films das Theater war. Das
Theaterstück wurde 1986 von August Wilson geschrieben, der dafür auch
den Pulizer Preis gewinnen konnte. Wie viele seiner Stücke spielt
"Fences" in Pittsburgh, der Heimatstadt des bekannten
afroamerikanischen Dramatikers. Die Geschichte spielt in den später 50er
Jahre, in einer Zeit als die Bürgerrechtsbewegung noch ganz am Anfang
stand. Dennoch ist der Funke eines Neuanfangs schon langsam spürbar. Es
ist die Geschichte des Müllmannes Troy Maxson (Denzel Washington), der
hart für seine Frau Rose (Viola Davis) und seinen Sohn Cory (Jovan
Adepo) arbeitet. Ausserdem muss er sich noch um seinen Bruder Gabriel
(Myketi Williamson) sorgen, der nicht unbeschadet aus dem 2. Weltkrieg
nach Hause kam. Der Schuß eines Japaners erforderte eine Metallplatte im
Kopf, seither denkt und fühlt er wie ein kleines Kind und versucht
Höllenhunde zu verjagen.
Troys Sohn aus erster Ehe heißt Lyons (Russell Hornsby) lebt nur
für die Musik und ist meistens pleite. Immer wieder pumpt er den Vater
an, der dann stundenlange Moralpredigten hält. Auch mit dem jungen Cory
liegt er im Clinch. Cory ist ein talentierter Baseballspieler und könnte
gefördert werden, was der Vater aber immer wieder hintertreibt. Dabei
wird seine alte Wunde wieder offengelegt, denn Troy selbst war auch
talentiert und hätte ein Baseballstar werden können, doch wegen der
Hautfarbe bileb ihm die weiße Liga verwehrt. Danach saß er jahrelang im
Knast. Das Leben hat aus dem einst unterdrückten Troy einen
übergriffigen Patriarchen gemacht. Und er ist hart zu den Anderen, weil
er zumindest im eigenen Haus die Kontrolle behalten will. Seine zweite
Frau steht ihm treu zur Seite und er versucht an den freien Wochenenden
einen Zaun im Hinterhof des Hauses zu errichten. Besuch bekommt er oft
vom Arbeitskollegen und Freund Jim Bono (Stephen Henderson), der bald
bemerkt, dass Troy ein heimliches Techtelmechtel mit einer anderen Frau
hat...
"Fences" ist Teil des 10teiligen Pittsburgh Cycle von August Wilson
und hält dem Regisseur Denzel Washington auch eine große Hauptrolle
bereit. Ein Mann, der die Träume der Kinder mutwillig sabotiert und
seine Frau hintergeht. Er ist Held und Antiheld zugleich und diese
komplexe Persönlichkeit bedient nun in keinem Fall das Gut oder Böse
Schema, sondern man ist als Zuschauer hin- und hergerissen von der Figur
des Troy, der sich nicht in die schwarze Opferrolle hineinpressen
lässt. Er behandelt seine Familie wie sein Eigentum, einerseits gibt er
sich kämpferisch, aber oft agiert er überaus selbstgerecht, ja geradezu
gemein. Auf dem Höhepunkt des Films explodiert aber auch seine Frau, die
ihn 18 Jahre lang ertragen hat. "Fences" ist eine Theaterverfilmung
durch und durch, das merkt man an den begrenzten Handlungorten und auch
an den geistreichen Dialogen. Es ist aber auch ein hervorragender
Schauspielerfilm, der die Nominierungen total verdient hat.
Durch die enorme Dialoglastigkeit des Films wird "Fences" nicht
jeden Kinozuschauer begeistern. Wer aber Geduld aufbringt, der wird hier
mit einem sehr intelligenten Filmbeitrag belohnt, der ein glaubwürdiges
und vielschichtiges Bild der Schwarzen im Amerika der 50er Jahre
entwirft.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkte
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