Dienstag, 5. Dezember 2017

Frantz

























Regie: Francois Ozon

Die Nähe eines Fremden...

"Frantz" ist ein sehr ungewöhnlicher Film für Francois Ozon und erinnert leicht an Francois Truffauts Klassiker "Jules und Jim". Bei der Cesar Verleihung ging der Film neben "Elle" mit insgesamt 11 Nominierugen als großer Favorit ins Rennen. Am Ende gewann aber lediglich die Kameraarbeit von Pascal Marti den Preis. Die französisch-deutsche Koproduktion orientiert sich an dem alten Ernst Lubitsch Film "Der Mann, den sein Gewissen trieb" aus dem Jahr 1932.
Ozon hat größtenteils in schwarz-weiß gedreht, gelegentlich gibt es aber auch einige Sequenzen in Farbe und beide Varianten sehen sehr gut aus. Wahrscheinlich wirkt das schwarz-weiß für diesen Film, der im Jahr 1919 spielt, sehr intensiv. Ich bin mir aber sicher, dass "Frantz" in Farbe einen ebenso guten Eindruck hinterlassen hätte.
Trotz vieler geglückter Filme (Ein kriminelles Paar, Tropfen auf heiße Steine, Unter dem Sand, Swimmingpool oder In ihrem Haus) ist "Frantz" vielleicht sogar Ozons bisher bester Film.
Quedlinburg im Jahr 1919: Das Leben in der deutschen Kleinstadt geht nach dem Ende des 1. Weltkriegs weiter. Viele Bürger haben Opfer zu beklagen, viele junge Männer kehrten von der Front nicht mehr nach Hause. So auch der junge Frantz Hoffmeister (Anton von Lucke), der vor dem Krieg in Paris studierte und sich für die französische Lebensart besonders begeisterte. Von seinem Vater (Ernst Stötzner) wurde er aber fast dazu gedrängt als guter Patriot ins Feld der Ehre zu ziehen. Nun ist er tot - er hinterlässt einen verbitterten Vater, der sich schwere Vorwürfe macht, eine trauernde Mutter (Marie Gruber) und seine Verlobte Anna (Paula Beer), die regelmäßig das Grab auf dem Friedhof aufsucht. Eines Tages entdeckt sie frische Rosen auf dem Grab. Sie bemerkt am nächsten Tag einen jungen Mann (Pierre Niney), der dort erneut Blumen ablegt. Sie findet heraus, dass der Unbekannte ein Franzose ist, der sich im Hotel ein Zimmer genommen hat. Von der Dorfbevölkerung wird er misstrauisch bis feindselig registriert. Der Mann klingelt auch bei den Hoffmeisters und stellt sich als Adrien vor, er behauptet ein Freund des verstorbenen Frantz gewesen zu sein. Nach anfänglichem Schock über den Fremden wird er bald zum gerngesehenen Gast im Haus. Er schafft es als Fremder den toten Sohn wieder lebendig zu machen. Adrien erzählt über die gemeinsame Zeit in Paris, wie sie gemeinsam Musik gemacht haben und wie sie Museen besucht hätten. Dabei erwähnt er auch Frantz Lieblingsbild von Manet, dass im Louvre hängt. Annas Schwiegereltern finden durch den französischen Freund ein Art inneren Frieden und Anna fühlt sich sogar zu ihm irgendwie hingezogen.  Doch hat er die Wahrheit erzählt?



Tatsächlich offenbart Adrien Anna sein echtes Motiv und dies steuert "Frantz" in eine ganz andere Richtung. Es ist jedenfalls als Zuschauer ein schönes Erlebnis auf dieser Erkundung dabei zu sein. Der Regisseur hat das Thema subtil und sicher inszeniert. Es dominieren Melancholie und eine gewisse Wehmut. Wenn man sich darauf einlassen kann, dann wird man von Ozons deutsch-französischer Beziehung begeistert sein. Paula Beer und Pierre Niney spielen sehr glaubwürdig und macht die Befindlichkeiten vor 100 Jahren sehr plausibel. Die Schwierigkeiten der Annährerung und tiefergehend die Möglichkeiten des Verzeihens, die die Lüge dann nicht mehr notwendig macht. Anfänglich überaus düster, am Ende mehr als nur ein Hoffnungsschimmer.




Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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